Diana und Constantin Hildenbrand mit Betty und Quinn
Zusammen Zwillinge zu bekommen ist krasser als ein Start Up zu gründen

Ein Start Up zu gründen ist an sich ja schon eine kleine bis mittlere Herausforderung. Zeitgleich auch noch Zwillinge zu bekommen grenzt schon fast an Zauberei. Doch genau so ist es passiert, bei den beiden Berlinern Diana (37) und Constantin (38). Vor knapp fünf Jahren gründeten sie Spooning – rohen Keksteig zum Löffeln ohne Ei, ohne Backpulver und somit ohne Bauchschmerzen. In welchen Momenten die beiden dann trotzdem Bauchschmerzen hatten und wie eine Schwangerschaft zum eigenen Business führen kann, erzählte uns Diana in der kleinen, aber feinen Altbauwohnung im Berliner Prenzlauer Berg, in der sie mit den fünf jährigen Zwillingen Betty und Quinn leben.

Ihr kommt beide aus Berlin. Wie und wo habt ihr euch kennengelernt?

Lustigerweise nicht in Berlin, sondern in Australien.

Am anderen Ende der Welt? Das ist ja witzig. Wann war das?

2007. Wir haben beide an der selben Uni studiert hier in Berlin, an der FHTW und beide gleichzeitig ein Auslandssemester gemacht und dort haben wir uns dann kennengelernt. Wir haben sehr bald festgestellt, dass wir auch einen ähnlichen Freundeskreis haben, hier in Berlin.

Wie war die erste Reaktion als ihr erfahren habt, dass ihr Zwillinge bekommt?

Wir wussten nicht ob wir lachen oder weinen sollten. Wir haben uns total gefreut, aber es war auch ein ganz schöner Schock. Ich habe auch ein paar Wochen gebraucht um das zu realisieren, denn Zwillinge liegen bei uns auch gar nicht in der Familie, es kam also völlig aus dem Nichts.

Und weil Zwillinge alleine nicht reichen, habt ihr euch überlegt auch noch fast zeitgleich ein Start Up zu gründen. Wie kam das?

Eigentlich ist die Idee zu uns gekommen. Wir wollten uns schon lange selbstständig machen, gerne auch im Food Bereich und als ich schwanger war, kam uns dann die Idee zu Spooning. Ich wollte Kekse für Freunde backen und wie immer währenddessen am Teig naschen, was aber ja nicht ging, wegen der rohen Eier. Und dann kam uns die Idee rohen, essbaren Keksteig zu erfinden, den man ohne Bauchschmerzen und schlechtes Gewissen essen kann. Also haben wir angefangen rumzuexperimentieren und so richtig Gas gegeben haben wir dann in der Elternzeit. Ich habe während ich die beiden im Kinderwagen rum geschoben habe, jede Menge Podcasts gehört zum Thema Unternehmensführung und ähnlichem, bis wir den Mut gefunden haben endgültig unsere Jobs zu kündigen.

War dieser Ausgleich wichtig für dich? Neben dem Mutter sein auch noch was ganz anderes zu machen? Oder eher eine zusätzliche Belastung?

Ich fand das total gut, noch eine andere Aufgabe zu haben. 

 

Ich habe schnell gemerkt, dass Mama sein wunderschön ist, aber nur Mama sein für mich nicht reicht.

Wie ging’s dann weiter, nachdem das fertige Rezept stand?

Am Anfang haben wir unseren Teig auf Food-Märkten verkauft, bevor wir dann 2017 unseren ersten kleinen Laden eröffnet haben. Das mit den Märkten war total spannend, um ein direktes Feedback zu bekommen. Und das war dann auch gleich so super, dass wir relativ schnell beschlossen haben, einen Shop zu eröffnen und den großen Sprung zu wagen.

Wie habt ihr Job und Kinder unter einen Hut bekommen?

Das war schon ganz schön hart. Wir mussten die beiden mit einem Jahr schon jeden Sonntag zu meiner Mutter bringen, damit wir auf den Märkten stehen konnten. Das war für meine Mutter auch nicht so einfach, mit zwei so kleinen Kindern zurecht zu kommen. Aber irgendwie musste es einfach funktionieren und mittlerweile bleiben die beiden auch total gerne mal ein paar Nächte bei der Oma. Das ist für uns natürlich eine große Hilfe.

Hattet ihr Befürchtungen, wie es wird, als Paar gemeinsam ein Business aufzuziehen?

Wir haben uns vorher gar nicht so ‘nen Kopf gemacht. Das ging alles so schnell und wenn man ein mal drin steckt und so viel zu tun hat, hat man gar keine Zeit mehr darüber nachzudenken, ob das nun als Paar die richtige Entscheidung ist oder nicht.

Wir waren aber auch nach unserem Studium noch mal zusammen ein Jahr in Australien und haben dort  work&travel gemacht. Dabei sind wir auch schon das ein oder andere Mal an unsere Grenzen gekommen, weil es damals keine richtigen Jobs für uns gab und wir zusammen im Camper gewohnt haben und auf irgendwelchen Farmen gearbeitet haben. Uns ging langsam das Geld aus und unsere Beziehung wurde ganz schön auf die Probe gestellt. Aber wir sind zusammen wieder gekommen, haha! Außerdem finde ich eh das Eltern sein auch wie eine Art Job ist. Das typische „Paar-Sein“, wie man es vorher kannte gibt es ja eh nicht mehr so richtig. Kinder zu haben, vor allem wenn es gleich zwei sind, fühlt sich meist so an als würde man an einem Projekt arbeiten, bei dem man sich ständig absprechen und koordinieren muss. Von daher fand ich den Schritt mit den Zwillingen krasser als dann zusammen die Firma zu gründen.

Das typische „Paar-Sein“, wie man es vorher kannte gibt es ja eh nicht mehr so richtig.

Was ist die größte Herausforderung für euch im Alltag?

Ganz klar die Absprache. Wir sind ja beide gleich wichtig in der Firma und haben jede Menge zu tun und komme so Fragen auf wie; wer bleibt zu Hause wenn die Kinder krank sind? Wer holt sie aus der Kita und und und…

Macht ihr Pläne für die Woche?

So haben wir es bis vor Kurzem gemacht. Wir haben uns jede Woche zusammen hingesetzt und geguckt, wer hat wann welche Termine und wer holt wann die Kinder ab. Das hat aber oft zu Streit geführt, weil wir dann oft zeitgleich Termine gemacht hatten – und man dann rumdiskutiert, welcher von beiden nun wichtiger ist. Also haben wir angefangen, feste Tage zu machen, das war dann schon besser, aber halt auch nur so lange wie es rund läuft. Und der „Mental Load“ ist am Ende doch immer an mir hängen geblieben. Also habe ich vor ein paar Wochen gesagt, dass es so für mich auch nicht funktioniert und ich mich einfach um alles kümmere, was mit den Kindern zu tun hat. Denn irgendwie hab ich das eh alles gemacht und jetzt ist wenigstens offiziell und ich brauch mich nicht mehr ärgern.

Jetzt kümmere ich mich einfach um alles, was mit den Kindern zu tun hat.

Wie schafft ihr es, am Abend abzuschalten und mal nicht über Business zu sprechen?

Gar nicht..! Wir reden am Ende irgendwie doch immer übers Business.

Wie sieht ein typischer Tag bei euch aus?

Die Kinder dürfen bis um sieben schlafen, werden dann fertig gemacht und in die KITA gebracht. Anschließend treffen wir uns im Büro, wenn keine anderen Termine anstehen. Einer von uns holt die beiden dann um 16:30 Uhr wieder ab, anschließend Spielplatz und jetzt im Sommer Eis essen, dann ab nach Hause. Abendbrot, Badewanne und dann gehen sie gegen 20 Uhr ins Bett. Meistens setze ich mich dann noch mal an den Laptop, wenn nicht gerade noch Wäsche waschen oder Ähnliches ansteht. Consti kommt dann meistens gegen 22 Uhr aus dem Office. Dann hat man vielleicht noch ne halbe Stunde, bevor wir todmüde ins Bett fallen.

Ein Cookie Dough Laden im gesunden Bio-Mekka Prenzlauer Berg. Müsst ihr mit viel Kritik leben?

Klar, Kritik gibt es immer. Zucker kommt hier nicht besonders gut an, aber unser Produkt soll ja auch kein Hauptnahrungsmittel sein, sondern Soulfood, das man sich ab und an mal gönnt. Prenzlauer Berg war auch nicht unbedingt unser Wunschstandort, aber weiter weg von zu Hause, hätte nicht funktioniert mit den noch so kleinen Kindern damals.

Was ist das Schönste daran, Zwillinge zu haben?

Die beiden zusammen zu erleben. Die Bindung zwischen Zwillingen ist so was besonders, da hab ich manchmal Tränen in den Augen, wenn ich sehe wie die beiden aufeinander acht geben. Natürlich gibt es auch Streit, aber man spürt einfach, dass sie seit ihrer Geburt nicht ein Mal alleine waren. Quinn und Betty lagen ja schon zusammen im Wärmebett und wir haben sie auch immer zusammen gepuckt, damit sie die Nähe aus dem Bauch spüren konnten.

Und was ist das anstrengendste daran, Zwillinge zu haben?

Die Elternzeit war wirklich krass. Ich konnte mich ja nie wirklich mal auf ein Kind in Ruhe konzentrieren, sondern ich war immer nur am Machen und musste funktionieren. Dadurch habe ich auch eine ganze  Zeit gebraucht, eine richtige Bindung zu beiden aufzubauen, weil ich erst mal lernen musste, beide einzeln richtig kennenzulernen.

Danke Diana!

Diana Hildenbrand mit Quinn und Betty (5), Juli 2019

Fotos: Anne Freitag

Interview: Daniela Wilmer