Hannah Schlutius mit Mia, Lotta, Ida, Justus und Caspar
Für mich ist es ein absolutes Privileg

Hannah ist für mich wirklich eine der “Bilderbuch”-Mamas da draußen, sie wirkt so jung und frisch, und dennoch so routiniert, stark und in sich ruhend. Das muss man wohl auch sein, wenn man so einen Großbetrieb managt! Beim ersten Kind war Hannah erst 22 Jahre alt und sie wusste zwar immer, dass sie eine große Familie wollte, hat dann aber doch einfach alles auf sich zukommen lassen. Wie sie das tägliche Leben als Großfamilie schaukelt, was sie sich für die Zukunft wünscht und warum sich ihr Alltag nie nach “nur” Mama sein anfühlt, das erzählt sie uns im Interview!

Liebe Hannah, du bist noch ziemlich jung und hast schon fünf Kinder, wow!

Haha, jung ist relativ, oder? Manchmal fühle ich mich gar nicht jung! Bei unserer ersten Tochter Mia war ich 22. Ja, das war jung, aber für mich war es ein tolles Alter, um Mama zu werden. Wir wollten immer früh Kinder haben – und eigentlich mit 30 Jahren die Familienplanung abgeschlossen haben. Aber so ist es eben manchmal: Der beste Plan ist der, die alten Pläne zu durchkreuzen. 

Das stimmt. Wolltest du immer eine große Familie haben?

Ja. Ich bin die Älteste von drei Schwestern und wollte immer gerne mehrere Kinder haben. Nur wieviele genau, das war anfangs nicht wirklich vorstellbar. Eigentlich wollte ich immer eine gerade Zahl – und nun fühlen sich die Fünf so komplett an. Da sind wir wieder!

Es war einfach immer wieder so, dass wir gefühlt haben, in unserer Familie ist noch Platz und es gibt jemanden, der diesen Platz einnehmen möchte. Auch wollten wir keinen zu knappen und keinen zu großen Abstand zwischen den Kindern. So kam eins zum anderen. Im Nachhinein kann ich sagen: um den zweiten Geburtstag herum machen die Kinder einen großen Schritt in ihrer Entwicklung. Und für mich war das dann auch meistens der Moment, wo ich Sehnsucht nach einem weiteren Kind verspürte…

Wo kommst du überhaupt her und was ist dein Background?

Ich komme aus dem Süden Deutschlands und lebe hier in einer Kleinstadt. Nach dem Abitur habe ich eine Ausbildung im Einzelhandel abgeschlossen. Unsere erste Tochter wurde tatsächlich eine Woche nach bestandener Prüfung geboren, perfektes Timing!

Deinen Mann kennst du schon ziemlich lange, richtig? Wie ist das so: von der Jugendliebe zur Großfamilie?

Ja, wir sind seit der Schulzeit zusammen, haben dann unsere erste Tochter bekommen und kurz vor der Geburt unserer zweiten Tochter geheiratet. Dann kamen noch die drei Kleinen. Bei uns wird der Abstand von Kind zu Kind größer: Mia ist 11 Jahre, Lotta ist 9 Jahre, Ida ist gerade 7 Jahre alt geworden, Justus ist 4 Jahre und Caspar ist 15 Monate alt. Für uns ist der Abstand so perfekt. Irgendwie hat sich das alles so entwickelt, es kam ein Kind nach dem anderen. So konnten wir uns immer an die neue Familiensituation gewöhnen. Wir sind beide als Mensch und auch Familie ganz natürlich in die Situation herein gewachsen. 

Du musst dir sicher oft anhören, dass du „nur“ Mutter bist, wie reagierst du darauf?

Interessanterweise waren es anfangs vor allem meine Großeltern, die sich da Gedanken gemacht haben. Sie hatten Sorge, dass ich zu lange raus bin aus der Arbeitswelt. Jetzt mit fünf Kindern findet es meine Oma aber auch bewundernswert, wie wir alles schaffen. Mein Opa hat die Jungs leider nicht mehr kennengelernt. 
Im Großen und Ganzen muss ich es mir gar nicht so oft anhören. Ich habe mich ja ganz bewusst dafür entschieden, „nur“ Mutter zu sein, deshalb strahle ich glaube ich keine Unsicherheit in der Hinsicht aus und kann mit Kommentaren auch gut umgehen. Ich sehe es als absolutes Privileg an, die Kinder begleiten zu dürfen; ihnen die Zeit zu geben, die sie brauchen – und ich weiß ja auch, was jeden Tag leiste. Es fühlt sich nie nach „Nur“ an!

Es fühlt sich nie nach „Nur“ an!

Wie organisiert ihr euren Alltag, schaukelst du alles alleine?

Den Alltag schaukel ich alleine, mein Mann geht morgens sehr früh aus dem Haus, da schlafen die Kinder noch und und er kommt an den meisten Tagen auch erst zum Abendessen heim. Da ich gut strukturiert bin, klappt im Normalfall alles ganz gut. Tagsüber versuche ich den Großteil des Haushaltes zu erledigen, abends legen wir oft noch gemeinsam Wäsche zusammen. Es ist natürlich eine Menge Arbeit, die bei sieben Personen anfällt… Mein Mann kann theoretisch im Haushalt die meisten Aufgaben erledigen, aber den Großteil mache doch ich. Er hat auch einen eher längeren Arbeitsweg und feste Arbeitszeiten – aber wenn wir uns absprechen, kann er auch mal früher kommen und unterstützen. Und dann gibt es ja noch die Wochenenden!

Wie sieht ein normaler Tag bei euch aus, bei uns ist mit zwei Kindern schon oft so Chaos, ist das bei euch auch so?

Bei uns ist schon auch immer viel los. Aber wie gesagt, ich bin sehr strukturiert: Ich stehe morgens vor den Kindern auf, richte das Frühstück und die Brotboxen. Dann wachen die Kinder im Idealfall erst auf, denn ich liebe es, in Ruhe in den Tag zu starten. Die Großen machen sich selbst fertig und kommen frühstücken, währenddessen flechte ich ihre Zöpfe. Dann ziehen die Schulkinder auch schon los, sie laufen den Schulweg gemeinsam mit Freunden. Ich räume dann die Küche auf und mache die Betten, dann bringe ich Justus in Kindergarten. Danach mache ich den Haushalt, gehe einkaufen, koche das Mittagessen und darf dann schon Ida abholen, sie hat in der ersten Klasse noch nicht so lange Unterricht. Caspar, der Jüngste ist die ganze Zeit dabei. Justus muss ich danach abholen, Lotta und Mia kommen meist zusammen, wir essen dann zu Mittag und es werden Hausaufgaben gemacht. Die Nachmittage verbringen wir gerne draußen und mit Freunden. Dann haben die Kinder auch noch Sport, es wird bei uns nicht langweilig. Meistens läuft es, es gibt aber auch Tage, die anders als geplant sind, die versuche ich dann einfach so anzunehmen und auf die jeweilige Situation zu reagieren. 

Wann finden dein Mann und du Zeit für euch als Paar?

Gute Frage, ich glaube ja, dass jedes Paar ein unterschiedliches Bedürfnis an gemeinsamer Zeit hat. Für die einen sind gemeinsame Wochenenden wichtig oder so genannte Date-Nights; und für andere reicht es, abends gemeinsam zu essen und sich ungestört unterhalten zu können.
Unsere dritte Tochter Ida wurde vor vier Jahren schwer krank, das hat uns den Boden unter den Füßen weggezogen, unser Leben von heute auf morgen verändert.
Damals haben wir damit angefangen, nachdem die Kindern im Bett waren, gemeinsam für uns zu kochen und ohne die Kinder zu essen. Wir haben das einfach gebraucht, um zusammen zu verarbeiten. Das haben wir uns beibehalten, wir essen mindestens einmal die Woche ohne die Kinder. 

Jedes Paar hat ein unterschiedliches Bedürfnis an gemeinsamer Zeit.

Ich kann mir vorstellen, dass es bei fünf Kindern gar nicht mehr so leicht ist, auf die einzelnen Besonderheiten und Bedürfnisse der Kids einzugehen. Wie machst du das?

Ich hoffe sehr, dass sich jedes Kind gesehen fühlt! Wenn nicht, müssten wir ganz schnell was ändern. In den seltensten Fällen wollen alle zur selben Zeit was, wenn dies der Fall ist, wäge ich ab, und gehe auf die Bedürfnisse je nach Dringlichkeit ein.

Wir haben keine festen Eins-zu-Eins Zeiten mit den einzelnen Kindern, aber ich versuche, jedem Kind alleine Zeit zu geben. Das kann beim Kochen, Backen, Vorlesen, ins Bett bringen sein oder aber auch indem ich den Geschwistern sage, dass das eine Kind mich jetzt braucht. Meistens klappt das sehr gut und die Großen verstehen auch schon, wenn sie mal warten müssen.

Ich hoffe sehr, dass sich jedes Kind gesehen fühlt!

Wie würdest du deine Kinder beschreiben und gibt es auch mal Zoff?

Naja, es sind eben fünf Kinder… Jedes ist natürlich ganz anders. Und sie können unglaublich gut streiten und genauso gut miteinander spielen. Ich wünsche mir, dass das Band, das sie haben, stark genug ist, um ein Leben lang zu halten. 

Man sagt ja, die Großen sind so, die Kleinen so und die Sandwich-Kinder haben es schwer. Ist da was dran?

Aufgrund dieses Klischees der Sandwich-Kinder wollte ich nie drei Kinder, ich fand schon, dass da was dran ist…
Aber jetzt ist bei uns Ida das Sandwichkind und sie ist definitiv kein typisches Sandwichkind! Daher würde ich eigentlich sagen: bei uns trifft das Klischee nicht zu. 
Aber es stimmt schon alles ein bisschen: auch bei uns haben die Erstgeborenen sehr genaue Vorstellungen davon, was sie wollen und sie können viel Verantwortung übernehmen, wenn sie wollen.

Ich wünsche mir, dass das Band, das sie haben, stark genug ist, um ein Leben lang zu halten

Ein Thema, dass Mütter stark betrifft und das gerade in aller Munde ist, ist Altersvorsorge. Habt ihr hier eine gute Lösung gefunden?

Ich denke schon. Mein Mann und ich haben beide noch vor der Geburt unserer großen Tochter eine private Altersvorsorge abgeschlossen. Da war noch gar nicht klar, dass ich so viele Jahre „nur“ Mutter und Hausfrau sein würde. Wir hatten damals das Gefühl, uns auf die Rente alleine nicht verlassen zu können, das hat uns zu diesem Schritt bewegt. Damit fühlen wir uns jetzt ganz gut abgesichert!

Bei euch sieht es immer so schön und gemütlich aus. Wie wohnt ihr?

Vielen Dank! Das freut mich wirklich sehr. 
Wir wohnen in einem Reiheneckhaus am Stadtrand. Ich mag es total, in einer für mich schönen Umgebung zu wohnen und ich interessiere mich sehr für Interior. Ich lasse mich gerne auf Reisen, durch Bücher, bei Pinterest und Instagram inspirieren, aber ich gehe auch einfach mit offenen Augen durch die Welt. Ansonsten weiß ich ganz gut, was mir gefällt, mag aber auch immer wieder kleine Veränderungen. Die bringen meinen Mann manchmal zur Verzweiflung…

Hast du eine Idee, was du machen willst, wenn die Kinder mal irgendwann groß sind?

Ehrlich gesagt, weiß ich es nicht genau; bin aber überzeugt, dass sich was ergeben wird. Was es genau sein wird, sehe ich dann. Mein nächster Schritt ist: wenn alle Kinder im Kindergarten sind. Dann würde ich gerne noch ein Jahr zuhause bleiben, um einfach mal ein bisschen Zeit für mich zu haben. Ein Paar Stunden alleine am Vormittag, um in Ruhe den Haushalt zu machen und eben Dinge für mich…
Mein Mann glaubt da aber nicht dran, dass ich das wirklich mache. Ich kann am Ende doch nicht gut stillsitzen. Aber ich habe ja noch ein bisschen Zeit, bis es soweit ist. 

Was ist für dich das Nervigste am Kinderhaben?

Auf jeden Fall die Streitereien. Auch wenn ich weiß, dass sie dazu gehören und wichtig sind, finde ich sie anstrengend. 

Und was ist das Schönste?

Einfach das Leben mit den Kindern, sie begleiten zu dürfen, mit ihnen zu sein. Es ist einfach schön! 

Danke, Hannah!!

Hannah Schlutius mit Mia (11), Lotta (9), Ida (7), Justus (4) und Caspar (15 Monate), Oktober 2019
Fotos: Annette Kuhls
Interview: Isabel Robles Salgado

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