Fenke Gabriel-Schwan und Noa
Neue Stadt, neues Leben

Als die Produktdesignerin Fenke Gabriel‐Schwan vor drei Jahren mit ihrem Ehemann Alex nach Berlin zog, war dieser Schritt eigentlich als Neuanfang zu zweit gedacht. Die beiden hatten eben das Accessoires‐Label Gabriel&Schwan gegründet und wollten nun gemeinsam die Hauptstadt erobern. Doch mitten im Umzugsstress kam die Nachricht, dass Sohn Noa unterwegs war. Neben dem Label arbeitet Fenke mittlerweile auch noch für Das Label Reality Studio. Wie sie Kind, eigene Firma, Fulltime-­Job und Ehe zusammenhält, das erzählte sie uns im Interview.

 

Dein Mann und du, ihr habt gemeinsam an der Kunsthochschule studiert -­ wie kamt ihr dann dazu, ein gemeinsames Unternehmen zu gründen?

Wir haben uns schon immer viel ausgetauscht. Als wir dann nach Köln gezogen sind war das Label eigentlich eine Fortsetzung diverser Projekte, die wir schon während des Studiums gemacht hatten. Wir sind beide Produktdesigner, im Studium ging es viel um Accessoires, ich habe immer gerne mit Textilien gearbeitet -­ es war also logisch, was wir machen würden. Wir haben das aber vom Ansatz her eher vom Produktdesign, als Mode‐mäßig gemacht. Es gab zum Beispiel nie stur eine Kollektion pro Saison. Und finanziert haben wir das Ganze immer mit Nebenjobs. Nach der Elternzeit habe ich das Label eine Zeit lang fast alleine gemacht, weil Alex viele andere Sachen hatte. Jetzt ist es umgekehrt, ich habe einen festen Job, Alex ist frei und kann sich mehr kümmern. Mal sehen, in welche Richtung es sich entwickelt.

Wie und wann seid ihr in Berlin gelandet?

2009 sind wir nach Berlin gezogen und dachten: Oh, wir nehmen erst mal eine kleine Wohnung zu zweit. Und noch im Umzugsstress kam dann die Nachricht, dass ich schwanger bin. Das war natürlich krass: Neue Stadt, neues Leben.
Es war wirklich heftig, wir kannten ja nicht so viele Leute hier und mit Kind ist man ja dann so eingeschränkt, Freundschaften pflegen ist viel schwieriger. Das hat sich dann auch noch mal ganz neu organisiert, weil wir viele Freunde hatten, die viel ausgegangen sind. Alles ist dann eben nicht mehr so einfach!

Mittlerweile suchen wir übrigens dringend nach einer größeren Wohnung, ab drei Zimmer, am liebsten hier in Kreuzberg. Falls jemand etwas weiß?!

War Noa geplant und wie hat sich euer Zusammenleben durch ihn verändert?

Nein, es war eben überhaupt nicht geplant! Und unser Zusammenleben hat sich sehr verändert. Wir sind seit 14 Jahren zusammen, vorhin habe ich nochmal nachgerechnet und es sind echt 14 Jahre! Wir waren 19, als wir zusammengekommen sind. Vor Noa waren wir eigentlich immer den ganzen Tag zusammen, haben immer kommuniziert. Jetzt teilen wir Aufgabenbereiche, vieles musste sich neu einpendeln. Die erste Zeit hat Alex mehr gearbeitet, dann haben wir uns abgewechselt. Es kommt eben ein neuer Aufgabenbereich dazu mit Kind und das zu organisieren ist schon auch anstrengend. Am anstrengendsten ist es sogar wahrscheinlich jetzt, wo ich wieder Vollzeit arbeite. Als Frau versucht man ja, doch noch nebenbei alles zu organisieren, immer den Überblick zu behalten. Ich glaube, dass Männer da schon besser abschalten und trennen können.

Wie organisiert ihr euch mit Kind?

Wir haben einen Kita-­Platz seit Noa ein Jahr alt ist, und hatten übrigens gar keine Probleme, einen zu finden. Ansonsten teilen wir viel. Ich arbeite halt im Moment mehr, da bleibt dann natürlich Alex eher zuhause wenn er krank ist oder so.

Wie war die Schwangerschaft?

Ich hatte eigentlich eine Super-­Schwangerschaft, die ersten drei Monate hatte ich mit dieser Übelkeit zu kämpfen, den Rest fand ich reibungslos. Im siebten Monat kamen dann aber Übungswehen, und meine Frauenärztin war etwas übervorsichtig, hat mich jede Woche zum CTG geholt. Ich habe das alles als nicht so schlimm empfunden, aber die Ärztin war wie gesagt sehr vorsichtig. Eines Tages hat sie mich dann sogar ins Krankenhaus geschickt wegen Gefahr einer Frühgeburt. Für mich war das Horror. Ich wollte auf keinen Fall im Krankenhaus entbinden, sondern ins Geburtshaus. Ich war fix und alle, saß heulend da und hab Alex angerufen. Wir haben dann aber die Hebamme angerufen und die hat mich untersucht, Muttermund war zu und alles gut. Ich war überhaupt sehr sehr froh, meine Hebamme zu haben, die hat mich immer beruhigt. Die letzten Wochen sollte ich dann aber liegen, was wirklich nervig war. Ich hatte selbst nie das Gefühl, dass irgendwie Gefahr besteht, habe mich aber dran gehalten. Und im Endeffekt habe ich dann auch problemlos im Geburtshaus entbunden.

Hat sich dein Stil durch das Kind verändert?

Eigentlich nicht! Ich habe im Großen und Ganzen immer lässige Sachen bevorzugt. Nur weil etwas spielplatztauglich ist, ist es ja nicht unmodisch! Man wird natürlich älter, kleidet sich vielleicht anders. Ich habe mich sicher verändert durch das Kind und dadurch vielleicht auch der Stil, aber das passiert ja auch ohne Kind. Man wird als Mutter wirklich doch noch ein Stück selbstbewusster, man merkt, was man kann, was man alles schafft. Mir ist irgendwie noch egaler als vorher, was andere denken und sagen. Das muss man sich auch wirklich angewöhnen als Mutter.

Wie würdest du deinen Sohn beschreiben?

Offen, lustig, er hat keinerlei Scheu anderen Leuten gegenüber. Er war von Anfang an eigentlich sehr pflegeleicht, hat auch nie gefremdelt. Klar hatte er auch mal eine Schreiphase als Baby, aber es lief eigentlich immer alles ziemlich gut. Nur wurde ich in Sachen Erziehung ein bisschen desillusioniert. Vor allem in Sachen Essen. Wir sind Vegetarier und ich dachte: Wenn das ganz normal ist, dann wird der doch Gemüse mögen! Tja, Noa isst aber am liebsten Tofu-­Wurst. Ist zwar Tofu-­Wurst, aber findet er viel besser als Gemüse. Und er hat generell so seine Vorlieben. Käse und Wurst getrennt, Gemüse roh. Das kam natürlich auch viel in der Kita, weil da die Kinder sagen: Iihh, mag ich nicht und dann sagt er auch: Mag ich nicht.

Beeinflusst dich das Mutter sein auch in kreativer Hinsicht?

Man macht sich über andere Sachen Gedanken als vorher. Als Produktdesigner liegt es in der Natur des Berufes, dass man seinen Alltag untersucht und dann schaut, was man braucht und das natürlich auch noch in schön. Wir waren also oft an dem Punkt: Weißt du was es nicht gibt für Kinder? Total Klischee, wir haben oft über uns gelacht. Es sind halt jetzt auch Kinderprodukte, die uns interessieren und die man dann anfängt, schön selbst zu machen, wenn man sie nicht findet oder zu teuer findet.

Was magst du in Sachen Kindermode?

Ich kaufe vor allem nicht viel, und auch mal bei H&M oder Zara. Klar hat Noa auch ein paar besondere Sachen, aber ich finde nicht, dass er jeden Tag ein neues Outfit braucht. Ich mache auch viel selber, wenn es die Zeit erlaubt. Ich stricke gerne, und nähe auch mal was für ihn, wenn ich im Atelier bin.

Wenn ihr Quality Zeit zu zwei habt, was macht ihr dann am liebsten?

Also es ist natürlich nicht viel Zeit, das ist leider so. Wir gehen gerne essen abends, nächste Woche machen wir mal einen Wellness-­Tag im Liquidrom, da freuen wir uns schon drauf. Wir hatten Freunde mit einer kleinen Tochter, die neben uns gewohnt haben, mit denen haben wir uns oft arrangiert, das ging super. Jetzt wohnen die aber weiter weg und man will ja nicht ständig Freunde bitten, auf ihn aufzupassen. Man macht das einfach nicht gerne, wenn es nicht auf Gegenseitigkeit beruht. Deshalb sind die Zeiten zu zweit wirklich selten.

Sind weitere Kinder geplant?

Ja, doch eines sollte es schon noch sein. Also wir brauchen jetzt nicht einen Stall voll, aber eines wäre noch schön. Nur wann, das ist die Frage!

Und was ist das Nervigste am Mama sein?

Mh, fast hätte ich gesagt, das frühe Aufstehen, aber das stört mich eigentlich gar nicht so sehr. Ich bin immer früh aufgestanden. Nur hatte ich früher morgens Zeit für mich, jetzt gibt das Kind immer den Rhythmus vor. Man hat eben viel weniger Zeit so richtig für sich selbst.

Was ist das Schönste ?

Das Kind an sich! Dass man eine Person aufwachsen sieht, jemanden, der einen eigenen Charakter entwickelt. Und dass das fast von Alleine passiert. Aber auch, dass ein Kind wie ein leeres Fass ist, in das man immer reinfüllen kann. Dass er eine Persönlichkeit entwickelt und man ist ein Teil davon.

Danke für das Interview, Fenke!

Mehr über Gabriel & Schwan gibt es auf der Website!

 

Fenke Gabriel-Schwan & Noa (2), Frühjahr 2013

Interview: Isabel Robles Salgado

Fotos: Cem Günes