Shani Leidermann und Emil
Lachen in jeder Form

Mit Shani habe ich mich auf Anhieb verstanden. Es gibt so Menschen, bei denen ist einfach gleich eine Verbindung da. Shani ist offen und positiv und man merkt gar nicht wie die Zeit mit ihr vergeht. Sie wohnt mit Mann und ihrem Sohn Emil in Berlin. Sie war Musikerin, hat bei einem Berliner Start-up gearbeitet und vor gar nicht allzu langer Zeit mit Geschäftspartnerin Cynthia Barcomi das Restaurant Beba im Martin-Gropius-Bau eröffnet. Shani ist eine Macherin, sie trifft Entscheidungen und lebt diese. Wie, das erzählt sie im Interview:

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Hallo Shani! Du kommst ursprünglich aus Argentinien. Was hat Dich nach Berlin verschlagen?

Eigentlich wurde ich in Israel geboren, aber meine Eltern sind in den 1970 aus Argentinien dorthin ausgewandert. Die Eltern meiner Eltern wiederum stammen aus der Türkei, aus Marokko, aus Frankreich und aus Russland. Als ich 21 Jahre alt war, bin ich zum Studieren nach Amsterdam gezogen. Dort habe ich Valentin, meinen Mann, kennengelernt, wir haben eine Band gegründet und sind dann 2012 nach Berlin gekommen.

Meine Eltern leben jetzt in Tel Aviv und besuchen mich regelmäßig.

Es passte alles perfekt, aber Cynthia war schon die treibende Kraft – Sie hat von Anfang an an mich und mein Konzept geglaubt und hatte den Mut ihrer Intuition zu folgen und mich 100% zu unterstützen.

Vor nur ein paar Monaten hast du ein Restaurant für moderne jüdische Küche im Martin Gropius Bau in Berlin eröffnet. Glückwunsch! Wie ist die Idee zu Beba entstanden?

Ich hatte schon immer eine große Leidenschaft für Essen. Ich habe zuhause sehr viel für Freunde und Familie gekocht und während meines Tanz und Theater Studiums habe ich als Köchin in einem gehobenen Restaurant gearbeitet. Nebenbei habe ich mit einem Freund ein kleines Catering Business aufgebaut. Nachdem ich meinen Sohn Emil bekommen habe, begann ich bei Infarm zu arbeiten, einem Start-Up für vertikale Landwirtschaft, wo ich unter anderem Events veranstaltet habe und in Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Köchen Rezepte und kulinarische Konzepte entwickelt habe. Da wurde mir dann auch klar, dass als nächstem Schritt im Leben definitiv etwas aus meiner Leidenschaft fürs Essen machen sollte – ich also verließ Infarm um mein eigenes Restaurant zu eröffnen!

Die nächsten drei Monate suchte ich nach der perfekten Location, aber nichts überzeugte mich. Dann lernte ich Cynthia Barcomi bei einem Feminist Food Club Event kennen und wir haben uns sofort gut verstanden. Nach zehn Minuten hat sie mir direkt von der Möglichkeit im Gropius Bau erzählt. Noch in der selben Woche haben wir uns gemeinsam mit dem Management Team des Museums getroffen und schon zwei Wochen später luden wir sie zu einer Verkostung ein. Es passte alles perfekt, aber Cynthia war schon die treibende Kraft – Sie hat von Anfang an an mich und mein Konzept geglaubt und hatte den Mut ihrer Intuition zu folgen und mich 100%  zu unterstützen. Ich bin unheimlich dankbar dafür.

Jetzt arbeite ich im Restaurant mit Infarm und Cynthia, meine Eltern sind als Investoren involviert. Ich habe ein tolles Team im Restaurant – was nicht einfach zu finden ist und normalerweise richtig viel Zeit benötigt. Eine Sache für die ich auch unheimlich dankbar bin, ist, dass ich Anat Barak kennengelernt habe. Sie ist die Köchin im Beba und eines der größten Geschenke, das ich jemals bekommen habe! Ich habe sie durch einen Freund kennengelernt – Adi Shilon, der auch ein sehr toller Food Creative ist. Wir haben uns sofort super verstanden. Anat war von Anfang an dabei, sie hat mir mit dem Pitch bei der ersten Verköstigung geholfen. Es ist unbezahlbar jemanden Kreativen, wie sie zu haben, wenn man sein eigenes Unternehmen führt.

Ist dein Sohn Emil eigentlich zweisprachig?

Ja! Er spricht mit mir Hebräisch und mit seinem Vater Deutsch. Aber er versteht auch etwas Spanisch und Englisch. Ich sag ihm immer, dass er auch Jiddisch lernen sollte ☺. Als ich ein Kind war, bin ich ja in Israel mit argentinischen Eltern aufgewachsen, die mit mir Spanisch gesprochen haben, ich habe aber dann auf Hebräisch geantwortet. Emil ist da anders: Er spricht mit mir Hebräisch und will das auch wirklich. Mit seinem Vater spreche ich Englisch und manchmal ein bisschen Spanisch, deshalb hört der das auch viel.

Ich könnte mir vorstellen, dass es gar nicht so leicht ist, ein Restaurant zu eröffnen und einen Fünfjährigen zuhause zu haben. Wie organisierst du dir deine Woche?

Da wir von den Öffnungszeiten des Martin Gropius Baus abhängig sind, haben wir von zehn Uhr morgens bis sieben Uhr abends geöffnet. Das bedeutet, dass ich Abends und Nachts nicht dort sein muss, was sonst in der Gastro natürlich ganz anders aussieht. Dienstag ist bei uns Ruhetag. An den Wochenenden versuche ich mir ein paar Stunden frei zu schaufeln, um diese mit Emil zu verbringen. Es klappt nicht immer, aber zum Glück haben wir gute Freunde, die oft aushelfen.

Mit fünf ist Emil auch aus dem Gröbsten heraus. Das hat wahrscheinlich in der heißen Phase der Eröffnung auch geholfen, oder?

Ich glaube, dass es jetzt leichter ist, als es vor ein paar Jahren gewesen wäre. Er hat jetzt Spaß im Restaurant mit dabei zu sein, dort zu spielen oder alleine zu malen. Das wäre früher definitiv schwieriger gewesen.

Ich habe allerdings unseren Sohn bekommen, als wir noch in der Band waren und viel getourt sind. Er war ein richtiges Backstage-Baby! Er hat immer im Backstage-Bereich geschlafen. Wir haben als Emil klein war, drei Alben herausgebracht. Die Elternzeit war also eigentlich meine kreativste Zeit… Damals hatten wir dann auch einen Plattenvertrag bekommen und sind mehrere Jahre lang aufgetreten.

Er war ein richtiges Backstage-Baby!

Du hast eine wunderschöne Küche und das Design von deinem Badezimmer ist auch wirklich besonders. Waren das deine Ideen? Wo holst du dir deine Inspiration?

Ich habe Stunden auf Pinterest verbracht und über meine eigenen Designs fantasiert. Die hab ich dann mit meinem Partner, meinen Eltern und meinen Freunden diskutiert –  und umgesetzt. So etwas macht mir Spaß.

Was ist das Nervigste am Kinderhaben?

Zeitmanagement. Ich möchte gerne viel Zeit mit meinem Sohn verbringen, aber das klappt nicht immer. Ansonsten muss ich zugeben, dass ich es sehr genieße Mutter zu sein – es ist die lohnenswerteste und großartigste Aufgabe, die es gibt.

Und was ist das Schönste?

Die Umarmungen – ich bin immer noch nach Emils Duft süchtig, genau wie damals, als er noch ein Baby war. Und ich liebe es ihm kleine Dinge beizubringen, zum Beispiel neue Worte oder kleine Life-Hacks. Es macht so viel Spaß ihm dabei zuzusehen, wie er über ein neu gelerntes Wort lacht, das er lustig findet. Und Lachen in jeder Form – Emil hat einen tollen Humor, deshalb fühlt es sich oft so an, als ob wir einfach Freunde wären die zusammen Witze reißen.

Mehr Informationen zu Shanis Restaurant Beba findet ihr hier.

Shani Leidermann und Emil (5), Juni 2019.

Interview: Marie Zeisler
Fotos: Anna Sauvigny

 

ENGLISH VERSION

 

Hello Shani! You are originally from Argentina. How did you end up in Berlin?

Actually, I was born in Israel, but my parents emigrated there from Argentina in the 1970ies, and their parents immigrated there from Turkey, Morocco, France, and Russia. When I was 21 years old, I went to study dance in Amsterdam. There I met Valentin, my partner and together we started a band and came to Berlin in 2012.

My parents live in Tel Aviv now, and they come to visit me regularly.

Just a few months ago you opened a Jewish restaurant at the Martin Gropius Bau. Congratulations! How did Beba happen?

I always had a big passion for food. I cooked a lot for friends and family at home, and during my dance and theater studies; I worked as a cook in a fine dining restaurant and started a small catering business with a friend. Then after I gave birth to Emil, my son, I started working at Infarm, a vertical farming startup where among other things, I was hosting events and working with different chefs to develop recipes and culinary concepts. I then felt that the next step in life should be dedicated entirely to my passion for food – I left Infarm to open my own restaurant. For the next three months, I looked for a location, but nothing really convinced me. Then I met Cynthia Barcomi at a Feminist Food Club event, and we immediately clicked. After 10 minutes of conversation, she told me about the Gropius Bau opportunity. That same week we already went together to meet the Museum’s management team, and two weeks later, we hosted them for a tasting dinner. It was a perfect match, but Cynthia is really the one that made it all happen – she believed in me and my concept from the first moment and had the courage to go with her intuition and back me up completely. I am incredibly grateful for that…

Now at the restaurant, I work with infarm and Cynthia, and my parents are involved as investors. I have a great team at the restaurant – which is not easy to find, and it usually takes more time to build one. One thing I’m very thankful for is that I met Anat Barak. She is the chef of Beba – and one of the greatest gifts ever given to me! I met her through a friend – Adi Shilon, who is also a very talented food creative. And we also clicked right away. She was there from the start, and she helped me with the pitch when I made the first tasting dinner. It’s priceless to have somebody like her running your own business.

Is your son bilingual?

Yes! He speaks Hebrew with me, German with his father. But he also understands some Spanish and some English. I’m very proud of him. I tell him that he should speak Yiddish as well ☺. When I was a child, I grew up in Israel, and as my parents are Argentinians, they spoke Spanish to me, but I spoke back in Hebrew. Emil is different; he speaks Hebrew to me, like he really wants to speak Hebrew. With his father, I speak English, sometimes a bit of Spanish, so he hears a lot of that, too.

I imagine having just started a restaurant and having a five-year-old is not so easy to handle. How you organize your week?

Since we are dependent on the opening hours of Martin Gropius Bau, we are open from 10 till 7. That means I don’t have to stay away at night. Tuesday is a free day. And during the weekends, I try to take some hours off to be with Emil. It doesn’t always work, but luckily we have good friends around who help out.

Your son is now five years old. Do you feel like opening your own business is happening now that your son is a bit older? Or do you think it doesn’t really matter?

I think it is easier now; then when he was three years old, cause now he can enjoy hanging out at the restaurant, playing or painting on his own. It would have been more difficult before.I had our son when we were still in the band and when we toured a lot. He was a backstage Baby! He was always sleeping in the backstage area. We released three albums. The maternity leave was actually my most creative time! This was when we got signed by a label. We performed for many years.

You have a beautiful kitchen; also the design of the bathroom is lovely. Are these all your ideas? Where do you get your inspiration?

I spent hours looking at Pinterest boards and fantasizing about my own design versions. Then I discussed it with my partner, my parents, and friends – It was fun.

What’s the most challenging thing about being a mum?

Time management. I want to spend so much time with my son, but it doesn’t always work. Other than that, I must admit that I really enjoy being a mom – Its the most amazing and rewarding thing ever.

What’s the most beautiful thing about being a mom?

Hugging – I am still addicted to Emil’s smell, just like when he was a small baby. I also love teaching him small things – like new words, or little life hacks – it’s so much fun to see him laughing from a new word he discovers and finds funny. And laughing in any form – Emil has a great sense of humor so I sometimes really feel like we are friends making jokes together.

Thank you Shani!