Saskia mit Jakob und Johann
Ich will das ganze Chaos, die Sorgen, das Abenteuer und die Liebe nicht missen.

Bei Saskia merkt man sofort: Sie liebt, was sie tut. Und sie tut vieles! Als Content Creator hat sie sich auf nichts Bestimmtes spezialisiert. DIY-Projekte, Reisen, Familienalltag und ab und an sogar ein Tutorial zu iPhone- und Instagram-Hacks. Eine bunte Mischung, die wir als unheimlich inspirierend empfinden. Und dann wohnt sie auch noch so schön! In einem umgebauten Schulhaus nördlich von München, „total auf dem Land“, sagt sie selbst. Mit Hund und allem drum und dran. Dabei ist Saskia eigentlich eine Stadtpflanze, hat lange in Berlin gelebt und fühlt sich immer noch unheimlich wohl in der großen Stadt. Wie kam es denn dann zu ihrem jetzigen Lebensmodell? Hat sie uns alles erzählt!

Liebe Saskia! Erzähl mal ein bisschen von dir!

Ich bin 37 Jahre alt. Ein Münchner Kindl, das für die Liebe damals nach Berlin gezogen ist.
Vor fünf Jahren sind wir mit meinem Mann, einem Kind, einem Hund (spanischer Straßenhund mit Sprachdiskrepanzen) und schwanger von Berlin nach München gezogen. Vom bunten Hauptstadtleben im hippen Neukölln zum Leben auf dem Bauernhof, bzw. in einem alten Schulhaus von 1900. Wenn ich nicht gerade coole und bezahlbare Reisen raussuche, streiche ich Wände oder bespaße meine actionreiche Männergang. Wir reisen unheimlich gerne. Mal weit weg und lange, mal mit dem Camper übers Wochenende nach Österreich.

Was ist dein beruflicher Hintergrund?

Ich habe beim Bayerischen Rundfunk eine Ausbildung gemacht und dann Fernsehjournalismus studiert. Anschließend habe ich vier Jahre lang als Redakteurin bei Germanys Next Topmodel gearbeitet. Das war damals die vierte Staffel, ein totaler Hype, ich war immer mehrere Monate in den USA – und eigentlich nie zuhause. Dann habe ich zu „The Biggest Loser“ gewechselt, dort meinen Mann kennengelernt, wir sind nach Berlin gezogen. Dort habe ich „The Voice Kids“ gemacht. Auch heute noch arbeite ich ab und zu frei für dieses Format, das sind dann meist Home Stories und Tagesdrehs.

Das erst Kind habe ich in Berlin bekommen, das war 2015 und ich hatte nach einer Weile das Gefühl, Mama-Bloggerin sein, das ist eine gute Idee, die Langeweile und Sehnsucht nach dem Job , die ich in der Elternzeit verspürt habe, zu kompensieren.
Es lief gut – aber so bisschen nebenher. Nach der zweiten Elternzeit, da waren wir dann schon in München, habe ich noch eine Weile Teilzeit in meinem alten Job gearbeitet. Das war aber recht spaßbefreit, weil man dann im Backoffice ist und nicht mehr zu Dreharbeiten mitfährt. Ich hatte also vormittags einen Bürojob, nachmittags die Kinder – nachts habe ich Instagram gemacht.
Das war so anstrengend, wie es klingt. Und irgendwann musste ich mich entscheiden. Für uns ist es super praktisch, wenn ich zuhause arbeite, also haben mein Mann und ich zusammen beschlossen: ich probieren es mal mit Instagram hauptberuflich. Wir kommen ja beide aus der Branche und am Ende können wir Imagefilme mit unserem Know How und Equipment günstiger als viele andere produzieren. Es ist mein Account und mein Ding, wenn er aber zuhause ist, hilft er mir natürlich oft bei der Umsetzung.

Was macht dein Mann denn beruflich und wie teilt ihr euch auf?

Er ist Kameramann. Und entsprechend manchmal länger weg – dann wieder viel da. Selbstständig eben!

Da wir beide selbständig sind, zählt der früher angefragte oder besser bezahlte Job.

Einer muss immer zuhause sein. Wenn es doch mal nicht anders geht, springt die Oma ein. Wenn wir beide zuhause sind, gilt 50:50 Care- und Hausarbeit. Das klappt auch total gut.

Ihr lebt in einem alten Schulhaus. Das klingt so, so toll. Wie kam es dazu?

Es war Glück. Wir haben hier im Dorf schon vorher zur Miete gewohnt. Nach der Lockdown-Zeit stand für uns fest, dass wir eine Veränderung brauchen. Entweder ein Eigenheim, oder zurück in die City.
Ich war öfter in dem Haus, weil die Besitzerin eine Freundin aus dem Kindergarten war.

Ich dachte immer: Wow, dieses Haus ist es! Altbau, Geschichte, Landleben!

Eines Tages hieß es, „Wir wollen verkaufen!“
Ich hätte NIE damit gerechnet!
Ein halbes Jahr mussten wir zittern, ob es klappt, weil wir nicht die Lieblingsfamilie der Bank waren. Wir sind eben beide selbstständig, ich mache auch noch Instagram, das verstehen ja die Wenigsten… „Verdient man da echt Geld damit?“ Es war ein ewiges Hin und Her, Gutachten wurden erstellt, es ist ja ein altes Haus. Und dann war das auch noch alles kurz nach Corona, die Uhren tickten gefühlt noch etwas langsamer. Und die Vorbesitzer hatten es natürlich eilig, wollten verkaufen! Ich hatte die Hoffnung zwischendrin schon verloren, dachte immer, morgen kommt jemand mit viel Geld und legt die Summe einfach auf den Tisch. Dann wären wir raus gewesen. Noch beim Notar meinte mein Mann: „Ist das jetzt echt fix?“ Der Notar: „Ja, es gehört jetzt ihnen.“ Wir haben es bis zum Ende nicht glauben können.

Habt ihr viel selbst renoviert und saniert?

Unser Haus ist sehr unkonventionell. Es war ja eigentlich nie als Wohnhaus konzipiert. Daher haben wir viel Fläche aber (zu) wenig Zimmer. Wir haben unten die Schlafzimmer und oben den Wohnraum, daran gewöhnt man sich übrigens schnell. Früher war im oberen Teil unseres Hauses die Schule und im unteren Teil waren die Gemeinderäume. Später hat unten der Lehrer gewohnt. Nach vielen Jahren hat die Tochter des dann verstorbenen Lehrers einen Antrag gestellt, die Schule der Gemeinde abkaufen zu dürfen. Sie hat damals das Haus renoviert, neue Leitungen verlegt, eine neue Heizung eingebaut, usw.
Der untere Teil war also eigentlich renoviert, wir haben oben aber das Klassenzimmer in Angriff genommen. Den alten Dielenboden abgeschliffen, Wasser und Starkstrom für die Küche gelegt, eine Küche reingebaut, überall gestrichen und dann gab es noch zwei große Projekte: den Garten anlegen und das Haus nachhaltig und umweltfreundlich machen.

Dieser Garten! So schön. Macht dir das Spaß?

Ich bin da recht untalentiert, aber mache es einfach. Ich lese nicht, wie man die Hecken beschneidet, ich schnippel einfach mal drauf los. Ja, es macht Spaß – aber es ist auch unfassbar viel Arbeit. Wir haben ja auch noch einen Pool. Es ist echt viel. Ich vergebe keine Garantien, was durchkommt und was nicht. Das Einzige, was echt wunderbar klappt, ist der Wurmkompost. Da kann man nicht viel falsch machen. Manche finden das eklig. Aber ich finde es super. Die 1000 Würmer nenne ich schon fast unsere Haustiere.
Wir packen da fast unseren ganzen Bio-Müll rein. Die Würmer zersetzen das, es kommt schönster Humus dabei raus, der den Pflanzen gut tut.

Du hast ja offensichtlich ein Händchen für DIY, war das schon immer so?

Ich würde nicht unbedingt sagen, dass ich ein Händchen dafür habe. Meist habe ich eine Idee, oder setze mir was in den Kopf und dann muss das eben irgendwie verwirklicht werden. Ich bin recht chaotisch und setze Dinge oftmals einfach um, egal ob das eine gute Idee ist oder nicht (und egal, ob ich das kann…). Aber auf meinen Mann warten ist manchmal einfach keine Option, deshalb mache ich auch hier oft einfach drauf los. Geduld ist nicht gerade meine Stärke. Aber meistens wird es gut!

Du bist zweifache Jungs-Mama, ist es so chaotisch, wie viele denken?

Haha, ja. Hier ist schon echt immer viel los. Die zwei haben ordentlich Power. Motorcross, Kettcar, Bikes – Hauptsache schnell.
Die Jungs sind gerade mal 25 Monate auseinander. Das hat Vor- und Nachteile. Mir fehlt definitiv die Disziplin. Ich bin eher für den Spaß und das Bedürfnisorientierte zuständig. Wir tanzen in der Küche, rutschen auf Socken die Dielenböden entlang und ich sauge regelmäßig wichtige Dinge ein.

Ich bin die Chefin im Haus. Das wiederhole ich zumindest mantraartig, wenn ich mal wieder Reiskörner unterm Tisch einsammle.

Ihr reist gerne, was sind eure liebsten Ziele?

Das kann ich gar nicht so pauschal sagen. Jede unserer Reisen ist für mich besonders. Ich muss aber sagen, je älter die Jungs werden, desto cooler und entspannter wird das Reisen.
Lanzarote hat mich total positiv überrascht und Kapstadt war natürlich der Wahnsinn, aber auch der Aha-Moment, dass man auf den Malediven Low-Budget Urlaub machen kann. Dieses Jahr stehen auch noch einige coole Trips an. Ich habe mit Mitte 20 eine Weltreise gemacht. Damals hat mich Australien, Neuseeland und Südamerika sehr fasziniert. Aber auf der Liste stehen noch sooooo viele Orte! Ich bin durch meinen Job früher viel gereist und wollte das einfach auch für unser Familienleben beibehalten.

Reisen ist für mich Geld, das in Leidenschaft investiert wird.

Andere haben Hobbies, gehen Essen, kaufen sich Handtaschen… Ich spare und investiere in unsere Urlaube!

Was magst du an München?

Ich mag München, weil… die Oma hier ist. Wir haben zwar keine festen Zeiten, aber sie in der Nähe zu haben, ist toll. Uns ist erst letztens aufgefallen, dass wir unseren Oma-Joker fast nie für Paarzeit nutzen, immer nur zum Arbeiten. Eigentlich schade. Ich mag auch, dass die Stadt und ihr Umland eine unglaubliche Lebensqualität haben, durch die Nähe zu den Bergen, Österreich, Italien. Mittlerweile mag ich auch, dass es so überschaubar ist!

Was ich nicht mag ist, dass Wohnraum hier so teuer ist. Und oft vermisse ich auch die Berliner Möglichkeiten und die Coolness. Ich bin ein totales Stadtkind, vermisse die Stadt sehr. Letztes Jahr waren wir im Sommer in Berlin und ich dachte die ganze Zeit: „Ich verpasse mein Leben, da auf dem Land!“ Auf der anderen Seite genieße ich es so sehr, die Tür aufzumachen und alle können raus. Die Jungs, der Hund. Aber ich werde hier nicht alt. Wir bleiben hier, solange es sich gut anfühlt.

In ein paar Jahren sind wir also wahrscheinlich wieder in der Stadt.

Wie sieht ein ganz normaler Tag bei euch aus?

06:15 aufstehen, Brotboxen machen, Kids fertig machen, Kids wegbringen, mit dem Hund gehen. Der Große fährt mit dem Schulbus, den Kleinen bringe ich. Um 9 Uhr sitze ich an meinem Schreibtisch. Bearbeite Content, schreibe für den Blog, für Insta oder für Online Artikel, schneide Videos und Imagefilme, mache Orga-Kram oder muss auf einen Termin oder ein Event. Ein paar mal im Jahr übernehmen ich auch noch TV-Drehs, wie früher.

13 Uhr gehe ich dann nochmal mit dem Hund, gegen 14 Uhr hole ich die Kids. Meine Arbeitszeit ist also echt kurz, ich muss oft abends noch ran. Dass die Jungs nur so kurz betreut sind, liegt an Bayern, es gibt hier wenig Hortplätze und das Höchste der Gefühle ist 16 Uhr. Der Kleine hat auch nicht so recht Lust, länger im Kindergarten zu bleiben und irgendwie passt es ja auch so für alle.
Nachmittags stehen die Hobbies der Jungs an, außerdem Haushalt, Verabredungen, usw.
Gegen sieben gibt es Abendessen, um acht gehen die Jungs ins Bett, ich arbeite dann noch, mache was im Haushalt oder entspanne. Und um zehn liege ich auch im Bett!
Da sowohl mein Mann, als auch ich, keine geregelten Arbeitszeiten und -tage haben, sieht aber auch nicht jeder Tag gleich aus und Pläne werden oft spontan über den Haufen geworfen.

Dein Profil ist super inspirierend – woher nimmst DU die Inspiration?

Vom Leben eben! Schöne Bilder und Videos mit guten und lustigen Texten mag ich. Und in den Stories gibt es die Realität. Ich denke, das macht meinen Account aus. Kabbeln mit dem Mann, Chaos mit den Kids, Gedanken und Geschichten, wenn es mal nicht so läuft. Ich bin ja Redakteurin, habe viele Jahre in diesem Beruf gearbeitet und bin deshalb wahrscheinlich sogar ein bisschen zu verkopft auf Insta unterwegs. Ich habe super hohe (Qualitäts-) Ansprüche und muss mich oft selbst bremsen, dass es „nur“ Instagram ist. Wenn ich manchmal dann einfach random was hochlade, läuft es meist besser, als eines der Hollywood-Reels bei denen ich mich austobe, haha!

Was ist das Herausforderndste am Familie haben?

Ich jage den Hund übers Feld, suche die Kinder im Kleiderschrank und schreibe To Do‘s auf Zettel, die ich dann verliere oder nie mehr anschaue.
Prioritäten setzen, Organisiert sein, Mental Load… Und wenn man es dann auch noch schafft, an sich selbst zu denken oder gar zu arbeiten und der Beziehung Aufmerksamkeit zu schenken – klappt nie. Ciao.
Haha. Ich tröste mich oft mit „Es sind einfach ein paar harte Jahre“ und dann gibt es noch meine „Das mache ich, wenn ich in Rente bin“ Liste und das beruhigende Wissen, dass es allen Familien ähnlich geht.
Ach ja, mal eine Nacht die Kids zur Oma schicken schenkt mir meist wieder einen Balken mehr auf der Akku-Anzeige.

Und was das Schönste?

Alles. Das klingt so kitschig, aber ich will das ganze Chaos, die Sorgen, das Abenteuer und die Liebe nicht missen.
Wenn es nach mir ginge, wäre noch reichlich Liebe für den ein oder anderen Zwerg mehr da… nur Nerven nicht mehr!

Danke, Saskia!

Saskia mit Jakob (7) und Johann (5), München, Mai 2023
Interview: Isabel Robles Salgado
Fotos: Franziska Freiwald