Linda Adhiambo mit Malaika und Naemi
Ich kann es manchmal kaum fassen!

Linda nicht zu bemerken, wenn man in ihrer Nähe ist: das geht eigentlich gar nicht. Immer extravagant gekleidet, immer strahlend, immer einen flotten Spruch auf den Lippen. In Kenia geboren, in Berlin aufgewachsen, wurde sie schon früh Mutter. Geplant war das nicht, aber Linda fand sich ebenso schnell in ihre neue Rolle ein, wie sie das auch mit anderen Dingen so tut.

Die quirlige 29-Jährige arbeitet heute als Stylistin, und pflegt ihren Blog Looks Like Berlin. Mode zieht sich wie ein roter Faden durch ihr Leben, logisch dass sie das Hobby zum Beruf gemacht hat. Mittlerweile ist ein zweites Mädchen auf der Welt, die Familie teilt sich eine kleine Wohnung im Wedding und hat große Pläne für die Zukunft. Doch das soll sie uns alles selbst erzählen!

Liebe Linda, erzähl doch mal woher du kommst und ein bisschen was über deinen Werdegang!

Ich bin Linda, 29 Jahre alt und in Kenia geboren. Ich bin mit meiner Mutter damals ausgewandert und wir leben seit 18 Jahren in Berlin. Ich habe seitdem in mehreren Berziken gewohnt. Angefangen haben wir in Neukölln, danach ging’s nach Schöneberg und für eine kurze Zeit nach Charlottenburg. Seit acht Jahren bin ich in Wedding angekommen. Hier lebe ich mit meinem Verlobten und meinen zwei Mädels.

 

Deine Mutter war eine ziemlich selbstständige und kreative Frau, welchen Einfluss hatte sie auf dich?

Meine Mutter war immer mein Vorbild. Sie war alleinerziehend, und hat hart gearbeitet um mich nach Deutschland zu bringen und ein besseres Leben zu haben. Trotz all der Anstrengungen hat sie immer sehr auf sich geachtet. Ihr war ihr Aussehen sehr sehr wichtig, sie hat sich schon immer für Mode interessiert. So erzog sie mich auch. von klein auf war ich immer modern gekleidet. Irgendwann fing ich an, ihre Sachen anzuziehen und bis heute habe ich ihren Stil übernommen. Ich höre ständig von meiner Familie, dass ich ihr so ähnlich bin.

Du bist recht früh Mutter geworden für heutige Verhältnisse, war das der Plan?

Nein, das war auf jeden Fall nicht mein Plan. Ich gehörte zu den Frauen, die spät Mutter werden wollten. Ich wollte reisen, studieren, keine Verantwortung haben – aber Gott hatte andere Pläne mit meinem Leben und ich bin froh, dass ich diesen Weg gegangen bin. Ich bin unheimlich glücklich darüber, dass ich mich für das Kind entschieden habe. Und dass ich gemeinsam mit Malaika viel verreist bin, mich nebenbei beruflich weiterentwickelt habe und ich sie so gut erzogen habe. Ein Kind beendet das Leben nicht, es geht erst richtig los!

Ein Kind beendet das Leben nicht, es geht erst richtig los!

Wie hast du die erste Zeit mit Kind empfunden?

Die erste Zeit war nicht leicht. Ich bin Einzelkind und hatte nie mit Babies zu tun gehabt. Ich hatte vorher noch nie Windeln gewechselt! Ich wusste also nicht, was auf mich zukommt, war jung, naiv und hab nicht darüber nachgedacht, welche Verantwortung ein Kind mit sich bringt und wieviel ein Baby kostet. Entsprechend war der Anfang hart. Ich fühlte mich hilflos und wollte Malaika so schnell wie möglich in die Kita bringen, damit ich wieder arbeiten kann. Ich hatte das Gefühl, dass mein Leben stehen geblieben ist und sogar an mir vorbei zieht. Gott sei Dank habe ich Freunde und Familie, die mich in dieser Zeit unterstützt haben. Und dann habe ich mich doch sehr schnell in die Mutterrolle reingefunden und die Bindung zu meiner Großen ist bis heute sehr sehr stark. Wie schon gesagt: alle Bedenken waren unbegründet!

Ihr wohnt recht klein. Habt ihr vor, euch zu vergrößern?

Wir sind in Berlin sehr verwöhnt, was Wohnraum angeht! In unserer Kultur ist es normal, so klein zu wohnen. Wir haben alles, was wir in unserer kleinen Wohnung brauchen und auch nicht das Gefühl, dass wir uns gegenseitig stören. Wir fühlen uns sehr wohl hier und haben tolle Nachbarn. Die Mietpreise in Berlin sind sehr sehr hoch und da wir vorhaben auszuwandern, bleiben wir vorerst in unserer kleinen Wohnung und wollen sparen.

Wenn ihr auswandert, was sind dann eure Pläne?

Wir wollen für mindestens ein Jahr in Ghana leben und dort arbeiten. Ich wünsche mir, dass ich mit meinem Blog auswandere. Ich möchte meine Leser mit auf die Reise nehmen und ihnen ein Einblick in die Mode, das Familienleben und die Kultur in Ghana verschaffen. Mein Verlobter hat Familie dort, aber dennoch sind wir natürlich erstmal ganz auf uns gestellt.

Zurück zur Wohnung: trotz des begrenzten Raumes schaffst du es, viele hübsche Ecken zu schaffen. Wo lässt du dich inspirieren?

Oh, Dankeschön. Es ist bei so wenig Platz ein bisschen schwierig, mich zu entfalten und am liebsten würde ich sehr viel kaufen aber ich muss mir immer vor Augen halten, dass wir einfach keinen Platz haben. Meine Beste Freundin Jules Villbrandt ist meine allergrößte Inspiration. Sie hat ein Händchen für schöne Sachen und ich folge auch vielen anderen Interior-Blogs. Ich versuche trotzdem, meinem eigenen Stil treu zu bleiben. Ich mag bunte Wände, sammle weiße Vasen und liebe Pflanzen. Und ich gehe oft auf Flohmärkte, um nach Möbeln zu suchen.

Und in Sachen Kleidung, wie würdest du deinen Stil beschreiben? Wo holst du dir Inspiration, wo shoppst du gerne?

Mein Stil ist vielfältig und farbenfroh. Ich kombiniere gerne Vintage mit Casual und folge nicht jedem Trend. Ich liebe jedes Kleidungsstück aus Denim, trage sehr oft lange Röcke und Oversized Blusen, Shirts und Kleider. Ich kaufe oft in Second Hand Shops und auf Flohmärkten ein, denn ich mag es zu wissen, dass nicht jede zweite das gleiche Kleidungsstück anhat. Aber ich mag auch die schwedische Mode und kaufe sehr oft bei Stories, COS und Weekday ein. Und natürlich auch online…

Kleidest du dich anders, seit du Mutter bist?

Ja, mein Stil hat sich sehr verändert. Aber wer weiß, ob das auch ohne Kinder passiert wäre? Ich bin minimalistischer geworden und High Heels stehen nicht mehr in meinem Kleiderschrank. Ich trage sehr gerne bequeme Sachen, weil bei uns alles immer schnell gehen muss und da mein Tagesablauf sehr anstrengend ist, will ich mich in meiner Haut wohlfühlen.

Ich bin minimalistischer geworden und High Heels stehen nicht mehr in meinem Kleiderschrank.

Du lebst multi-kulti und Patchwork. Wie klappt das alles, hast du ein gutes Verhältnis zum Vater von Malaika?

Ja, ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu Malaikas Vater und seiner neue Familie. Sie haben einen Sohn zusammen und leben mittlerweile in Thailand. Malaika besucht sie ein Mal im Jahr. Die Großeltern leben aber noch in Berlin und sie besucht sie so oft es geht. Mir ist es wichtig, dass sie ihre beiden Kulturen kennenlernt und lebt. Bei uns Zuhause ist das aber kein Thema, mit dem wir uns beschäftigen. Es ist einfach wie es ist. Wir leben in Berlin und hier ist doch alles multi-kulti!

Beschreib mal Malaika!

Malaika ist ein kluges, diszipliniertes Kind. Sie ist sehr fürsorglich, hilfsbereit und ehrgeizig. Wenn sie sich was in den Kopf gesetzt hat, dann will sie es auch erreichen sonst wird sie sehr traurig. Ich muss sie oft bremsen und ihr sagen, dass man im Leben nicht alles schaffen kann, was man sich vorgenommen hat und dass das auch nicht schlimm ist. Sie tanzt sehr gerne und spielt Gitarre. Ich muss bei ihr fast aufpassen, dass sie nicht abhebt. Sie hat so viel Kraft, Kreativität und Energie in sich!

Und Naemi?

Naemi ist sehr aktiv und immer fröhlich. Sie weint sehr selten und liebt Menschen. Sie ist unheimlich offen, fremdelt nie.  Mit 10 Monate kann sie noch nicht krabbeln und sie mag es auch nicht, auf dem Fußboden zu sitzen. Sie weiß einfach schon genau, was sie will.

Inwieweit ist dein Mann involviert im Familien-Alltag, wie teilt ihr euch auf?

Mein Mann ist bei allen Entscheidungen involviert. Wir planen unsere Wochen immer gemeinsam, damit wir uns gegenseitig unterstützen können. Wir gehen zusammen einkaufen, er bringt  Malaika morgens zur Schule, während ich zum Sport gehe und abends nach der Arbeit sitzen wir immer noch ein oder zwei Stunden alleine und reden über unseren Tag. Und der Sonntag ist bei uns Familientag!

Was macht ihr am liebsten in eurer freien Zeit?

Wir gehen sehr gerne essen, spazieren oder schauen uns Filme an. Da wir beide sehr oft unterwegs sind, verbringen wir unsere freie Zeit oft zuhause mit Freunden. Wir haben ständig Besuch und ich koche sehr gerne.

Was ist das Nervigste am Mama sein?

Das Nervigste ist das Organisieren. Ich muss alles, was ich am Tag vorhabe organisieren um auch meine Arbeit und den Haushalt erledigen zu können, zu kochen, und meine Rolle als Mama und Frau zu schaffen. Außerdem kannst du so oft putzen wie du willst, nach 20 Minuten liegt immer irgendwas rum…

Und was das Schönste?

Diese bedienungslose Liebe, die du von keinem anderen erfahren wirst, die ist das Schönste. Ich liebe es zu sehen wie meine beiden aufwachsen und zu wissen, dass ich sie auf die Welt gebracht habe. Ich kann es manchmal kaum fassen, wie gesegnet ich mit meinen zwei zuckersüßen Kindern bin!

Danke, Linda!!

Linda Adhiambo mit Malaika (7) und Naemi (10 Monate), Mai 2017

Fotos: Katja Hentschel

Interview: Isabel Robles Salgado