Eva Malawska wurde in Polen geboren, und ist mittlerweile Hamburgerin mit Leib und Seele. Als Grafikdesignerin war sie schon vor der Geburt ihrer Tochter Lotta selbstständig, danach hat sie nebenbei das Start-up “Kleine Prints” aufgebaut, denn Fotobücher für Kinder – das erkannte sie als klare Marktlücke. Die sympathische Familie lebt in Winterhude, reist gerne und schaukelt den Familienalltag ziemlich erfolgreich. Wie genau, das erzählt uns Eva im Interview!
Liebe Eva, du stammst ursprünglich aus Polen, wann sind deine Eltern mit dir nach Deutschland gezogen und was waren die Stationen danach?
Meine Schwester und ich sind 1987 nach Deutschland gekommen. Unsere Eltern waren schon ein Jahr hier, wir mussten aber sehr lange auf unsere Pässe warten im damals kommunistischen Polen. In dieser Zeit haben wir bei unseren Großeltern auf deren kleinem Bauernhof gelebt. Ich bin sozusagen ein richtiges Dorfkind! Seither lebe ich fast immer in Hamburg, bis auf ein AuPair-Jahr in den USA und meinem abschließenden Studienjahr in London.
Was schätzt du an der Stadt, ist es ein guter Ort um Kinder zu haben?
Hamburg ist einfach mein Zuhause. Hier bin ich groß geworden, meine liebsten Freunde leben hier. Ich fühle mich sehr wohl und finde es super, dass meine Tochter jetzt die Stationen meiner eigenen Kindheit erleben kann. Die Stadt ist so grün und bietet viele Möglichkeiten für Unternehmungen. Elbe, Alster, Stadtpark – langweilig wird es da kaum. Nur das Wetter könnte ab und zu besser sein. Aber wir Hamburger beschweren uns nicht darüber!
Du hast dich nach der Geburt zur Gründung von „Kleine Prints“ entschieden. Wie kam es dazu?
Vor Lotta habe ich als Grafikdesignerin gearbeitet und zwar auch schon frei. Zur Selbstständigkeit hatte ich mich entschlossen, weil mich Agenturen genervt haben und ich schon immer am besten mein eigenes Ding machen konnte. Außerdem hatte ich als Angestellte bereits viele Anfragen für Logos und Webseiten – daher hatte ich nicht viel zu verlieren und habe die Chance einfach genutzt. Und niemals bereut! Die Idee zu Kleine Prints ist in Lottas erstem Lebensjahr entstanden. Sie fing an, sich für Fotos zu interessieren und Gesichter zu erkennen. Da ich auf dem europäischen Markt aber kein kindgerechtes Fotobuch finden konnte, habe ich es selbst an den Start gebracht. Als Grafikdesignerin ist mir bei der Umsetzung vieles leicht gefallen. Die Tricks des Internetbusiness habe ich während der Fahrt gelernt und tue es noch immer tagtäglich.
Was macht dein Freund und wie teilt ihr euch auf?
Er ist Marketing Director bei einer Sportmarketingagentur. In Festanstellung hat er leider nicht so wahnsinnig viel Spielraum, was die Kinderbetreuung angeht. So kümmere ich mich meist darum, das Lottakind zur Kita zu bringen und abzuholen. Beim Abendessen sind wir dann alle drei zusammen und beim Zubettbringen wechseln wir uns ab. Das ist ein Relikt aus der Babyzeit, als wir uns beim frühmorgendlichen Aufstehen abwechselnd aus dem Bett gequält haben, damit jeder mal etwas ausschlafen konnte. Diese Tradition haben wir bis heute beibehalten, vor allem am Wochenende.
Wie sieht ein typischer Tag bei euch aus?
Ich stehe meist als erste auf, wenn’s gut läuft um 6:30 Uhr. Dann gehe ich für 30-45 Min lang auf die Yogamatte und mache danach einen Kaffee. Wenn ich spät dran bin, mache ich nur Kaffee… Nils steht gegen 7:30 Uhr auf. Und Lotta meist erst um 8 Uhr. Während Nils duscht, bereite ich für uns beide Frühstück to go vor: Müsli im Weckglas mit leckeren Toppings wie in Kokosöl gebratenem Apfel. Dann dusche ich und Lotta zieht sich langsam an. Das kann bei ihr gut und gerne 30 Minuten dauern, sie sucht sich ihre Kleidung schon lange selbst aus und wir haben kaum Mitspracherecht. Wenn alles passt, gehen wir gemeinsam gegen 8:45 Uhr aus dem Haus. Wenn es nicht regnet, fahren wir alle mit dem Fahrrad. Nils zur Arbeit an der Alster und ich bringe Lotta in die Kita, pünktlich zum Frühstück dort. Danach fahre ich weiter ins Büro, was in der Nachbarschaft liegt. Hier bin ich dann fleißig und hole Lotta spätestens um 17 Uhr wieder ab, oftmals auch früher. Zwischendurch versuche ich kleinere Einkäufe zu erledigen, damit wir nach der Kita direkt etwas unternehmen können. Bei gutem Wetter Spielplatz und Co., bei schlechtem Freunde besuchen oder es uns zuhause gemütlich machen. Um 19 Uhr gibt es Abendessen und um 20 Uhr geht Lotta ins Bett. Dann genießen wir unseren wohlverdienten Feierabend, schauen Serien, lesen oder planen den nächsten Urlaub.
Ihr wirkt sehr glücklich, wann habt ihr Zeit als Paar?
Das ist für mich eine der größten Herausforderungen, die das Elternsein mit sich bringt. Zeit zu zweit ist rar geworden, gerade weil wir keine Großeltern in der Nähe haben. Früher hat meine Schwester öfter aufgepasst. Aber sie wohnt jetzt in Wien und und hat selbst Nachwuchs bekommen. Ab und zu gönnen wir uns ein freies Wochenende zu zweit, machen einen Städtetrip oder in unser Lieblings-Wellnesshotel. Lotta bleibt dann bei Freunden, die auch Kinder in ihrem Alter haben. Von solchen Auszeiten zehre ich dann unglaublich lange. Dennoch habe ich mir fest vorgenommen, jetzt eine Babysitter zu suchen, der regelmäßig 2-3 Mal im Monat kommt.
Was ist das Besondere an „Kleine Prints“?
Kleine Prints bietet hochwertige und besondere Fotobücher, die speziell für Kinderhände gemacht sind. Sie sind auf robustem Material gedruckt, damit kleine Patschehändchen sie nicht so schnell zerknicken. Wie legen viel Wert auf gutes und vor allem funktionales Design. Daher sind unsere Fotogeschenke besonders schnell und einfach zu erstellen. Schließlich haben wir Eltern ohnehin genug um die Ohren, da wollen wir uns nicht stundenlang mit der Erstellung von Fotobüchern beschäftigen.
Wie organisierst du selbst deine Kinder- und Familienfotos?
Ups. Ich muss gestehen, dass ich da selbst mega nachlässig bin. Mir fehlt im Alltag oft die Zeit dafür. Kleine Prints Fotobücher verschenke ich aber regelmässig an Lotta, damit wir ihre liebsten Kindheitserinnerungen für immer festhalten.
Und wie hältst du die Wohnung ordentlich?
Wir haben eigentlich nicht so viel rumstehen, damit man nicht so viel wegräumen muss! Außer in Lottas Zimmer natürlich, hier herrscht immer Platznot. Daher stehen hier jede Menge Kisten, wo wir abends alles reinräumen – Deckel drauf und gut ist. Lotta hilft oft auch mit. Sie hat aber schon immer gerne ihr GESAMTES Hab und Gut in Wohnzimmer und Küche ausgebreitet. Neuerdings haben wir die Regel, dass abends dann alles zurück in ihr Zimmer muss. Das klappt mal mehr, mal weniger gut. Nils und ich sind zum Glück von Natur aus ordentlich. Die anderen Zimmer sind einfach dadurch aufgeräumt, dass alles seinen Platz hat. Meistens.
Was hat dich überrascht am Muttersein?
Sehr vieles! Dass sich alles mit einem Schlag ändert. Wir müssen uns neu organisieren und anfangs bestimmt das Kind dein Leben voll und ganz. Dass Kinder so schnell eigene Persönlichkeiten sind, mit dicken Dickschädeln und kleinen, lustigen Macken. Und dass die Liebe zu deinem Kind von Tag zu Tag größer wird – das haut mich immer wieder um.
Wie würdest du deine Tochter beschreiben?
Lotta ist ein ruhiges, fröhliches, echtes Mädchen. Sie liebt Pink und will Prinzessin werden. Da komm ich nicht gegen an und finde es mittlerweile auch nicht mehr schlimm. Hauptsache das Kind ist angezogen! Das kann wie gesagt gerne mal länger dauern und in mehre “vor-dem-Spiegel-steh-Sitzungen” ausarten. Lotta ist sehr kreativ, malt und bastelt gerne und hat immer tolle Ideen. Sie kann unglaublich gut quatschen und hat teilweise Wörter drauf, bei denen ich mich wegschmeißen könnte. Ausserdem ist meine Tochter ein sehr sozialer und kuscheliger Mensch, liebt Verabredungen mit ihren Freunden und Übernachtungspartys.
Hast du etwas aus deiner eigenen Kindheit mitgenommen, was du jetzt an Lotta weitergibst?
Ja, gemeinsame Mahlzeiten haben in polnischen Familien einen besonders hohen Stellenwert. So spielt das Kochen und Essen auch bei uns eine zentrale Rolle. Lotta hilft gerne mit und hat Spaß an neuen Zutaten. Sie probiert viel, das sie nicht kennt, was ich besonders toll finde.
Ihr reist gerne mit Lotta, was empfindest du als Herausforderung am Reisen mit Kindern?
Die Ziele sind jetzt eine Herausforderung, denn sie müssen jetzt sorgsamer gewählt werden, als damals zu Paarzeiten. Wir schauen immer, dass es ein sicheres Land ist, das medizinisch auch einigermaßen entwickelt ist. Es muss aber für uns alle etwas dabei sein: Surfwellen für Nils, Strand für Lotta und bestenfalls Yoga für mich. Oft bleiben wir in Europas üblichen Verdächtigen wie Spanien oder Portugal. Trotzdem lassen wir uns nicht komplett einschränken, denn auch mit Kind sind Fernreisen möglich. So war Lotta schon mit 18 Monaten in Sri Lanka und diesen Herbst in Singapur und Bali. Das hat ganz toll geklappt, denn sie ist eine unkomplizierte Mitreisende. Und wenn wir wieder zuhause sind, erkennen wir nach jeder Reise einen enormen Selbstbewusstseinsboost bei ihr.
Was ist das Nervigste am Mama-Sein?
Die wenige Zeit zu zweit. Alles planen zu müssen, nicht mehr spontan abends ausgehen zu können. Die vielen Entscheidungen, die getroffen werden müssen: Welcher Brei, welche Winterjacke, welche Schule? Und die Mütter oder Familienmitglieder, die alles besser wissen und ungefragt kommentieren.
Und was ist das Schönste?
Dass man stärker wird, weil man alles oben genannte schaffen kann. Der Stolz, den man für jeden Pups des eigenen Kindes empfindet. Die Liebe, die immer größer wird. Das Lachen und Quatschmachen. Und dass man seine eigene Kindheit ein zweites Mal erlebt.
Danke, Eva!
Eva Malawska mit Lotta (4), September 2016
Fotos: Lina Grün
Interview: Isabel Robles Salgado