Cathérine und Ferdinand Rehder mit Madita
Aber das Beste kommt, wenn sie anfangen zu reden.

Cathérine und ihre kleine Familie leben mitten in Berlin in einer hübschen, typischen Berliner Altbauwohnung. Bei unserem Besuch hat uns ihr zweijähriges Töchterchen Madita sofort verzaubert! Aber auch Cathérines Zeichnungen, die überall in der Wohnung hängen, machen Freude. Cathérine hat Madita mitten im Studium und mit 25 Jahren bekommen. Auch wenn nicht immer alles geradlinig in ihrem Leben verläuft – wo tut es das schon! – haben wir bei Cathérine das Gefühl, es ist alles genau so, wie sie es sich wünscht. Die Illustratorin malt bunte Tierwelten, hat einen Online-Shop und genießt die Zeit mit ihrer Tochter, die noch nicht in die Kita geht, sehr. Wie das alles so klappt, erzählt Cathérine im Interview!

Liebe Cathérine! Du und dein Mann Ferdinand kennt euch schon seitdem ihr elf Jahre alt seid. Fandet ihr euch damals schon toll?

Wenn du nur mich fragen würdest, absolut. Es gibt mehrseitige Tagebucheinträge, in denen ich mir Gedanken über diesen Jungen gemacht habe. Wir haben uns meistens in der ersten Sommerferienwoche für ein paar Tage im Sommercamp gesehen und die ganzen restlichen Ferien habe ich mir ausgemalt, wie wohl der Heiratsantrag aussehen wird, den er mir mal macht. Dass der am Ende ganz ohne Kniefall und Rosen und ziemlich betrunken in einer Berliner Kneipe stattfinden wird, hätte ich mir natürlich niemals ausgemalt. Ferdi für seinen Teil, fand mich damals einfach nett.

Schon während des Abiturs habe ich meine schlechten Noten damit gerechtfertigt, dass ich sowieso etwas mit Kunst machen will.

Du bist Illustratorin und malst wunderhübsche Fantasie-Welten mit Tier-Charakteren. Wie hat sich das entwickelt?

Ich hatte nach dem Abi erstmal Jura studiert, aber dann schnell gemerkt, dass das nichts für mich ist. Dann habe ich Kommunikationsdesign angefangen und schnell den Schwerpunkt auf Illustration gesetzt. Schon während des Abiturs habe ich meine schlechten Noten damit gerechtfertigt, dass ich sowieso etwas mit Kunst machen will. Die grobe Idee stand also schon. Konkretisiert hat sie sich, als Madita zur Welt kam und ich ein Mobile für sie gebastelt habe. Da habe ich die tanzenden Hunde gemalt. Es hätten auch Kinder sein können, aber Menschen kann ich einfach nicht malen. Naja aus diesen Hunden sind dann Postkarten geworden. Die haben erstaunlich viele Menschen gekauft, das lief noch über Instagram. Und dann kam Corona und Reiseverbot, Ferdi hatte Elternzeit und wir wollten eine lange Balkanreise machen. Das wurde natürlich nichts, aber daraus entstand die Idee für den Weltenbummler-Kalender – eine virtuelle Reise. Jeden Monat ein neues Land.

Du hast dein Studium dann abgebrochen, war die Schwangerschaft auch ein Grund dafür?

Wenn ich ehrlich bin, hatte ich zu dem Zeitpunkt schon wenig Motivation mein Studium weiter zu machen. Ich wusste, welchen Weg ich einschlagen möchte und welchen Stil und hatte das Gefühl, dass ich in der Uni alles mitgenommen habe. Außerdem kamen die ersten Anfragen für Auftragsarbeiten (personalisierte Bilder fürs Kinderzimmer oder grafische Weihnachtskarten für Firmen).

Wie haben deine Eltern damals reagiert, als du das Studium abgebrochen hast?

Zuerst waren sie natürlich nicht so begeistert. Aber ich habe mir gesagt: Ich bin nicht finanziell von euch abhängig, alt genug und so oder so ist es meine Entscheidung. Und sie haben uns ja immer sehr viel Freiheiten gelassen.

Schaffst du künstlerisch mehr oder weniger seitdem deine Tochter auf der Welt ist?

Sehr viel weniger, weil ich einfach nicht mehr so viel Zeit habe. Allerdings bin ich, wenn ich dann am Schreibtisch sitze, auch viel effizienter. Mittlerweile passiert es mir kaum noch, dass ich eigentlich malen wollte und stattdessen aber aus Versehen eine ganze Staffel einer mittelmäßigen Serie durchschaue. Jetzt höre ich (meistens gute) Hörbücher oder Podcasts und zeichne dabei.

Ihr seid ja verhältnismäßig junge Eltern. Wusstet du schon immer, dass du gern „früh“ Mama werden willst?

Als ich klein war und nicht wusste, wie jung man mit 25 eigentlich noch ist, habe ich mir immer vorgestellt, dass ich dann auf jeden Fall schon ein Kind habe. Ich hatte eine Traumvorstellung von sechs Töchtern. An meinem 24. Geburtstag hat meine Mutter mir das erzählt und ich dachte: „Um Gottes Willen, auf keinen Fall.“ Ein paar Monate später war ich schwanger… und habe mich riesig drüber gefreut.

Im Dezember sind wir dann nochmal schnell in den Schwarzwald gefahren, um uns im Hinterzartner Skimuseum drei Wochen vor der Geburt trauen zu lassen.

Wie hat dein Umfeld reagiert?

Ich hatte bei manchen Leuten etwas Bammel davor, ihnen das zu erzählen. Auch weil Ferdi und ich erst seit einem halben Jahr zusammen waren, viele Freunde ihn also noch gar nicht kannten. Und ich war eben erst 24 und nicht mit dem Studium fertig. Alles keine perfekten Vorraussetzungen für ein Baby.

Aber das ist natürlich totaler Quatsch. Alle haben sich gefreut.
Ich hab damals noch in Leipzig gewohnt, Ferdi war schon in Berlin. Dann haben wir eine gemeinsame Wohnung in Moabit gefunden. Über den Sommer sind wir von Berlin nach Portugal getrampt. Ja, so richtig mit Daumen raus und Isomatte am Rucksack.Da war ich im sechsten Monat schwanger, aber wir dachten, das ist unsere letzte Chance. Mit Kindersitz trampen, wird echt zu anstrengend!

Nach der Reise stand fest, dass Ferdi einen Job in Hannover anfängt. Also haben wir unsere Rucksäcke kaum aus- und unseren kompletten Haushalt mit eingepackt und sind nach Hannover gezogen. Für mich hatte sich damit ein kleiner Traum erfüllt, weil wir dort in eine Wohnung nur fünf Minuten von meiner Schwester entfernt gezogen sind.
Im Dezember sind wir dann nochmal schnell in den Schwarzwald gefahren, um uns im Hinterzartner Skimuseum, drei Wochen vor der Geburt trauen zu lassen.

Madita ist also Hannoveranerin. Allerdings sind wir noch vor ihrem ersten Geburtstag wieder zurück nach Berlin. Ferdi fand seinen Job in Hannover schrecklich, hat dann neun Monate Elternzeit genommen und sich einen neuen Job gesucht. In Berlin sind wir dann für vier Monate in einer Wohnung zur Untermiete untergekommen und sind im letzten März dann schließlich hier eingezogen… Es liegt also eine wilde Zeit hinter uns.

Du bist das jüngste von vier Geschwistern. Willst du immer noch sechs Kinder haben?

Also sechs Kinder wären mir zuviel und vier auch, glaube ich. Aber drei finde ich schon eine sehr gute Zahl. Gar nicht mal, weil ich unbedingt so viele Kinder haben möchte. Sondern viel mehr, weil ich denke, dass man als Kind einfach gute Verbündete haben muss. Gerade, wenn die Eltern anfangen, anstrengend zu werden. Und da ist es gut, wenn man in der Überzahl ist. Aber mehr als drei stell ich mir schwierig vor, weil ich ständig Angst hätte, meinen Kindern nicht gerecht zu werden.

In eurer Altbauwohnung finden sich so viele tolle Vintage-Möbelstücke. Wo findet ihr die?

Das freut mich sehr, dass du das sagst. Die kommen wirklich aus den verschiedensten Ecken. Unser großer Tisch kommt von einem italienischen Flohmarkt, der Schrank aus einem Antiquariat in Hannover, auf dem blauen Sofa saßen früher meine Großeltern, der Schrank ist von Ebay-Kleinanzeigen und einige Dinge hat Ferdi auch selbst gebaut.

Ja, sogar diese mega süße Schrankküche in Maditas Zimmer hat er gebaut. Total super! Was macht dein Mann sonst, wenn er nicht gerade bei euch zu Hause zimmert? Wie organisiert ihr euch?

Mein Mann ist Berater und gerade im Homeoffice. Das war manchmal gar nicht so einfach, weil Madita ja noch nicht in die Kita geht. Inzwischen machen wir es so, dass Ferdi sich ab 18 Uhr um Madita kümmert und sie dann auch oft ins Bett bringt. Also meine meisten Bilder entstehen in langen Nächten. Und einen Tag am Wochenende verbringen die beiden zu zweit, während ich arbeite. Das funktioniert ganz gut, inzwischen suchen wir aber auch nach einem Kita-Platz. Weil ich gerne mehr arbeiten würde, aber auf keinen Fall weniger Zeit zu dritt haben möchte.

Eure kleine Familie zieht bald in ein Haus in Potsdam. Wie kam das?

Ja, es ist ein Mehrfamilienhaus und wir werden die beiden Wohnungen in der unteren Etage zusammen legen, das sind dann ca. 120qm. Ferdi kommt aus einem Dorf im Schwarzwald und das große Berlin ist eigentlich nicht sein Ding. Ich komme aus Potsdam und liebe diesen Ort. Trotzdem wäre ich nicht auf die Idee gekommen dorthin zu ziehen, hätte Ferdi das nicht angesprochen. Inzwischen freue mich aber wahnsinnig drauf. Das liegt zum einen daran, dass Berlin im Winter wirklich seine traurigsten Seiten auspackt, aber auch daran, dass die Wohnung dort in einem schrecklichen Zustand ist, wir also ganz viel neu machen müssen und darauf habe ich riesen Lust. Außerdem wohnen meine Eltern in Potsdam und ich finde den Gedanken so schön, dass Madita ihre Großeltern so nah hat. Meine Eltern sind echt wunderbare Großeltern, sie haben schon sieben Enkelkinder und meine älteste Schwester bekommt bald Nummer acht.

Und vielleicht liebe ich es, nachts mit diesem kleinen, warmen Ding zu kuscheln und vor dem Schlafengehen noch lange darüber zu sprechen, was Lotta aus der Krachmacherstraße wohl zum Abendbrot isst!

Was ist das Anstrengendste am Mama-Sein?

Sich rechtfertigen zu müssen. Ob vor Familienmitgliedern oder wildfremden Menschen. Man muss sich dafür rechtfertigen, dass das Kind mit im Bett schläft, dass es abends nicht sofort einschläft, sondern noch drei ganze Bücher lesen möchte, dass man immer noch stillt, dass das Kind nicht in der Kita ist. Oder dass man nicht streng genug ist, aber im Leben kommen doch noch so viele Dinge, die ihr irgendjemand verbieten wird.

Und vielleicht liebe ich es einfach, nachts mit diesem kleinen, warmen Ding zu kuscheln und vor dem Schlafengehen noch lange darüber zu sprechen, was Lotta aus der Krachmacherstrasse wohl zum Abendbrot ist! Das sollte doch alles allein die Entscheidung der Eltern sein (vorausgesetzt natürlich, sie gehen gut mit ihren Kindern um). Oder?

Was ist das Schönste am Mama-Sein?

Ich weiß nicht, ob ich das in ein paar Sätzen beantworten kann. Vermutlich ist das Schönste einfach, zu sehen, wie so ein kleines Wesen ein richtiger Mensch wird. Natürlich ist es Wahnsinn, wenn sie die ersten Schritte machen oder alleine essen können. Aber das Beste kommt, wenn sie anfangen zu reden. Ich finde Madita so lustig. Was sie so den ganzen Tag erzählt und wie sie sich ausdrückt. Neulich haben wir auf dem Spielplatz einen kleinen Jungen kennengelernt. Und auf dem Rückweg, habe ich Madita gefragt, ob sie sich vorstellen könnte, dass die beiden Freunde werden. Daraufhin hat sie gesagt: „Warum nicht? Das war doch ein richtig lustiger kleiner Kerl.“
Wir suchen zwar nach einem Kitaplatz, aber mich stört es kein bisschen, dass wir noch keinen gefunden haben. Und ich weiß, dass ich sie schrecklich vermissen werde, sobald wir einen haben.

Danke dir, Cathérine!

Cathérines Zeichnungen findet ihr in ihrem Online-Shop Café Ma. Oder auf Instagram.

Cathérine Rehder mit Madita (2 Jahre). Januar 2022.

Interview: Marie Zeisler
Fotos: Lina Grün