Victoria und Tassilo mit Nova, Dara, Vega und Cosma
Es macht einfach wahnsinnig viel Spaß mit unserem chaotischen Girl Power Team!

Bilder: Unkitschig by Sophie & Max

Heute geht’s nach Wien! Wir freuen uns ja immer, wenn wir auch über die deutschen Landesgrenzen hinaus treue LeserInnen haben… Eine davon ist Victoria. Sie kommt ursprünglich aus dem Sauerland und lebt mit Mann Tassilo und ihren vier Kindern nun bereits seit einigen Jahren im schönen Wien. Was sie dorthin verschlagen hat und wie das Leben als Großfamilie so läuft, davon berichtet sie uns hier. Und öffnet uns die Türen zu ihrer wunderschön eingerichteten Wohnung. Servas!

Liebe Victoria, du lebst mit deinem Mann und euren vier Töchtern in Wien. Deinen Instagram Account victorypug lieben wir sehr. Für alle, die dich noch nicht kennen: Stell euch doch mal bitte kurz vor!

Wir sind Tassilo & Victoria, kommen beide aus dem Sauerland, aber leben inzwischen seit 10 Jahren mit unseren vier Töchtern Nova (7), Dara (4), Vega (2) und Cosma (0) in Wien und wollen diese schöne Stadt auch eigentlich nie wieder verlassen. Zwischenzeitlich haben wir zwei Jahre in NYC gelebt und dort ist auch unsere erste Tochter zur Welt gekommen. Tassilo arbeitet von Wien aus bei in einem Berliner Tech Startup und ich statte ‚tiny feminists‘ und ‚Rabenmütter‘ via Ravenmothers.at aus.

Wow, vier Kids in so kurzem Altersabstand. Da ist sicherlich eine Menge los. Wie organisiert ihr euch?

Wir sagen scherzhaft, dass bei uns immer ‚Stadionlautstärke‘ herrscht. Es ist meistens unfassbar laut, es wird wild durcheinander geredet und man hat eigentlich immer vier Augen zu wenig. Unser Alltag ist inzwischen natürlich ziemlich strukturiert und es MUSS quasi ein Rädchen ins andere greifen – was es natürlich mit Kindern bekanntlich nie tut, haha. Wir teilen uns auf, so gut es geht, sodass z. B. einer von uns die Kindergarten Orga übernimmt, einer Baby & Schulkind usw. Wir leben wirklich ziemlich 50/50 aufgeteilt, aber die Verantwortlichkeiten wechseln täglich. Für uns funktioniert es so irgendwie am besten und ich finde es angenehm, dass sich niemand allein für Papierkram oder Playdates verantwortlich fühlen muss. Wir sind ein ziemlich gutes Team und anders würde es auch gar nicht funktionieren denke ich.

Wir leben wirklich ziemlich 50/50 aufgeteilt.

Wolltest du denn schon immer eine große Familie haben?

Unser erstes Kind haben wir mit IVF bekommen und wir waren dementsprechend unsicher, ob uns überhaupt noch ein weiteres Kind geschenkt wird. Damals haben wir gesagt „Vielleicht bleibt es bei einem Kind, vielleicht werden es fünf. Wer weiß wie das Leben so spielt“. Alle weiteren Kindern sind dann ganz natürlich entstanden und waren absolute Wunschkinder. Wir fühlten uns nach jedem weiteren Kind noch nicht komplett und es macht einfach wahnsinnig viel Spaß mit unserem chaotischen Girl Power Team. Die Charaktere sind so unterschiedlich und die Gruppendynamik wurde mit jedem Kind schöner. So anstrengend es natürlich meistens auch ist, so wunderschön empfinden wir einfach dieses Großfamilien-Gefühl. Und wenn man unsere Kinder fragt, haben sie noch jede Menge Platz für Geschwister, haha!

Wir fühlten uns nach jedem weiteren Kind noch nicht komplett.

Ihr wirkt auf jeden Fall immer wie ein super Team, du und dein Mann. Wie und wo habt ihr beide euch denn eigentlich kennengelernt?

Wir kommen beide aus der gleichen Stadt im Sauerland und sind sogar auf die gleiche Schule gegangen. So richtig kennengelernt haben wir uns aber eigentlich erst im Studium. Wir haben jahrelang gemeinsam studiert und kurz nachdem wir ein Paar wurden, sind wir für ein Auslandssemester nach NYC gegangen und haben ein halbes Jahr zusammen auf 20qm gewohnt. Für uns war dieses enge 24/7 nie ein Problem und so langweilig es vielleicht klingen mag, es ist bei uns jetzt seit 15 Jahren einfach meistens sehr harmonisch und lustig. Wir sind uns in vielen Dingen absolut ähnlich und haben schon immer viele gemeinsame Interessen. Wenn am einen Ende einer Skala ‚Gegensätze ziehen sich an‘ steht, stehen wir auf jedem Fall am anderen Ende.

Für uns war dieses enge 24/7 nie ein Problem.

Habt ihr auch typische Konfliktthemen als Paar und Eltern – und wie geht ihr damit um?

Oh ja, natürlich! Wir haben eine unterschiedliche Priorisierung von Ordnung. Ich sage bewusst ‚Priorisierung‘, weil im Grunde genommen haben wir es beide gerne ordentlich und als wir noch keine Kinder hatten, war das quasi nie ein Thema. Mit vier kleinen Kindern herrscht nun verständlicherweise ständig Chaos und ich habe inzwischen resigniert, während mein Mann noch immer gegen Windmühlen kämpft. Mich macht es dann wiederum wahnsinnig, wenn er im größten Kinder-Chaos seelenruhig die Spülmaschine ausräumt und andersrum kann er nicht verstehen, wie ich die Brösel unter dem Tisch so lange ignorieren kann. Wir sind uns dessen aber inzwischen sehr bewusst und haben gelernt, uns zu arrangieren – auch wenn wir uns in dem Punkt oft gegenseitig nicht verstehen.

Ich habe inzwischen resigniert, während mein Mann noch immer gegen Windmühlen kämpft.

Wie ist die Kinderbetreuung organisiert bei euch? Habt ihr da noch mehr Unterstützung?

Mein Mann hat jahrelang als Unternehmensberater gearbeitet und ich war ausnahmslos jede Woche mit den Kindern allein. Als ich dann mit dem dritten Kind schwanger war, haben wir uns entschlossen, ein AuPair auszuprobieren, um helfende Hände zu haben. Unser AuPair Jahr war eine super Erfahrung, wir haben alle auf engstem Raum gelebt und trotzdem hat es super gut funktioniert. Die Kinder haben es geliebt und für mich war es natürlich eine Riesen Entlastung. Mein Mann hat dann den Job gewechselt und aus ständiger Reiserei wurde 100% Home-Office. Nachdem unser AuPair Jahr vorbei war, wurde somit aus dem AuPair Zimmer sein Home Office und natürlich brauchen wir nun auch nicht mehr so viel Support. Wir haben nach wie vor eine Babysitterin ein bis zwei Nachmittage pro Woche und jemanden, der uns ein Mal pro Woche im Haushalt hilft. Natürlich sind wir in einer sehr privilegierten Situation, dass wir uns das leisten können, aber wir geben das Geld schon immer gern für Hilfe im Alltag aus. Wir sparen lieber an anderer Stelle, weil für uns die alltägliche Hilfe einfach der allergrößte Hebel für ein harmonisches Familienleben ist. Die Babysitterin soll sich dabei gar nicht immer um vier Kinder kümmern, sodass wir unsere Date-Night haben, sondern meistens ist es die größte Erleichterung, wenn einfach noch ein paar helfen Hände um einen herum sind.

Meistens ist es die größte Erleichterung, wenn einfach noch ein paar helfen Hände um einen herum sind.

Ihr habt so eine schöne Wohnung! Wie habt ihr diese Traumwohnung denn gefunden?

Unsere Wohnung ist ca. 140qm groß und wir haben sie vor einigen Jahren ganz normal über die hier gängige Immoplattform gefunden. Die Wohnung war noch bewohnt und die Bilder in der Anzeige sahen schrecklich aus. Mein Mann meinte, die Wohnung bräuchte ich mir gar nicht ansehen. Tja, „Joke’s on him“ wie man so schön sagt.
Wir empfinden die Miete als hoch, aber könnten uns Eigentum in einer von uns gewünschten Größe und Lage aktuell nicht leisten. Wir hegen beide überhaupt keinen Traum vom Stadtrand oder Eigenheim, insofern sind wir aktuell sehr glücklich, so wie es ist. Wir lieben es, alles zu Fuß oder mit dem Rad machen zu können und dass die Kinder alle ihre Freunde und Aktivitäten fußläufig im Bezirk haben.

Wir hegen beide überhaupt keinen Traum vom Stadtrand oder Eigenheim.

Wer oder was inspiriert dich?

Das wechselt ständig. Ich bin ziemlich neugierig und begeisterungsfähig für neue Dinge, sodass ich ständig irgendwelche Projekte starte und wechselnde Interessen habe. Meist folgt auf eine ausgeprägte Interior-/Kondophase, dann wieder eine lange Zeit, wo mich das Thema überhaupt nicht interessiert. Ich freue mich immer, mich in neue Themen einzuarbeiten und Neues zu lernen, sodass mich dann die unterschiedlichsten Quellen dazu inspirieren. Ich hinterfrage ständig alles und mein permanenter Drang nach Veränderung (auch wenn ich mit dem Status Quo absolut zufrieden bin), kann ganz schön anstrengend sein.

Würdest du sagen, dass Wien eine kinderfreundliche Stadt ist?

Absolut. Die Stadt ist unglaublich grün, die Spielplätze sauber und gepflegt und man kommt sehr schnell von A nach B. Aus dem Sauerland stammend, ist das Wetter natürlich auch ein Traum!! Aber neben den Themen, die Ihr in jedem Städte-Guide nachlesen könnt, finde ich auch die Infrastruktur für Kinder herausragend. Wir haben natürlich noch sehr viele Freunde in der Heimat und ich denke, wir haben dadurch einen sehr guten Vergleich. Die Themen Kinderbetreuung und Bildung haben uns hier wirklich noch nie Kopfzerbrechen bereitet und sind vergleichsweise günstig bis gratis. Auch die Gesundheitsversorgung empfinden wir als exzellent, was in anderen Ländern selbst mit PKV nicht immer der Fall ist.

Die Themen Kinderbetreuung und Bildung haben uns hier wirklich noch nie Kopfzerbrechen bereitet.

Welches sind denn deine liebsten Orte in Wien – mit und ohne Kind?

Mein liebster Ort in Wien ist der grüne Prater. So nah an der Innenstadt und doch wirkt es, als wäre man weit draußen im Grünen. Es gibt Wald, Wasser, Tiere, endlos viele tolle Spielplätze und am Ende des Tages kann man trotzdem noch schnell eine Zuckerwatte ums Eck bekommen oder mit dem Riesenrad fahren. Ohne Kinder schlendern wir am liebsten durch die wunderschönen Gassen des ersten Bezirks und genießen die tollen Restaurants & Bars.

Mein liebster Ort in Wien ist der grüne Prater.

Was ist für dich das Schönste daran, Kinder zu haben? Und was das Anstrengendste?

Seine eigene Familie wachsen zu sehen und diese unglaubliche Verbindung zu spüren, ist auf jeden Fall wunderschön. Als anstrengend empfinde ich diesen ständigen Körperkontakt und das permanente Priorisieren von 742954 verschiedenen Bedürfnissen.

Liebe Victoria, vielen Dank, dass wir bei euch zu Gast sein durften!

Victoria & Tassilo mit Nova (7), Dara (4), Vega (2) und Cosma (0)
Wien, Juni 2022
Interview: Hannah Stenke
Bilder: Unkitschig by Sophie & Max