Lara Schmidt mit Frida
Wir haben außerdem unglaublich viel Spaß!

Lara ist so eine, die muss man einfach mögen. Immer auf Zack, immer ein Lächeln auf den Lippen, einfach so eine sympathische Erscheinung. Und das Schöne: Wenn ihr in Hamburg wohnt, könnt ihr sie fast jeden Tag besuchen, sie steckt nämlich zusammen mit Henriette hinter dem supercoolen Kinderladen Little Wow in Eppendorf. In diesem Laden steckt ziemlich viel Herzblut – und das merkt man auch! Im Privatleben ist Lara alleinerziehend und lebt mit ihrer 9-jährigen Tochter in St.Pauli. Wie der Alltag zwischen Laden und Familie-sein so funktioniert, was Lara beschäftigt und wie sie so tickt, das erfahrt ihr alles im Interview. Die Fotos hat die wundervolle Fransi gemacht – und zwar sowohl im Shop, als auch in Laras bunter Wohnung!

Liebe Lara! Erzähl und doch vielleicht erst mal, wer du bist und was du so machst…

Ich wohne mit meiner 9-jährigen Tochter Frida in Hamburg St. Pauli. Vor 20 Jahren bin ich zum Studieren hergezogen und seitdem auf dem Kiez hängen geblieben. Ich liebe es, mittendrin zu sein und kann mir nichts anderes vorstellen. Hier ist mein Zuhause, Fridas Schule, meine Freunde. Und ich finde es auch toll, dass Frida hier aufwächst und es für sie normal ist, dass Menschen ganz unterschiedlich sind. Klar, gibt es in St Pauli auch Elend, aber das gehört halt dazu und ich habe das Gefühl, dass Kinder gut damit umgehen können.
Vor drei Jahren habe ich zusammen mit meiner Freundin Henriette den kids concept store “My Little wow” gegründet. Eigentlich habe ich Geisteswissenschaften studiert, während meines (langen) Studiums aber immer im Retail gearbeitet und auch immer Bock darauf gehabt. Darüber gesprochen, einen Laden zu machen, haben Henriette und ich eigentlich schon lange und irgendwann haben wir einfach gesagt: “Jetzt oder nie”. Ich hatte immer das Bedürfnis, etwas Eigenes zu machen und nicht irgendwo meine Stunden abzusitzen, bezahlter Urlaub hin oder her :-)

Wie schaukelst du denn das Alleinerziehend-sein und einen Laden?

Da Henriette mittlerweile fünf (!) Kinder hat, mache ich das Tagesgeschäft eigentlich alleine. Also Verkauf, Papierkram, Social Media, etc. Alles Konzeptionelle und den Einkauf machen wir aber zusammen und es ist gut, die “großen Entscheidungen” nicht alleine fällen zu müssen. Fridas Papa und ich teilen uns die Betreuung 50:50, daher arbeite ich an den “Papa-Tagen” Vollzeit und habe für die anderen Nachmittage eine Aushilfe. Klar, ich bin schon sehr oft im Laden, aber eigentlich klappt es total gut. Zur Not kann ich Frida ja auch immer mit in den Laden nehmen, das ist ihr aber meistens zu langweilig. In den Ferien hilft dann auch mal die Oma aus oder Frida verabredet sich. Mit neun Jahren ist das ja relativ easy.

Hattest du schon immer ein Faible für Kindersachen?

Mit Kindermode hat man ja, bevor man selbst ein Kind hat, nicht viel am Hut. Für mich hat sich damals eine ganz neue Welt eröffnet! Und dann fängt man an, in Magazinen und auf Instagram zu gucken und entdeckt einfach so viele coole Sachen. Ich war begeistert, was für tolle Brands es gibt. Jede Kollektion erzählt eine Geschichte und es steckt so viel Liebe im Detail dahinter. Da habe ich mich dann natürlich gerne ausgetobt. Ich glaube, wenn man eh schon Lust auf Fashion hat, dann interessiert man sich, sobald man Kinder hat, automatisch auch für Kindermode. Das Schöne ist, dass diese nochmal ganz anders ist, viel freier und lustiger. Ich finde, dass es wichtig ist, dass Kinder sich entfalten können und nicht alle im Einheits-Elsa-Paw-Patrol-Look rumlaufen.

Was macht Little wow denn aus?

Als wir Little wow gegründet haben, war für uns natürlich wichtig, eine richtig coole Auswahl an Kinderklamotten zu haben. Wir wollten anders sein, mutiger, verrückter, bunter. Mit all den coolen Brands, die es bisher so in Hamburg nicht gab. Aber wir wollten auch einen Ort schaffen, der kinderfreundlich ist, wo man gerne hingeht und auch mal länger bleibt, nicht nur schnell irgendetwas besorgt. Deswegen gibt es bei uns einen Spielcomputer, Lego, einen Wickeltisch und man kann bei schönem Wetter vor dem Laden sitzen und die Kinder malen mit Kreide. Unser Laden ist bunt und es gibt überall etwas zu entdecken. Wir haben Kunst von der fabelhaften Schaffenslust, und die tolle Lampe ist von Sandra Schollmeyer, beides Hamburger Künstlerinnen. Auch von der Kritzelei haben wir etwas. Ich glaube, das ist uns auch ganz gut gelungen – bis Corona uns einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Online ist super und ohne gehts nicht, aber der Laden ist schon das Herzstück und es macht ja auch Spaß, mit den Leuten in Kontakt zu kommen. Aus einigen KundInnen sind tatsächlich Freunde geworden. Besser geht’s doch nicht.
Wichtig ist uns natürlich auch, dass alles vernünftig hergestellt wird und möglichst nachhaltig ist. Klar, sind die Sachen nicht günstig und Kinder wachsen schnell raus und rocken die Sachen durch, aber billig produzierte Kleidung bedeutet nun mal unfaire Arbeitsbedingungen und Umweltverschmutzung – und das will man doch gerade bei Kinderkleidung nicht. Dann lieber weiterverkaufen, second hand shoppen oder mal ein teures Teil flicken, wenn es kaputt ist. Dazu haben wir vor Corona auch mal einen “Clothesbusters-Workshop” bei uns im Laden gemacht und das Interesse war tatsächlich groß. Es gibt da ja schon ein großes Umdenken, aber ich habe trotzdem das Gefühl, es werden noch immer Massen an Fast Fashion gekauft, die dann eben relativ schnell im Müll landet. Ein großes Thema ist für uns außerdem, dass Kindersachen für uns immer Genderneutral sind. Diese Farbzuschreibungen, pink für Mädchen und dunkelblau für Jungs, sollten eigentlich lange überholt sein. Sind sie leider nicht, aber wir versuchen unseren Teil dazu beizutragen, dass jedes Kind jede Farbe tragen darf.

Und jetzt gibt es auch „Still Wow“ – erzähl mal!

Als Nele Ende des letzten Jahres mit ihrer Idee zu uns gekommen ist, Vintage Sachen bei uns und über uns zu verkaufen, waren wir begeistert. Kinder Second Hand ist eine super Ergänzung und natürlich auch sehr nachhaltig. Darüber hinaus finde ich die Kombi aus vintage und neu immer supercool und es ergibt dadurch auch ein toller, sinnvoller Kreislauf, da Nele alle Sachen, die bei uns gekauft wurden, wieder für Still Wow ankauft, wenn gewünscht. Nele hat richtige Schätze in ihrem Sortiment, die natürlich immer schnell weg sind, aber umso mehr freut man sich, wenn man eine der coolen vintage oshkosh Hosen ergattert. Neben dem Verkauf bei Instagram gibt es still wow auch bei uns im Laden. Dass wir Little wow und Still wow zusammen bringen war am Ende eigentlich total logisch. Und es ist eine Riesen-Bereicherung Nele an Board zu haben!

Deine Wohnung ist nicht groß, aber du hast es dir sehr schön gemacht. Wie lange wohnst du da schon?

Vor drei Jahren haben Fridas Vater und ich uns getrennt, gerade zur Zeit der Ladeneröffnung – super Timing. Da unsere gemeinsame große Wohnung für keinen von uns allein finanzierbar war, mussten wir also zwei kleinere Wohnungen finden, hier im Viertel eigentlich unmöglich. Tatsächlich hat es aber geklappt und wir wohnen jetzt nur ein paar Minuten voneinander entfernt. Ich war so froh, eine kleine, bezahlbare Wohnung mit drei Zimmern gefunden zu haben, die auch noch perfekt geschnitten ist.

Was ist dir in deinem Zuhause wichtig?

Meine Wohnung ist zu 99% mit Sachen von Ebay Kleinanzeigen eingerichtet. Meine Freunde machen schon immer Scherze, wenn ich wieder mal schnell irgendwo hin muss, um eine Lampe oder so abzuholen. Ich mag es bunt und bin nicht so der Skandi-minimalistische Typ.  Dazu horte ich auch einfach viel zu viel Kram. Ich liebe die Kunst von Schaffenslust, der Haarfalt in meinem Schlafzimmer macht mir jeden Tag gute Laune! Bei mir siehts auch ständig anders aus. Wenn ich mal wieder einen Ebay-Schatz finde, muss eventuell das ganze Wohnzimmer umgestellt werden, aber das macht mir Spaß. Nur so richtig fertig wird man nie. Aber vielleicht spiegelt das auch ganz gut meine Persönlichkeit wieder. Ich bin immer etwas rastlos.

Ich mag es bunt und bin nicht so der Skandi-minimalistische Typ.

Deine Tochter ist ja schon richtig groß. Darf sie auch mitreden?

Klar, redet sie mit. Wir sind ja zu zweit und besprechen natürlich alles gemeinsam. Das klappt auch total gut. Natürlich gibt es auch Sachen, die ich vorgebe, zum Beispiel, wann es ins Bett geht während der Schulzeit, oder wieviel Netflix geglotzt wird. Aber im Großen und Ganzen ist es mir wichtig, dass wir diskutieren und ich nicht einfach über Frida bestimme, nur weil ich erwachsen bin.

Wir sind ja zu zweit und besprechen natürlich alles gemeinsam.

Kleine Kinder kleine Sorgen, große Kinder große Sorgen. Stimmt das?

Das kann ich bis jetzt noch nicht bestätigen. Ich finde es herrlich, dass meine Tochter schon so groß und selbständig ist. Wir haben viel Spaß zusammen und es ist wirklich schön, sich beim Abendessen schon richtig unterhalten zu können. Klar, kleine Kinder sind auch toll, aber ich fand die Zeit viel anstrengender. Kann sich natürlich alles noch ändern, die Pubertät kommt ja noch…

Was ist für dich die größte Herausforderung im Leben mit Kindern?

Ich glaube für mich ist die größte Herausforderung, damit klar zu kommen, dass man sein Kind nicht immer vor allem beschützen kann. Wir sind so privilegiert und leben in einem sicheren Land mit genug zu essen und einem Dach über dem Kopf. Aber man macht sich ja schon Sorgen, wie es sein wird, wenn Frida in meinem Alter ist, Stichwort Klimawandel, etc. Da fühlt man sich manchmal machtlos, man möchte doch seinen Kindern eine gute Welt hinterlassen. Aber ich habe auch Vertrauen, dass da ein ziemlich toughes Mädchen heranwächst, das ihren Weg gehen wird und dass ihre Generation Einiges rumreißen wird.

Da fühlt man sich manchmal machtlos, man möchte doch seinen Kindern eine gute Welt hinterlassen.

Und was ist das Schönste?

Ach, wenn sich so kleine Kinderarme um deinen Hals legen, das ist schon großartig. Wir haben außerdem unglaublich viel Spaß – ich liebe es, albern zu sein und das geht mit Kindern ja super. Vor allem aber erden Kinder einen. Dieser ganze Alltagskram, der Stress, den man sich macht, oft um Nichtigkeiten: Wie sehe ich aus, ist mein Leben Insta-tauglich und so. Kinder können einen da immer schnell auf den Boden der Tatschen zurückholen und einem zeigen, was wirklich wichtig ist und dass oft die ganz kleinen Sachen am allerglücklichsten machen.

Danke, Lara!

Lara Schmidt mit Frida (9), September 2021
Fotos: Fransi Freiwald / Zweisieben Fotografie
Interview: Isabel Robles Salgado

Hier könnt ihr bei Little wow einkaufen, wenn ihr nicht aus Hamburg seid (Free Shipping in ganz Deutschland!). Und hier geht es zum Instagram-Account und zu still wow.