Karline Lisk und Liara
Eine gesunde Mitte finden

Karline Lisk ist Schauspielerin, Model, DJane, Bloggerin, Ehefrau und seit drei Jahren auch leidenschaftliche Mutter. Sie selbst ist in eher unkonventionellen Verhältnissen aufgewachsen – ihre Mutter Jutta und deren Zwillingsschwester Gisela waren Ikonen der 68er-Generation und haben unter anderem lange in einer Kommune mit Rainer Langhans gelebt. Karline dagegen hat sich für ein traditionelles Familienleben entschieden. 2009 traf die Wahl-Berlinerin ihre große Liebe, Dennis Lisk, Tochter Liara wurde 2010 geboren, im Sommer 2011 haben Karline und Dennis in der Toskana geheiratet. Die kleine Familie lebt in einer Altbau-Wohnung in Berlin Mitte.

 

Was ist das Schönste am Mama-Sein?

Mama sein ist schön! Es gibt nicht diese eine Sache, die schön ist. Es sind viele Momente. Diesen kleinen wunderbaren Menschen im Leben zu haben, ist einfach Wahnsinn. Schön ist auch die riesengroße Liebe, die ist gar nicht zu vergleichen mit anderer Liebe, sie tut wirklich fast weh, so stark und riesig ist die. Man könnte permanent heulen vor Liebe. Auch als Mama und Tochter ein Team zu sein und immer mehr zusammenzuwachsen, das ist schön.

Ist Liara ein Wunschkind?

Ja, schon. Dennis und ich waren wahnsinnig verliebt – sind wir ja heute immer noch. Wir wussten sofort, dass wir eine Familie gründen und auch irgendwann heiraten wollen, also haben wir schon bald das Schicksal entscheiden lassen. Ich war damals in Los Angeles für drei Monate und nach ca. zwei Monaten kam Dennis. Wir haben Urlaub an der Westküste gemacht und irgendwo zwischen San Francisco und LA ist es dann wohl passiert. Als ich zurückkam habe ich gleich einen Test gemacht und da war ich schon schwanger.

Warst du gerne schwanger?

Ja, auf jeden Fall. Es ist am Anfang eine krasse Umstellung und die ersten drei Monate sind nervig, weil man es niemandem erzählen darf, obwohl man es so gerne teilen will. Körperlich ging es mir eigentlich gut, ich habe aber echt viel zugenommen. Während der Schwangerschaft hat mich das gar nicht so gestört, aber danach war’s ätzend. Mir war es total wichtig, wieder abzunehmen. Ich musste auch richtig kämpfen. Mit viel Disziplin, bewusster Ernährung und Sport ging es dann aber ganz gut, nach ein paar Monaten war ich fast wieder wie vorher.

Und wie war die Geburt?

Ich wollte unbedingt eine natürliche Geburt. Ich war selbst eine Hausgeburt, meine Mutter hat mich sogar alleine zu Hause auf die Welt gebracht, die Hebamme kam erst später. Dadurch habe ich ein Urvertrauen in die Hausgeburt. Alle waren dagegen und haben ihre Ängste auf mich projiziert, aber Dennis und ich haben dann auch viel gelesen und es hat sich einfach richtig angefühlt und Sinn gemacht. Für mich wäre Krankenhaus auch nicht infrage gekommen, ich hasse Krankenhäuser. Ich meine klar, wäre was mit der Kleinen gewesen … Aber so war es ja zum Glück nicht. Jeder sollte aber das machen, was für ihn am Besten ist und sich richtig anfühlt. Am Ende war es dann eine schwere und lange Geburt, aber ich würde es auf jeden Fall wieder so machen.

Wie schafft man es, eine Ehe trotz Kind und Jobs am Laufen zu halten?

Vertrauen ist wichtig, dem Partner nichts aufzudrücken, was er nicht ist, und viel akzeptieren. Schnell das Schlafzimmer wieder für sich zu haben, das ist auch wichtig! Die ersten Monate war sie bei uns im Bett, das würde ich auch wieder so machen, weil das ein gutes Grundvertrauen zur Folge hat. Irgendwann war aber genug, wir brauchten unseren Platz. Ansonsten: Dennis ist viel unterwegs, deswegen versuchen wir uns Zeit für uns zu nehmen, wenn es geht – zusammen ins Spa oder schön essen gehen. So richtig ausgehen tun wir kaum, denn auch wenn wir einen Babysitter haben, müssen wir ja morgens aufstehen. Man muss immer daran denken, dass man am nächsten Tag wieder am Start sein muss und sich keinen Kater erlauben kann. Und unsere Tochter ist ja auch so ein richtiger Frühaufsteher! Ich vermisse das Ausgehen aber nicht, ich gehe zwar gerne tanzen, aber so richtig fehlt mir das nicht. Been there, done that! Ich treffe mich oft mit meinen Mädels zum Lunch, Musik und Mode machen mir immer noch Spaß, das kann man ja auch mit dem Kind verbinden.

Kommt sie eher nach dir oder nach ihrem Vater?

Liara ist zuallererst mal wie Liara. Das fand ich auch so faszinierend am Anfang, dass die Kleinen mit so viel Charakter und Ego auf die Welt kommen. Sie ist stark, kraftvoll und weiß, was sie will und sie ist sicher auch oft mal eine kleine Prinzessin. Da weiß man natürlich nicht, was als Erstes da war, ob sie so auf die Welt gekommen ist oder ob wir sie doch zu sehr verwöhnen, keine Ahnung. Sie übernimmt aber auch oft die Clown-Rolle, das merke ich vor allem, wenn sie mit anderen zusammen ist. Ansonsten ist sie eine gesunde Mischung aus uns beiden. Auch beim Aussehen. Viele sagen zwar, sie sieht aus wie ein kleiner Dennis, aber wenn man Kinderfotos von mir sieht, dann ist da auch eine Riesen-Ähnlichkeit. Und sie hat eben diesen Blutschwamm auf der Stirn. Der kam nach etwa drei Wochen, und dann wuchs er immer mehr, ich dachte so: Hör auf zu wachsen, du bist nicht da! Bis der Arzt meinte, wir sollten ihn lasern lassen. Das war ein richtiger Eingriff mit Vollnarkose und deshalb schrecklich für mich, ich wollte so etwas noch fern von ihr halten. Wir haben uns aber trotzdem dafür entschieden, denn solche Blutschwämme können wuchern und unter Umständen auch gefährlich werden. Am Anfang waren die starken Reaktionen auf den Blutschwamm auch schwierig für mich. Viele haben komisch und entsetzt geschaut. Aber man lernt, damit umzugehen und sich nicht mehr zu ärgern. Mittlerweile sehe ich es gar nicht mehr und jetzt ist er auch schon im Rückgang. Übrigens haben 30 % der Kinder das, es ist etwas ganz Normales, was kaum jemand weiß.

Was machst du anders als deine eigene Mutter?

Meine Mama war ja alleinerziehend, das ist schon mal ein großer Unterschied. Sie kam aus der 68er Generation, Freiheit, keine Grenzen – das waren ihre Ideale. Mir ist es aber schon wichtig, meiner Tochter Grenzen zu setzten, Rituale einzubauen und sie so auch zu stärken. Ich bin oft strenger, und auch wenn es in dem Moment schwer ist und wirklich keinen Spaß macht, bin ich sicher, dass ich Liara damit mehr helfe, als wenn ich immer nur ja sagen und alles durchgehen lassen würde. Das hat mir schon auch gefehlt als Kind. Ich hatte eine wundervolle Kindheit, aber im Nachhinein fällt einem dann auf, dass Struktur nicht schlecht gewesen wäre und auch Grenzen. Das hätte mir Einiges erleichtert.

Wie ist dein Blog entstanden?

Eine Mama zu sein ist etwas ganz anderes, als keine zu sein. Gerade wenn man es gewöhnt ist, immer unterwegs zu sein und viele Leute zu treffen. Wenn dann das Telefon nicht mehr so oft klingelt, daran muss man sich erst mal gewöhnen. Irgendwann während der Schwangerschaft wurde ich von Freunden gar nicht mehr gefragt, ob ich abends zu Veranstaltungen mitkommen will. Ich meinte dann so: Hey, ich bin schwanger und nicht tot! Als die Kleine dann da war und ein halbes Jahr alt, habe ich mit einer befreundeten Mama darüber rumgespaßt, dass man jetzt nur noch mit Mamis rumhängt und nicht mehr z.B. bei Acne shoppen geht, sondern nur noch im Drogeriemarkt abhängt – irgendwo zwischen Windeln und Popocremes. Wir haben so rumgealbert, dass wir keine It-Girls mehr sind, eher Ex-It-Girls. Ich dachte dann: Eigentlich müsste ich das Ganze doch umdrehen, ich bin eben jetzt Mama aber ich bin doch auch immer noch Karline. Dann ist mir der Begriff It-Mums eingefallen, der natürlich auch mit einem Lächeln gemeint ist. Das heißt einfach, wir sind Mütter, aber wir sind trotzdem noch coole Personen und interessieren uns immer noch für einen bestimmten Lifestyle. Nicht alle Mamis sind so, aber es gibt schon einige davon. Die wollte ich vereinen und einen Blog machen. Mit einer Freundin zusammen haben wir dann irgendwann angefangen. Wir schreiben über alles Mögliche, was uns interessiert, natürlich immer mit einem Schwerpunkt auf Mami-sein.

Du bist It-Mum, aber auch Öko-Mami, wie passt das zusammen?

Ich versuche eigentlich immer, eine gesunde Mitte zu finden. Öko ist ja auch “it”. Im Herzen bin ich schon ziemlich Öko und dahinter stehe ich auch, aber ich sehe jetzt nicht so Klischee-Öko aus, deswegen überrascht das auch einige. Ein bestimmtes Bewusstsein gehört für mich dazu, Ernährung ist mir wichtig und auch bei Hausmitteln und Kosmetikartikeln achte ich darauf, aber ich will auch noch Spaß haben. Ich mache das also alles nicht krampfig. Ich bin selbst mit einem bestimmten Ernährungsbewusstsein aufgewachsen und sicher bin ich da auch ein bisschen strenger als andere Mamis. Ich achte darauf, dass ihre Ernährung ausgewogen ist, wenig Weizen und Gluten, dass sie Gemüse und Obst isst und alles frisch ist. Allerdings muss ich mit dem Gemüse meistens tricksen und mache das mit selbst gemachten Saft. Den machen wir immer zusammen und dann ist sie ganz stolz auf ihren grünen Saft und trinkt den auch gerne. Milch gibt es nur in kleinen Mengen und wenig bis kaum Süßes. Wenn, dann schaue ich nach gesünderen Alternativen wie z.B. Rohschokolade oder ich mache selber was und süße einfach mit Datteln. Das ist mir schon sehr wichtig und ich habe oft das Gefühl, das es nicht umsonst ist. Bis sie in die Kita kam, war sie kein einziges Mal krank, jetzt selten, und bedeutend weniger als andere Kinder. Da fühlt man sich schon bestätigt!

Ich setze mich mit all diesen Themen aber auch viel auseinander und weiß z.B. wie viele Pestizide in dem konventionellen Obst und Gemüse sind oder was für Chemie in herkömmlicher Kosmetika drin ist. Da ist es dann schwer, das zu ignorieren. Oder auch warum Öko-Windeln einfach nicht nur besser für die Umwelt, sondern auch für das Kind sind. Manchmal wünsche ich mir, dass mehr Leute in diese Richtung denken würden.

Gibst du viel Geld für ihre Kleidung aus?

Leider ja. Meine Mutter und meine Tante, ihre beiden Omas, die kaufen aber auch viel, deshalb spare ich sicher, aber ich gebe wahrscheinlich inzwischen mehr für ihre Kleidung aus, als für meine. Es ist auch nicht mehr so: Oooh, das muss ich unbedingt haben, sondern eher: Das muss sie unbedingt haben! Hahaha! Meine absolute Lieblingsmarke ist Bonpoint, die machen die schönsten Sachen. Sonst mag ich aber auch z.B. Gold, imps&elfs, Finger in the Nose, Bobo choses, merveilles, Mini Rodini und auch Stella McCartney für Kids sehr gerne. Missoni hat auch eine tolle Kinderkollektion, aber das ist einfach zu teuer, Stella McCartney ist dagegen noch bezahlbar.

Hat sich dein eigener Stil durch das Kind verändert?

Na, in der Schwangerschaft auf jeden Fall. Davor habe ich meistens hochgeschnittene, enge Hosen und Röcke getragen, das ging dann natürlich nicht mehr. Es war am Anfang echt eine Herausforderung, weil es so gut wie keine schöne Mode für Schwangere gibt. Man muss kreativ sein. Ich habe oft Sachen von Dennis angezogen und natürlich ganz viel Leggings. Als ich endlich nicht mehr musste, konnte ich auch eineinhalb Jahre lang keine Leggings mehr sehen! Wenn das Kind dann da ist und man auch wieder schlank ist, normalisiert sich dann alles langsam wieder. Ich denke aber, dass ich die ersten zwei Jahre schon ein bisschen darauf geachtet habe, dass ich jetzt nicht meine besten Sachen anziehe, weil das Kind sich ja auch mal auf einem übergibt oder die Hände an einem abputzt. Aber wie gesagt, das normalisiert sich alles wieder.

Was das Nervigste am Mama-Sein?

Ich finde nervig irgendwie das falsche Wort. Ich habe auch immer versucht das Wort „anstrengend“ zu vermeiden und lieber „herausfordernd“ benutzt. Aber ok, manchmal um halb sechs aufstehen zu müssen – das ist echt nervig!

 Vielen Dank für das Interview, Karline!

 

 

Karline Lisk und Liara (2), Herbst 2012

Interview: Isabel Robles Salgado

Fotos: Julia Nitzschke