Claudius und Maike mit Lovis, Zora und Tjelle
Ein bisschen so wie in Bullerbü, aber eben in Berlin

Es gibt dieses Sprichwort “Es braucht ein ganzes Dorf, um ein Kind groß zu ziehen” – und obwohl wir dem wohl alle zustimmen, gelingt es nur wenigen heutzutage, die Kids in einem großen Gefüge aufwachsen zu lassen. Nicht so bei Claudius und Maike! Sie leben mit drei Kindern und zwei kinderlosen Mitbewohnern in einem wunderschönen Haus mit riesigem Garten, Oma und Opa sind auch gleich um die Ecke, das Ganze sieht aus wie ein unbeschwerter Hippie-Traum und wir waren sofort richtig verliebt in diese lebenslustige, große Familie. Claudius wagt seit zwei Jahren den mutigen Traum des Künstlerlebens, Maike ist Ergotherapeutin – beide sind noch dabei, sich beruflich zu finden. Privat haben sie dagegen die Erfüllung schon gefunden. Aber lest selbst!

Ihr kommt beide aus Berlin, oder? Wo habt ihr euch kennengelernt?

Kennengelernt haben wir uns in einem Berliner Klassenzimmer in der siebten Klasse. Also da hat’s nicht gleich gefunkt, es sind dann noch mal ein paar Jahre ins Land gezogen. Aber wir sind jetzt schon 14 Jahre zusammen und irgendwie lernt man sich die ganze Zeit immer wieder neu kennen. Schließlich ist das ganze Leben ein einziges work-in-progress Projekt. Zudem sind wir beide Menschen, die gerne an sich arbeiten und auch Veränderung im Blick haben.

Wohnt ihr jetzt auch noch in der Gegend, wo ihr aufgewachsen seid?

Im Prinzip schon, Claudius hat es in seinem Berliner Leben, bis auf ein paar Monate, nie wirklich aus seiner Hood raus geschafft. Maike immerhin vier U-Bahnstationen weit. Wir wohnen immer noch quasi neben Claudius’ Familie und Oma und Opa sind sozusagen Nachbarn – und der Rest der Familie ist auch fast täglich im Haus. Maikes Eltern, also das andere Oma-Opa-Paar, und die Urgroßeltern wohnen aber auch nur zwanzig Minuten mit dem Rad entfernt.

Das klingt ja fast nach einem Mehr-Generationenhaus!

Ja, so ein bisschen. In der Nähe unser Eltern zu wohnen bedeutet für uns puren Luxus. Die Entfernung zu Maikes Eltern macht sich unter anderem dadurch bemerkbar, dass die Kinder wirklich weg sind, wenn sie dort übernachten. Es ist ein besonderes Event für alle! Für die Kinder fühlt es sich so an, als ob sie sich auf eine kleine Reise begeben. Wir wissen, dass wir auch am kommenden Tag noch kinderfrei planen können und vielleicht auch mal länger wach sein können… Aber jetzt sind wir mit Tjelle sowieso noch mal im Babymodus, so dass ein „kinderfreier“ Abend nicht ganz „kinderfrei“ ist. So werden dann freie Abende meist doch gemütlich. Wenn wir morgens nur mit Tjelle am Frühstückstisch sitzen, sind wir immer mega überrascht, wie entspannt und ruhig es mit nur einem Kind ist. Zumal Tjelle im Vergleich zu den anderen eh viel weniger Aufmerksamkeit bekommt und braucht. Er ist ein sich ruhender Lach-Buddah.
Oma und Opa von nebenan sind dagegen wirklich Teil des Alltags. Sie haben auch Hühner, Schildkröten und einen Hund, und die Kinder sind dort fast täglich zum spielen. Nicht zu vergessen der kleine Teich, in dem Lovis angeln kann und oft frischen Fisch mitbringt.

Das klingt jetzt total dörflich, aber konservativ seid ihr ja nicht gerade!

Konservativ fühlt es hier wirklich nicht an, eher ein bisschen so wie in Bullerbü, aber eben in Berlin. Das Gefühl kommt vor allem auch dadurch, dass wir so viele wunderbare Nachbarn haben und uns täglich Freunde besuchen. Es ist eigentlich immer was los bei uns.

Ihr habt sogar verschiedene Wohnmodelle ausprobiert, oder?

Ja. Lovis ist ein klassisches WG-Kind, besser gesagt ein Zwei-WG Kind, da wir noch nicht einmal zusammengewohnt haben bei seiner Geburt. Er war also einer von 13 Mitbewohner*innen. Das war eine total besondere Zeit für uns. Wir waren mit die ersten im Freundeskreis, die ein Kind bekommen haben. Sogar aus der Verkündung, dass ein Kind kommt, wurde ein Event mit allen gemacht. Noch vor seinem ersten Lebensjahr sind wir dann nach Frankreich gereist und haben dort ein halbes Jahr gelebt, da Claudius einen Erasmus Kunstaustausch gemacht hat.

Danach sind wir mit einer befreundeten Familie zusammen gezogen. Am Anfang je zwei Erwachsende und ein Kind. Dann haben wir uns aber gegenseitig angesteckt und beide Familien haben noch ein Kind, bekommen, sogar in der selben Badewanne! Für die beiden älteren Kinder, war diese Zeit total einprägsam, da sie zwei Jahre quasi als Geschwister groß geworden sind. Das Urvertrauen hält bis heute noch an. Zusammen zu leben macht am Ende mehr aus, als man denkt.

Jedenfalls wurden dann aus sechs acht Menschen und dass es eng wurde, hat man vor allem morgens vor der Kita gemerkt. Aufwachen, frühstücken, anziehen, quengeln, Zeitdruck und dazu vier Erwachsende, die ihre Kinder antreiben. Wow, das war teilweise ein ordentlicher Geräuschpegel! Dafür gab es fast jeden Abend ein gemeinsames Essen an einer großen Tafel, und man durfte die Kochkünste seiner Mitbewohner*innen genießen und wir haben uns regelmäßig gegenseitig die Kinder abgenommen.

Aber dennoch habt ihr euch irgendwann neu organisiert. Wie lebt ihr jetzt und mit wem?

Jetzt wohnen wir mit Joscha und Locke zusammen, die selber keine Kinder haben, und auch kein Pärchen sind. Der große Unterschied zur Familien-WG ist, dass Menschen, die selber Kinder haben, einen ganz anderen Blick für die allgemeine Bedürfnislage haben. Wieviel es beispielsweise bedeuten kann, mal das schreiende Kind auf den Arm zu nehmen und damit rauszugehen, oder morgens den Tisch für die Kinder mit zu decken oder mal zu sagen, hey, heute Nachmittag kümmere ich mich um die Kids etc.. Sowas passiert jetzt eher, wenn wir aktiv danach fragen. Ansonsten liegt die große Stärke der zwei darin, nie von uns als Familie gestresst zu sein – und sie schlafen direkt unter dem Kinderzimmer! Sie sind immer auch ein Ruhepol außerhalb unserer Familienkonstellation.

Wir lieben das Leben in einer WG, es löst die Familien-interne Vernarrtheit zu einem gewissen Grad auf, ohne gleich ein neues Familienkonzept entwerfen zu wollen. Haben wir mal was auf dem Herzen, was den anderen nichts angeht oder interessiert, gibt es immer jemanden, der oder die das auffangen kann. Man fängt auch an, seine Kinder als WG-Mitglieder zu verstehen, die eigene Pflichten im Haushalt haben, und sich nicht nur in Bezug zu Mama und Papa definieren.

Das ist schon irgendwie das viel besagte „Dorf“ in dem sich alle unterstützen, oder?

Ja! Vor allem in der Corona-Lockdownphase im Frühjahr haben wir gemerkt, was für ein Geschenk das Beisammen-Leben mit unseren Nachbarn hier ist. Claudius kleiner Bruder ist nebenan zu den Eltern gezogen und hat jeden Tag auf der Baustelle im Garten geholfen, das kleine Atelier für das Kritzeleiprojekt zu bauen. Es wurde gegenseitig füreinander gekocht, eingekauft und irgendwann haben wir auch die Kinder wieder miteinander spielen lassen. Es hat zwar ein bisschen gedauert, bis sich alle über ihre Bedürfnisse und Ängste im Klaren waren. Als wir es dann erlaubt haben, waren die Kinder so froh, wieder zwischen den Gärten hin und her rennen zu können.

Maike, die erste Zeit nach der Geburt ist für viele Frauen nicht leicht und auch einsam. War das für dich auch so?

Nein! Daran erinnere ich mich noch gut. Bei Lovis wurde ich rundum verpflegt. Die ganze WG war für uns da. Jeden Abend wurde gekocht und gemeinsam gegessen. Es war immer jemand da, wenn ich was brauchte. Ich musste recht schnell meine Bachelorarbeit weiter schreiben und oft war die ganze WG gemeinsam mit dem fünf Wochen alten Lovis spazieren gewesen und ich konnte schreiben. Ich kann mich sogar daran erinnern, dass es mir für einen kurzen Moment fast zu viel war, mit so vielen Menschen um mich herum. Damals hatten wir ja noch mehr Mitbewohner*innen. Im Nachhinein betrachtet schätze ich die Zeit sehr, vor allem die Zeit nach Lovis Geburt.
Bei Zora und Tjelle war ich schon routinierter. Die Wohnsituation war wieder anders. Und der Alltag mit zwei und dann drei Kindern ging schneller wieder los. Aber auch da war ich dankbar für unsere Mitbewohner*innen, ob es ein kurzes Halten eines Kindes war, oder dass sie abends aufgepasst haben – es war immer eine Unterstützung da, wenn man sie braucht. Das ist schon etwas Wertvolles, in einer WG zu leben!

Ihr habt ganz schön Gas gegeben mit den drei Kindern, wolltet ihr das immer so?

Wir empfinden es immer wieder als Geschenk, dass wir das Kinder bekommen nie wirklich zur Kopfsache gemacht haben. Klar haben wir uns auch im Hinblick auf die Zeit zwischen den einzelnen Kinder mit, „was wäre wenn”- Fragen konfrontiert. Wir sind allerdings gut darin, schnell festzustellen, dass es ist, wie es ist  – weiter geht’s, lass’ uns das Leben genießen. Gerade sind wir uns einig: drei reichen!

Manchmal, wenn befreundete Pärchen mit ihrem ersten Kind im Arm kommen, erwischen wir uns dabei, froh zu sein, dass wir die Kleinkindphase von allen drei Kindern recht gebündelt hinter uns gebracht haben. Aber ganz ehrlich, sich in der Hinsicht zu vergleichen ist eigentlich total blöd. Da gibt es kein Richtig und kein Falsch, für niemanden.
Bei Tjelle, unserem Letzten, hatte vor allem Claudius das Gefühl, ein bisschen mehr Zeit dazwischen zu brauchen. Das hängt auf jeden Fall auch mit seinem beruflichen Träumen zusammen.

Was sieht denn euer beruflicher Background aus?

Wir fühlen uns beide beruflich noch nicht gefestigt. Ohne dass wir es uns konkret so gewünscht haben, hat sich das Familiäre in den Vordergrund gestellt und unsere berufliche Karriere hinten an.

Ich, Maike, bin Ergotherapeutin, und habe vor und zwischen den Kindern im Krankenhaus und verschiedenen Praxen gearbeitet und nebenbei, teilweise schwanger, noch zwei Ausbildungen zur Yogalehrerin gemacht. Im Yoga unterrichten liegt meine Leidenschaft und jetzt taste ich mich langsam an eine Kombination der beiden Berufe an. Voll selbstständig oder doch teilweise angestellt? Solche Fragen beschäftigen mich, während Tjelle eigentlich noch voll gestillt wird.

Claudius hat Kunst und Philosophie mit Lehramtsoption studiert und im Anschluss noch einen Meisterschüler in freier Kunst angehangen. Seid knapp zwei Jahren schlägt er sich als freier Künstler durch. So richtig easy läuft das noch nicht, so dass er immer mal wieder mit dem Lehramtsrefrendariat liebäugelt.

Wir versuchen, genug Zeit und Raum für die Kunst zu schaffen. Dennoch fallen Networken, Marketing, Stipendienbewerbungen neben der Familie am Ende doch hinten runter. Zudem kommt, dass man die meisten seiner Kunstwerke nicht kaufen kann. Seine künstlerische Praxis lässt sich als eine Feldforschung über Phänomene des Spiels beschreiben. Dabei verbindet er künstlerische Strategien der Aktionskunst, Performance, Partizipation und Skulptur mit pädagogischer Recherche, um mit Hilfe einfacher Regelwerke Aktionsräume zu eröffnen.

In dem neuen Projekt „die Kritzelei“ arbeitet er das erste Mal graphisch, und eigentlich auch nicht selber. Vielmehr transformiert er Kinder-Kritzeleien in großformatige Holzcollagen. Angefangen mit den Bildern von Lovis, reizen ihn jetzt vor allem die Bilder von Zora, die mit ihren drei Jahren noch ungehemmter und freier ist. Er sucht speziell die Bilder aus, in denen sich freie Lust der graphischen Bewegung paart mit den Antrieb, die Welt absichtsvoll darzustellen.

Da viele Freund*innen Interesse zeigten, fangen wir gerade damit an, die Kinderkritzlei-Sammlungen anderer Familien zu durchforsten. Hier und da gibt es auch Anfragen für Auftragsarbeiten, das wollen wir ausbauen. Wir wollen die Kritzelei als Familienprojekt gestalten, um gemeinsam als Familie einen Raum zu öffnen, in dem Kinder und Erwachsene gleichberechtigt zur Geltung kommen können. Wer sprechen kann, (ohne zu schreien) darf mitreden. Natürlich ist das einfacher gesagt als getan und ob das finanziell hinhaut, wissen wir noch nicht. Der erste große Schritt war, das wir ein kleines Atelier aus Lehm bei uns im Garten gebaut haben. Zu Hause arbeiten zu können ist für uns essentiell, um Kinder und Arbeit gut miteinander zu verknüpfen. Wenigstens solange die Kinder noch klein sind. Wir wollen unsere Kinder auch zu Hause behalten können, wenn sie mal keine Lust haben, in den Kindergarten zu gehen und sie auch teilhaben lassen, an den Werkzeugen, den Farben und der kreativen Umgebung, die wir schaffen. Außerdem sind sie auch die Quelle einer Bilderflut, die uns inspiriert.

Wie sieht ein ganz normaler Tag bzw. eine ganz normale Woche bei euch aus?

Tatsächlich kommen wir erst wieder seit einigen Wochen in einen normalen Alltag zurück. Als Ende März durch den Lockdown alles lahm lag, waren wir täglich alle zusammen, jeder musste seinen Platz erst neu finden und Tjelle war auch noch ziemlich klein zu der Zeit. Es war eine besondere Phase. Wir schätzen es aber auch, wieder in die Normalität zu finden. Von uns Erwachsenen findet jeder wieder etwas mehr Raum für sich, und auch als Paar finden wir wieder mehr gemeinsame Zeit.
Morgens brauchen wir alle erstmal einen Moment, um wach zu werden. Meist will ein Kind kuscheln, die Zeit nehmen wir uns. Danach machen wir uns alle fertig. Das Frühstück in der Küche ist ein besonderer Moment, weil wir dort fast täglich mit unseren Mitbewohnern Joscha und Catharina zusammen kommen und gemeinsam essen, bevor alle woandershin ausfliegen. Danach bringt einer von uns Lovis und Zora in den Kindergarten. Tjelle ist noch mit uns zu Hause. Nachdem wir die Kinder weg gebracht haben, machen Claudius und ich mindestens zweimal die Woche gemeinsam Yoga. Danach trinken wir eigentlich immer noch gemeinsam einen Kaffee, bevor jeder seins macht. Solche kleinen Rituale verbinden uns sehr und lassen uns eng im Kontakt sein.
Danach beginnt für mich, Maike, ein wenig Arbeit zu Hause. Sobald das erledigt ist, plane ich meine Yogastunde, mache was Kreatives, stelle Farbideen für die Kritzelei zusammen oder lasse mich für einen Moment mal nur auf Tjelle ein. Solche Momente brauche ich, um auch mal durchzuatmen. Claudius arbeitet meist von zu Hause für Projekte und aktuell viel für die Kritzelei, sodass wir uns auch hierfür öfter zu Hause austauschen können.
Nachmittags holt einer von uns die Kinder ab. Entweder sind wir dann zu Hause, eigentlich immer im Garten und werkeln, arbeiten gemeinsam im Beet oder basteln. Oder die Kinder fliegen aus zu einem der Nachbarskinder oder zu Opas Garten. Mittlerweile verbringen die Kinder auch wirklich viel Zeit im Atelier. Vor allem Zora ist einfach ständig am malen. Lovis baut hingegen eher skulpturartige Gegenstände. Nachmittags kommt auch fast täglich Besuch vorbei. Daher backen wir wirklich viel mit den Kindern. Alle lieben es, etwas Leckeres da zu haben.

Klingt ganz schön traumhaft. Wo seht ihr euch in 10 Jahren?

Puhhh… schwer zu sagen, in Berlin auf jeden Fall. Kinder in der Schule, Papa vielleicht auch – als Lehrer, neue Projekte und hoffentlich Zeit, auf Reisen zu gehen. Wir würden auf jeden Fall mehr Wanderreisen mit den Kindern machen, wenn sie größer sind und mehr laufen könnten. Lovis wünscht sich einen Esel und Claudius soll seine Feuerwehr verkaufen. Wir würden gern auch mal zu zweit verreisen – wandern, ein Yogaretreat. Das wäre schön.

Was bedeutet Freiheit für euch?

Wir sind verwurzelt in Berlin, vor allem durch unserer Familien und unsere Freundeskreise. Diese Homebase verschafft uns gerade jetzt, wenn die Kinder klein sind, viele Freiheiten und macht Mut, Neues auszuprobieren. Freiheit heißt für uns auch, sich von dem Komplex zu lösen, einem speziellen Ideal hinterherzueifern. Das soll nicht heißen, dass wir eine solche Art von Freiheit leben, aber wir empfinden es als erstrebenswert. Oft ertappen wir uns immer wieder dabei, dass wir unbewusst Dinge tun, ohne es wirklich zu wollen oder zu müssen. Gerade in Berlin, einer Stadt, die so sehr rauscht und braust, ist es gar nicht so einfach, als Familie bei sich zu bleiben und die wirkliche Bedürfnislage zu erkennen.

Was ist das Nervigste am Familienleben?

Seinen eigenen Sorgen und die Probleme der Familiengemeinschaft nicht auseinander halten zu können. Zeit für sich zu finden, wenn man sie braucht, um mit seinen Themen fertig zu werden. Das Gefühl zu haben, in der Beziehung und auch im eigenen Leben, Dinge zu verschieben, aufzuheben, oder zu vergessen. Gestresst zu sein und gleichzeitig zu versuchen, den Moment selbst festzuhalten und alles aufzusaugen, da man spürt, dass es etwas Einzigartiges und Besonderes ist, kleine Kinder beim Aufwachsen zu begleiten.

Da wir beide beruflich noch nicht angekommen sind, spielen auch immer die beruflichen Selbstzweifel und finanziellen Unwägbarkeiten eine große Rolle. Man kann ja nicht einfach sein WG Zimmer für ein halbes Jahr untervermieten und auf Reisen gehen, um sich auf die Kunst oder Yoga zu konzentrieren.

Und was das Schönste?

Das schönste sind die Momente, in denen alle in ihrem Element sind. Die begegnen uns am ehesten im Garten, alle fühlen sich dort in der vertrauten Umgebung geborgen. Es gibt für jeden was zu tun, gleichzeitig rückt man sich nicht zu sehr auf die Pelle. Oft sind es auch nur kurze Momente, bis einer hinfällt, oder es Streit wegen irgendeiner Kleinigkeit gibt und alles wieder ins Gewusel zerfällt.
Daneben gibt es natürlich tausende von Begegnungen, die wir als Individuen miteinander haben. Ein Kind, das sich morgens zu dir ins Bett kuschelt, ein erster Schritt, Geschwister die mit einander lachen und spielen, einfach nur ein lächelndes Kind, das einem ins Gesicht patscht und tausend andere solcher Augenblicke…

Seufz, so ist es. Danke, ihr beiden!!

Maike und Claudius mit Lovis (5), Zora (3) und Tjelle (10 Monate), August 2020

Fotos: Julia Zoooi

Interview: Isabel Robles Salgado