Cécile Roederer und Charles
Für mich gibt es nichts Schöneres

Cécile Roederer ist nicht nur die Gründerin des größten Online-Concept-Shops für Kinder. Sie ist auch eine dieser Pariser Mamas, die viele still und heimlich beneiden. Sie lebt im Marais in einer tollen Altbauwohnung, hat einen interessanten Beruf und natürlich einen sehr guten Geschmack… Wie glamourös das Leben mit Kind in Paris wirklich ist, wie sie das Unternehmen und die Familie unter einen Hut bekommt und wie es überhaupt zur Gründung von Smallable kam – das erzählt sie im Interview!

 

Cécile, wie du dir sicher vorstellen kannst, sind wir große Fans von Smallable. Als du den Online-Shop gegründet hast, warst du noch keine Mama, oder? Wie kamst du auf die Idee?

Erst einmal lieben Dank für das Kompliment! Smallable wurde 2005 gegründet. Zu dieser Zeit hatte ich noch keine Kinder, aber Schwestern und viele Freunde, die Schwierigkeiten hatten, schöne Dinge für ihre Kinder zu finden. Zudem beschwerten sie sich über lange Einkäufe am Wochenende, wo man mindestens vier oder fünf verschiedene Geschäfte abklappern muss, um alles zu finden. Also fing ich an, mich mal umzuschauen. Im Netz fand ich tolle Marken. Es gab ein interessantes Angebot, allerdings ziemlich vereinzelt und unüberschaubar. Daher kam die Idee, all diese wunderschönen Produkte von überall auf der Welt einfach für jeden zugänglich zu machen.

Ein Jahr nachdem du Smallable gegründet hast, wurdest du schwanger. Hört sich ziemlich stressig an! Wie waren die ersten Monate mit einem kleinem Baby und einem Start-Up? Konntest du dir eine Auszeit nehmen?

Die erste Zeit war tatsächlich etwas schwierig, weil die Firma noch sehr jung und unstrukturiert war. Das Smallable-Büro war in unserer Wohnung, in dem Zimmer, das jetzt mein Sohn hat. Wir haben die neue Location nur zwei Wochen vor der Geburt meines Sohnes gefunden. Zum Glück! Ich hatte keine Lust, aus der Klink nach Hause zu kommen und drei Angestellte vor mir zu haben… Die letzten Meetings in meiner Schwangerschaft fanden in meinem Schlafzimmer statt, weil ich liegen musste. Ich habe bis zum Schluss gearbeitet und auch fünf Tage nach der Geburt wieder angefangen. Es war nicht einfach, zwischen der Arbeit und meinem Neugeborenen Zeit fürs Ausruhen zu finden. Glücklicherweise war mein Mann sehr präsent und hat viel geholfen, allerdings weiß ich nicht, ob ich es so noch mal machen würde!
Heute habe ich ein sehr erfahrenes, super Team und etwas mehr Zeit – obwohl ich immer noch sehr viel arbeite. Und: Mein Mann ist großartig, er kümmert sich sehr viel um unseren Sohn.

Wie organisierst du dein Leben jetzt? Ist dein Sohn im Kindergarten, gibt es eine Nanny?

Wir hatten von Anfang an eine Nanny, die meinen Sohn und ein weiteres Mädchen betreut hat. Ähnlich dem Konzept einer Tagesmutter. So war Charles nicht das einzige Kind. Die Eltern des Mädchens sind Freunde geworden und ihre kleine Tochter ist ganz verliebt in meinen Sohn. Die Nanny war eine gute Entscheidung – so sind wir flexibel und es ist angenehmer für meinen Sohn, der so zu Hause bleiben konnte und nicht irgendwo hin musste.

Wie hat das Mama-werden dich, dein Leben und deine Beziehung verändert?

Abgesehen davon, dass ich nicht mehr in meine Skinny-Jeans passe, hat mir das Mama-werden gezeigt, wie man etwas Abstand zu den Dingen bekommt und alles im richtigen Verhältnis zu sehen. Wenn man Unternehmerin ist, investiert man 100% seiner Kraft in das Unternehmen. Das Kind macht einem klar, dass es ein Leben außerhalb des Jobs gibt, das viel wichtiger ist. Wenn mal etwas schief läuft im Job, dann sage ich mir immer, dass viel Schlimmeres passieren könnte – denn Hauptsache meine Familie ist glücklich und gesund.
Am Ende des Tages braucht man einfach eine gute Logistik und viel Organisationstalent, damit alles läuft. Und die Fähigkeit, schnell von einem Thema zum nächsten zu springen und dabei effiziente Entscheidungen zu treffen.

Wenn ich an das Pariser Bohème-Leben denke, denke ich immer an ein romantisches Bild mit tollen Wohnungen, Märkten, und an viele super gekleidete Mamas. Ist das wirklich so?

Die Realität ist natürlich nicht immer so schön und glamourös. Meine Wohnung ist nicht immer so schön aufgeräumt, wie auf den Fotos und mein Sohn, der auf den Bildern so schön lächelt, ist nicht immer ein Engel! Aber es stimmt, dass das Viertel, in dem wir seit 10 Jahren leben (le Haut-Marais) ein sehr angenehmes und schönes Viertel ist. Es ist schon ein bisschen «Hipster Land» mit vielen Kunst- und Foto-Galerien, netten, kleinen Restaurants, trendy Boutiquen… Man kann hier viele sehr gute Produkte kaufen! Unser Stadtteil spricht also Leute an, die diesen Lebensstil mögen, Pariser, aber auch sehr viele Touristen. Hinsichtlich der «well dressed mothers»: Es ist schon so, dass die Pariserinnen sehr auf Ihren Still achten, egal ob Mutter oder nicht. Sie versuchen, gut gekleidet zu sein, ohne zu gestylt und aufgedonnert auszusehen. Sie strahlen einen coolen, lässigen und raffinierten Stil aus.

Wie sehr bist du in den Einkauf und die Auswahl bei Smallable eingebunden? Gibt es Lieblings-Produkte und -Marken?

Ich liebe den Einkauf, weil es der Mittelpunkt meines Berufes ist und natürlich auch das, was Smallable ausmacht. Mittlerweile habe ich drei Angestellte, die sich um den Einkauf kümmern. Mit denen mache ich die Messen, die Show-Rooms und die Auswahl, die man dann auf Smallable sehen kann. Jede Marke und jedes Produkt wird am Ende immer von mir bestätigt. Ich habe so viele Lieblingsmarken, dass es schwierig ist, nur eine zu nennen… Ich habe wirklich eine Schwäche für Mode! Ich mag Finger in the Nose, Stella Mc Cartney, Bobo Choses, Caramel Baby & Child und Golden Goose. Wenn es um Deko und Interior geht, gefallen mir gerade die Sachen von Studio Snowpuppe sehr gut. Ich mag Rose in April, die Zoé Rumeau Leuchtskulpturen und die Sian Zeng Tapeten.

Kannst du überhaupt widerstehen, jeden Tag etwas zu kaufen? Und wie groß ist der Kleiderschrank deines Sohnes?

Mein Sohn hat natürlich eine sehr schöne Garderobe, aber wie alle Kinder möchte auch er manchmal immer die gleichen alten und abgenützten Turnschuhe tragen oder die Jeans, die zu klein geworden ist. Ein Mal, als ich Charles von der Schule abgeholt habe, unterhielt ich mich mit der Mutter eines Freundes von Charles. Sie fragte mich, was ich beruflich so mache, ich antwortete, dass ich im Bereich Kindermode arbeite. Genau in dem Moment kam Charles an, er war an dem Tag ganz besonders schlecht angezogen (sein Vater hatte in morgens angezogen:)) und ich habe an Ihrem Blick gesehen, was sie gedacht hat… ! Wir sind da also nicht sonderlich penibel.
Aber es stimmt natürlich. Weil ich die Kollektionen für Smallable kaufe, muss ich aufpassen, nicht alle T-Shirts und Jacken zu kaufen, dir mir gefallen. Ich versuche schon, meinen Sohn nicht zu sehr zu verwöhnen und mich ein wenig zusamenzureißen.

Was nervt am meisten am Kinder-haben?

Nie mehr ausschlafen, das ist wirklich das Schwierigste. Charles ist fünf und sehr aktiv, er schläft wenig! Naja und stundenlang im Sandkasten zu sitzen ist jetzt auch nicht gerade meine Lieblingsbeschäftigung…

Und was liebst du daran am meisten?

Alles andere! Ich liebe Kinder, ich liebe es, sie wachsen zu sehen, zuzusehen wie sie Fortschritte machen, ich liebe ihr Lachen, ihre Reflexionen, ihre Naivität und Ehrlichkeit. Ich mag es, wenn mein Sohn mir von seinen Träumen und Alpträumen erzählt…  Ehrlich gesagt, gibt es für mich nichts Schöneres, als Mama zu sein.

Danke, Cécile!

 

Cécile Roederer mit Charles (5), September 2014

Interview: Isabel Robles Salgado
Bearbeitung/Übersetzung: Idoya Grzimek, Marie Zeisler, Isabel Robles Salgado
Fotos: Pierre Rochand

Dieses Porträt entstand in Kooperation mit Smallable