Franzi wohnt – gemeinsam mit Freund Elias und Söhnchen Levi – in Dresden. Die Kombination aus buntem Stadtleben und grünen Rückzugsmöglichkeiten ist genau das, was die Familie gerade braucht. Neben ihrer Arbeit in einer Porzellanmanufaktur betreibt Franzi noch einen eigenen Blog und teilt auf Instagram fast täglich Alltagsmomente, die angenehm natürlich und unaufgeregt wirken. Im Interview verrät sie, wie es ihr gelingt, trotz täglichem Workload und langen Geschäftsreisen ihres Mannes, einen entspannten Alltag mit ihrem Sohn zu verbringen.
Franziska Lenk mit LeviGut so, wie es ist.
Liebe Franzi, erzähl uns ein bisschen von dir… Wo kommst du her? Und wie hast du deinen Freund kennengelernt?
Wenn man so will, bin ich eine gebürtige Sächsin. Ich bin 1991 in Zwickau auf die Welt gekommen, habe aber schon relativ früh davon geträumt, irgendwann mal in eine Großstadt zu ziehen. Und so wurde dann vor knapp 10 Jahren (wow, schon?!) Dresden meine Wahlheimat. Ich mag Menschen, die sich zu schade dafür sind, sich ihrer Umwelt anzupassen. Auch ich bin eher unangepasst – deswegen begann ich das bunte Szeneviertel Neustadt schnell zu lieben und wohnte dort auch einige Jahre in einer WG.
Dort lernte ich auch Elias kennen – ganz klischeebeladene Kennenlernstory. Er grinste mich auf der Tanzfläche an, fragte, ob wir tanzen wollen und spendierte mir eine Cola! Und dreieinhalb Jahre später kam dann schon Levi zur Welt.
Dann seid ihr aber für ein paar Jahre ins Ausland gegangen…
Genau, wir sind 2017 nach Holland gegangen, wo Elias anderthalb Jahre an einem Institut an Forschungsarbeiten mitwirkte. Ich habe quasi meine zwei Jahre Elternzeit in den Niederlanden verbracht. Eine ruhige Zeit, in der ich sehr zu mir selbst finden durfte.
Aber so schön es auch an der Nordseeküste war, es zog uns schnell wieder zurück zu unserem sozialen Umfeld in Dresden. Man weiß erst, was einem wirklich wichtig ist, wenn man es eine Zeit lang nicht mehr haben durfte.
Auch wenn ihr jetzt sesshaft seid, könnt ihr euch noch mal vorstellen, als Familie ganz woanders zu leben?
Das ist ein Punkt, über den wir schon oft nachgedacht haben. Und bei der aktuellen politischen Situation, besonders in Sachsen, zieht es mich in Gedanken schon manchmal weg von hier. Wobei ich die Problematik des Rechtspopulismus natürlich nicht nur auf den Osten pauschalisieren möchte. Aber man nimmt schon eine durchaus gespaltene Stimmung wahr.
Zudem sind wir eine Familie, die sehr großen Wert auf Toleranz und Weltoffenheit legt und genau diesen an Levi im Alltag weitergeben möchte. Aber die deutliche Mehrheit der Menschen hier schließt sich ja eher unseren Wertvorstellungen an – das vergisst man nur manchmal zu schnell bei der täglichen Negativ-Presse. Und unabhängig davon haben wir hier in Dresden einen ganz wunderbaren, großen Freundeskreis und sind eingebunden in einen Kultur-Verein, was wirklich ein großer Mehrwert für uns als Familie ist!
Welche Rolle spielt die finnische Heimat deines Mannes in eurem Familienleben?
Finnland ist ein bedeutender Teil unseres Lebens, alleine schon, weil die Familie von Elias in der Nähe von Helsinki wohnt. Levis Großeltern haben auch ein wunderschönes „Mökki“, ein Sommerhaus am See, mitten im finnischen Wald. Dort sind wir mindestens einmal im Jahr für ein paar Wochen Auszeit im Grünen – für Levi natürlich ein Paradies. Da ist man umgeben von Blaubeersträuchen, von denen man naschen kann, während man auf Elch-Exkursion geht und den Spuren im Moos folgt. Wir möchten es nicht ausschließen, irgendwann mal gen Norden zu ziehen. Aber für die nächste Zeit haben wir unseren Lebensmittelpunkt hier in Dresden geplant.
Du arbeitest in einer Porzellan-Manufaktur und bist nebenbei noch auf deinem Instagram-Account und deinem Blog kreativ. Wie gelingt es dir, deinen offiziellen Job, die zusätzliche Arbeit für Social Media und Blog und noch die Care- und Haushalts-Arbeit zuhause zu meistern?
Ehrlich gesagt hab ich viel zu lange nicht an meinem Blog gearbeitet. Erst in der letzten Woche ist mir wieder aufgefallen, wie viel Spaß mir das Schreiben macht und wie es meinen Kopf frei macht.
Meinen Instagram-Account hingegen füttere ich fast täglich. Aber ich setze mir da kein bestimmtes Erfolgsziel – ich poste nur, was ich persönlich als schön empfinde, besondere Momente, die ich in Erinnerung behalten will und die uns als Familie gut beschreiben. Dass andere Follower meinen Account als Inspiration sehen, kam eher ganz nebenbei – was mich natürlich auch sehr freut. Ich selbst verbringe auch einige Zeit auf Instagram und folge Accounts, die mich wiederum inspirieren.
Gelingt es dir und deinem Mann, die Arbeit gut aufzuteilen?
Mein Mann (oder Freund, noch (!) sind wir ja nicht verheiratet) ist arbeitsbedingt oft auf Dienstreise im Ausland. Daher konnte er leider auch beim Fotoshooting nicht mit dabei sein. Deswegen bin ich immer öfter mit Levi alleine zuhause, aber mittlerweile können wir das organisatorisch ganz gut bewerkstelligen. Dabei helfen uns Freunde, eine Babysitterin und auch meine Arbeitskollegen, die immer großes Verständnis zeigen, wenn ich dann doch mal wieder eher los muss, um rechtzeitig bei der Kita zu sein. Wir haben also ein gut funktionierendes Netzwerk – was wirklich nötig ist und wofür ich sehr dankbar bin, gerade weil die Großeltern nicht in der Nähe wohnen. Und wenn der Papa dann wieder zuhause ist, wird die Zeit ausgiebig zu dritt genossen. Dann rückt der ganze Stress des Alltags auch mal gekonnt in den Hintergrund und der Fokus liegt ganz auf uns als kleine Familie.
Auf Instagram gibst du einen kleinen Einblick in euren Alltag, mit vielen Erdfarben und freier Natur, der sehr natürlich und entspannt wirkt. Ist das repräsentativ für euer Familienleben?
Es freut mich sehr zu hören, dass er so wirkt! Und ich denke, da kann ich deinen Eindruck bestätigen: Wir sind eine sehr naturverbundene Familie, verbringen viel Zeit im Wald und im Grünen. Was uns wiederum sehr erdet und runterbringt vom manchmal doch recht hektischen Alltag. Und auch unser Zuhause spiegelt das wieder. Wir gehen viel auf Trödelmärkte und schauen nach alten Schätzen aus Naturmaterialien. So findet sich bei uns sehr viel Holz, Korb und gemütliche Textilien.
Wir kaufen allgemein viel lieber gebrauchte Sachen, denen schon Leben eingehaucht wurde. Ich würde sagen 70% unserer Möbel und Utensilien ist secondhand geshoppt. Noch ein Grund mehr, warum ich Dresden so liebe: Jedes Wochenende gibts hier an der Elbe bei Wind und Wetter einen riesigen Flohmarkt. Da hat man oft Glück und findet Kisten mit richtigen Schätzen – „Neustadtgeschenke“ nennen wir das hier. Da durfte schon öfter mal die ein oder andere Vase oder ein alter Emaille-Topf in den Rucksack wandern.
Wie sieht ein typischer Tag bei euch zuhause aus?
Wochentags durchgeplant und quasi immer „auf dem Weg“ – zur Kita, zur Arbeit, nach Hause. Da bleibt nicht viel Quality Time, wenn beide Elternteile berufstätig sind; dafür dann aber (wenn ich nicht arbeiten muss) ausgiebig am Wochenende.
Levi zieht uns meist gegen 6 Uhr schon die Bettdecke weg und ruft voller Energie „Aufdehen, Frühsdrück“; dann bereiten wir meist gemeinsam das Frühstück zu und Levi deckt ungeduldig den Tisch. Danach überlegen wir uns, was wir heute erleben wollen. Wir gehen auch gerne in kleine Cafés, trödeln über Märkte oder couchen auch mal ohne schlechtes Gewissen rum und schauen ein Stündchen Netflix. Aber die allermeiste Zeit sind wir im Grünen! Abends gibts dann immer ein Buch vorm Einschlafen, momentaner Liebling: Wo die wilden Kerle wohnen. Wie passend. Und dann legt sich einer von uns beiden mit Levi hin und der andere Teil gönnt sich dann ein bisschen Me-Time. Und dann gehts wieder von vorne los!
Kannst du ein bisschen davon erzählen, welchen Stellenwert Nachhaltigkeit für euch hat? Und wie ihr dieses Konzept in euren Alltag integriert?
Wir versuchen, Levi jetzt schon Nachhaltigkeit in allen Bereichen vorzuleben – zum Beispiel, indem wir gemeinsam mit Stoffbeuteln versehen auf den Wochenmarkt gehen und unverpackte, regionale Produkte einkaufen. Das macht ja auch viel mehr Spaß, als sich in einem überfüllten Supermarkt mit überreiztem Kind durch die Gänge zu quetschen. Wir essen zum Beispiel auch als Familie kein Fleisch und haben gemeinsam ein Bewusstsein dafür entwickelt, dass es ein Tier ist, was da auf dem Teller liegt. Levi ist es selbstverständlich freigestellt, was er essen möchte und was nicht – weil ich denke, dass ein generelles Verbot später auch eher zu Verweigerung führen würde.
Aber natürlich sind wir nicht perfekt und kaufen, wenn uns unterwegs doch mal wieder die Müdigkeit überkommt, auch mal einem Coffee to Go – aber das ist wirklich eher die Ausnahme. Wichtig ist uns das Bewusstsein! Übrigens habe ich zu diese Thema einen Beitrag auf meinem Blog mit der Überschrift „Slow Family“.
Ich glaube, viele Familien mit kleinen Kindern finden sich in einer Art Umbruchssituation wieder…Es wird die erste, entschleunigte Zeit mit neuem Familienmitglied genossen, aber gleichzeitig werden schon große Pläne für die Zukunft geschmiedet. Geht euch das genauso? Oder seid ihr gerade an einem Punkt, wo ihr einfach angekommen und rundum zufrieden seid?
Oh doch, zugegeben, da geht es auch uns so! Unser allergrößter Traum ist es, uns irgendwann mal einem Bus zu kaufen, den auszubauen und damit einmal quer durch die Welt zu fahren. Aber das ausschlaggebende Wort in diesem Satz ist das „irgendwann“, weil es eben nicht so einfach erscheint in der heutigen Gesellschaft, sein „eigenes Ding“ zu machen. Weil man finanziell an den Job gebunden ist. Oder es fehlt einem wahrscheinlich einfach der Mut, Dinge zu wagen. Weil die Komfortzone, in der wir uns als Familie gerade bewegen, ja doch eigentlich ganz bequem so ist.
Aber wir hatten auch schon oft den Wunsch, uns beruflich neu aufzustellen und selbstständig zu werden. Ich träume z.B. von einem kleinen Café oder Geschäft – und Elias arbeitet nebenher an einem Startup-Konzept. Aber alles nicht Konkretes. Also eben doch im Moment ganz gut so, wie es ist. Aber IRGENDWANN!
Was ist für dich das “Nervigste” am Elternsein?
“Nervig” ist so ein negativ behaftetes Wort in meinen Ohren. Daher würde ich auf das “am Kräfte zehrendsten” umschwenken. Und das waren in den ersten Monaten Eltern sein auf jeden Fall der Schlafmangel und die fehlende Zweisamkeit als Paar. Man spricht sich irgendwann auch nur noch gegenseitig mit “Mama” und “Papa” an. Aber es gibt ja definitiv schlimmere Bezeichnungen!
Und was ist das Schönste?
Dass man trotz all den anstrengenden Tagen am Abend glücklich und beseelt ins Bett fällt, weil einfach nichts in der Welt besser ist als dieses chaotisch-schöne Familienleben!
Danke dir!
Franziska Lenk mit Levi
Oktober 2019
Interview: Alyssa Koch
Fotos: Linda Röck