Yay or Nay – Haustiere

Heute gibt es mal wieder einen Teil unserer Yay-or-Nay-Serie. Zwei Eltern, zwei Standpunkte und zwar zu einem Thema mit Potential für Kontroversen (in der Vergangenheit ging es zum Beispiel um Fastfood, das Familienbett oder Taschengeld.) denn wir lieben eine gute Diskussion! Und man muss sich auch nicht immer einig sein. Heute widmen wir uns der Frage: Haustiere mit Kindern, ja oder nein? Sarah sagt Yay und hat auch selbst zwei Kater, Isabel sagt zum Entsetzen ihrer Tochter Nay - und hat dafür auch gute Gründe.

YAY

Ich bin mit Haustieren aufgewachsen. Eine der Anekdoten, die meine Mutter am häufigsten erzählt, ist die von unserem Hund, der mich schon als Baby immer bewachte und auch einmal nach einer allzu zudringlichen Nachbarin schnappte, die mich streicheln wollte (es war ein kleiner Chihuahua, und er hat sie natürlich nicht verletzt, sondern ihr nur gedroht). Wenn ich krank war und das Bett hüten musste, anstatt zur Schule zu gehen, igelte sich unser Hund, er hieß Matej, immer irgendwo zu meinen Füßen ein. Ich habe dieses Tier abgöttisch geliebt und ganz nebenbei früh mitbekommen, dass man sich um ein solches Lebewesen auch kümmern muss und das nicht immer nur angenehm ist. Hundefutter stinkt!
Als ich alt genug war, ging ich gerne mit ihm Gassi durch das kleine Waldstück vor unserem Hochhaus und war immer darauf bedacht, auf ihn aufzupassen. Und später, viel später, als ich 13 war, lernte ich, Abschied zu nehmen, als wir Matej einschläfern mussten, weil er nur noch litt und die Medikamente gegen seine diversen Leiden nicht mehr vertrug.

Ich hatte auch einen Hamster, Valentin, den ich meinen Eltern nach Monaten des Bettelns abgerungen hatte. Zur Vorbereitung seines Einzugs las ich das Hamster-Buch von Gräfe und Unzer und scharwenzelte jede Woche in die Tierhandlung unserer Kleinstadt, bis ich endlich den einen gefunden hatte. Meine Mutter war sicher wenig begeistert, neben all den Aufgaben, die ein Haushalt mit sich bringt, nun auch noch die wöchentliche Reinigung des Käfigs auf dem Schirm haben zu müssen. Aber ich nahm diese Pflicht sehr ernst und achtete auch darauf, die Trinkflasche und den Futtertrog regelmäßig heiß auszuwaschen. Es folgten die üblichen Kleintierdramen: Der Hamster kroch hinter den fest an der Wand montierten Schrank (ich lockte ihn mit einer Nuss heraus), er lief aus meinem Zimmer und wurde erst nach ein paar Stunden in einer Ecke hinter dem Kühlschrank wieder entdeckt. Als er zwei Jahre alt war, erkrankte er, wie viele Artgenossen, an Krebs. Wir setzten ihn feierlich bei, in dem Waldstück hinter unserem Haus. Ich weinte bitterlich, aber ich lernte auch, dass das Leben weitergeht. Ich glaube, das ist wichtig, und ich glaube, dass der Tod eines Haustiers Kinder an das schwere Thema Trauer heranführen kann, wenn er von den Eltern gut begleitet wird.

Eigene Haustiere hatte ich dann erst wieder, als ich schon über 30 war und nach Jahren mit ständigen Umzügen in Berlin sesshaft wurde. Zuvor hatte ich in einigen WGs mit Katzen gelebt und wollte unbedingt auch eine haben. Ich schaffte mir erst einen Kater an, dann noch einen zweiten, weil ich gelesen hatte, dass man Katzen entgegen der landläufigen Meinung nicht alleine halten soll.

Heute begleiten mich beide schon seit sechs Jahren, einer von ihnen hat mich ziemlich viel Geld gekostet, weil er in den ersten zwei Lebensjahren ständig krank war. Und ja, die Haare sind wirklich ein Problem und so findet sich in meinem Kleiderschrank so gut wie keine schwarze Kleidung mehr. Aber so sentimental es klingt: Diese beiden Tiere um mich zu haben, tut meiner Seele gut. Wenn ich gestresst bin, reicht es, einen der Kater zu kraulen und die Anspannung fällt von mir ab. Und als ich noch keine Familie hatte und Single war, freute ich mich, dass zu Hause meine Kater auf mich warteten. Und ja, ich weiß, dass Wohnungshaltung in den Augen vieler nicht artgerecht ist, aber selbst Experten sind da geteilter Meinung.

Jetzt, wo ich ein Kind habe, und beobachte, wie es mit Haustieren aufwächst, sehe ich wieder, wie schön das für ein kleines Menschenwesen ist. Mein Sohn strahlt immer, wenn er die Kater sieht, er krabbelt ihnen hinterher und versucht, sie zu streicheln. Ich führe ihn daran heran, dass er sie eben nicht am Schwanz ziehen soll sondern möglichst sanft sein muss, wenn er nicht möchte, dass sie sofort Reißaus nehmen. Das klappt mal mehr, mal weniger gut.

Was ich wirklich erstaunlich finde: Egal, wie schlimm der kleine Wutanfall ist – sobald mein Kleiner um sich herum eine Katze erspäht, muss er wieder lächeln. Und für mich fühlt es sich auch deswegen einfach gut an, Haustiere zu haben. Sollte sich mein Sohn irgendwann ein eigenes Tier wünschen, dann würde ich ihm das auch ermöglichen.

NAY

Ich bin tatsächlich auch mit Haustieren aufgewachsen. Beziehungsweise, so halb. Meine Oma lebte auf dem Land in einem großen Haus mit Garten und es war dort, im bäuerlichen Oberbayern, so üblich, dass Katzen sich zwar ein “Zuhause” suchen, aber freilaufend bleiben. Die Katzen bei meiner Oma waren also immer da, schliefen aber meist draußen, hatten kein Katzenklo, wilderten viel herum. Dennoch waren sie für mich wie “Hausiere”. Ich habe sie wahnsinnig geliebt, mit ihnen gekuschelt, gespielt, sie gehegt und gepflegt und tief getrauert, wenn eine starb oder weggelaufen war.

Auch der ein oder andere Nager zog in mein Kinderzimmer ein, als ich Teenager war. Fand ich toll, wurde mir von meiner Mutter erlaubt, war aber ziemlich eklig. Ich kümmerte mich nämlich nur so einigermaßen, es roch einfach, ein Tier nach dem anderen krepierte. Alles in allem keine schöne Erfahrung. Ich habe noch heute ein kleines Trauma davon, dass ich damals eine so vernachlässigende Tier-Mama war. Und meine eigene Mutter hat ihre Ansage “Mach es, aber dann ist es allein deine Sache” damals einfach komplett durchgezogen. Kann ich auch sehr gut nachvollziehen!

In meinen Zwanzigern habe ich dann komischerweise eine ziemlich heftige Tierhaar-Allergie entwickelt. Ich bin mittlerweile stark gegen Katzen allergisch, gegen Hunde auch oft. Sogar, wenn wir in den Streichelzoo gehen, nehme ich immer lieber ein Anti-Allergikum mit. Das ist sicher einer der Hauptgründe, warum Haustiere für mich ein No-Go sind. Meine Tochter ist ein richtiger Tier-Freak, sie wünscht sich jetzt – mit vier – schon so sehr ein Haustier und ich weiß, dass wir noch viel diskutieren werden rund um dieses Thema. Aber ich bleibe dabei – und mein Partner ist auf meiner Seite. Warum will ich das nicht? Weil ich es tatsächlich irgendwie eklig finde. Überall Haare bei Katzen und Hunden, Nager stinken einfach immer. Fische würde ich vielleicht noch durchgehen lassen, haha! Ein weiterer Grund ist, dass ich mir nicht noch eine Stressquelle ans Bein binden möchte. Mag sein, dass es Kinder gibt, die sich dann wirklich wunderbar um ihre kleinen Racker kümmern, ich rieche dennoch schon den beißenden Stall-Geruch und das Katzenklo, wenn ich nur das Wort “Haustier” höre. Und ich würde das dann sauber machen, denn mich würde der Geruch wahnsinnig machen. Ich weiß also, es wäre ganz sicher Extra-Arbeit, die vielleicht nicht immer, aber eben doch oft genug, ICH erledigen würde. Und wer geht dann mit den Tieren zum Arzt? Wer kauft Futter, wer kümmert sich um eine Urlaubs-Betreuung? Ja, eben.

Mir tun auch Tiere in der Stadt immer leid. Das gehört irgendwie nicht so, eine Katze in einer Wohnung, ein Hund auf dem Asphalt. Viele Tiere sind vielleicht schon so runtergezüchtet, dass man gar nicht mehr von natürlichen Instinkten sprechen kann. Und viele Katzen scheinen in Hinterhöfen ein wirklich schönes Leben zu führen. Dennoch denke ich immer: nein. Die brauchen freien Auslauf, müssen wildern können, ich weiß auch nicht.
Würde ich auf dem Land leben und einen großen Garten haben oder den Wald vor der Tür, dann würde ich übrigens vielleicht nicht ganz so extrem sein, was Haustiere betrifft. Einen Hasenstall im Garten finde ich zum Beispiel eine ganz schöne Idee. Und mittlerweile könnte ich mir, wenn wir nicht in einer Wohnung mitten in der Stadt leben würden, sogar einen Hund vorstellen. Dabei war ich nie ein Hunde-Fan! Immer eher der Katzentyp. Aber auf Hunde bin ich nicht ganz so allergisch, auf manche gar nicht. Und ich kenne ein paar richtig süße Hunde von Freunden, die mir richtig ans Herz gewachsen sind. Auch der Faktor “Man muss dann täglich viel rausgehen” finde ich jetzt, wo ich älter werde, sehr reizvoll. Weil es gesund ist, ich gerne viel laufe und frische Luft gut tut.

Da wir aber erst Mal nicht wegziehen werden, und zwar auch aus dem Grund, dass sich keiner einen Garten, ein Haus (was das an Arbeit mit sich bringt!!) und viel Fahrtzeit antun möchte, bleibe ich vorerst bei einem klaren NEIN. Mal sehen, wie die Diskussionen mit meiner Tochter weitergehen…

Wie seht ihr das? Haustiere – JA oder NEIN?