Start-Up-Mums: Lena Felixberger von Descape
Liebe Lena, du hast 2014 Descape gegründet. Bist du das erste mal Gründerin?
Ja, denn eigentlich bin ich auch Gründerin “aus Zufall” geworden. Ich habe vorher als freiberufliche Texterin/Konzepterin gearbeitet und war damit sehr glücklich. Doch die Idee zu Descape war einfach eine Herzensangelegenheit und hat schon früh viel Potential gezeigt, sodass ich es mit meinem Co-Gründer Heiko einfach ausprobieren wollte.
Es gibt viele Debatten um „Women in Tech“. Caroline Drucker gab dazu einen Talk, der viel Zuspruch gefunden hat. Sie ruft dazu auf, dass Frauen sich in der Szene nicht mehr Girls nennen sollten. Siehst du das ähnlich?
Grundsätzlich stimme ich ihr zu: wir Frauen machen uns oft selber klein, und das liegt vor allem an unserer Art der Kommunikation. Der Begriff “girl” ist da sicher ein plakatives Beispiel, aber es geht ja viel weiter – ich nenne es mal den “gelebten Konjunktiv”. Frauen versuchen eben oft, sich möglichst freundlich und kompromissbereit auszudrücken. In einer Männerdomäne wird das unglücklicherweise als Schwäche ausgelegt. Letztlich müssen wir aber am System arbeiten und Seilschaften aufbrechen, statt die Schuld bei der vermeintlich mangelnden Härte der Frauen zu suchen.
Du erwartest in Kürze dein erstes Kind. Wie hat dein professionelles Umfeld auf die Schwangerschaft reagiert?
Um es positiv auszudrücken: überrascht. Es passt für die meisten einfach nicht in ihr Bild einer Startup-Gründerin. Dabei gibt es a) den perfekten Zeitpunkt sowieso nicht und b) ist es eigentlich eine tolle Situation, wenn man sein eigener Chef ist. Meine Kollegen bei Descape haben zum Glück super reagiert und unterstützen mich sehr.
Siehst du in den Reaktionen einen Generationsunterschied? Ändert sich endlich etwas?
Ja, man merkt einen Generationsunterschied. Besonders weil ältere Gesprächspartner oft selbst noch eine sehr klassische Rollenverteilung in ihren Familien leben. Ich bin dann immer wieder verwundert über die Diskrepanz, dass sie einerseits Innovation fördern wollen und zustimmend nicken, wenn man über die Zukunft der Arbeitswelt spricht. Wenn es dann aber um die eigene Praxis geht, ist der Wille zur Veränderung plötzlich weg. Aber genau dafür haben wir Descape gegründet: wir wollen Inspiration und Freude zurück in die Arbeitswelt bringen. Also müssen wir es in unserer Firma selbst leben.
Wie reagieren andere Frauen im Business auf die Schwangerschaft?
Frauen trifft man ja ohnehin in der Tech-/Startup-Welt leider deutlich seltener. Die Reaktionen sind da schon positiver, wobei man bei vielen auch schnell merkt: sie haben ein anderes Modell für sich gewählt. Für die bin ich dann mit 30 ganz schön jung, um Mama zu werden.
Was denkst du über Social Freezing?
Ich halte das für eine sehr bedenkliche Entwicklung und Debatte. Sozial ist daran nun wirklich gar nichts. Bevor man bessere Bedingungen für Väter in Elternzeit schafft, sollen Frauen in ihren Körper und ihre Biologie eingreifen? Das ist mir zu billig und im Grunde eine Unverschämtheit unter dem Deckmantel der Frauenförderung von Unternehmen, die Social Freezing anbieten. Und was ist der nächste Schritt: werden talentierte Frauen in ihrer Karriere ausgebremst, wenn sie dieses Angebot nicht wahrnehmen wollen? Jeder sollte den Zeitpunkt für die Familiengründung selbst wählen dürfen und dadurch auch keine Nachteile erfahren. Dazu müssen wir Frauen und Männer (!) ermutigen.
Wohin geht es mit Descape 2016?
Descape wird im Oktober komplett relaunchen und sich nicht nur einen ganz neuen Look geben, sondern auch viele neue Features für unsere Community bereitstellen. Damit wird die Buchung eines Descapes viel einfacher werden und auch die Zahl der Angebote kann schneller steigen. Ansonsten wird unser Team hoffentlich weiter wachsen und von mehr tollen und inspirierenden Menschen bereichert werden!
Danke Lena!
Foto: Rachael Horan von Cummulus Diaries