Sollten Kinder noch Skifahren lernen?

Ich hab mir diese Frage oft gestellt in den letzten Monaten. Ich komme aus Bayern, stand als Kind nicht viel auf den Ski (weil meiner Familie die finanziellen Mittel fehlten), aber habe dennoch mit fünf Jahren Skifahren gelernt, war im Skilager mit der Schule, der ein oder andere Skikurs war auch drin, wir hatten es ja nicht weit. Das ist auch eine Sache, die ich gleich mal betonen möchte. Ich glaube, dass Skifahren so vielen Menschen schlechte Gefühle macht, weil es einfach ein verdammt elitärer, weißer, und teurer Sport ist. Und “früher” war er zumindest nicht ganz so elitär.

Ich habe viele Freund_innen aus der eher unteren Mittelschicht, die auch noch viel mit ihrer Familie Skifahren gegangen sind. Und je näher man an den Alpen wohnt, je normaler ist das Skifahren. In Österreich fahren auch heute noch sehr viele Kitas und Schulen regelmäßig mit den Kindern zum Skifahren, für die Eltern, die das finanziell nicht stemmen können, gibt es natürlich Unterstützung (so wurde es mit zumindest erzählt).

Dennoch. Es ist nicht von der Hand zu weisen: Skifahren ist Luxus. Vor allem wenn man, wie wir, in Berlin lebt und der nächste Berg weit entfernt ist. Aber auch, wer näher an den Bergen lebt, muss sich das leisten können. Die Skipässe kosten in Österreich im Schnitt 60 Euro pro Tag. Dazu das Equipment, die Anreise, Unterkunft und Verpflegung. „Mit dem Geld könnten wir in die Karibik fliegen!“ haben wir uns irgendwann gesagt. Und das stimmt auch. Aber wir haben nun mal nur eine Woche Ferien im Winter. Da lohnt die Karibik nicht. Außerdem wollten wir unsere Flug- und Fernreisen einschränken, wegen Fußabdruck.

Ich habe meine Familie 2018 überredet, mit dem Skifahren anzufangen. Denn genau da habe ich festgestellt, dass ich so gerne wieder auf den Brettern stehen will. Ich konnte es sogar noch, etwas wackelig zwar und eher langsam, aber ich stand fest in der Bindung. Mein zweites Kind war damals zwei Jahre alt, ich hatte zwei anstrengende Jahre hinter mir, war unsicher, ängstlich, traute mir wenig zu. Skifahren war wirklich Angstbewältigung für mich. Nach einem Tag auf Ski fühlte ich mich mutiger, gestärkt, wunderbar. Ich hab es so geliebt. Hab mich wieder so am Leben und so kraftvoll gefühlt. Nicht nur wegen des Sports, auch die Berge, die Luft, der Schnee – mir gibt das viel. Ich wollte das mit meiner Familie erleben. Und meinen Kinder das Geschenk machen, früh Skifahren zu lernen.

Damals erschien mir das gar nicht sonderlich unvernünftig.

Mein Sohn machte 2018 seinen ersten Skikurs. Er fand es am Anfang mittelgut, aber schon am zweiten Tag flitzte er begeistert die Piste herunter. 2019 hat der Mann angefangen, 2020 stand die Kleine das erste Mal auf Skiern. Wir waren damals in der Silberregion Karwendel, total low key, direkt an einer kleinen Piste, die Skikurse der Kinder waren gratis, was ich mega fand. Mir war es wichtig, bezahlbaren Skiurlaub zu zeigen. 2021 haben wir Pandemie-bedingt pausiert, und uns 2022 einen richtig fetten Skiurlaub im Zillertal geleistet. Wir waren damals im Almhof, einem wahnsinnig schönen und luxuriösen und dennoch familiären Hotel und es war der erste Skiurlaub, in dem wirklich alle vier Familienmitgleider den ganzen Tag auf der Piste waren. Meine Güte, war das schön. Der perfekte Urlaub. Den ganzen Tag an der frischen Luft, nachmittags in den Pool, mega Essen, abends die Kids in der Kinderbetreuung und wir in der Sauna. Um 21 Uhr lagen alle im Bett, ich war lange nicht so erholt. Es gibt auch eine Trampolin-Halle, Wasserrutschen, bestes Essen, nette Menschen haben wir auch noch kennengelernt. Ich kann das Hotel und diese Art Urlaub einfach wirklich vollends empfehlen.

Ich wollte das also unbedingt dieses Jahr wieder erleben!

Doch dann. Ja, dann. Dann lag dieses Jahr an Weihnachten nicht mal ein Fussel Schnee irgendwo, es hatte 15 Grad, auf Instagram sah ich Bekannte, die in Kitzbühel auf Kunstschnee-Streifen zwischen grünen Almen fuhren. Grauenhaft. Da dachte ich mal wieder: macht das noch Sinn? Wenn die Kinder es nicht schon könnten, sagte ich, ich würde es sie nicht mehr lernen lassen. Wie lange können sie wohl noch Skifahren? Es gibt immer weniger Schnee. Und es wird perspektivisch wahrscheinlich jedes Jahr noch weniger. Es gibt zwar auch Theorien, dass uns in Europa wieder eine Eiszeit ereilen könnte, aber in den letzten Jahren war das Wetter im Schnitt einfach nur unberechenbar – und viel zu warm.

Und: Skifahren ist natürlich nicht umweltfreundlich. Es werden Bäume gerodet, um Pisten zu schaffen, unter dem Kunstschnee leidet die Natur. Überhaupt, der Kunstschnee: die Skigebiete sind so abhängig vom Ski-Tourismus, dass immer die Kanonen laufen, wenn der echte Schnee nicht reicht. Die Lifte brauchen viel Energie, je luxuriöser das Hotel ist, je energieintensiver wird der Skiurlaub. Trotzdem ist Skifahren, wenn man mal durchrechnet, fürs Klima wesentlich weniger schädlich als andere Reiseformen, wie zum Beispiel eine Fernreise. Der größte Batzen CO2 ist auch beim Skiurlaub die Anreise, wer also jedes Wochenende in die Berge fährt, sündigt mehr, als eine Familie, die einmal im Jahr für eine ganze Woche mit dem Auto zu viert in die Alpen fährt. Ich habe so viele, teilweise richtig böse Nachrichten bekommen, wie ich so einen aus der Zeit gefallenen und klimafeindlichen Sport bewerben könnte, darunter waren auch Nachrichten, wie “Vor allem verstehe ich nicht, dass man dafür extra so weit fährt.” Und gerade das macht wirklich keinen Sinn. Im Gegenteil:

Ein längerer Ski-Aufenthalt macht klimatechnisch am meisten Sinn. 

Wir haben es nämlich dann doch wieder getan, den Urlaub nicht storniert und es gewagt. Und wir wurden belohnt. Mit Schnee. Jeder Menge Schnee. An einem Tag war es so viel Schnee, dass wir nicht Skifahren konnten! Sonne gab es auch. Nette Skikurse, nette Kinder, nette Eltern. Wir waren im Stegerhof in der Steiermark. Ein familiäres Hotel, seit Generationen in Familienhand. Die Familie war unfassbar nett. Der Inhaber hat sogar am Ende das Skirennen moderiert, seine Frau hat sich um Kontakte für unsere Kinder gekümmert und kannte sie gleich beim Namen. Wir haben uns wie zuhause gefühlt. Alles, was man sich wünscht, gab es da, aber keinen übertriebenen Luxus. Fabelhaftes Essen, alles schön und sauber. Die Kinderbetreuung war eher für Kleinere (für die aber auch wirklich ein Traum), aber das macht nichts, weil unsere Kids ja gleich Anschluss gefunden haben, im Hotel stundenlang Verstecken gespielt haben und sogar teilweise alleine zum Pool gelaufen sind. Es gibt einen Spa-Bereich, einen Pool, einen Waschraum, einen Billiard-Tisch und eine Kegelbahn. Es ist an alles gedacht. Das kleine, feine Skigebiet, die Riesneralm, ist drei Minuten entfernt. Alles war so, so schön. Ich habe so gut geschlafen, ich war jeden Tag in der Sauna. Das Skifahren hat mal wieder so Spaß gemacht – auch den Kindern. Die Skischule war nur eine Bummelzug-Fahrt entfernt, wir haben das Auto, einmal im Stegerhof angekommen, gar nicht mehr bewegen müssen. (Am Ende war es ordentlich eingeschneit, haha!)

Sowohl der Almhof, als auch der Stegerhof sind Teil von Kinderhotels Europa. Die stehen seit über 30 Jahren für unbeschwerten Familienurlaub mit höchster Betreuungsqualität. Alle 30 Kinderhotels der Hotelkooperation werden familiär geführt. Und das merkt man! Denn Familienbetriebe wissen vielleicht noch ein bisschen besser, was Familien und insbesondere Kinder in den Ferien brauchen. Spaß, Action und Unterhaltung, sowie kompetente Kinderbetreuung und Rückzugsorte für die Eltern. Klingt gut, oder? Ist es auch… Alle Hotels, die dabei sind, findet ihr hier.

Genau deshalb ist dieser jährliche Skiurlaub auch einfach der perfekte Urlaub. Wo jeder seins machen kann und wir trotzdem zusammen eine harmonische Zeit haben. Und ehrlich gesagt ist das auch der einzige Urlaub, in dem es wirklich gar keinen Streit gibt. Wo alle bedient sind, alle ausgeglichen. Ich liebe das so sehr und diese Woche und die Vorfreude darauf geben mir sogar immer genug Energie, um den Winter in Berlin gut zu schaffen. Und ich glaube, so geht es vielen Familien. Am ersten Tag bin ich am Nachmittag durch den Spa-Bereich gelaufen und da lagen viele Eltern, die einfach nur gedöst und entspannt haben. Die Kinder in der Betreuung oder mit jemand anderem am Pool (viele hatten auch die Großeltern dabei). Und man kann einfach mal richtig loslassen. Das tut so gut. Und nach einem sportlichen Skitag fühlt es sich gleich noch mal besser an!

Ein paar Leser_innen schrieben mir auch: Man sollte den Ski-Tourismus nicht unterstützen. Ich glaube, Viele denken da an Ischgl, an Apres-Ski, an Massentourismus und an Rücksichtslosigkeit. Aber so ist der Skisport nicht überall. Ich habe es immer ganz anders erlebt. Eher Locals, viele Familien. Kleine Gebiete. Ganz ruhig und auf die Natur und den Sport orientiert – nicht auf Party und Masse. Ich möchte das noch unterstützen. Ich weiß auch nicht, wieviel Sinn es macht, jetzt alle Lifte abzureissen und einen so schönen Sport zu boykottieren. Den Klimawandel wird das wohl kaum aufhalten. Da sind ganz andere Parameter nötig. Der Tourismus macht eh nur einen sehr kleinen Teil aus, der Wintersport einen marginalen. Dennoch: In manchen Gegenden in den Alpen passiert das ja eh schon, dass man sich umorientiert, weil der Schnee fehlt. Vielleicht ist das ein Prozess. Aber bis dahin ist es einfach mein Liebstes und nach unserem wunderbaren Urlaub war ich dann doch wieder froh, dass die Kinder Skifahren gelernt haben und wir das zusammen erleben können.

Für viele ist Skifahren ein Symbol für den Klimawandel, der von Menschen gemacht ist.

Für mich ehrlich gesagt nicht. Ich weiß, dass es da ganz andere Baustellen gibt. Insofern: es mag unvernünftig sein. Aber meine Kinder lernen es noch. Wenn sie noch kleiner wären, weiß ich nicht, ob wir es noch mal anfangen würden. Aber jetzt können sie es schon, sie lieben es und solange es noch geht, machen wir ein Mal im Jahr alle zusammen eine Woche Skiurlaub. Dennoch verstehe ich, dass es sich für Viele falsch anfühlt, dass sie im Winter nicht mehr in die Berge fahren. Das ist auch okay so. Aber – wie gesagt – für mich ist es das Schönste, das als Familie zu erleben. Das Gefühl überwiegt gerade, deshalb werden wir es auch nächstes Jahr wieder machen. Und hoffen, dass wieder so viel Schnee liegt!

 

Transparenz: wir hatten in beiden Hotels Presse-Konditionen, haben aber einen Großteil der Kosten selbst übernommen.