Warum das Thema Altersvorsorge vor allem Frauen kümmern sollte
Irgendwie ja auch nachvollziehbar, weil genau diese Angelegenheit wirklich eine komplexe ist, der Markt so sehr von Produkten überfrachtet ist, das einem vor lauter Komplexität schon mal die Motivation flöten gehen kann, sich zu kümmern. Apropos Motivation: Die Deutschen legen im Schnitt mehr Geld für ihren nächsten Urlaub als fürs Alter zurück.
Und genau da wären wir dann beim Hauptproblem angelangt: Das Kümmern und dann auch Anfangen nämlich ist – Überraschung – natürlich unabdingbar und vom Wegsehen wird es gewiss alles, nur nicht besser. Eine ganz simple Rechnung ist diese: Umso länger wir warten, desto schlechter in der Regel die Konditionen, bzw. gehen uns gewisse Renditepotenziale flöten.
Und weil ich auch keine ausgewiesene und zertifizierte Honorarberaterin bin, will dieser Text einmal wieder vor allem mobilisieren, anstatt den Anspruch auf Vollständigkeit zu erfüllen. Gut wäre ja schon, hier und da ein paar Eckpfeiler zu setzen – auf dass der oder die eine oder andere beginnt, sich Gedanken zu machen.
Als fühlten wir uns beim Thema Finanzen schlagartig entmündigt
Neulich also fahre ich ganz zufällig an einer Freundin vorbei, die mich zu sich heranwinkt und dann berichtet, sie hätte sich ja nun mal beraten lassen. Wegen der Rente. Bei ihrer Bank (ein Öffentlich-rechtliches Institut). Und dann recht schnell etwas unterschrieben. “So einen Fondssparplan”, sprach sie. Aber was es genau damit auf sich habe, könne sie eigentlich auch nicht so genau sagen, bzw. sei sie einfach irgendwann ausgestiegen, als der Bankberater angefangen habe, darüber zu erzählen.
Nun finde ich Aktionismus in dieser Hinsicht ja erst mal prinzipiell gut, weil es bedeutet, dass überhaupt irgendwas passiert ist, anstatt Jahr für Jahr über den Rentenbescheid aus allen Latschen zu kippen und ihn dann doch nur „lalalala“-singend zur Seite zu packen.
Noch schöner wäre indes nur, wenn jene Freundin eben nicht in jenes Schema verfallen wäre, von dem ich leider nur allzu oft höre – vor allem von Frauen. Dass man da ja nicht durchblicke und dem Kram deshalb eher in die Hände von jemandem legt, der einem den Weg weisen kann. Ich kann mich etwa erinnern, bei meinem ersten Post hier auf Littleyears übers Anlegen für Kinder bei Facebook darüber gestolpert zu sein, dass eine oder zwei Leserinnen ihre Männer unter dem Beitrag vertaggt hatten…
Mir ist dahingehend gerade eben jenes Zitat von Simone de Beauvoir über den Weg gelaufen, in einem anderen Kontext zwar, aber ich finde es hier auch sehr passend:
„Frauen, die nichts fordern, werden beim Wort genommen – sie bekommen nichts.“
Und genau so ist es nun mal. Klar, wir können uns darauf verlassen, dass sich das schon regelt, Vater (!) Staat uns schon nicht hängen lässt im Alter oder der gute Göttergatte im Ehevertrag so gnädig mit uns ist, dass er uns nicht blindlings aus der teuren Eigentumswohnung schmeißt, sollte es doch mal zu einer Trennung kommen. Aber wonach klingt das vor allem: Nach den 50ern. Zumal: You never know. Also lieber mal hinschauen und Initiative ergreifen, nicht wahr. Lohnt sich auch. Versprochen.
Beginnen wir einmal mit den Basics.
Aller Anfang ist die Bestandsaufnahme. Einen Plan zu haben ist immer gut – besser noch zu wissen, worauf sich die Strategie begründet. Insofern ist man sicher gut beraten, sich einmal hinzusetzen, und Soll und Haben aufzuschreiben. Ganz im Sinne von John D. Rockefeller, der einmal sagte:
„Es ist besser, einen Tag im Monat über sein Geld nachzudenken, als einen ganzen Monat dafür zu arbeiten.“
Dankbarer Weise gibt es im Netz dazu ja ganz gute Tools: wie zum Beispiel diesen Rentenrechner hier, in dem zum Beispiel Kategorien wie Renteneintritt, prognostizierte Rentenjahre sowie etwa die drei Säulen der Altersvorsorge (Gesetzliche Basisvorsorge, geförderte sowie private Vorsorge) abgebildet werden und auf welchen Schnitt man kommt, wenn man nichts weiter täte, als sich darauf zu verlassen, was vielleicht bereits eingerichtet ist (oder der Gesetzgeber erfüllt). In einem weiteren Schritt lassen sich in solchen Rechner auch berechnen, wie viel mehr an Sparanstrengung es bedürfte, um eine etwaige Rentenlücke zu schließen oder schlichtweg ein Rentenniveau zu erreichen, von dem man denkt, dass man damit gut leben könnte.
Ist das einmal erledigt, stellt sich wahrscheinlich schnell und nach dem ersten Schock heraus, an welchen Stellschrauben gedreht werden müsste und bei den allermeisten ist das wohl die private Vorsorge. Wie es sich mit der zweiten Säule, etwa in Form einer Riester-Rente verhält, welche Vor- und Nachteile (und auch Fallen!) damit einhergehen, lässt sich sehr übersichtlich hier bei Finanztip nachlesen.
Prinzipiell gilt: Es spielt keine Rolle, wie viel oder wie wenig Geld wir besitzen, sondern vielmehr, einfach damit zu beginnen, Geld zurückzulegen. Der Idealfall wäre sicherlich, bereits im Studium den einen oder anderen Betrag anzulegen. Es müssen anfangs auch gar nicht mehr als 50 Euro sein. Aufstocken lässt sich ja immer noch. Viel wichtiger ist: regelmäßig Geld beiseite zu schaffen – etwa in einem Depot anzulegen (wie ich das hier schon einmal beschrieben habe) und es dort dann einfach ruhen zu lassen. Die besten Investments sind nämlich solche, denen man über Jahrzehnte keine Beachtung schenkt. Das gilt insbesondere für Kapitalmarktprodukte wie ETFs, die Indizes abbilden – und zwar ohne, dass dabei wie bei aktiv gemanagten Fonds allzu hohe Gebühren anfallen.
Jene Gebühren sind wiederum nämlich das Problem bei Produkten wie Lebensversicherungen. Aber auch bereits der Fondssparplan bei der Bank kann versteckt indirekt viel mehr Kosten bedeuten, als uns auf den ersten Blick klar und lieb ist. Stichwort: versteckte Provisionen und Bankberater, die sich eher ins Marketing ihres Instituts verorten lassen, als dass sie ihre Kunden unabhängig beraten würden. Bei Lebensversicherungen etwa rechnen Analysten vor, dass 20 Prozent der eingezahlten Beiträge nur für die Verwaltungskosten draufgehen. Da kann man sich ausrechnen, wie viele Jahre man allein spart, um wieder auf den Betrag zu kommen, den man innerhalb einer solchen Versicherung eingezahlt hat – und zwar ohne bis dahin überhaupt irgendeine Rendite eingefahren zu haben.
Wie immer gilt bei Anlagen: Am besten breit aufstellen
Abseits dieser ja ohnehin in Verruf geratenen Versicherungsvorsorge und den inzwischen offenbar recht beliebten Investmentfonds als Alterssparmodell, gilt selbstredend immer – wie hinsichtlich aller Anlagevorhaben: Diversifizieren, also breit aufstellen, it is!
Und wie man sich da nun genau einrichtet, ist pauschal schwer zu sagen, erstrecht zu empfehlen. Es gibt Berater, die meinen 10 bis 20 Prozent Edelmetall im Vermögensbestand seien eine gute Idee – so für den Notfall und wenn alles andere den Bach runter geht. Im Zinstief spielen darüber hinaus Aktien sicher eine gewisse Rolle, aber ein solches Investment steht und fällt eben auch mit der Risikobereitschaft des Anlegers und ich würde behaupten, insbesondere die Deutschen sind beim Thema Rente dann doch eher risikoavers unterwegs. Dass das Sparbuch deshalb im Moment trotzdem keine Lösung sein kann, darauf sei an dieser Stelle noch einmal eindrücklich verwiesen. Dann doch lieber die Kohle unters Kopfkissen packen.
Immobilien übrigens – wer vielleicht leise darüber nachdenkt – sollten unbedingt gesondert von den Sparmotiven fürs Alter betrachtet werden, weil sie erst einmal Kostentreiber sind.
Und wer nun immer noch nur Bahnhof versteht, aber nicht in die Fänge eines Versicherungsmaklers geraten will, dem sei empfohlen, sich an einen Honorarberater zu wenden. Jene Berufsgruppe, die sich darauf spezialisiert hat, ihre Kunden in Finanzfragen unabhängig zu beraten (wie erwähnt im Unterschied zu den Beratern der allermeisten Banken). Das mag zu Beginn nach einer Investition aussehen, aber den Steuerberater bezahlt man ja schließlich auch nach Stunden, um bestmöglichst beraten zu werden und in der Regel: lohnt sich das. Lieber eingangs etwas Geld auf den Tisch legen, als über den Tisch gezogen zu werden.