Kinderhaben anderswo: Melanie in Mexiko

Heute führt uns unsere „Kinderhaben anderswo“ Serie ins wunderschöne Mexiko. Für Melanie war schon früh klar, dass sie nicht unbedingt in Deutschland leben möchte. Ihren zukünftigen Mann hat sie in Sri Lanka kennengelernt, nach Zwischenstopps in England und Spanien leben die beiden nun mit ihren beiden Töchtern (sechs und neun Jahre alt) in Puebla, das ist eine mittelgroße Stadt, 100 Kilometer östlich von Mexiko Stadt. Wie die Kinder dort aufwachsen und was Melanie mittlerweile so stark an Mexiko bindet, das erzählt sie uns heute, danke Melanie!

Was mich nach Mexiko geführt hat

Ich komme aus einer kleinen Stadt an der Mosel. Während meines Studiums habe ich Asien bereist und dann während meiner Feldforschung für die Diplomarbeit in Sri Lanka Jorge kennengelernt, den ich erst wegen seines seltsamen Akzents für einen Schweizer hielt. Wie sich herausstellte, ist er Mexikaner, er studierte damals in München.

Wir konnten uns gut vorstellen, nach der Diplomarbeit noch etwas länger in Sri Lanka zu leben und zu arbeiten. Leider kam der Tsunami, mein Entwicklungsprojekt hatte plötzlich keine Gelder mehr und das Land, das eh schon vom Bürgerkrieg belastet war, brach fast zusammen. Wir sammelten Spenden, halfen, wo wir konnten und entschlossen uns schließlich, das Land zu verlassen. Ein halbes Jahr später, nachdem wir beide unser Diplom in Deutschland gemacht hatten, sind wir nach Mexiko ausgewandert. Dort habe ich eine zweite Ausbildung als Deutsch als Fremdsprache-Lehrerin gemacht und angefangen, an einer deutschen Auslandsschule zu arbeiten. Nach vier Jahren sind wir nach Puebla umgezogen. Ich war schon schwanger und habe meine Stelle gekündigt, da wir hier nur vier Monate Mutterschutz haben. Das war mir zu wenig. Wir sind dann aber aufgrund von Jorges Job erst mal nach Spanien und England gegangen – so konnte ich meine Elternzeit sogar auf vier Jahre ausweiten. Ich habe das ganz bewusst so erlebt und genossen. Ich wusste ja, dass ich irgendwann in Mexiko wieder arbeiten werde. Trotzdem habe ich etwas für den Kopf gebraucht und in dieser Zeit meine Doktorarbeit in Politischer Geographie geschrieben.

Kinderfreundliches Mexiko

Mexiko ist das höflichste, freundlichste und kinderfreundlichste Land, das ich kenne. Wir sind frohen Herzens zurückgekehrt. Kinder werden hier gerne angefasst und geküsst. Höflichkeit ist äußerst wichtig. Alle begrüßen sich mit Küsschen, auch meine Kinder sind das so gewohnt und schauen eher komisch, wenn sie jemandem die Hand zur Begrüßung geben sollen. Sie werden oft von Fremden über den Kopf gestreichelt, auch weil sie helle Haare haben. Für sie ist dieser Körperkontakt ganz normal.

Kinder werden in meinen Augen in dem Sinne sehr verwöhnt, dass es fast in allen Haushalten eine Haushaltshilfe gibt und die Kinder entsprechend kaum Aufgaben zu Hause haben. Bei uns läuft das aber etwas anders: Unsere Töchter bekommen kein Taschengeld, sie haben aber Aufgaben zu Hause: sich um die Tiere kümmern, den Tisch decken und abräumen und die Große hilft im Garten mit. Erledigen sie diese Aufgaben gut, gibt es am Sonntag ein „Taschengeld“.

Zum Thema Haushaltshilfe

In den höheren Schichten haben hier eigentlich alle Hilfe im Haushalt. Viele Haushaltshilfen leben bei der Familie und erziehen die Kinder mit. Bei uns ist das nicht so. Unsere Hilfe kommt nicht jeden Tag und Kindererziehung fällt nicht unter ihre Aufgaben.

Manchmal bekomme ich dazu neckende Kommentare von meiner Familie und meinem Freundeskreis aus Deutschland, weil ich eine Hilfe zu Hause habe. Aber mich stört das nicht. Hier in Cholula ist die Luft sehr trocken, oft ist Vulkanasche überall. Da reicht es nun mal nicht, das Haus einmal pro Woche zu putzen und da ich arbeite, fehlt mir die Zeit. Ich bin sehr froh, Hilfe zu haben!

Und, wie gesagt, in meinem Freundeskreis haben so gut wie alle eine Haushaltshilfe. Meist kommen sie aus den umliegenden Dörfern. Viele werden durch Mundpropaganda vermittelt, manchmal klingeln die Frauen auch einfach mal und fragen nach, ob es Arbeit gibt.

In anderen sozialen Umfeldern sieht es natürlich anders aus. Viele Kinder müssen schon früh in den Geschäften oder Betrieben und zuhause mithelfen. In den öffentlichen Schulen gibt es sogar Schulzeiten in zwei Schichten, eine traditionelle am Vormittag und eine zweite am Nachmittag. So können viele Kinder morgens ihre Eltern in deren Geschäften unterstützen.

Über Traditionen

Es gibt hier einige Traditionen nach der Geburt, Mädchen bekommen zum Beispiel meist noch als Baby Ohrlöcher gestochen. Wir wurden das auch gefragt und haben abgelehnt. Meine Tochter hatte damals auch eine blaue Babydecke und alle Welt dachte sie sei ein Junge… Also hier ist das blau-rosa oft noch Standard. Und die Babys werden hier nach ein paar Lebensmonaten geschoren, die Haare werden abrasiert, damit die neuen Haare voller nachkommen. Haben wir allerdings nicht mitgemacht.

Wie wir leben

Hier in Puebla leben Familien normalerweise in Häusern. Es gibt auch einige Gebäude mit Wohnungen. Häuser kaufen, bauen oder mieten ist hier viel billiger als in Deutschland. Nachdem wir einige Zeit zur Miete gewohnt hatten, wollten wir gerne ein Haus bauen oder kaufen. Wichtig war für uns, dass die Kinder Platz zum Spielen haben und sich einigermaßen frei bewegen können. Viele Häuser sind in sogenannten fraccionamientos angelegt, also geschlossene Wohnanlagen. Wir hatten das Glück, dass ein Bekannter uns ansprach, als wir noch in England waren. Er ist Architekt und baute eine kleine Wohnanlage mit wenigen Häusern. Wir haben das Haus im Rohbau gekauft und konnten uns die Innenausstattung selbst aussuchen. Wir haben für mexikanische Verhältnisse einen relativ großen Garten, zudem gibt es Grünflächen im Fraccio, wo die Kinder mit ihren Freunden auch mal ohne Aufsicht spielen können. Dafür ist die Wohnfläche nicht sehr groß, die Mädchen teilen sich ein Zimmer.

Schwanger sein

Ich habe meine Schwangerschaften sehr positiv in Erinnerung. Schwangere sind hier hochbeliebt, alle Welt will den Bauch anfassen und gibt Tipps. Zur Datenerhebung meiner Doktorarbeit wurde mir in einem Dorf angeboten, zur Geburt nochmal zu kommen. Geburt gegen einen Baum sei angeblich die beste und schmerzfreieste Methode.
Hebammen gibt es allerdings sehr wenige, Geburten werden hier immer von Gynaekologen durchgeführt. Da meine Schwägerin Gynaekologin ist, hatte ich Glück und ich war für die Untersuchungen bei ihr.

Die Geburt

Ich habe mich dann doch für die Klinik entschieden, eine Privatklinik, mit eigenem Zimmer und Krankenschwester. Elena war ein Notkaiserschnitt, ich wollte unbedingt eine natürliche Geburt, aber aus Sicherheitsgründen wurde das abgelehnt. Hier in Mexiko sind Kaiserschnitte eine gern genommene Alternative. Ärzte bringen die Kinder zur Welt, Hebammen gibt es fast keine. Falls sich bei einer natürlichen Geburt nach 10-12 Stunden nix tut, wird ein Kaiserschnitt durchgeführt.

Das hat auch viel mit Absicherung zu tun. Ärzte können sehr leicht verklagt werden. Ich denke, dass sie so auf der sicheren Seite stehen. Da viele Geburten in Privatkrankenhäusern durchgeführt werden, können die Patientinnen sich natürlich ihre Behandlung aussuchen.

Wer sich keine Privatklinik leisten kann, geht in ein staatliches Krankenhaus, dort ist man als Angestellte automatisch registriert. Meine Haushälterin aber zum Beispiel, hat kein festes Arbeitsverhältnis, sie darf nicht in diese Krankenhäuser. Sie hat eine “Volksversicherung”, die Personen versichert, die keine Steuern zahlen. Für die gibt es dann noch mal extra Krankenhäuser.

Stillen

Stillen war bei mir nach der Geburt nicht vorgesehen, wollte ich stillen, musste ich mich nachts in die Kinderstation begeben, wo meine Tochter übernachtete. Ich habe es trotzdem durchgezogen und ein Jahr gestillt. Hier kann man in der Öffentlichkeit stillen, allerdings ziehen viele Frauen ein Stilltuch vor. Stillen setzt sich immer mehr durch, ich war in meinem Umfeld dennoch eine Ausnahme.

In den ländlichen Gebieten wird natürlich noch immer hauptsächlich gestillt. Aber in meinem sozialen Umfeld und generell in  den Städten machen es sich viele Frauen einfach und benutzen Milchpulver. Auch wird nicht sehr ausführlich über das Stillen aufgeklärt. In meinem Geburtsvorbereitungskurs wurde es nur ganz kurz angesprochen. Früher stellte Milchpulver auch einen gewissen sozialen Standard dar. „Nur wer kein Geld hat, der stillt“. Heute ist das nicht mehr so, viele Frauen stillen und sind sich den Vorteilen bewusst. Es gibt aber soweit ich weiß keine Kampagne, die das Stillen befürwortet.

Die Schere zwischen Arm und Reich und Kriminalität im Alltag

Die große Kluft zwischen Arm und Reich erleben wir jeden Tag. Es gibt viele Bettler und Obdachlose. Und viele arme Familien, die aber zumindest ein Haus über dem Kopf haben. Zudem gibt es hier noch großen Rückhalt durch die Familie. Keiner wird allein gelassen, die Alten ziehen zu ihren Kindern ins Haus, Altersheime gibt es wenige.
Wir gehören hier zur oberen Mittelschicht und versuchen, etwas zurück zu geben, wo wir können. Ich kaufe oft in Tante-Emma-Läden ein und versuche, lokale Produzenten zu unterstützen. Wenn den Kindern Kleidung nicht mehr passt oder wir Spielzeug nicht mehr nutzen, gebe ich es weiter, zum Beispiel an meine Haushälterin. Am Ende des Schuljahres bringt eine Bekannte benutzte Schulsachen in die Bergdörfer. Die Schule führt außerdem mehrere Aktionen im Schuljahr durch. Wir sammeln vor dem Winter Decken und warme Kleidung und wir haben ein Nähprojekt, in dem wir Frauen das Nähen beibringen.

Auch Kriminalität ist natürlich hier präsenter als vielleicht in Deutschland. Uns ist noch nie etwas passiert, aber trotzdem sollte man bestimmte Dinge im Alltag beachten. Wir gehen nicht mit Angst durchs Leben, aber doch aufmerksam. Ich beobachte immer, was um uns herum geschieht, an der Ampel zum Beispiel. Die Kinder können sich leider nicht sehr weit entfernen, sind immer bei uns. In den sozialen Medien kommen oft Vermisstenanzeigen, auch von Kindern. Wir haben unseren Kindern bestimmte Dinge beigebracht, zum Beispiel wie sie sich verhalten sollen, wenn jemand sie mitnehmen möchte. Auch kennen sie das Kommando “Kopf runter” im Auto, kann immer mal nützlich sein. Bestimmte Gegenden der Stadt betreten wir nicht, und wie fahren nachts nicht mehr mit dem Auto.

Ich glaube aber, Sicherheitsempfinden hängt von jedem selbst ab. Jeder muss für sich entscheiden, mit was er sich sicher fühlt.

Kinder im Alltag

Kinder sind hier Teil des Lebens und nehmen auch überall daran teil. Feste, Partys, Abendessen, Restaurants, Kino am Abend – alles ganz normal, auch dass ein Kind mal nach 21 Uhr auswärts dabei ist. Wir feiern gefühlt nun immer noch so viel wie früher, nur hat sich das Konzept geändert. In unserer Wohnanlage gibt es fünf Häuser und zwei befreundete Familien mit Kindern im gleichen Alter leben dort auch. Die Kinder können draußen ohne Aufsicht spielen. Wenn die Erwachsenen abends zusammensitzen, spielen die Kinder auch irgendwo. In Sachen Freiheit und Selbständigkeit sind Kinder hier aus Sicherheitsgründen normalerweise eher eingeschränkt. Daher sind wir sehr glücklich mit unserem Wohnkonzept, in dem die Kinder sich relativ frei bewegen können.
Da es kaum Krabbelgruppen oder ähnliches gibt, verbringen viele Kinder die ersten Lebensjahre hauptsächlich mit Erwachsenen. Erst im Kindergarten lernen viele Kinder richtig mit anderen Kindern zusammen zu sein oder zu spielen.
In Mexiko gibt es auch keine Krabbelgruppen, und es ist nicht üblich, dass Kinder sich am Nachmittag zum Spielen verabreden. Klappt es dann doch mal, kommen die Mütter mit und bringen Blumen, Kuchen und so weiter. Meine mexikanischen Freundinnen haben sich mittlerweile daran gewöhnt, dass ich ihre Kinder gerne und ohne Gegenleistung bei mir habe – und sie genießen auch mal einen kinderfreien Nachmittag.
Übernachten ist auch so eine Sache, gar nicht üblich hier, schon gar nicht Jungs und Mädchen, auch da muss man manchmal lange überreden.Unser enger Freundeskreis ist jedoch eher anders, viel offener. Die Kinder dürfen auch zusammen duschen, plantschen, baden.

Kinderbetreuung

Kinder können hier schon ab 4 Monaten in die Krippe gehen, ab drei Jahre gehen dann die meisten für drei Jahre in den Kindergarten. Der Mutterschutz ist wie gesagt nur vier Monate, oft bleiben die Babys aber ein Jahr zu Hause und gehen dann in die Krippe.

Kindergärten gibt es natürlich öffentlich und privat. Die Preise sind ganz unterschiedlich, können aber in Mexiko-Stadt schon bis zu 500 Euro im Monat betragen. Unsere Mädels waren hier im deutschen Kindergarten von 8-13h, es wird aber auch Nachmittagsbetreuung bis 18 Uhr angeboten. Der deutsche Kindergarten ist ein altersgemischter Kindergarten mit Vorschulprogramm. Ansonsten ist Montessori in Mexiko sehr beliebt. Es ist also alles möglich – je nach Budget.

Kindererziehung

Jorge und ich sind vom Charakter grundverschieden, ergänzen uns aber sehr gut. Kindererziehung ist bei uns der Hauptdiskussionspunkt. Zum einen, da wir aus unterschiedlichen kulturellen Hintergründen kommen, zum anderen da unsere Mütter total verschieden sind. Meine Mutter ist sehr offen, nicht sehr bemutternd und ließ uns viel Freiheiten. Meine Schwiegermutter ist sehr mütterlich. Ich musste zum Beispiel erklären, dass Neugeborene ohne Probleme in den ersten drei Wochen nach draußen dürfen. Hier ist nur ein Sonnenbad am Fenster vorgesehen. Babys werden immer komplett zugedeckt, damit kein Luftzug sie erreicht.

Babys werden in Mexiko schon mit fünf Monaten vor den Fernseher gesetzt. Ja, gesetzt! Alleine! Das Thema fernsehen und Uhrzeiten zum Schlafengehen sind hier beliebte Diskussionspunkte. Auch den Brei selbst kochen, das macht man hier eher nicht. Alle Getreidebreie sind mit Zucker versetzt. Ich habe also vieles aus Deutschland einfliegen lassen.

Essen generell

Essen ist äußerst wichtig hier in Mexiko. Mexikaner essen gerne und an jeder Ecke findet man eine Essensbude mit Tacos oder ähnlichem. Man kann sich hier äußerst gesund und gleichzeitig ungesund ernähren. Mexiko liegt weltweit auf Platz 1 bei Kinder-Übergewicht. Ich sehe oft Babys mit Softdrinks oder unverdünnten Säften in ihren Flaschen. Cola ist immer und überall präsent. Das Angebot an frischem Obst und Gemüse ist überwältigend. Gleichzeitig wird hier frittiertes und in fett gebratenes Essen geliebt. Zu einem Ausflug gehören immer Chips und Süßigkeiten.

Babys bekommen oft Gläschen. Oft wird das Mittagessen für alle schnell durch den Mixer gezogen. Babys essen also schon früh gewürztes und auch scharfes Essen. Viele Süßigkeiten sind mit Chilisoße oder -Pulver überzogen. Frisches Obst und Gemüse wird gerne mit Zitrone, Salz und Chilipulver gegessen. Meine Kinder tun das übrigens auch, allerdings in abgeschwächter Form.

Gesundheitssystem

Im Krankheitsfall wird hier schnell zu Medikamenten und Antibiotika gegriffen. Ich behandle gerne erstmal mit Hausmittelchen oder auch Homöopathie, was meine Schwiegermutter liebt und mir die mexikanischen Tricks beibringt. Mittlerweile bin ich großer Fan von Doterra, das sind ätherischen Öle. Ich behandle Wachstumsschmerzen, Bauchschmerzen und Nervosität damit. Ich bin kein Freund von Parfums, daher nutze ich dies auch für den Körper.

Angestellte bekommen automatisch eine gesetzliche Krankenversicherung. Viele Familien nehmen zusätzlich noch eine private. Diese deckt meistens allerdings nur größere Eingriffe ab. Den Besuch beim Arzt zahlt man selbst. Man bekommt schnell einen Termin, meist schon in der gleichen Woche. Viele Ärzte kann man auch per WhatsApp erreichen und helfen bei Problemen und Fragen.

Ich finde die Gesundheitsversorgung hier sehr gut – wenn man es sich leisten kann.

Gleichberchtigung

Die Rollenverteilung ist eher noch klassisch. Viele Frauen sind Hausfrauen, die Männer sind die Besserverdiener. Jorge und ich teilen uns viele Dinge im Haushalt, haben aber auch eine Haushaltshilfe.
In vielen modernen Familien läuft es bereits ähnlich ab. Durch unsere unterschiedlichen Arbeitszeiten bleibt aber dennoch viel an „Kinderarbeit“ und Haushaltsmanagement an mir hängen. (Bei einer guten Freundin ist es genau umgekehrt, sie ist Eventmanagerin und der kolumbianische Mann selbstständig. Auch kein Problem) Das nervt manchmal, aber so habe ich auch ein gutes Kaffeeklatschthema mit meinen Freundinnen, bei denen es ähnlich aussieht.
Und es gibt hier auch eine Frauenbewegung, Emanzipation und Gleichberechtigung sind große Themen, jedoch gehen die Menschen hier eher auf die Strasse, um gegen Gewalt gegen Frauen und Feminizide zu protestieren.

Warum Mexiko und nicht Deutschland? 

Mir ist Deutschland zu genau, zu quadratisch und manchmal zu eng. Mexiko hat viele Nachteile, gerade Sicherheit und Kriminalität. Auch hier musste ich mir anfangs einige Kommentare von Familie und Freundeskreis aus Deutschland anhören.
Trotzdem überwiegen für uns die Vorteile. Wir können unseren Kindern hier viel mehr bieten, machen viel Urlaub, Hobbys, haben ein großes Haus.
Meine Familie und Freunde zu lassen war sehr schwer, aber alle haben sich an die Situation gewöhnt und sind reisefreudiger geworden.
Ich bin 2005 ganz bewusst ausgewandert. Deutschland ist fuer mich eigentlich keine Option, aber wer weiß, was das Leben noch so bringt. Ich wuerde gerne noch in anderen Ländern leben, um sie kennen zu lernen, zum Beispiel Brasilien oder Südafrika. Mexiko wird aber immer unser Lebensmittelpunkt sein.
An Deutschland vermisse ich manchmal die Ehrlichkeit der Menschen. Hier ist es sehr wichtig, dass mein sein Gesicht wahrt, auch wenn dann mal die Wahrheit drunter leidet. Das ist manchmal, gerade im Beruf, anstrengend. Und Buttermilch!