Schwanger in Style – Leonie von Hase
Mittlerweile ist Leonie in der 31. Woche, ein kleiner Junge kommt im Januar zur Welt. Wie erwartet sieht sie bombastisch aus und hat nach wie vor viel zu erzählen. Gründe genug, gemeinsam mit Lina tolle Fotos von ihr zu schießen, schöne Bauch-Looks vorzustellen und sie ein bisschen über die Schwangerschaft auszufragen.
Also, may we introduce: Leonie von Hase – mit Bauch!
Liebe Leonie, in Afrika geboren und aufgewachsen, dann Berlin, jetzt Kiel! Erzählt mal, wie es dazu kam…
Über viele Umwege! Ich stamme aus Namibia, wo meine Familie schon seit fünf Generationen lebt. Für die High School und das Studium (ich habe Schauspiel, Englische Literatur und Creative Brand Management studiert) bin ich nach Südafrika gegangen, die Wander- und Entdeckungslust steckt mir in den Genen, und so hat es mich immer in ferne Länder gezogen. Als ich mit 19 zu modeln begann, war das eine perfekte Ausrede um zu reisen und gleichzeitig Geld zu verdienen. Allerdings war dieser “Beruf” für mich immer eher eine Nebensache, ich habe großes Glück, dass ich ihn so lange ausüben durfte. Zusätzlich und nebenbei habe ich viele Jobs gemacht, vor allem als Markenstrategist und Consultant für junge, afrikanische Design-Brands. Vor knapp zwei Jahren bin ich dann von Kapstadt nach Berlin gezogen, um dort endlich meinen ‘großen’ Lebensplan auszuleben – so ganz frei und unverbindlich… Doch dann funkte mir das Schicksal dazwischen und ich lernte meinen Freund kennen, der aus Kiel kommt. Wir haben ein paar Monate eine Fernbeziehung geführt, aber als ich unerwartet schwanger wurde, haben wir uns gemeinsam für Kind und Kiel entschieden.
Wie fühlt sich eine Afrikanerin denn im kalten Kiel?
Am Anfang war es eine große Umstellung, da mir meine Freunde und eine Aufgabe gefehlt haben – es war sehr einsam. Das ist es jetzt teilweise immer noch, allerdings glaube ich auch, dass die Schwangerschaft da nicht hilft, ich empfinde diese Zeit generell als einsam… Dabei ist man ja das Gegenteil! Aber ich fühle mich oft isoliert und nicht immer verstanden. Dazu die massiven Veränderungen, körperlich und mental! Allerdings war während der schwersten Zeit gerade Sommer, ich war jeden Tag im Meer baden – das hat mich seelisch total gestärkt. Mittlerweile habe ich mich gut eingelebt, habe ein paar sehr nette Frauen kennengelernt, außerdem haben wir einen Hund, der mich dazu zwingt, bei Wind und Regen aus dem Haus zu gehen. Ich habe meine Leidenschaft fürs Essen und Kochen in einem Blog verewigt, was mir sehr viel Freude macht. So kann ich mein afrikanisches Verständnis für gesundes, simples Essen mit meiner Ästhetik und Begeisterung für Fotografie ganz gut unter einen Hut bringen.
Kleid: H&M/Kenzo, Schuhe: Doc Martens, College-Jacke: vintage (ähnliche hier), Strümpfe: Uniqlo, Mütze: Uniqlo
Wie läuft die Schwangerschaft bisher für dich?
Bis auf diese teuflischen Schwangerschaftshormone, die immer wieder zu seltsamen Launen führen, ging es mir bis jetzt wirklich gut. Zu meinem großen Glück erweist mein Freund sich als sehr geduldig und kann mich immer wieder beruhigen wenn es mir mal nicht gut geht, aber ich freue mich schon sehr darauf, wenn die Hormone irgendwann nachlassen und ich mich selbst wieder besser verstehen und einschätzen kann! Die ersten drei Monate war mir dauerschlecht – aber ohne übergeben, und die ganze Schwangerschaft über bin ich sehr erschöpft und muss viel ruhen. Ich musste in den ersten zwei Monaten für Jobs zwei Mal nach Kapstadt fliegen und das hat mich ziemlich mitgenommen. Lange Reisen in der Schwangerschaft sind nicht so optimal! Ansonsten war es relativ entspannt. Ich bin viel geschwommen, gehe jeden Tag spazieren, mache Yoga und Wassergymnastik, und das alles hilft mir sehr mich zu stärken und Energie zu schöpfen. Ich habe aber ja noch zwei Monate – es kann sein, dass alle Symptome, die mir bisher erspart blieben, mich noch einholen
Du hast einen tollen Style, worauf achtest du, wenn du deinen Bauch anziehst, was hat sich verändert in Sachen Körpergefühl und Mode?
Mein Style war vor der Schwangerschaft sehr androgyn und “boyish”, ich mage es gerne understated und formlos oder total eng und kurz – ein eklektischer Mix aus Vintage und Angesammeltem und klobigen Schuhen. Doch das lässt sich alles nicht ganz so einfach in der Schwangerschaft unterbringen… Ich habe mir einige skinny Jeans für Schwangere gekauft, die ich mit Männerhemden und Wollpullies kombiniere. Für mich ist es wichtig, dass das was noch schlank ist hervorgehoben wird – bei mir sind das die Beine. Ich hatte es mit Boyfriend Hosen versucht, aber da fühlte ich mich wie eine lange breite Wurst. Ich habe aber so gut wie keine anderen Umstandsklamotten gekauft, höchstens noch einige Schlauchkleider in ein paar Größen größer. Die lassen sich gut mit Hemden kombinieren, wenn man mal keine Lust auf Jeans hat. Ich hab auch noch viele Teile von vor der Schwangerschaft, die weit geschnitten sind, sodass ich meinem Stil nicht ganz fremdgehen muss. Meine goldene Regel ist 70% schwarz im Outfit (natürlich nicht im Sommer) damit fühle ich mich immer schlicht aber elegant.
Kleid: H&M (ähnlich hier), Strümpfe: Uniqlo, (ähnliche hier), Schuhe: Doc Martens
Shoppst du gerne und viel und wenn ja, wo?
Klar, ich kenne fast keine Frauen, die nicht gerne shoppen! Ich liebe es zu shoppen, aber ich versuche auch, konsumbewusst zu leben. Das heißt: wenn ich was Neues kaufe, muss was Altes raus und gespendet werden. Ich kaufe fast ausschließlich Naturmaterialien und ich sammle am liebsten Second Hand und vintage. In Kiel gibt es keine großen Shopping Möglichkeiten, deswegen gibt’s gerade viel H&M und online. Aber es hält sich eh in Grenzen: ich habe alles, was ich brauche. Liebe gebe ich ein wenig mehr Geld für richtig gute Lebensmittel aus. Davon gibt es in Kiel sehr viel!
Was ist für die Geburt geplant?
Die Geburt ist in Kiel geplant, im tiefen Winter. Ich würde gerne im Wasser entbinden, allerdings romantisiere ich die Geburt auch nicht und denke, ich werde in dem Moment wissen wo und wie ich mich am wohlsten fühle. Man kann es nicht planen, oder?
Romper: Zara, Strumpfhose: Kunert
Und dann bleibt ihr in Kiel, oder kannst du dir vorstellen, irgendwann wieder nach Afrika zu gehen?
Wir bleiben in Kiel weil die Firma meines Freundes hier basiert ist und wir uns hier eine Zukunft vorstellen können. Die Nähe zum Wasser, der Natur, Dänemark und Hamburg sind alles Faktoren die wir beide sehr schätzen. Wir sind zentral gelegen aber immer noch genug ab vom Schuss. Kiel ist unkonventionell und da finde ich mich wieder.
Wie oft siehst du deine Familie?
So oft es geht! Ein bis zwei Mal im Jahr bin ich in Namibia. Meine Eltern sind aber auch immer auf Achse und verbringen sehr viel Zeit in Europa, das macht es einfacher. Was mir sehr fehlt ist das Gefühl von Großfamilie – ich habe drei ältere Schwestern, die zusammen sieben Kinder haben, plus etliche Cousinen und Cousins mit ihren Kindern, wenn wir in Namibia zusammen kommen ist es immer sehr laut und chaotisch, aber ich liebe es. Leider habe ich davon gerade viel zu wenig in meinem Leben…
Wie bist du aufgewachsen, erzähl mal ein bisschen, wie deine Kindheit war?
Ich wuchs als jüngste von vier Mädchen auf einer 10.000 Hektar großen Schaffarm am Rande der Kalahari Wüste auf. Bis zu meinem sechsten Lebensjahr trug ich selten Schuhe und hatte immer roten Sand irgendwo in den Ohren, in der Nase, in den Windeln. Wir lebten ein sehr rustikales Leben, Fernsehen gab es nicht, und wir spielten zwischen den Wurzeln von großen Pappelbäumen mit Plastiktierchen. Ich war schon immer ein Tomboy, und konnte mich auf der Farm so richtig austoben. Wir gingen nach dem Frühstück auf den Hof und wurden erst zum Mittagessen wieder reingerufen. Ich verbrachte aber auch gerne Zeit im Gemüsegarten und in der Farmküche, wo ich meiner Mutter beim backen, Marmeladekochen und einlegen zuschaute, wir hörten ganz laut Queen oder Janis Joplin und des öfteren mussten wir ganz schnell alle Fenster im Haus schließen, weil ein Schwarm Heuschrecken vorbeizog. Einmal haben wir Lebkuchen bei 40 Grad im Schatten gebacken (Weihnachten ist im Sommer in Afrika) und zogen damit einen großen Schwarm Bienen an, die die Küche belagerten. Das war es dann mit den Lebkuchen! Sowieso musste man sich ganz schnell mit allen möglichen Ungeziefern anfreunden, denn die gab es im Überfluss – ob Skorpione, Knopfspinnen, Termiten, Riesenfalter, oder Schlangen – Begegnungen gab es täglich. Ich wurde zum Glück ‘nur’ einmal von einem kleinen Skorpion gestochen.
Hose: Doroty Perkins Maternity, Hemd: Asos, Schal: AndOtherStories, Jacke: vintage (ähnlich hier)
Was wünscht du dir für deinen Sohn?
Ich wünsche mir, dass er frei und unbeschwert aufwachsen darf, in dieser Welt ist das nicht gegeben. Ich hoffe, dass ich ihm von meiner Afrikanischen Kindheit wenigstens etwas mitgeben kann, nämlich dass Kreativität, Lebensfreude und Entdeckungslust nicht durch einen Bildschirm ausgestrahlt werden, sondern dass man sie findet, wenn man sich selbst viel zutraut, selbständig ist, entdecken geht, und Vertrauen in die Welt hat. Zynismus wird nicht in die Wiege gelegt, und ich hoffe dass unser Sohn viel schönes in dieser Welt erkennt. Ich hoffe auch sehr, dass er eine Leseratte wird, so wie Mama und Papa. Zudem möchte ich ihm von Anfang an zeigen dass unendlich viel Stärke darin besteht, Schwäche zu zeigen, und dass es in Ordnung ist, sensibel und einfühlsam anderen gegenüber zu sein. Ich wünsche mir auch, dass wir als Familie ganz viel lachen, auch in schwierigen Zeiten. Das ist die BESTE Medizin!
Und sollen noch mehr Kinder kommen?
Da ich aus einer so großen, bunten Familie komme, könnte ich mir schon noch mehr Kinder vorstellen. Allerdings finde ich, wir sollten erst Mal mit einem anfangen und schauen, ob es was für uns ist. Übung macht den Meister, oder?
Danke, Leonie! Und: alles Gute!
Overall: vintage (ähnlich hier), Longsleeve: COS, Schuhe: Aeyde
Fotos: Lina Grün