Mompreneur, Powerfrau und Co.: Warum wir diese Begriffe nicht mehr hören können
Habt ihr schon mal von Powermännern, Working-Daddys oder haha, Dadpreneurs gehört? Wir nicht.
Das große Aber
Veränderung fängt im Kopf an, und wenn wir über uns sprechen, sollten wir aufhören, uns in den eben genannten Kategorien einzuordnen. Denn Worte haben Kraft. Sie formen unsere Realität. Begriffe wie Powerfrau, Working-Mom oder Mompreneur haben alle eines gemeinsam: Sie deuten ein ABER an. “Ich könnte ja mehr schaffen, ABER ich bin Mutter.” Und sagt der Begriff Mompreneur denn nichts anderes als: Ich bin Unternehmerin und mache das ziemlich toll, ABER ich bin Mutter und deshalb ist es etwas ganz Besonders, was ich da auf die Beine stelle (also bitte bewertet meine Arbeit nicht mit dem regulären Maßstab)? Wertet das unsere Arbeit nicht ab? Überhaupt finde ich die Verbindung von Professionalität (Entrepreneur zu sein) und der privaten Rolle nicht richtig. Beruf ist Beruf, welche Rolle ich zu Hause habe, sollte Niemanden interessieren.
Alles anderes lässt uns nicht in der richtigen Liga mitspielen, sondern nur in der “Mama-Liga”. Und das ist doch schade, oder? Mit der Ausnahme, dass das Mutter-Sein in wenigen Fällen einen Marketingwert hat (Kindermode-Designerin mit drei Kindern zum Beispiel oder Elternbloggerin mit Kind), kann der Fakt, dass ich Mutter bin, gerne meine Privatangelegenheit bleiben. Das heißt nicht, dass wir die Kinder verleugnen sollen, aber meine Arbeit ist genauso viel wert, wie die einer Nicht-Mutter. Nicht mehr und nicht weniger. Wenn wir ernst genommen werden wollen, sollten wir uns nicht ständig für unser Mutter-Sein entschuldigen und suggerieren, dass die Qualität unserer Arbeit darunter leidet. Und solche Begriffe betonen genau das. Wenn wir uns selbst so bezeichnen, untergraben wir unsere eigene Autorität. Außerdem unterstützen sie ein konservatives Bild: Dass Kinderbetreuung eben doch noch hauptsächlich Frauensache ist. Der Mann arbeitet, die Frau ist eine Working-Mom. Das geht so nicht mehr. Und das ist auch so nicht mehr.
Auf ein weiteres Problem mit dem Begriff Working-Mom hat uns Edition F hingewiesen: Ist nicht jede Mutter eine Working-Mom? So langsam fängt unsere Gesellschaft an, darüber nachzudenken, ob Care-Arbeit, also in dem Fall das Betreuen von Kindern, Haushaltsarbeit und emotionale Versorgung, nicht auch vergütet werden müsste. Isabel hat dazu vor Kurzem aufgerufen: Wenn Frauen Care-Arbeiten übernehmen, sollten sie das auch als das sehen, was es ist: Viel Liebe, aber eben auch einfach Arbeit. Und die sollte, auch wenn das unromantisch ist, entlohnt werden. Denn das Lächeln unser Kinder kann später nicht unsere Rente bezahlen.
Powerfrau vs. Mimimi
Auch mit dem Begriff Powerfrau stehe ich mittlerweile auf Kriegsfuß. Nicht, dass wir hier bei Little Years nicht auch en masse diese schnittige Bezeichnung benutzt hätten und die ein oder andere Powerfrau bejubelt haben. Aber ist der Unterton dieses Begriffes nicht: Ich bin zwar Frau, aber ich habe trotzdem richtig Kraft? Sollte man nicht lieber von einer starken Unternehmerin sprechen? Und wenn es Powerfrauen gibt, was sind dann die anderen – alle schwach? Vielleicht sollten wir besser die Stärken genau benennen oder etwas differenzierte Begriffe finden, als mit solchen Stereotypen das Frauenbild von den wenigen Powerfrauen und den vielen Mimimi-Frauen (aka “das schwache Geschlecht”) zu unterstützen.
Genauso wie Frauen in der der Tech-Szene aufhören, sich als Girls zu bezeichnen (noch so ein Diminutiv), um die Anerkennung für ihre Arbeit zu bekommen, die sie verdienen, wünschen wir uns, dass auch all die Frauen da draußen, all die Mütter in der Berufswelt, einfach Frauen sein können. Keine Working-Mom, keine Mompreneurs. Das Mutter-Sein ständig zu betonen, führt nicht dazu, dass man uns ernster nimmt, es führt sicherlich auch nicht dazu, dass Teilzeitarbeit besser anerkannt wird. Es hält uns klein. Und klein sind wir nun wirklich nicht. Wir können viel und bewegen Einiges. Lasst uns auch entsprechend über uns selbst sprechen!