Klinik, Geburtshaus, Zuhause… Wie finde ich den richtigen Geburtsort?

Die Frage nach dem Geburtsort ist für werdende Eltern eine wichtige: Wo fühle ich mich am wohlsten und am besten begleitet? Ein sicherer Geburtsort, an dem man sich wohlfühlt, kann sich positiv auf den Geburtsverlauf auswirken. In Deutschland gilt zudem für Schwangere die freie Wahl des Geburtsortes. Aber wie findet man den – für sich – passenden Ort, um sein Kind auf die Welt zu bringen? Wir haben eine gefragt, die es wissen muss: Christiane Hammerl ist freiberufliche Hebamme in Berlin und begleitet 1:1 Geburten im Vivantes Klinikum am Friedrichshain als Beleghebamme. Zudem bietet sie Schwangerenvorsorge und Wochenbettbetreuung an. Ihr Fokus: Die Geburtsbegleitung.

Liebe Christiane, den einzig richtigen oder falschen Geburtsort gibt es wohl nicht, aber wie finden werdende Eltern einen Ort, der zu ihnen und ihrem Baby passt? Wenn man sich für eine Geburt in der Klinik entscheidet, lohnt es sich, verschiedene Kliniken in der Umgebung zu vergleichen (wenn es mehrere gibt). Oder? Welche Fragen kann man dort konkret stellen? Und was sind Dinge, die immer wichtig sind?

Es lohnt sich bestimmt ein bis zwei verschiedene Geburtskliniken anzuschauen. Meist reicht es aus, sich die jeweilige Homepage des Klinikums anzuschauen. Manche Kliniken haben auch einen Instagram Account. Dort kann man sich auch informieren und bekommt ein Gefühl für die Hebammen und Ärzt:innen vor Ort. Man sollte vorher auch wissen, was einem wichtig ist. Zum Beispiel: gibt es eine Kinderklinik vor Ort oder ist eine Kinderärztin 24/7 da? Wie lange ist der Anfahrtsweg zur Klinik? Wie viele Hebammen sind im Dienst? Gibt es ggf. Beleghebammen? Man kann fragen, ob es möglich ist in der Gebärwanne zu gebären. Welche Schmerzmittel gibt es? Gibt es Familienzimmer? Darf Besuch auf die Wochenbettstaion kommen? Die Fragen können dabei ganz individuell sein.

Hebamme Christiane, Foto: julili PHOTOGRAPHY

Eine weitere Möglichkeit bei einer klinischen Geburt, ist die ambulante Entbindung. Was hältst du davon?

Eine ambulante Geburt in einer Klinik ist eine gute Alternative zum stationären Aufenthalt. Man sollte im Vorfeld aber einige Dinge klären: Hat man eine Hebamme fürs Wochenbett? Kommt diese auch am Wochenende, falls das Baby dann geboren wird? Macht die Wochenbetthebamme das Neugeborenenscreening (die Blutennahme für den Stoffwechseltest macht man 36-72 Stunden nach der Geburt)? Gibt es einen Kinderarzt für die U2 (48h-10 Tage nach Geburt)? Wer untersützt Zuhause? Kann eventuell eine Haushaltshilfe organisiert werden? Können Freund:innen oder Familie helfen? Ansonsten kann man vieles schon vorbereiten, wie z.B. Essen vorkochen, Lieferservice nutzen etc.

Und wie findet man ein passendes Geburtshaus?

Man sucht am besten im Internet und macht einen Termin vor Ort zur Besichtigung und zum Kennenlernen des Hebammenteams aus. Oft bieten Geburtshäuser auch Infoabende an und dort wird man sehr gut informiert und man kann Fragen stellen zum Geburtshaus und deren Arbeitsweise – wie ist beispielsweise die Rufbereitschaft geregelt? Die meisten Kliniken bieten übrigens auch Infoabende an.

Welche Kriterien müssen erfüllt sein, damit man sich für eine Geburt Zuhause entscheiden kann?

Man braucht eine Hebamme für die Hausgeburt und man sollte gesund sein. Aber das klärt die Hausgeburtshebamme. Denn es gibt (wenige) Ausschlußkriterinen für eine Hausgeburt. Ein Ausschlußkriterium für eine Geburt Zuhause wäre zum Beispiel eine Frühgeburt, ab 37.+0 ist es keine Frühgeburt mehr und das Baby dürfte daheim geboren werden.

Und was sollte noch beachtet werden bei einer außerklinischen Geburt?

Auch darüber klärt eine Hausgeburtshebamme individuell auf. Hausgeburtshebammen informieren die werdenden Eltern ausgiebig und haben auch Listen, was man zum Beispiel für eine Hausgeburt da haben sollte.

Wie unterscheiden sich die Abläufe an den unterschiedlichen Geburtsorten?

Naja, bei einer Geburt Zuhause in den eigenen vier Wänden, muss man die Wohnung beziehungsweise das Haus nicht verlassen. Für eine Geburt im Geburtshaus oder in deiner Wunschklinik natürlich schon. Wenn man eine Beleghebamme hat, sollte man sie anrufen, wenn man in die Klinik fahren möchte oder es gibt individuelle Absprachen. Wenn man schon Kinder hat und diese noch klein sind, braucht man auch Babysitter beziehungsweise Unterstützung von Nachbar:innen oder der Familie.
Wenn man sich für eine außerklinische Geburt entscheidet ist es immer gut, einen Plan B zu haben, da man natürlich nie weiß, wie eine Geburt verlaufen wird. Also auch wenn man eine Hausgeburt plant, kann man sich im Vorfeld eine Klinik in der Nähe anschauen und sich dort anmelden.

Und gibt es auch Unterschiede, was die Nachsorge betrifft? Woran muss gedacht werden?

Wie gesagt, bei einer ambulanten Geburt oder Hausgeburt, braucht man eine Hebamme für den Stoffwechseltest und eine Kinderärztin oder einen Kinderarzt für die U2.
Außerdem hat man bei einer ambulanten Geburt oder Hausgeburt Anspruch auf eine Haushaltshilfe für die ersten Tage nach der Geburt. Eure Hebamme oder auch Krankenkasse (oder auch die GKV) informiert euch gerne.

Du hast ja schon viel Erfahrung. Gibt es noch einen Tipp für die Suche nach dem passenden Geburtsort, den du werdenden Eltern mit auf den Weg geben willst?

Hört auf euer BAUCHGEFÜHL! Tauscht euch mit eurem Partner oder eurer Partnerin aus – oder der Person, die euch bei der Geburt begleiten soll. Informiert euch und dann werdet ihr euch richtig und gut entscheiden. Ganz sicher!

Danke, Christiane.

Wie man sich auf einen geplanten Kaiserschnitt vorbereitet, könnt ihr hier nachlesen.

Fiel euch die Entscheidung leicht? Wo habt ihr entbunden?

Foto: Olivia Anne Snyder