Claudia Schaumann, oder – so kennt ihr sie sicher besser – einfach Claudi lebt das Leben, von dem viele von uns träumen. Drei Kinder, ein tolles Haus auf dem Land, nicht weit vom Strand. Und obwohl sie immer berufstätig war – sie ist Grundschullehrerin – schafft sie es nebenbei noch viel zu basteln, zu werkeln und ihren schönen Blog wasfürmich zu befüllen.
Claudia Schaumann mit Lasse, Luk und TjelleEinfach weil es so schön ist, wenn wir alle zusammen sind
Alles wahnsinnig sympathisch und dann sieht bei Claudi auch noch alles immer so toll aus! Jetzt ist sogar Kind Nummer vier unterwegs, genauer gesagt kommt es im Juli, also wirklich ziemlich bald. Ob bei ihr wirklich alles so dreamy ist, wie es aussieht und ob sie nach drei Jungs jetzt aber wirklich gerne ein Mädchen hätte, oder eher nicht. All das und viel mehr, erzählt sie uns im Interview.
Liebe Claudi, erzähl doch kurz wer du bist, woher du kommst und was du so machst!
Ich bin Claudia, 39 Jahre, freie Journalistin, Autorin und Lehrerin und wohne mit meiner Familie in Hamburg, seit ein paar Jahren ein wenig außerhalb, gleich hinterm Deich.
Du hast in ziemlich kurzer Zeit drei – fast vier! – Kinder bekommen, war das der Plan, wolltest du immer eine große Familie?
Ich selbst war Einzelkind und nie glücklich damit. Ich bin schon früher am liebsten zu Freunden mit mehreren Geschwistern gegangen und habe dort viel Zeit verbracht und das Gewusel geliebt. Also irgendwie gehofft schon, daran geglaubt nicht. Schließlich muss man erstmal den richtigen Partner finden, der sich auf diesen Wahnsinn einlässt.
Hast du nach allen Jungs schnell wieder gearbeitet und wie ließ sich das vereinbaren?
Ja, ich habe immer nach spätestens eineinhalb Jahren wieder angefangen. Als Lehrerin und Selbstständige ist man da zum Glück sehr flexibel. Außerdem habe ich das riesige Glück, tolle Schwiegereltern gleich nebenan zu haben. Und mein Mann ist auch selbstständig und kann sich seine Arbeit oft auch frei einteilen. So bekommen wir das in den allermeisten Fällen gut hin, wenn ein Kind krank ist, ich auch mal nachmittags Termine habe oder mal eben schnell jemand einspringen muss.
Wie sieht ein typischer Tag bei euch aus?
Zur Zeit bin ich im Mutterschutz und zu Hause. Ich mache also die Kinder morgens fertig, fahre sie in die Vorschule und Kindergarten und habe dann Zeit für mich. Ich gehe auf den Markt, treffe Freunde oder arbeite zuhause auf der Terrasse für den Blog. Mittags hole ich die Kinder ab, mache ein schnelles Lunch, danach macht meist jeder seins, Sport oder Spielbesuch, mal haben wir auch gemeinsam eine Verabredung. Ich erledige die Wäsche und andere Haushaltsdinge meistens nachmittags. Abends koche ich und wir essen alle zusammen am großen Tisch. Danach wird noch gespielt und vorgelesen.
Traumhaft. Ihr lebt glaube ich das idyllische Landleben, von dem viele von uns Stadtmenschen träumen, was würdest du sagen: was sind die Vor- und Nachteile des Landlebens?
Ich liebe es auf dem Land, gerade mit Kindern. obwohl ich die Stadt manchmal sehnlichst vermisse. Die Kinder können einfach rein- und rauslaufen, sehr selbstständig spielen, das lässt mir nachmittags viel Zeit für meinen Kram. Das Leben ist entspannt: kein Parkplatzgesuche, keine übervollen Bahnen, keine überlaufenen Spielplätze. Stattdessen ein Strand direkt vor der Tür. Nur für uns. Wiesen, Weite, wundervolle Landschaft. Wunderbare Menschen, einmal im Monat sogar einen inspirierenden Literaturkreis direkt im Dorf.
Aber: Ich vermisse den schnellen Milchkaffee im Vorbeigehen, eine fixe Kugel veganes Eis auf dem Weg zur Arbeit, ein spontanes Date zu einem tollen Lunch. Hier gibts bloß pappiges Sushi aus der Kühltheke im Supermarkt.. Manchmal habe ich den Dorfkram satt, habe es satt das die Nachbarin von gegenüber schneller von meinem kleinen Autocrash auf dem Kindergartenparkplatz weiß als mein Mann. Satt, dass meine Söhne immer noch wegen ihrer langen Haare blöde Kommentare bekommen oder wegen eines Shirts in gelb. Zum Glück ziehen gerade immer mehr Familien aus der Stadt hier her. Die bringen frischen Wind und viel Inspiration.
Fahrt ihr denn ab und zu in die Stadt?
Oh ja. Manchmal zwickts mich und ich fahre einfach die 40 Minuten rein in die Stadt, auch Mal für zwei oder drei Stunden, wenn es sich eigentlich nicht lohnt. Zwei Autos hier draußen – das war meine Bedingung.
Du hast mal gesagt, dass du und dein Mann nicht viel Zeit für sich brauchen und dass es bei euch deshalb so gut klappt, das hat mich total beeindruckt. Echt? Du brauchst keine Zeit für dich?
Das stimmt. Ich kenne viele junge Familien, die planen ihren Alltag von einem Pärchen-Kurzurlaub zum anderen. Das ist bei uns nicht so, es steht einfach nicht weit oben auf der Prioritätenliste. Wenn ich einen Kurzurlaub plane, würden wir ihn mit den Kindern planen. Einfach weil es so schön ist, wenn wir alle zusammen sind. Und wir auch in dem Familiengewusel unsere kleinen, sehr erfüllenden Paarmomente haben: Ein Blick hier, ein Händedruck dort, ein Lächeln. Oder abends Arm in Arm lesen, wenn die Rasselbande um uns herumliegt und schläft. Oder gemeinsam einen Film gucken. Auf dem Sofa zusammen fettige Nachos essen. Wir genießen unsere Pärchenzeit abends, wenn die Kinder schlafen. Zum Glück sind wir beide Nachtmenschen.
Ich brauche auch keine Massagen oder ständig Termine bei der Kosmetikerin. Trotzdem brauchen wir Zeit für uns – jeder für sich. Er trifft abends mal Freunde auf ein Bier oder geht am Samstag mal allein zum Fußball. Ich gehe mal mit meinen Mädels essen, laufen oder zum Yoga. Ich finde aber auch meine Momente für mich in meinen kreativen Projekten.
Du hast drei Jungs und die wirken immer so harmonisch. Hauen sie sich auch mal die Köppe ein?
Auf jeden Fall! Bloß stehe ich dann nicht mit der Kamera daneben. Hauen, kloppen, Streit und unser Chaos bleibt bei uns privat. Zum Glück spielen sie aber tatsächlich wirklich oft sehr gut miteinander.
Wie würdest du jeden einzelnen beschreiben, sind sie sich ähnlich oder eher sehr verschieden?
Sehr verschieden. Einer ist der Nachdenkliche, manchmal sehr ängstlich und zurückhaltend, dabei unglaublich wortgewandt, interessiert und sehr mitfühlend, dann wieder aufbrausend und unüberlegt. Einer ist sehr gerade heraus und direkt, meist fröhlich, aber wenn sauer, dann unfassbar sauer. Und einer ist unglaublich mutig, charmant, ziemlich keck und macht schon jetzt sehr sein eigenes Ding..
Ihr lasst euch jetzt ja überraschen, was das Geschlecht betrifft. Ganz ehrlich: wünschst du dir jetzt ein Mädchen, oder wäre das eher komisch, nach den drei Jungs?
Beim letzten Mal habe ich mir von Herzen ein Mädchen gewünscht. Irgendwie dachte ich, ich könnte ohne Tochter nicht glücklich werden. Vielleicht weil einem auch das Umfeld genau das immer wieder mitteilt. Wenn man mit dem dritten Jungen schwanger ist, heidewitzka, da muss man sich was anhören. Mit der Zeit wurde das Geschlecht immer unwichtiger, ich denke gar nicht darüber nach: Meine Jungs sind meine Kinder, wunderbare Persönlichkeiten, ganz unterschiedlich, alle toll. Dieses Mal ist es mir wirklich egal und das fühlt sich ganz wunderbar an. Dieses Kind macht unsere Familie komplett und darf werden was es will. Ich glaube, es wäre tatsächlich ganz schön schön, die Henne in meinem Korb voll Gentlemen zu bleiben – auch wenn mir nach wie vor ständig Leute sagen, dass ich doch endlich Verstärkung brauche.
Ich fand die zweite Schwangerschaft viel beschwerlicher, eine dritte schließe ich fast kategorisch aus, weil ich glaube, ich packe das nicht mehr. Wie geht es dir in deiner vierten?
Ganz ehrlich, ich glaube ich bin das erste Mal so richtig schwanger schwanger. Ich habe schrecklich Ischias, bin kaputt und launisch und unbeweglich. Und manchmal beinahe depressiv. In meinen letzten Schwangerschaften habe ich bis zum Schluss gerockt, dieses Mal liege ich viel herum. Und: Wir hatten während dieser Schwangerschaft zwei Schockmomente, in denen wir große Angst um unser Baby hatten, das hat dem ganzen viel Leichtigkeit genommen.
Hast du einen ultimativen Tipp, wie man eine Großfamilie organisiert, ohne sich selbst zu verlieren?
Humor. Wenn gar nichts mehr geht und alle bloß schreien, muss ich manchmal tatsächlich lachen. Weil alles grad so furchtbar anstrengend ist. Wenn ich Glück habe, lachen meine Jungs dann mit. Und dann geht alles besser.
Was ist das Nervigste am Mama-sein?
Dass man nichts mehr in Ruhe zu Ende machen kann.
Und was das Schönste?
Dass man nichts mehr in Ruhe zu Ende machen kann, weil eins der Kinder mit leuchtenden Augen kommt und einem glücklich einen kringelnden Regenwurm präsentiert. Oder eine halb zerquetschte Nacktschnecke. Oder einem einfach einen schokoladenverschmierten, sehr feuchten Kuss geben möchte.
Danke, Claudi! Und alles Gute für die Geburt!
Claudia Schaumann mit Lasse (6), Luk (4) und Tjelle (2), Mai 2017
Interview: Isabel Robles Salgado
Fotos: Leni Moretti