Das erste Mal Mama werden – was ich heute bedenken würde

Ich erinnere mich noch sehr gut daran, worüber ich mir vor der Geburt meines ersten Kindes so Gedanken gemacht habe: Da ging es darum, welche Bodys er brauchen könnte, Tragetuch oder Babytrage, Nuckel oder lieber nicht? Von den wirklich wichtigen Dingen hatte ich keine Ahnung, beziehungsweise habe die Tragweite so mancher Entscheidungen überhaupt nicht abschätzen können...

Natürlich ist man hinterher immer schlauer, aber es gibt da doch so ein paar Dinge, ach, da hätte ich mir gewünscht, jemand hätte mich mal zur Seite genommen und gefragt: Bist du dir da wirklich sicher? Ich hatte aber auch eine rosarote Brille auf, beziehungsweise habe Dinge, die potenziell Konfrontation bedeuten könnten, gerne verdrängt.

Denn mit Baby im Bauch wünscht man sich nichts mehr als Harmonie, bloß kein Streit. Man ist nachgiebiger, weicher, kompromissbereiter, will einfach Frieden. Und man hat natürlich keine Ahnung, was auf einen zu kommt: Wie ein Kind (vor allem das erste!) das Leben komplett auf den Kopf stellt. Und wie man dann lernt, das eigene Leben nach dem Kind auszurichten. Das hört sich jetzt vielleicht ein wenig schlimm an, ist es aber nicht, wohl eher, wie man im Englischen sagen würde, ein “rite of passage” – man wird eben erwachsener, verantwortungsvoller – und das ist ja an sich vielleicht nichts Schlechtes?

Finanziell und rechtlich sind die Folgen einer Mutterschaft aber anfänglich nur schwer abzuschätzen. Das hier soll auch kein Ratgeberartikel werden (da würde ich Madame Moneypenny fürs Finanzielle und den Smart Mama Blog fürs Rechtliche empfehlen), aber so ein paar Hinweise und Anregungen worüber frau sich vor der Geburt Gedanken machen sollte oder kann, möchte ich hier doch geben – was man damit macht ist einem selbst überlassen. Ich wünschte einfach nur, ich hätte mir ein wenig mehr Gedanken gemacht und wäre etwas weniger naiv an die Sache herangetreten.

Man weiß einfach nicht, wie sich eine Beziehung entwickeln wird, gerade wenn ihr euch vielleicht noch nicht lange kennt, es so auch schon oft Streit und Uneinigkeiten gibt, wird das – sorry – mit Kind wahrscheinlich (erst mal) nicht besser. Gerade im Falle einer Trennung – aber nicht nur dann! – gibt es einige Dinge vorab zu bedenken:

1. Der Nachname des Kindes.
Solltet ihr nicht verheiratet sein, bekommt das Kind deinen Nachnamen. Wenn ihr es anders wollt, muss der Vater das Kind vor der Geburt “anerkannt” haben (beim Jugendamt). Gerade wenn die Beziehung eher auf wackeligen Beinen steht, würde ich dem Kind den eigenen Nachnamen geben.

Warum? Nach einer eventuellen Trennung läuft es in Deutschland leider noch meistens so, dass man als Mutter anschließend die hauptsächlich Betreuende ist. Das heißt: Bei Arztterminen wird man meist als Frau XY (Nachname des Ex) aufgerufen, das Kind fragt irgendwann, warum es nicht so heißt wie Mama und auch bei Flugreisen wird häufig(er) nachgefragt bzw. die Ausreiseerlaubnis des Vaters verlangt (das passiert aber auch bei gemeinsamen Sorgerecht und muss nicht zwangsweise mit dem Nachnamen zutun haben). Was es emotional mit einem macht, wenn das Kind nicht den eigenen Nachnamen trägt, und man oft den Nachnamen des Ex angeben muss, kann man sich wahrscheinlich denken.

Den Nachnamen später zu ändern ist übrigens nur möglich, wenn beide Elternteile zustimmen (also eher unwahrscheinlich).

2. Gemeinsames Sorgerecht.
Im Falle einer Trennung kann gemeinsames Sorgerecht jahrelang großen Einfluss auf das eigene Leben haben. Jede Entscheidung (Schule, Impfungen, Wohnort, Beantragen des Elterngeldes, etc.) braucht die Unterschrift des Vaters. Im Normalfall ist das kein Problem, weil man sich miteinander abstimmen kann. Sollte die Beziehung zum Vater schwierig sein, birgt das aber hohes Konfliktpotenzial. Sollte der Vater also erst mal nicht auf gemeinsames Sorgerecht bestehen, dann würde ich das auch nicht zum Thema machen. Sollte er das gemeinsame Sorgerecht beantragen wollen, kann man rechtlich gesehen nicht viel tun. Seit 2013 erhält jeder Vater vor Gericht das GSR (gemeinsame Sorgerecht), auch gegen den Willen der Mutter. Gegenteilige Entscheidungen eines Richters sind extrem selten.

3. Denkt an eure finanzielle Situation.
Sprecht offen mit dem Partner über ein gemeinsames Konto, und ggf. Ausgleichszahlungen aufs Rentenkonto. Fragen wie: Wo steht man beruflich nach zwei Jahren zu Hause? Wäre man in der Lage sich selbst (und das Kind) zu versorgen? MUSS sich jede werdende Mutter stellen. Und: Denkt an eure Altersvorsorge. Auch hier macht es gar keinen Spaß, an den Worst Case zu denken, aber es ist wichtig!

4. Besprecht vorher, wie ihr euch aufteilen wollt.
Denn erfahrungsgemäß passiert es selten, “von selbst” so, dass alle am Ende zufrieden sind. Ich sehe es heute so: Die Elternzeit hälftig aufteilen ist ein toller Weg, wirklich gleichberechtigt in die Erziehungs- und Betreuung des Kindes einzusteigen (Stichwort Mental Load). Sollte das nicht möglich sein: Findet einen Weg, der für euch beide passt. Eltern werden ist eigentlich eine schöne Chance, mal zu besprechen, wie man sich das so vorgestellt hat, welche Werte man selbst mitbekommen hat, und so weiter. Also: Wer nimmt wann Elternzeit? Wer übernimmt tägliche Aufgaben – wickeln, einkaufen, kochen, putzen? Wer kümmert sich um einen Kitaplatz? Wann soll das Kind überhaupt in eine Betreuung gehen? Wer holt und bringt das Kind dann? Und so weiter…

Generell gilt: Über alles offen sprechen – auch wenn es unbequem ist und eigentlich nicht zum “guter Hoffnung-sein”-Gefühl passt. Sollte es dann schon zu nicht lösbaren Konflikten mit dem Partner kommen, und sollten auch nach der Geburt Probleme aufkommen, geht lieber früher zur Mediation, Paar- oder Erziehungsberatung als es nötig erscheint. Die Angebote bei den Erziehungs- und Familienberatungsstellen sind nämlich gar nicht schlecht – und kostenlos! Meist habt ihr wirklich erfahrende (Sozial-)Pädagogen vor euch sitzen, die sich auch in Paarberatungsdingen gut auskennen.

Heute denke ich: Man kann sich so viel Stress und Bauchschmerzen ersparen, wenn man schon früh auch mal unangenehme Dinge anspricht, klärt und zulässt.

Ein Buch, das wir auch empfehlen können, besonders, wenn es das erste Kind ist: Mein persönlicher Mutterpass: Das Schwangerschaftsbuch mit absolutem Mama-Fokus

Photo: Luma Pimentel