Little Tipps: Wie der Morgen mit Kleinkind entspannter laufen kann

Seid ihr auch schon wieder im Hamsterrad? Der Alltag hat uns nach den Sommerferien schon voll zurück und morgens muss alles perfekt durchgetaket sein, gerade mit drei Kindern! Der vielleicht einzige Vorteil ist bei uns: Nach drei Kindern weiß ich, was helfen kann, wenn es nicht reibungslos läuft. Auch wenn ich mir das in mühevoller Trial-and-Error-Arbeit erkämpfen musste (und wir natürlich trotzdem ab und zu einen Katastrophen-Morgen haben).

Die Uhr tickt, das große Kind muss pünktlich zur Schule. Ich pünktlich ins Büro. Natürlich hilft es, den Morgen so gut wie möglich vorzubereiten. Alles, was man eben machen kann. Die am Vorabend vorgefertigten Brotdosen, von denen man ab und zu hört, zählen bei uns allerdings nicht dazu. Denn wenn das Obst und Gemüse nicht ganz frisch ist, wird es von den Kindern verschmäht.

Andere Tipps beherzige ich aber. Zum Beispiel finde ich es sinnvoll, am Vorabend den Body oder das T-Shirt anzuziehen, das das Kind am nächsten Tag tragen wird. Und alles für die Kita und Schule so vorzubereiten und hinzustellen, dass man morgens nichts mehr suchen muss. Aber egal, wie gut man vorbereitet ist, es kann und es wird trotzdem anstrengend werden. Ich versuche, den Porridge zu kochen, während das eine Kind den Sportbeutel sucht, der unbedingt mit muss (“Mamaaaa, ich finde den nicht!!!”). Das eine Kleinkind, das gerade anzogen war, hat kurz danach  direkt nochmal in die Windel gemacht. Der Stresspegel ist hoch. Und dann gibt es diese Tage, die logistisch gut vorbereitet sind, aber an denen es emotional hapert. Wenn geweint wird, sich nicht angezogen werden will oder das Frühstück auf dem Boden landet – und einfach schlechte Laune angesagt ist.

Vor dem Meltdown

Oft atme ich dann tief durch, versuche, obwohl innerlich verzweifelt, entspannt und spielerisch zu wirken. Denn ich weiß ja, dass streng sein oder gar Stress zu zeigen, jetzt nur das Gegenteil von dem was ich will, bewirken wird. Obwohl ich letztens gelesen habe, dass Kinder die wahre Laune der Eltern ohnehin an der Dissonanz-Tonlage der Stimme und am Gesichtsausdruck bemerken. Wenn das stimmt, kann man ihnen nur wenig vormachen. Ich versuche es dennoch, beruhige mich selbst, lächle und schalte einen Gang zurück. Wenn es spielerisch nicht mit dem Anziehen klappt, versuche ich es nochmal einem direkten “Ich will jetzt, dass du dich anziehst, weil wir gleich los müssen.” Ganz bewusst sende ich klare Botschaften, denn who knows, manchmal kommen die bei dem fast Dreijährigen doch an. Wenn ich aber erstmal anfange zu schimpfen, gewinnt keiner. Das Kind weint oder läuft weg. Drama. Tränen. Gebrüll. Ich will also nicht schimpfen, ich weiß, dass das kontraproduktiv ist. Und doch ist alles morgens manchmal eine Einbahnstrasse. Weil man denkt, ich will doch nur, dass alles irgendwie funktioniert! Dass ihr in die Kita könnt, ich arbeiten kann, damit wir alle ein schönes Zuhause haben. Und ich habe jetzt keine Zeit dafür! Und keine Kraft. Und keine Geduld.

Stop!

Genau hier lohnt es, innezuhalten: Rast nicht auf den Baum zu und crasht, nur weil ihr ihn vor euch seht (man fährt nämlich immer in die Richtung, in die man schaut). Ich versuche dann immer, zu erkennen, was das Problem ist: Ist das Kind gerade mitten im Spiel? Kratzen die Socken? Ist das T-Shirt zu eng? Oder (und das ist bei uns in den meisten Fällen so): Fühlen sie sich einfach nicht wohl? Brauchen sie vielleicht einfach noch eine Portion Aufmerksamkeit und Kuscheln, bevor der Tag richtig losgehen kann? Dieses Bedürfnis spüren wir Großen doch auch manchmal. Dass man sich eigentlich nochmal hinlegen möchte, vielleicht sogar mit dem Partner oder der Partnerin kuscheln, dass man einfach noch Zeit und Nähe braucht.

Wir helfen bei der Regulation – und das Wundermittel Oxytocin tut den Rest

Sich selbst und seine Gefühle zu regulieren, fällt gerade kleinen Kindern schwer – sie müssen das erst lernen! Wir können ihnen dabei helfen, wir können Gefühle benennen, Mitgefühl zeigen und vor allem: Durch Berührungen beruhigen. Dass dieses Bedürfnis spontan kommt – und eben auch gern morgens, wenn wir keine Zeit dafür haben, ist leider so. Mich hat die Erfahrung gelehrt, dass sich diese Minuten, die man sich extra Zeit nimmt, aber lohnen. Manchmal sind die Emotionen auch einfach ein Fass ohne Boden und der Meltdown ist unumgehbar. Aber ganz oft macht es Sinn, sich nochmal auf den Fußboden zu setzen, das Kind in den Arm zu nehmen, ihm tief in die Augen zu sehen, durchzuatmen und Aufmerksamkeit zu schenken. Schäkert kurz ein bisschen mit den Kleinen, nehmt den Druck raus, drückt sie an euch. Oxytocin, auch das “Kuschel-Hormon” genannt, sorgt dafür, dass das Stresslevel der Kinder sinkt. Es wirkt schmerzlindernd und sogar leicht sedierend. Was will man mehr! Im Morgenstress wirkt eine feste Umarmung bei uns zumindest oft Wunder. Danke, Oxytocin!

Das Schöne dabei ist, dass es auf beide Menschen wirkt, und wir Eltern können das Anti-Stresshormon morgens auf jeden Fall auch oft sehr gut gebrauchen. Atmet dabei ruhig ein und aus, oft übernehmen Kinder den ruhigen Atmenrhythmus – und können sich besser regulieren.

Es gibt natürlich auch Kinder, die, vor allem wenn sie schon wütend sind, gar nicht umarmt werden wollen. Hier hilft dann nur Geduld, Abwarten und Gelassenheit. Und vielleicht der Gedanke daran, dass alles nur eine Phase ist und auch euer Kind irgendwann einfach selbstständig das Haus verlassen wird. Ja, wirklich!

Foto: Lobacheva Ina