Zwei unter zwei – Ist es wirklich so schlimm?

Spoiler Alert: Nein. Ist es nicht. Und ich bin wirklich dankbar für die Freundin, die bei Verkündung der Schwangerschaft meinte: “Hey, wie wunderschön! Zwei so kleine, das wird wild aber auch total gut.” Denn das beschreibt es ziemlich genau. Abgesehen davon, dass mensch einer Schwangeren sowieso nichts anderes sagen sollte, als Mut zu machen.

Denn ich hatte sie wirklich oft: die Momente in der Schwangerschaft, an denen ich an allem zweifelte. An denen sich die Kommentare von “Oh Gott seid ihr verrückt.” und “das wird total hard core” in meinen Kopf einbrannten und ich pessimistisch in die Zukunft schaute. Und ich kannte ja auch Familien, die schon vor meiner dritten Schwangerschaft warnten: Wartet lieber. Zwei unter zwei ist einfach krass.

Und ja, krass ist es auf jeden Fall! Auf vielen Ebenen. Bei uns stapeln sich die Windeln und Feuchttücher. Beide Kinder trinken Fläschchen. Beide Kinder brauchen so viel Versorgung und müssen bei ihren Bedürfnissen unterstützt werden. Unsere Wohnung ist voll mit Baby- und Kleinkindkram. Eine Wippe hier, ein Rutschauto da. Die Kinder sind in der Überzahl und haben definitiv die Macht, zumindest aber die Wohnung übernommen. Wir haben jetzt drei Tripp Trapps in der Küche stehen. Überall liegen Spucktücher. Und wenn man mal etwas sucht, findet man meist irgendwo einen Nuckel, über dessen Fund man sich auch wiederum freut, denn wie kann es sein, dass die immer auf magische Weise verschwinden und dann an den unmöglichsten Stellen auftauchen? Die Tage sind intensiv, manchmal ist es auch ein wenig Überlebenmodus. Und man ist auch schon froh, eine Hose anzuhaben und Zähne geputzt zu haben! Und es gibt einfach manchmal Situationen, da läuft einem der Schweiß und das Adrenalin schießt durch die Venen: Wenn das Baby gestillt wird und der Kleine genau in dem Augenblick vom Spielplatz auf die Straße laufen will. Zack – fünf graue Haare mehr. Solche Situationen werden allerdings weniger. Ich bin vorsichtiger mit meinen Ressourcen, ich versuche so zu planen, dass es ich mich nicht übernehme – Ausflüge nur, wenn noch eine anderer Erwachsener mit dabei ist. Manche Dinge muss man eben auch einfach nicht machen: Ich würde nie auf die Idee kommen, mit beiden einkaufen zu gehen, wenn es nicht absolut dringend notwenig ist.

Two under two how dare you

Vor der Geburt war die Vorstellung ziemlich angsteinflössend. Ich suchte auf Instagram nach #twoundertwo um mich aufzurappeln. Um meine Stimmung ins Positive zu kehren. Mir ging es in der Schwangerschaft zeitweise körperlich nicht so gut, und da fiel manch Skeptizismus auf fruchtbaren Boden. Teilweise war die Vorstellung, wie ich mich neben einem anderthalb Jährigen jetzt auch noch um ein Baby kümmern sollte, überwältigend. Und dann passiert das, was ich im Leben schon so manches Mal erlebt habe: Es geht alles irgendwie, und es ist gar nicht so schlimm!

Frau wächst an ihren Aufgaben – und die ganze Familie auch

Das Baby schlief in den ersten Wochen noch wahnsinnig viel, der Kleine war in der Kita. Ich hatte Zeit, zu regenerieren. Es gab sogar eine Familienpflegerin, die regelmäßig nach der Geburt zu uns nach Hause kam, da ich mit meinem dritten Kaiserschnitt schon noch ganz schön ausgeknockt war. So etwas kann ich nur allen Familien mit mehreren kleinen Kindern empfehlen, allerdings werden die Kosten nicht immer von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Uns hat es wirklich einen guten Start ermöglicht. Am Anfang konnte ich die beiden Kids auch tatsächlich nicht eine Sekunde allein lassen: Der noch Anderthalbjährige legte sich auf das kleine Baby drauf. Oder zog zu doll am Arm. Oder hüpfte im Bett wild und gefährlich nah am Baby auf und ab. Aber dann passierte auch etwas wahnsinnig schnell: Er verstand, dass er vorsichtig sein musste. Natürlich ist er noch klein und es passiert schon mal, dass er das Baby zudecken will und ich dann schnell die Decke von ihrem kleinen Kopf wegziehe. Oder er dem Baby den Nuckel geben möchte und ihn etwas unsanft in den Mund schiebt. Aber ich kann quasi wöchentlich dabei zusehen, wie er behutsamer wird. Und ich sogar kurz in Bad gehen kann, ohne dass das Baby mit muss. Es geht einfach so wahnsinnig schnell, dass sie größer werden. Der Kleine läuft auch (meist) brav an meiner Hand die Treppen hoch, wenn ich das Baby tragen muss. Anders geht es eben nicht – und er versteht das. Ich selbst habe auch sehr gute Multitasking-Fähigkeiten entwickelt:  Vorlesen, während das Baby gestillt wird. Check! Zwei Kinder gleichzeitig wickeln. Check! Und wenn der Achtjährige da ist (er wechselt wöchentlich zwischen seinem Vater und mir), dann hilft er manchmal mit.

Helfer im Alltag

Außerdem trickse ich ab und zu: Ja, ich besteche mit Gummibärchen. Oder mit Peppa Wutz gucken. Der Fernseher läuft jetzt öfter mal, etwas worüber ich bei Bekannten früher den Kopf geschüttelt habe. Und was noch im Alltag hilft: Die elektronische Federwiege. Wenn ich die Arme frei brauche, schaukelt das Baby selig in der Wiege. Eine Investition, die sich jetzt schon gelohnt hat! Auch wenn man abends vielleicht mal etwas Pärchenzeit haben möchte. Noch ein Vorteil, wenn man zwei Kinder schnell hintereinander bekommt: Die Infrastruktur ist schon vorhanden! Babysachen müssen nur wieder aus dem Keller geholt werden. Der Hochstuhl steht noch rum und die Babyschale ist auch schon da.

Natürlich ist es nicht einfach, allen gerecht zu werden. Ich finde gerade noch sehr wenig statt – und die unterschiedlichen Bedürfnisse von drei Kindern zu befriedigen, klappt auch nicht immer. Aber für einige Zeit ist das vollkommen in Ordnung. Wir versuchen, allen auch mal exklusive Zeit zu geben. Ich habe wirklich den Eindruck, dass sie es toll finden, dass da jetzt noch ein Kind mehr ist. Es ist schön, so viele zu sein. Als Familie zusammen zu wachsen. Die Hochs und Tiefs gemeinsam zu erleben. Ich genieße die Baby- und Kleinkindzeit, gerade weil ich durch das große Kind weiß, wie schnell es auch wieder vorbei ist. Für uns passt es so: Und in wenigen Wochen ist das Kleinkind auch schon zwei. Und two under two – schon wieder vorbei.