Warum bekommt man dann überhaupt Kinder?
Vor Kurzem habe ich ihn aber mal in einem anderen Kontext gehört und da musste ich dann doch schmunzeln. Wir waren in einer großen Geburtstagsrunde und ein Bekannter erzählte, dass er vor Kurzem Vater geworden sei.
Er müsse ja leider so viel arbeiten, aber die Mutter mache das echt toll und der Kleine sei ja soooo süß. Eine Freundin von mir hakte genauer nach. Wieviel er denn arbeite? Immer bis 19 Uhr mindestens, danach könne er auch wirklich nur noch auf der Couch liegen. Der Kleine ließe sich aber eh nicht von ihm ins Bett bringen.
Aha. Und am Wochenende? Da hätte er ja Tennis und er habe auch oft Geschäftsreisen. Er stehe kurz vor der Beförderung. Zeit für das Kind sei einfach gerade nicht drin.
Ob er Elternzeit nehme, fragte sie ihn.
Da lachte er. Nein, das gehe nicht! Er habe sich ein paar Tage Urlaub nehmen können nach der Geburt, also eine Woche sei das insgesamt gewesen. Aber seine Freundin habe auch einen Kaiserschnitt gehabt, “die war da eh noch im Krankenhaus.”
Und danach?? Meine Freundin war empört.
Musste er wieder arbeiten. Wie gesagt, er stehe kurz vor der Beförderung. Müsse sich beweisen.
“Also. Warum bekommt man denn dann überhaupt Kinder?”
fragte meine Freundin. Betretenes Schweigen am Tisch. Dann verteidigte sich dieser Bekannte. Er müsse ja auch Geld verdienen und was solle er denn machen: seinen Job riskieren? Es laufe gerade so gut.
Meine Freundin ist Dänin. Sie hat ehrlich so naiv gefragt, weil sie von Klein auf mit gleichberechtigten, aktiven Familienvätern aufgewachsen ist. Weil das für sie so selbstverständlich ist, dass sie sich wirklich einfach nicht vorstellen kann, dass es so etwas gibt. Gibt es aber oft in Deutschland. Und ich behaupte mal, die allermeisten Frauen würden es sich anders wünschen.
Und ich dachte: das ist der einzige Fall, in dem diese Frage berechtigt ist. Frauen dürfen das nie zu Frauen sagen. Zu Männern aber schon.
Was sagt ihr?