Uff. Meine erste Zeit als Zweifach-Mama.

Meine Töchter sind jetzt 4 und 8 Jahre alt. Ich bin also schon eine ganze Weile zweifache Mutter – und liebe es sehr. Trotzdem muss ich immer mal wieder an die erste Zeit denken. Weil sie wirklich herausfordernd war und ich auf vieles nicht vorbereitet war. Aber es gab einige Dinge, die mir geholfen haben und die möchte ich heute teilen.

Alles anders

Uff – das ist tatsächlich das erste, was mir einfällt, wenn ich an die erste Zeit als Zweifach-Mama denke. Aber warum war es so herausfordernd und wieso hat es mich so kalt erwischt? Mit dem ersten Kind war es doch ganz anders. Meine große Tochter hat zwar extrem wenig geschlafen und war ein absolutes Tragebaby, das sich nicht ablegen ließ, aber ansonsten war sie ein rundum zufriedenes Kind und hat wenig geweint. Zudem haben mein Mann und ich uns damals die Elternzeit aufgeteilt und waren die ersten vier Monate sogar gemeinsam zuhause. Meine Mutter kam auch mindestens einmal die Woche. Ich war also nicht allein und hatte viel Unterstützung.
Als 2019 unsere zweite Tochter auf die Welt kam, war alles ganz anders. Mir ging es nicht besonders gut und wir hatten ein schwieriges Wochenbett. Mit kompliziertem Stillstart und starken Entthronungsgefühlen beim großen Kind. Mein Mann hatte inzwischen außerdem einen neuen Job und konnte deswegen nur kurz Elternzeit nehmen. Im Herbst 2019 startete für uns alle also ein ganz neuer Alltag. Und darauf war ich absolut nicht vorbereitet.

Der Alltag als größte Herausforderung

Es waren aber nicht nur die unterschiedlichen Voraussetzungen und die fehlende Unterstützung. Worauf ich ebenfalls nicht vorbereitet war und was mich vor die größten Herausforderungen gestellt hat: der Alltag mit zwei Kindern. Ja, wirklich. Das große Kind aus dem Kindergarten abholen, mit den Kindern einkaufen gehen, Playdates oder auch einfach nur ein Nachmittag alleine zuhause mit beiden.

All das, was mit dem ersten Kind ganz easy, manchmal fast nebenher lief, brachte mich plötzlich regelmäßig an meine Belastungsgrenzen.

Mit Schweißausbrüchen, Tränen (bei uns allen) und dem Gefühl, zu versagen. Es ist eine große Aufgabe, sich auf zwei Kinder zu konzentrieren und auf unterschiedliche Bedürfnisse einzugehen (und meine dabei nicht völlig zu vernachlässigen).

Nach einiger Zeit habe ich ein paar Dinge gefunden, die mir geholfen haben:

Draußen sein
Das klingt so banal, aber es war wirklich ein wichtiger Punkt für mich. Besonders in Momenten, in denen bei allen die Gefühle hochgekocht sind. Ich habe dann nochmal meine Kräfte gebündelt, die beiden Kinder und mich fertig gemacht und wir sind rausgegangen. Oft einfach in den nahegelegenen Park, manchmal auch in den Wald. Eher selten auf Spielplätze. Das kleine Kind konnte draußen einfach in der Trage sein oder auf einer Decke liegen und das große Kind konnte laut sein, rennen und mit mir spielen. Wir haben Spiele mit rausgenommen und jede Menge Snacks. Und wenn wir dann später wieder nach Hause gekommen sind, waren wir gefühlt alle immer ein bisschen ausgeglichener.

Medienzeit für das große Kind (ganz ohne schlechtes Gewissen)
Wir haben erst in meiner Schwangerschaft damit angefangen, dass das große Kind überhaupt etwas gucken durfte und haben am Anfang natürlich auch sehr darauf geachtet, dass es nicht zu viel wird. Deswegen hat es mich auch erstmal Überwindung gekostet, an schwierigen Tagen, noch eine Folge (und noch eine) mehr zu erlauben. Weil ich in Ruhe stillen musste. Oder einfach, weil wir gerade alle diese kleine Auszeit brauchten. Noch ein bisschen länger hat es gedauert, bis das schlechte Gewissen weg war. Dabei lohnt es sich so sehr, denn die Vorteile überwiegen deutlich.

Was ist schon eine Folge Conni mehr, wenn dafür eine kleine, so dringende Pause möglich ist?

Unterstützung holen und um Hilfe bitte
Auch das ist ein kein Geheimnis. Unterstützung holen ist hilfreich, klar. Für mich war es trotzdem schwierig. Ich kann nicht gut um Hilfe bitte. Und irgendwo tief in mir drinnen schlummerte auch der Glaubenssatz, dass ich das doch wohl alleine schaffen kann. Andere haben mehr Kinder oder herausforderndere Umstände oder einen kleineren Altersabstand oder oder oder. Deswegen hat es eine Weile gedauert, bis ich mir selber das OK für Unterstützung geben konnte. Also habe ich meine Mutter einfach mal gefragt, ob sie einen Tag kommt. Nicht, um in der Zeit aufzuräumen und auch nicht wegen eines Termins. Nein, einfach nur so. Ich habe außerdem damit angefangen, ab und zu Lebensmittel zu bestellen. Ich glaube, Nora Imlau hat mal gesagt, dass Lieferdienste, Babysitter etc. zu unserem Dort dazugehören dürfen und sollten, wenn es das Dorf, das bei dem Satz eigentlich gemeint ist, nicht gibt.

Exklusivzeit mit dem großen Kind
Was wir in dieser Zeit gestartet und bis heute beibehalten haben: regelmäßige Exklusivzeit mit dem großen Kind. Wie schon erwähnt, war es für unsere große Tochter am Anfang nicht leicht, ihre Mama teilen zu müssen. Dementsprechend hat sie die Exklusivzeit mit mir immer sehr genossen. Aber auch mir hat es gut getan, mich kurz nur auf ein Kind konzentrieren zu können.

Belastungsprobe mit Happy End

Dann kam Corona und unser Alltag war plötzlich ganz anders. Keine Kinderbetreuung mehr, keine Playdates, ganze Tage mit beiden Kindern zuhause – davor hatte ich riesigen Respekt. Aber irgendwie war es plötzlich Normalität. Es ist eben auch eine Phase, die vorübergeht und man wächst mit seinen Aufgaben.

Abschließend kann ich deswegen sagen: es wird besser, wie so vieles mit Kindern.  Eine Freundin hat mir in dieser Zeit mal gesagt, dass es bei ihnen etwa ein Jahr gedauert hat, bis alle Familienmitglieder in der neuen Familienkonstellation so richtig, richtig angekommen sind. Rückblickend war das bei uns ähnlich und es hat sich sehr tröstlich angefühlt, das damals von ihr zu hören. Ach ja, diesen Punkt habe ich fast vergessen. Was mir auch so sehr geholfen hat: der ehrliche (!) Austausch mit anderen Müttern. Und genau deswegen habe ich diesen Text geschrieben.

Wie ging es euch in der ersten Zeit als Zweifach-Eltern? Hattet ihr Unterstützung?

Foto: privat – und ja, in dieser ersten Zeit gab es auch manchmal morgens schon Eis im Park.