Während der Schwangerschaft war ich eine von denen, die nicht genug Information bekommen konnten. Ich wolte mich so gut wie möglich auf alles vorbereiten und entsprechend ALLES wissen! Schnell habe ich natürlich fest gestellt, dass Google mich nicht glücklich macht, dass das meiste im Netz furchtbar negativ und auch nicht sonderlich informativ war. Aber ich hatte einige Freundinnen, die schon Kinder hatten und die habe ich einfach ausgefragt. Zu ALLEM! Zur Geburt, zu allem direkt nach der Geburt, zum Stillen, zu Wochenfluss und Sex nach der Geburt. Es gab keine Tabus und alle haben mir offenherzig geantwortet. Dafür bin ich so dankbar! Denn gerade in Sachen Geburt gibt es ein paar Dinge, bei denen ich froh war, dass ich sie vorher wusste.
Sieben Dinge rund um die Geburt, die ich zum Glück vorher wusste
Denn sie haben mich nicht völlig umgeworfen, als es dann genau so kam. Weil mir das damals so viel Sicherheit gegeben hat, will ich ein paar dieser Infos heute mit euch teilen:
1. Die Sonne geht ein mal auf und einmal unter
Das war gut zu wissen, denn ansonsten hätte ich mir unrealistische Vorstellungen über die Dauer einer Geburt gemacht. Man sagt, der Muttermund braucht eine Stunde pro Zentimeter, zehn müssen es am Ende sein. Bei den meisten Frauen dauert die erste Geburt sogar noch länger, wieder andere (zum Beispiel meine Mutter!) sind schon in vier Stunden durch mit der Nummer. Bei uns dauerte es von der ersten Wehe bis zum ersten Xaver-Schrei 17 Stunden. Und nach 12 Stunden war der Muttermund immer noch bei null Zentimeter. Eine Geburt lässt sich einfach überhaupt nicht kalkulieren oder planen, von jeglichen Zeit-Mustern sollte man sich im Vornherein verabschieden. Die Sonne geht einmal auf und einmal unter und meistens dauert es sogar noch länger. Mir kam die Nacht im Krankenhaus übrigens so kurz vor wie noch nie eine zuvor. Ich war so mit Wehen veratmen beschäftigt, dass die Stunden rum waren wie nix!
2. Die Fruchtblase platzt selten zuerst
Wenn man Geburten vor allem aus amerikanischen Serien oder Filmen kenn, denkt man: Erst mal platzt die Blase. Falsch gedacht! Natürlich passiert das manchmal, aber meistens geht es mit Wehen los. Irgendwann im Verlauf platzt sie dann, in meinem Fall erst sehr spät. Ich habe eine Freundin, die ewig auf den Blasensprung gewartet hat, weil sie dachte: erst dann geht es richtig los! Dem ist aber gar nicht so. Ach ja: Unter einem Tuch und auf einem gynäkologischen Stuhl bekommt man sein Kind in Deutschland auch nicht…
3. Und andere Malheurs
Alle Frauen, oder zumindest sehr sehr viele, haben Angst davor, dass ihnen während der Geburt ein Malheurchen passieren könnte, sprich: dass da auch ein bisschen Stuhl mitkommen könnte. Eine Freundin sagte vor der Geburt folgendes zu mir: “Ach klar, sicher passiert das. Aber das ist dir dann total egal. Du bekommst es kaum mit. Und man wird durch die Geburt auch ein bisschen zur Frau. So ein bisschen Pipi Kacka Blut schockt einen überhaupt nicht mehr. Und das ist auch gut so, denn das mit den Ausscheidungen hört ja erstmal nicht auf.” In der Geburtsvorbereitung sagte die unheimlich lustige Hebamme das gleiche: “Nichts ist peinlich, wir Hebammen freuen uns, wenn ein bisschen Stuhl kommt, denn dann geht es endlich los! Und wir machen das ganz unauffällig weg, im Idealfall bekommt das niemand mit.”
So war es bei mir. Ich habe keine Ahnung, ob was mitkam, aber ich weiß, dass es mir egal gewesen wäre. Und wir hatten während der Geburt einige lustige Erlebnisse, die mit Pinkeln und Kathetern zu tun hatten und alle, mein Freund, ich und die Hebamme haben gelacht! Macht euch also keine Sorgen…
4. Keine Angst vor deinem Bauch danach!
“Direkt nach der Geburt sieht der Bauch gruselig aus,” sagte meine Freundin. “Er ist noch ungefähr so dick wie im sechsten Monat, aber total wabbelig und weich. Und die dunkle Linie zeichnet sich unschön in diesem Wackelpudding ab. Ich habe mich SO sehr erschrocken und irgendwie hat mich der Anblick auch unheimlich traurig gemacht. Aber das war alles unnötig. Natürlich bleibt der Bauch noch eine Weile nach der Geburt weich und etwas dicker, aber dieses ganz schlimme dicke, wabbelige zieht sich schnell zurück, sobald sich alle Organe wieder zurückbilden.”
So war es bei mir auch. Der Bauch war direkt danach Horror, eine Woche später war ich schon wieder ganz zufrieden mit ihm. Und der Blick auf den leeren, dicken Bauch war zwar auch für mich irgendwie traurig, aber er hat mich nicht so geschockt: denn ich wusste ja, was auf mich zukommt.
5. Blut, Blut, Blut.
“Ziemlich schnell nach der Geburt bin ich mit der Hebamme auf die Toilette gegangen. Ich hatte keine Ahnung, wie viel Blut ich während der Geburt verloren hatte, aber dieser Klogang war die Hölle! Es kam SO VIEL Blut! So viel, dass ich in Ohnmacht gefallen bin. Dabei ist das anscheinend ganz normal, manche verlieren kaum Blut, andere viel, aber man muss auf jeden Fall nicht in Ohnmacht fallen.”
Auch ich habe bei diesem ersten Klogang (der ein Abenteuer für sich war, denn ich konnte noch kaum laufen und bin mehrmals eingeknickt) viel Blut verloren, zum Glück hat mich das nicht so geschockt! Man ist unheimlich fragil und auch einfach erschöpft nach so einer Geburt. Gut zu wissen, was ungefähr passiert!
6. Vielleicht findest du dein Kind erst mal gar nicht süß
Neugeborene Babies sehen krass aus. Lila, blau, schmierig, zerknautscht, aufgedunsen. Ich wusste das und war auf alles vorbereitet. Die meisten Frauen denken: Huch! DAS ist mein Baby? Manche sind auch erst mal mit den Hormonen im Clinch und können überhaupt keine Freude empfinden. Alles total normal! Bei mir war’s so: Ich fand mein Kind von Anfang an perfekt und zauberhaft, obwohl er schrecklich aussah. Aber mein erster Gedanke war: “Huch, ist der dunkel. Ähm, naja.” Mein Freund dachte das selbe! Dabei war Xaver einfach lila-blau, so wie die meisten. Nach ein paar Minuten normalisierte sich seine Hautfarbe, er wurde rosig und hell. Heute wundern wir uns, warum unser Kind so helle Haut hat, denn wir sind beide eher dunkle Typen.
7. Neugeborenen-Gelbsucht
Die meisten Babies (über 60% laut meiner Hebamme) werden gelb nach der Geburt. Manche mehr, manche weniger. In den meisten Fällen ist die Neugeborernen-Gelbsucht völlig harmlos, ein Spaziergang an der frischen Luft (mit Papa natürlich, Mama muss liegen!) hilft. Nur ganz selten müssen die Babies mit Licht betrahlt werden. Das alles wusste ich vorher, meine Freundin nicht und sie machte sich schrecklich Sorgen um ihr Neugeborenes, was ja auch völlig verständlich ist, schließlich kommt das Gelb-werden (das bei Xaver auch wirklich verrückt aussah) gleichzeitig mit Milcheinschuss und Baby-Blues.
Danke an alle aus dem Freundeskreis, die mich so großartig auf die Geburt vorbereitet haben!!
Und an den Geburtsvorbereitungskurs in der Praxis Hebammenzeit, der wirklich Spaß gemacht hat und in dem wir weder hecheln noch ewig über die Plazenta sprechen mussten! (auch so ein Thema übrigens… ich war entsetzt darüber, wie das Ding aussah…)
Je länger die Geburt von Xaver her ist, desto mehr romantisiere ich sie übrigens. Es war beiweitem kein Spaziergang, aber all die Schmerzen und die Erschöpfung habe ich jetzt schon völlig verdrängt, ich erinnere mich nur noch daran, dass es total aufregend und schön war. Irgendwie verrückt, oder? Das scheint die mütterliche Naivität zu sein!