Let’s talk about… Eltern und Sex
Jedoch: die eigenen Eltern nicht. Natürlich nicht. Uääh! Viele erinnern sich sicher noch an damals, als man dann irgendwann wusste, wie das funktioniert mit den Bienen und den Blumen. Als man ziemlich schnell kombinieren konnte und: neee. Das kann ja gar nicht sein. Die machen sowas nicht. Vielleicht mal früher, aber jetzt sicher nicht mehr. Manch einer hat seine Eltern vielleicht sogar mal erwischt oder wurde sonstwie damit konfrontiert, dass sie es eben doch tun. Nicht wenige nennen diese Erlebnisse “leicht traumatisch”. In der Nido ist ein wunderbarer Artikel über diese kleine Dilemma veröffentlich worden.
Ein bisschen ist es nämlich wirklich ein Dilemma. Man wird Eltern und merkt, dass Sex eben (zumindest bei den allermeisten) zu einer glücklichen und funktionierenden Beziehung dazugehört. Dass es vielleicht leiser wird, seltener, dass die Lust daran aber nicht vergeht. Die ersten Wochen nach der Geburt wollen wir hier mal ausklammern. Wann man wieder anfängt ist übrigens SEHR individuell! Von zwei Tagen bis mehrere Monate – ist da alles drin.
Jedenfalls: man will also im Idealfall noch mit dem Partner Liebe machen. Und dann wird man mit all diesen Killern konfrontiert.
So viele Lustkiller
Denn mitbekommen sollen es die Kinder natürlich nicht! Siehe oben. Die meisten meiner Freunde haben sich, solange die Kinder im Babyalter waren aber entspannt, was das “mitbekommen” betrifft. Die ganz Kleinen verstehen ja wirklich noch überhaupt nicht, was da los ist und eventuelle Traumata können höchstwahrscheinlich ausgeschlossen werden.
So ohne dass die was mitbekommen ist meiner Erfahrung nach nämlich wirklich schwer, denn tatsächlich haben die meisten Babys einen untrüglich guten Instinkt, immer genau dann aufzuwachen, wenn es gerade heiß her geht. Und jeder, der schon mal nackt und auf frischer Tat erwischt ein Baby beruhigen musste, weiß, dass es erotischere Erlebnisse gibt. Ob da was dran ist, an der Theorie, dass die das mit Absicht machen?
Je älter die Kinder werden, desto ernster ist es den meisten mit der Heimlichtuerei. Sex ist eben diese eine Erwachsenen-Sache, die Kinder schwer verstehen und die wir, gerade weil unsere Gesellschaft heute so sexualisiert ist, außerhalb der Kinderzone halten wollen. Schwierig!
Überhaupt, die Kinderzone. Nicht wenige Frauen finden es durchaus problematisch, in der einen Minute noch die fürsorgliche Mama, in der nächsten die leidenschaftliche Geliebte zu sein. Andere haben den Kopf so voll mit Babykram, dass sie schwer abschalten können (bekanntlich recht praktisch beim Sex), da reicht der Blick auf ein herumliegendes Schnullerchen und Mama ist schon wieder nicht bei der Sache. Diese Hemmungen haben aber nicht alle, manche finden das mit der MILF-Sache sogar ganz gut, genauso wie es Frauen gibt, bei denen ist der Busen während der gesamten Stillzeit Sperrzone, andere finden spritzende Milch anregend. Zum GLÜCK! lassen Eltern sich ja in Sachen Sexualität weitestgehend in Ruhe und im Gegensatz zur vermeindlich richtigen Erziehungsmethode, darf man hier einfach tun und lassen, was man will. Und wie man will und wann man will!
Zeit – wie immer ein Problem
Wo wir beim nächsten Dilemma wären. WANN soll man denn dann? Abends? Sind beide so müde. Morgens? Wacht das Kind ja eigentlich immer vor einem selbst auf. Bleiben die Mittagsschläfe oder “schnelle, spontane” Nummern. Vielleicht mitten in der Nacht, ganz verrückt? Überhaupt! Ganze Tage verkuschelt im Bett verbringen, das war ein Mal … Es muss alles schneller gehen. Außer, wenn das Kind mal anderweitig geparkt ist. Dann jedoch kann es durchaus auch vorkommen, dass der empfundene Druck, jetzt mal (endlich wieder) zu müssen, zu hoch ist. “Die Kinder waren weg und es stand natürlich sofort im Raum, dass wir jetzt mal Sex machen müssten”, erzählte eine Freundin jüngst. “Aber ich hatte keine Lust, so auf Knopfdruck!”
Dabei könnte man sich ja von alledem auch befreien. Warum nicht den Kuschel-Abend als Ritual einführen? Und der Knopfdruck kann doch auch nett sein. Das Kind schläft und zack! Kleider vom Leib. Warum nicht?
Spontaneität wird überbewertet
Profis raten Eltern zu Sex-Dates. Spontaneität wird doch eh überbewertet und man muss sich nicht nur in Liebesdingen von ihr verabschieden. Es kann durchaus seinen Reiz haben, das Sex-Date rot im Kalender anzustreichen. Und im Idealfall ein Prickeln zu verspüren, wenn man nur dran denkt! Manche Paare mache alberne Sticker in den Kalender, das bringt Leichtigkeit mit ins Spiel und macht die Sache nicht so verkrampft. Nicht-Eltern denken: soweit kommt es dann, dass man das timen muss. Aber die haben ja auch keine Ahnung, wie voll der Kalender und der Alltag mit einem Kind plötzlich wird… und erst mit mehreren!
Außerdem sollten man sicher nicht zu fokussiert auf das Bett sein – vor allem, wenn die Kinder im Eltern-Bett (oder im Schlafzimmer) schlafen. Mal wieder (wie früher?) die Küche, das Sofa, das Bad nutzen. Kann ja auch verlockend sein, oder? Natürlich will man nach längerer Pause nach der Geburt nicht unbedingt auf dem Küchentisch wieder anfangen, aber wenn es sich erstmal eingependelt hat…
UND: oft hilft es unheimlich, die eigenen vier Wände zu verlassen, um wieder mehr Würze ins Liebesleben zu bringen. Eine Nacht im Hotel kann Wunder bewirken, wenn man oben genannten Druck von sich abwerfen kann. Nicht auszudenken, wie toll eine ganze Reise ohne Kind(er) wäre! Nach drei Wochen mit einem Kleinkind zwischen uns weiß ich, wovon ich spreche!
Auch eine klassische Date-Night im Restaurant, Kino, oder sonstwo tut den meisten Paaren gut. Einfach mal nur zu zweit sein, hach! Ein “Trick” kommt übrigens von der guten alten Joanna Goddard: Wenn ihr nach dem Date nach hause kommt, muss unbedingt ER sich um die Abwicklung und Bezahlung des Babysitters kümmern, denn wenn sie das macht, ist sie gleich wieder in ihrer Mutterrolle drin – ergo: fühlt sich vielleicht automatisch nicht mehr so sexy wie noch kurz zuvor.
Aber wo ein Wille ist, ….
Fazit also: wo ein Wille ist, ist auch ein Weg. Wie das dann en detail aussieht, ist bei jedem anders! Ich kenne Paare, die überhaupt keine “Probleme” haben und nach wie vor viel Zeit für ausführliche Liebesspiele finden. Andere verkrampfen bei dem Thema und versuchen sich mit festen Pflicht-Terminen. Wieder andere lassen es gleich bleiben. Manche brauchen die absolute Absenz vom Kind, andere stört es nicht, wenn es im selben Zimmer schläft.
Einig sind sich nur alle dabei, dass es nichts Unangenehmeres gibt, als von den Kindern erwischt zu werden! Ich hoffe einfach immer noch inständig, dass mir das für immer erspart bleibt (und den Kindern auch)!
Und immer wieder lachen muss ich über den Kommentar einer Bekannten:
“Meine Eltern hatten früher den Sonntag als festen Tag. Immer wieder erwischten wir Kinder sie halb nackt am Werk. Als Kind dachte ich: eklig. Später: spießig. Heute denke ich: Wow, ein Mal pro Woche!”
Was sagt ihr, warum ist das Thema denn so problembehaftet, wie kommen wir raus aus dem Dilemma?
Foto: © SanneBerg