Meine Tochter ist sehr oft sehr lustig. Ich schreibe ja immer in unser Jahres-Fotobuch witzige Sprüche und Versprecher der Kinder rein und meine Tochter füllt diese Seite jedes Mal mit einer Menge herrlicher Anekdoten. Kürzlich stellte sie mal fest: “Mein Bruder mag Minecraft, ich mag Malen. Papa mag Tennis. Und Mama…. die mag Schlafen”. Wir lachten alle, mir versetzte diese Aussage aber auch einen Stich. Ich mache doch tausend andere Dinge auch gerne und viel! Als ob ich den ganzen Tag schlafen würde!
Faule Mama? Gute Idee
Aber es stimmt schon. Ich LIEBE Schlaf. Ich bleibe morgens gerne länger liegen. Ich lege mich am Wochenende gerne mal zwischendurch aufs Sofa und döse weg. In den letzten Monaten ging es mir gesundheitlich nicht gut, da lag ich noch mehr als ohnehin schon. Also, sie hat schon nicht Unrecht. Ich mag Schlafen und ich kommuniziere das auch offen.
Im Gespräch mit meinen Freundinnen haben wir gemeinsam festgestellt, dass das eigentlich eine ziemlich gute Sache ist, dass meine Tochter ihre Mutter als einigermaßen faules und ruheliebendes Wesen wahrnimmt. Mir ist es zwar immer noch peinlich, wenn ich daran denke, aber dann wiederum: Warum eigentlich?
So viele meiner Freundinnen sind mit einer Mutter aufgewachsen, die nie still stand. Die morgens vor den Kindern wach war und geduscht und geschminkt das Frühstück herrichtete. Die mittags aus der Arbeit kam, um Mittagessen zu kochen. Die abends vorgekocht hat. Die nachts die Wäsche gefaltet hat. Die immer geräumt und geputzt und organisiert und getan hat.
„Ich habe meine Mutter nie auf dem Sofa liegen sehen“, erzählte eine meiner Freundinnen (in West-Deutschland aufgewachsen). „Und ich glaube heute, dass das total ungesund ist. Denn das hat sie mir eben auch vorgelebt: Dass man das nicht macht als Frau und Mutter. Mein Vater saß am Wochenende klassisch stundenlang auf der Couch. Meine Mutter war immer auf den Beinen. Sie muss so erschöpft gewesen sein, aber sie hat einfach immer weiter gemacht.“
Eine andere Freundin, die in Ost-Deutschland aufgewachsen ist, hat andere – und doch ähnliche Erfahrungen gemacht. „Meine Mutter hat Vollzeit gearbeitet. Und gefühlt nicht geschlafen. Ab und zu hatte sie dann aber Phasen, da kam sie nicht aus dem Bett raus. Da musste Papa dann ran, außerhalb dieser Phasen hat sie immer geschuftet. Aufgeräumt, Wäsche gemacht, sie hat sich bei uns auch um die Finanzen gekümmert, ich sah sie oft über dem Haushaltsbuch sitzen. Heute weiß ich, dass meine Mutter depressive Phasen hatte. Vielleicht war es sogar eine Erschöpfungsdepression, auf jeden Fall ging es ihr gar nicht gut.“
Beide Geschichten haben mich viel beschäftigt. Und ich habe beschlossen, dass das eine gute Sache ist, dass meine Tochter mich als Mensch wahrnimmt, der gerne schläft, sich gerne Pausen nimmt. Denn das ist so eine wichtige Sache! Lange Rede, kurzer Sinn: Legt euch aufs Ohr. Lebt den Kindern vor, dass Faulsein ab und zu wunderbar ist. Und dass Schlafen sogar enorm wichtig ist und einen viel größeren Stellenwert haben sollte!
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Foto: Alexandra Gorn / Unsplash