Vorsorgen fürs Kind: Anlagestrategien abseits des Sparbuchs

Wenn es eine Frage gibt, die mir standardmäßig gestellt wird, sobald raus ist, dass ich Finanzjournalistin bin, dann ist es die nach der besten Anlagestrategie. Ich antworte gerne: Am besten Diversifizieren. Und zwar in Gold, Gold und noch mehr Gold. [Ironie off]

Unter uns: Ich glaube, es gibt tatsächlich keine bessere Zeit, als sich rund um Weihnachten einmal Gedanken zum Sparen zu machen. Bei den meisten sitzt das Geld in dieser Zeit ja ohnehin locker. Ich denke da vor allem an die Großeltern. Und anstatt die einen Berg Geschenke besorgen zu lassen, wäre ja vielleicht auch denkbar, Oma und Opa um eine Geldspende zu bitten, die fürs Enkelkind zurückgelegt wird.

Warum es wichtig ist, über Alternativen zum Sparbuch nachzudenken

Das Sparbuch wäre in der Theorie wohl die passende Anlagestrategie für solche Eltern, die voller Misstrauen dem gegenüber stehen, was die Ökonomie als Markt formuliert hat. Das wäre ja auch alles halb so wild, wenn man in romantischer Reminiszenz an die eigene Kindheit und den Weltspartag sein Geld schlicht irgendwo bunkern wollen würde, ohne den Anspruch zu haben, das Geld für sich arbeiten zu lassen, sprich ein wenig Rendite herauszuschlagen.

Denn klar, das Sparbuch war als absolutes „Basisprodukt“ eine ganze Zeit lang kaum zu schlagen, wenn einem vor allem wichtig war, dass das Ersparte sicher und transparent eingebracht wurde. Auf Sparbücher fallen keine Provisionen und in den allermeisten Fällen auch keine Verwaltungsgebühren an. Die Bank verdient lediglich am Zinsgeschäft.

Aber: Im aktuellen Niedrigzins-Szenario gerät das Sparbuch auf lange Sicht vor allem zu einer Garantie, real Geld zu vernichten! Jawohl! Richtig gelesen: Geld zu vernichten.

Wir reden hier natürlich nicht von ganzen Geldtransportern voller 500-Euro-Scheine. Es sei denn, es möchte jemand sein Unternehmenserbe auf das Kind verwenden. Für alle anderen gilt: Kleinvieh macht auch Mist. Also aufgepasst: Es ist nämlich nicht nur so, dass es inzwischen kaum mehr Zinsen auf Einlagen gibt. Es ist vor allem so, dass bereits seit längerer Zeit draufgezahlt wird: Weil die Mini-Verzinsung geringer als die Inflationsrate ist, schwindet auf dem Sparbuch langsam aber sicher der reale Gegenwert bzw. die Kaufkraft.

Es ist also höchste Eisenbahn, sich einmal mit Alternativen zum konventionellen Sparen zu beschäftigen. Speziell, wenn es ums eigene Kind geht und die Idee für jenes Kind oder gar Kinder vorzusorgen – sei es für den Führerschein, Auslandsaufenthalte, einem Studium, das Leben an sich.

Und weil ich nicht nur über das Wertpapierdepot meines Sohnes referieren wollte, habe ich mich vor kurzem mit Marko Lützel* getroffen – einem zertifizierten Finanzplaner, der auf Honorarbasis zu Anlagestrategien berät.

Ein kleines Anlage-1×1 – Erster Schritt in die Praxis: Wertpapierdepot anlegen

Auf lange Sicht Geld anzulegen – etwa ab Geburt bis zum 18. Geburtstag –, ist eigentlich eine dankbare Angelegenheit und auch in den Alternativen zum Sparbuch gar nicht so kompliziert, wie der eine oder andere nun vielleicht fürchten mag. Denn: Wohin man einen Dauerauftrag vom Girokonto laufen lässt und ob man nun ein Sparbuch eröffnet oder ein Wertpapierdepot anlegt, mit dem man sein Erspartes alternativ anlegen kann, ist in etwa derselbe Aufwand.

Vor allem aber ist es kein Hexenwerk. Entweder man eröffnet das Depot eigenständig online. Ganz spannend finde ich dahingehend das Angebot des Fintechs Ginmon. Alternativ kann man selbstredend aber auch immer noch seine Hausbank in Beschlag nehmen. Die erhebt für die Eröffnung des Depots dann wahrscheinlich aber Verwaltungsgebühren.

In jedem Fall ist es empfehlenswert, sich vorher einmal mit den recht unterschiedlichen Konditionen der Depotanbieter auseinanderzusetzen und inwieweit die Hausbank dahingehend gut oder schlecht abschneidet. Eine gute Übersicht findet sich bei finanztip.de.

Marko Lützel hat für seine Kinder (wie ich für Julius auch) jedenfalls ein Depot bei der Comdirect angelegt – kostenlos übrigens und unmittelbar nach der Geburt seiner Kinder. Dazu bedarf es lediglich der Geburtsurkunde des Kindes sowie der Unterschrift der Eltern. Welche Vor- und Nachteile ein eigenes Depot fürs Kind hat oder wann es sinnvoller ist, über ein Depot auf den eigenen Namen zu sparen – Stichwort Steuervorteil vs. Bafög -, kann man sich hier einfach erklärt gut ansehen.

Zweiter Schritt: Investments breit aufstellen

Wenn Experten an Privatanleger kollektiv einen Tipp raushauen, dann meistens den, sich in seinen Investments breit aufzustellen. Also zum Beispiel Aktien, Fonds, Rohstoffe usw. zu kaufen. Nun scheint mir das für eine „Kinder-Anlagestrategie“ aber doch zu ambitioniert. Zumal es veritable Alternativen gibt, die immer noch eine annehmbare Rendite abwerfen und recht sicher, weil auch breit aufgestellt sind: Exchange Traded Funds (ETF) werden dahingehend immer wieder gerne angeführt. Und Marko Lützel empfiehlt sie auch.

Hinter dem Begriff ETF verbergen sich Investmentfonds, die an die Entwicklung eines Aktienindexes gekoppelt sind – wie zum Beispiel an den Dax, in dem wiederum der Wert der hierzulande 30 größten und umsatzstärksten Unternehmen abgebildet wird.

Dritter Schritt: Kosten im Blick bewahren

Marko Lützel setzt für seine Kinder unter anderem auf den MSCI World, in dem 1.600 Unternehmen aus 23 Ländern gelistet sind. Eine recht USA-lastige Angelegenheit. Das sollte man vielleicht dazu wissen. Vor allem aber eine günstige Alternative zu aktiv gemanagten Fonds.

Für letztere werden in der Regel nämlich Gebühren erhoben: 1,5 bis 2 Prozent sind nicht unüblich. Manchmal fallen darüber hinaus sogar Performancegebühren an. Bei ETFs wie etwa dem Ishares Core MSCI World Ucits ETF müssen Anleger hingegen niemanden dafür bezahlen, dass er über die Zusammensetzung des Fonds wacht.

Alles ist allem rechnet Lützel vor, sei bei einem ETF, das an den Kurs des MSCI World gebunden ist, ein Renditepotenzial von jährlich 3 bis 4 Prozent zu erwarten. In der Vergangenheit, so Lützel, hätten sich zwar auch höhere Renditen erzielen lassen, aber er rate dazu, eher vorsichtig zu kalkulieren.

So ist der MSCI World im vergangenen Jahr zwar nur um rund 2,24 Prozent gestiegen, in den vergangenen 3 Jahren wiederum aber insgesamt um 16,55 Prozent. Vor allem langfristig betrachtet, schneidet der MSCI World gut ab: Seitdem er 1969 aufgelegt wurde, ist er angefangen bei einem Basiswert von 100 Punkten auf aktuell 1328 Punkte angewachsen.

Die Quintessenz: Je höher die Kosten sind, desto geringer fällt die Rendite aus.

Vierter Schritt: Ruhe bewahren

Große Verlustängste haben muss man unterdessen um seine Anlagen in einem Investmentfonds nicht – und zwar unabhängig davon, ob er nun aktiv gestaltet oder an einen Index gebunden ist. Auf Fondsvermögen ist man zwar nicht mit einer Einlagensicherung bedacht wie bei einem Sparbuch. Aber Pleite gehen kann der Fonds trotzdem nicht. Die Investmentgesellschaft dahinter indes natürlich schon: In einem solchen Fall fiele das Fondsvermögen aber nicht in die Insolvenzmasse, sagt Lützel. Der Fonds stellt ein sogenanntes Sondervermögen dar und würde von einer anderen Gesellschaft übernommen und verwaltet. Er habe in seiner Berufslaufbahn allerdings noch nie eine Fondsgesellschaft Pleite gehen sehen.

Wer langfristig investiert, ist ohnehin gut beraten, sich von Trends, Krisen, aktuellen Entwicklungen nicht verrückt machen zu lassen und stattdessen sein Sparvorhaben stoisch durchzuziehen. Es genüge, ein Mal im Jahr ins Depot zu schauen, rät Marko Lützel, und darüber hinaus weder in Euphorie noch in Panik zu verfallen.

Sparpläne sind zudem keine fixe Angelegenheit und verpflichten nicht dazu, über viele Jahre feste monatliche Beträge in ein Depot einzuzahlen: Ein Fondssparplan lässt sich jederzeit ohne Zusatzkosten stoppen oder ändern. Und: Mit Wertpapieren zu handeln, ist bereits ab kleinen Beträgen möglich. Beim MSCI World wäre zum Beispiel ein Einstieg mit 25 Euro monatlich möglich.

Am Rande: Ausbildungs- und Kapitalversicherungen sind keine gute Alternative

Für eine schlechte Idee hält Lützel unterdessen übrigens, für Kinder abseits von Sparbuch und Depot, eine sogenannte Ausbildungs- oder Kapitalversicherung abzuschließen. Die langen Laufzeiten solcher Versicherungen führten zu hohen Provisionen, oft müssten bereits bei Abschluss der Versicherung Gebühren bezahlt werden und insbesondere in den ersten Einzahlungsjahren würden überproportional viele Gebühren abgezogen. Derlei Versicherungen würden von Banken vor allem empfohlen, weil sich damit gut verdienen ließe.

*Zur Person: Marko Lützel berät seine Kunden als Honorarberater unabhängig von Dritten zu Anlage- und Vorsorgestrategien. Im Unterschied übrigens zu Banken oder Versicherungen, deren Kundenberater und Vermittler Produkte an den Sparer bringen, für die sie zuweilen überhöhte (und auch oft versteckte) Provisionen einstreichen.

Foto von Rasselfisch