Toleranz für die Kleinsten: Die Schnetts und die Schmoos

Sobald ich Axel Scheffler und Julia Donaldson auf einem Buchcover sehe, macht mein Herz einen kleinen Sprung! Weil ich so viel schöne Vorlese-Erinnungen an die Bücher von den beiden habe. Mein Großer ist nun schon aus dem Vorlesealter raus, wie schön, dass ich noch zwei weitere Kleine hab und das Autorenteam aus Scheffler und Donaldson uns noch eine Weile begleiten werden.

Die Geschichte der Schnetts und Schmoos hat mich gleich an Romeo und Julia erinnert. Es verlieben sich zwei Sprösslinge verfeindeter Familien. Auf der einen Seite gibt es die roten Schnetts, auf der anderen Seite die blauen Schmoos – dabei leben beide auf dem Planeten Sehrsehrfern. Aber schon die Großeltern warnen, und verbieten ihnen miteinander zu spielen. Da steigt unser Liebespaar, Grete und Bernd, kurzerhand in eine rote Rakete und weg sind sie!

Nun suchen die Familien Schmoo und Schnett gemeinsam nach ihnen und erleben ein außerirdisches Abenteuer, in dem man sich trotz aller Vorurteile einfach mal kennenlernt – und näher kommt. Am Ende kommen sie nach Sehrsehrfern zurück und siehe da: Das Liebespaar ist schon dort und es gibt eine süße, kleine Überraschung. Das Buch ist wie manch andere Bücher von Donaldson und Scheffler in Reimen geschrieben und das schwungvolle Vorlesen macht richtig Spaß – ich kann einige Passagen mittlerweile auswendig.

Was mir besonders gefällt: Das Thema Toleranz und vor allem Vielfalt wird hier ganz spielerisch, ohne belehrend zu wirken behandelt. Die vertrauten Zeichnungen machen natürlich auch Kindern Spaß, die schon große Fans vom Grüffelo, dem Superwurm oder anderen Werken der AutorInnen sind. Hier wird gezeigt, dass das Andere, das vermeintliche Fremde, nur eine Frage der Perspektive ist. Und dass wir uns alle eigentlich viel ähnlicher sind, als angenommen. Am Ende sind wir eben alle nur Menschen -pardon – Außerirdische.

Das vergnüglich geschriebene und liebevoll illustrierte Buch ist ein tolles Beispiel für Diversität und Vielfalt im Kinderbuch. Und wie wichtig es ist, dies bereits den Kleinsten mitzugeben, kann gar nicht oft genug betont werden. Wir leben da ja durchaus ein bisschen in unserer “Bubble”, in der man meint, dass mittlerweile doch eigentlich alle Kinderbücher (zumindest die, die in den letzten Jahren verfasst wurden), diese Diversität auch wiedergeben würden. Aber: Weit gefehlt! Denn leider werden in einem großen Teil der Kinderliteratur immer noch recht stereotype Geschlechter- und Gesellschaftsbilder gezeichnet. ProtagonistInnen sind sehr oft immer noch weiß, haben keine Behinderung – und Familien bestehen aus der althergebrachten “Mutter-Vater-Kind”-Konstellation. Viele Lebensrealitäten werden dort schlichtweg nicht abgebildet. Und viele Kinder, deren Lebenswelt nun mal anders aussieht,  können sich dort nicht wiederfinden und identifizieren. Eine bewusste Auswahl an Kinderliteratur finden wir daher umso wichtiger. Hier kann man ruhig bewusst hinterfragen, ob Menschengruppen stereotyp dargestellt werden, welches Konstrukt von Normalität suggeriert wird und wie auch mit Andersartigkeit umgegangen wird. Denn – und das sollte uns als Eltern immer bewusst sein – was unsere Kleinsten täglich sehen, hören und fühlen, was wir ihnen vermitteln, das prägt ihre Vorstellung vom Leben.

Das Buch “Die Schnetts und die Schmoos” erschien übrigens erstmals 2019 und wurde zum Bestseller! Nun gibt es endlich die robuste und handliche Pappversion, damit das Buch auch bei stürmerischen Kindern nicht kaputt geht (ich habe so ein Exemplar zu Hause). Empfohlen ist das Buch ab vier Jahren.

Dieser Beitrag entstand in freundlicher Kooperation mit Beltz & Gelberg.