Erste vs zweite Schwangerschaft, Jungs- vs Mädchen-Schwangerschaft

"Es wird nie wieder wie beim ersten Mal", sagen einem alle Mehrfach-Mamas und seit ich wieder schwanger bin, denke ich fast jeden Tag: JA JA JA. SCHEISSE VERDAMMT. Denn es überkommt mich oft, dieses Gefühl, wie anders alles dieses Mal ist, wie weniger spannend, weniger aufregend, wie viel beschwerlicher, wie entspannter aber irgendwie auch, wie weniger ängstlich, wie ANDERS eben.

Die erste Schwangerschaft – ein Spaziergang

Als ich mit Xaver schwanger war habe ich jeden Tag genossen, ich habe den Bauch wie eine Verrückte eingeölt, habe jeden Tag meine App durchforstet, was sich gerade beim Baby entwickelt. Habe abends oft auf dem Sofa gelegen und “Baby gespürt”. ich kam nach hause und war “schwanger”, wurde bekocht und hab es mir gut gehen lassen. Yoga, Schwimmen, Ölen, ich achtete sehr auf mich. Ich habe viel mit Xaver kommuniziert, ihm vorgesungen, ihm sogar manchmal eine Spieluhr vorgespielt. Ich habe Babysachen gekauft, aber nur ganz vorsichtig und zurückhaltend, denn man weiß ja nie. Überhaupt war ich zwischendurch doch auch etwas ängstlich: geht es dem Baby gut, mache ich alles richtig? Oh Gott, ich habe Matjes gegessen, wie konnte ich nur, roher Fisch! Ich googelte regelmäßig irgendwelche schlimmen Dinge und machte mir das ein oder andere Mal echte Sorgen. Ich fieberte von Arzttermin zu Arzttermin, wollte das Baby sehen, die Sicherheit haben, dass alles gut ist. Ich las viel und fragte meine Freundinnen mit Kindern über die Geburt und das Leben danach aus. Die Schwangerschaft dauerte EWIG, der Bauch wuchs langsam. Erst in der 20. Woche sah man richtig was. Auch am letzten Tag vor der Geburt war ich noch aktiv und unterwegs und überhaupt war ich die meiste Zeit fit und entspannt. Außerdem natürlich voller Aufregung und Vorfreude, ich habe jede Nacht wie ein Stein geschlafen, nur ab und zu wachte ich auf und kochte Lavendel-Tee, weil ich zu aufgeregt war, um wieder einzuschlafen. Aber dann blieb ich eben morgens länger liegen.

Im Nachhinein erscheint mir diese Schwangerschaft wie ein Spaziergang, sie war vergleichsweise frei von Beschwerden (nach den ersten 12 Wochen), sie war entspannt, kuschelig, es war ein harter Winter, wir waren meistens zuhause und kochten viel.

Hach!

Dieses Mal ist wirklich alles anders.

Ich bin so nebenbei schwanger, öle nur ein mal am Tag. Ich weiß nicht mal genau, in welcher Woche ich gerade bin, die App öffne ich nur, um das ab und zu zu checken. Auch mein Freund beschwert sich, dass wir dieses Mal so wenig dazu kommen, den Bauch zu zelebrieren. Die Gemütlichkeit zu feiern. Unser Leben ist einfach hektischer geworden, ein Zweieinhalbjähriger wuselt jeden Tag duch die Wohnung, macht Chaos, fordert uns und unsere Aufmerksamkeit ein. Ich habe das Baby dieses Mal früh gefühlt, noch früher als bei Xaver, aber ich bin oft zu beschäftigt, um mich wirklich darauf zu konzentrieren. Dafür kaufe ich hemmungslos Mädchenklamotten (es ist Sale!), von Aberglaube keine Spur, überhaupt bin ich in vielen Dingen viel weniger ängstlich, habe viel mehr Vertrauen, dass schon alles gut sein wird. Einen Arzttermin habe ich schon abgesagt, es kommt mir absurd oft vor, wenn ich meine vorgeplanten Termine ansehe. Warum muss ich so oft zum Arzt? Alles geht so schnell dieses Mal, auch der Bauch und das Zunehmen generell. In der 10. Woche konnte ich es schon kaum mehr verstecken, jetzt (23. Woche) sehe ich aus, wie bei Xaver 10 Wochen später. Nach einem langen Tag fühlt es sich so an, als würde das Baby schon tief im Becken sitzen, dafür ist es aber noch viel zu klein! Meine Beine sind schwer, ich bin träge und müde. Überhaupt fühle ich mich schon richtig “schwanger”, ich spüre die Hormone viel mehr und merke ganz genau, dass ich dieses Mal nicht so lange so fit sein werde. Ich würde tierisch gerne öfter ein Glas Wein trinken, in der ersten Schwangerschaft hat mir der Verzicht überhaupt nicht gefehlt. Ich schlafe schlecht, wenn ich nachts aufwache ist an wieder Einschlafen nicht zu denken. Nicht vor Aufregung und Vorfreude sondern einfach so. Die Hormone halt. Morgens muss ich immer aufstehen, Xaver schreit, die Arbeit ruft… Dazu kommen die ganzen körperlichen Beschwerden, die ich dieses Mal habe, mir ist immer noch latent übel, ich war und bin viel launischer, viel leichter reizbar, viel weniger entspannt, am Anfang war ich sogar richtig depressiv verstimmt.

Oder liegt es doch an der Mädchenschwangerschaft?

Irgendwie werden bei mir auch alle Klischees der “Mädchenschwangerschaft” bestätigt, und vielleicht ist das doch der Hauptgrund dafür, dass ich es dieses Mal weniger genießen kann? Während ich mit Xaver strahlte und wundervoll volles Haar hatte, habe ich dieses Mal Unreinheiten en Masse, mein Immunsystem ist im Keller (bereits zwei Herpes-Attacken und das obwohl ich sonst überhaupt noch NIE Herpes hatte! Dazu zwei grippale Infekte…), mir fallen immer noch in Massen die Haare aus. Von “Glow” keine Spur, außer ich habe einen richtig guten Tag und richtig viel Schminke im Gesicht. Außerdem gehe ich dieses Mal “in die Breite”, Bauch, Hüften, Po, haben sich schon ein ordentliches Pölsterchen angelegt, während ich beim letzten Mal einen klassischen “Spitzbauch” hatte. In der Schwangerschaft mit Xaver hatte ich insgesamt nur etwa 11 Kilo zugelegt, jetzt bin ich schon bei neun. Ich weiß, dass das nicht viel ist, dass 11 Kilo überhaupt sehr wenig waren, aber ich bin eben auch klein und jedes Extra-Kilo macht die Sache für mich beschwerlicher im wahrsten Sinne des Wortes. Dazu diese Übelkeit! Seit wenigen Tagen, eigentlich seit Silvester habe ich das Gefühl, dass ich wieder relativ normal essen kann (ich stelle euch bald mal alles zusammen, was ich gegen die Übelkeit probiert habe, es ist eine Menge!!), aber noch immer sind dicke Kohlehydrate wichtig, ist Wasser sehr problematisch und wenn ich zu lange nichts esse, wird es ganz schlimm. Und das ist für mich als Wasser-Junkie und wo ich überhaupt kein Snack-Typ bin und stark gewürztes Essen liebe, wirklich nervig!

Dennoch: auch viel Plüsch

Ich will mich trotzdem nicht zu viel beschweren, denn obwohl viele Kischees bei mir wahr sind, obwohl ich es dieses Mal schwerer habe und viel weniger genießen kann, ist es immer noch eine recht unproblematische Schwangerschaft. Und obwohl wir viel um die Ohren haben, haben Xaver, sein Papa und ich viele Phasen voller Harmonie. Die Vorfreude ist anders, weniger superaufregend, dafür aber wärmer, weniger sorgenvoll und voller Geschwister-Plüsch. Ich weiß ungefähr, was mir in Sachen Geburt bevorsteht, auch die ersten Wochen mit Baby sind kein völliges Mysterium. Die unbekannte Kompenente ist Xaver – wie wird es für ihn werden, mit ihm? Wie schwer wird es, wenn er merkt, dass ich weniger für ihn da sein kann, überhaupt dass da jetzt jemand ist, der mindestens genau so viel einfordert? Oft habe ich davor Angst, aber bislang sagt Xaver nur entzückende Dinge, wie: “Bald kommt die Schwester und kann mit uns mitkuscheln”, er spielt mit einer Puppe Babyschwester, streichelt sie und deckt sie zu. Er küsst meinen Bauch, sagt: “Da muss man vorsichtig sein, sonst weint meine kleine Schwester!” und: “Wann kommt die Schwester, sie soll mit mir spielen!”. Letztens hat er den Bauch angeflüstert: “Ich bin dein Freund”. Ich bin meistens einfach nur unendlich gerührt und freue mich für ihn, dass er einen Weggefährten bekommt. Und ich hoffe, dass die beiden sich lieben lernen werden!

So. Und dennoch: nichts ist wie beim ersten Mal. Es ist nicht unbedingt schlechter, aber es ist anstrengender, weniger entspannt, einfach anders.

Wie war das bei euch? War die zweite Schwangerschaft leichter, schwerer, gleich? Könnt ihr meine Erfahrungen in Sachen Jungs- und Mädchenschwangerschaft bestätigen oder eher gar nicht? Meine Hebamme hat mich ausgelacht, sowas gibt es nicht, sagt sie. Aber irgendwoher müssen die Klischees doch auch kommen, oder?

 

PS: Fotos von der tollen Lina Grün. Weitere Bauch-Bilder folgen!

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