Energieeffizient bauen und wohnen – worauf muss man da achten, Janine?
Liebe Janine, du beschäftigst dich ja auch von Berufswegen her mit Nachhaltigkeit, inwiefern hat das auch euren Bauprozess beeinflusst?
Ich muss gestehen: Zum Zeitpunkt des Kaufes war ich noch lange nicht so tief in der Materie drin wie jetzt – und ich wachse auch noch immer weiter hinein. Was uns von Anfang an wichtig war: Ein effizientes, minimalistisches, wohngesundes Haus, das für unsere Lebenssituationen in der Zukunft mitgedacht ist. Bedeutet: Eine Schlafzimmeroption und Dusche im Erdgeschoss. Gute Belüftung, angenehme Wärme UND möglichst schadstofffreie Baustoffe, ergo wohngesunde Materialien wie Lehm, Ton, Kalk und Holz sowie klimaneutrale Dämmstoffe wie z.B. Holzfaserplatten, Stroh und Zellulose.
Hierbei ist wichtig zu wissen: Es gibt kein Haus ohne Schadstoffe, da z.B. Formaldehyd auf natürliche Weise auch in Holz vorkommt. Aber es kommt auf die Dosis an. Unsere Außenwände sind also aus 36cm dicken Lehmziegeln, sogenannten Poroton-Lochziegeln, die die Dämmung bereits in ihren Luftkammern in sich tragen. Für weiterreichende Informationen kann ich Architects 4 Future und Casa Karoni empfehlen!
Die erste Frage ist natürlich, wie nachhaltig und energieeffizient es überhaupt ist, ein Einfamilienhaus zu bauen… Oder?
Absolut. Danke, dass du das fragst, weil diese Diskussion und Betrachtungsweise, die jetzt durch die Grünen aufkam, so wichtig ist. Ich würde sagen, es kommt ganz darauf an, wo das Haus steht. Dort wo Platzmangel herrscht, also in den Metropolen, müssen wir in Zukunft noch näher zusammenrücken – das wird mit EFHs schwierig. Bestehende EFHs abzureißen ist jedoch auch nicht immer die nachhaltigste Lösung. Erst recht nicht, wenn die Bauweise natürlich (vor hundert Jahren wurde noch mit Lehm und Stroh gedämmt) und die Dämmung gut – oder mit natürlichen Materialien zu einer guten Dämmung ausbaubar – ist. Bei einem Abriss sollten die Rohstoffe sortenrein sortiert und optimalerweise wieder in einen vergleichbaren Kreislauf gehen.
Ich habe ein paar nachhaltige Tipps für alle, die gerade suchen:
1. Überlegt euch ganz genau, wie groß euer Grundstück und auch die Grundfläche eures Hauses sein soll, denn jeder Garten, jeder Kubikmeter muss auch bewirtschaftet bzw. gereinigt werden. Im Endeffekt braucht es viel weniger, als wir denken.
2. Denkt für die Zukunft mit. Durchdenkt Lebenssituationen und alltägliche Laufwege. Wir haben zum Beispiel einen Hintereingang mit Abspülbecken für die Kids – und ihre Matschklamotten. Und eine Option für eine Einlieger-Wohnung, in die die Großeltern ziehen könnten.
3. Was braucht ihr in 5-10 Jahren? Möchte man im Pyjama auf dem Sofa sitzend gesehen werden, wenn die jugendlichen Freunde der Kinder die Treppe hochschleichen? Brauche ich wegen wenigen Jahren meines Lebens, wenn die Kinder Teenager sind, wirklich ein Haus mit 60 qm mehr Platz, die danach überflüssig sind? Viel zu oft wird leider zu groß gebaut und nachher wohnen in den riesigen Häusern zwei Leute. Die Zeit, wo es enger wird, ist kurz. Und der Flächenfraß durch den Neubau ist sehr groß. Ein cleverer Grundriss, der flexibel verändert werden kann, z.B. durch Kuben oder nicht tragende Wände/Trockenbauwände, kann hier Abhilfe schaffen. Und auch durch eine Verringerung von nur 10cm Deckenhöhe, also z.B. 2,70m statt 2,80m Deckenhöhe, kann man auf die Kubikmeter Raum sowohl während des Baus, als auch danach beim Heizen ordentlich einsparen.
4. Was wünscht sich jede*r von einem Raum? Hohe, offene Räume sind großzügig, können aber akkustisch ungemütlich werden, ergo hallen. Ich halte Galerien gerade bei niedrigen Deckenhöhen für eine willkommene Abwechslung, würde aber immer auch den Wohnflächenverlust gegenchecken.
Es gibt ja Unmengen von Vorgaben im Gebäudeenergiegesetz (GEG), also man MUSS vermutlich viele Dinge beachten, oder? Wie seid ihr da vorgegangen?
Unser Haus ist ein KfW 55 Effizienzhaus. Dazu mussten wir bestimmte Anforderungen erfüllen. Beispiel: Für ein KfW Effizienzhaus 55 muss der Primärenergiebedarf 45 Prozent unter dem eines GEG-Neubaus (Referenzgebäude nach GEG) liegen. Darüber hinaus gibt es für ein KfW 55 Haus auch hohe Anforderungen an den Transmissionswärmeverlust. Der beschreibt, wie viel Wärme
über die Hüllflächen eines Gebäudes verloren geht. Ihr versteht, so wie ich, bei Gesetzestextes nur Bahnhof? Wir hatten einen Architekten und einen Energie-Berater, die uns in dieser Hinsicht beraten haben. Hat sich beides gelohnt.
Welche Merkmale an eurem Haus sind besonders energieeffizient?
Unsere großen Fensterfronten nach Süden lassen auch im Winter die tief stehende Sonne ins Haus. Im Sommer schützen Textilscreens vor Überhitzung. Fenster mit Wärmeschutzverglasung, eine Außenwanddämmung im Rohstoff Tonziegel selbst und eine Dachdämmung von etwa 24 Zentimetern aus eingeblasener Zellulose. Wir haben uns außerdem gegen eine Lüftungsanlage und für regelmäßiges Stoßlüften entschieden.
Auf welche Heiztechnik setzt ihr?
Wir heizen mit einer Erd-Wärmepumpe. Zusätzlich beziehen wir natürlich ökologischen Strom. Das ist ein Faktor, den man sehr schnell ändern kann – egal ob im eigenen Haus oder in einer Wohnung – und der einen immensen Unterschied beim Klimaschutz macht und viele Tonnen CO2 spart. Konkret sind es laut Umweltbundesamt 25 % des CO2-Fußabdrucks eines Menschen in Deutschland. Krass, oder? Wechseln ist wirklich einfach: Bei Polarstern kann man sich zum Beispiel einfach online über das Wechselformular anmelden – Polarstern kümmert sich dann komplett um den Rest, also die Ab- und Ummeldung – eben um den ganzen Papierkram. Während des Wechsels ist die Energieversorgung übrigens immer gesichert. Das ist sogar gesetzlich garantiert.
Und habt ihr noch etwas für die Zukunft geplant?
Ja, es sind Photovoltaik-Paneelen auf dem Dach geplant, die hätten bislang nur unser Budget gesprengt. Aber auf lange Frist wollen wir das unbedingt noch einbauen.
Habt ihr auch beim Innenausbau auf gewisse Dinge geachtet?
Wir haben versucht, im Haus viel Holz zu verbauen. Das speichert CO2 über viele Jahre hinweg. In beiden Ebenen haben wir Douglasiendielen aus dem Schwarzwald verlegt, überall Fenster- und Fensterbretter aus Holz und auch unserer Garagenanbau ist aus Holz. Hierbei ist es wichtig, auf die Zertifizierungen zu achten. Dadurch erfährt man, wo das Holz herkommt und ob der Wald auch wieder aufgeforstet wird. Da wir bewusst ohne Keller geplant haben (Kostenersparnis von 30-40k), war Stauraum von Anfang an in der Planung ein Thema. Und als Betontreppe oder eben Holztreppe zur Option standen, war mir schnell klar, dass wir nicht nur auf Holz setzen, sondern den unter der Treppe entstehenden Raum auch gleich als Schrank nutzen.
Wo achtet ihr ansonsten auf einen möglichst kleinen Abdruck?
Also, ernährungstechnisch ist viel Luft nach oben… Aber in Sachen Reisen können wir richtig was einsparen, da unser weitestes Ziel an der Costa Brava liegt – und wir da ganz bald auch wieder mit dem Zug hinfahren können. Was wir nicht einsparen können, kompensieren wir. Das sind um die 20 Euro im Monat. Damit werden nach dem Goldstandard zertifizierte Projekte finanziert, zum Beispiel Solar-, Windenergie und Wasserkraft-Projekte in Indien.
Danke Janine!!
Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit Polarstern. Polarstern bietet ausschließlich 100 % erneuerbare Energien sowohl bei Strom, als auch bei Wärme (das ist ein Alleinstellungsmerkmal!). Auch Spezialtarife für Elektroautos, Wärmepumpen, Photovoltaikanlagen und Co. gibt es. Immer ist es 100 % nachhaltig erzeugte Energie. Polarstern ist unabhängig, die Gründer sind nach wie vor die Geschäftsführer und halten die große Mehrheit an Polarstern. Die Firma wurde 2011 als Social Business gegründet (auch das ist ein Alleinstellungsmerkmal!) und für ihre fairen Verträge und den tollen Kundenservice wurde Polarstern schon mehrfach als Testsieger ausgezeichnet. Informiert euch gerne unter https://www.polarstern-energie.de
Janine arbeitet als “Sustainable Stylist”, sie kann euch also helfen, eure Kleiderschränke so zu organisieren, dass ihr die vorhandenen Teile am besten untereinander kombinieren könnt. Falls Teile
fehlen, besorgt sie diese. Und zwar entweder Second Hand oder bei Fair Fashion Labels, das sind meist Basics. Für besondere Anlässe/Auftritte empfiehlt Janine übrigens, Kleidungsstücke zu leihen und hilft auch hier natürlich dabei, die perfekten Stücke zu finden! So wird auch euer Schrank nachhaltiger. Informiert euch gerne hier, natürlich findet ihr Janine auch auf Instagram!
Fotos: Lina Grün