Roadtripping zu viert: ein bisschen Garden Route und ganz viel Südafrika
Garden Route – verkürzt!
Uns war aber auch klar, dass wir ein bisschen reisen wollen würden. Denn wir reisen einfach so gerne: eine Nacht hier, eine dort – das geht mit den Kindern nicht mehr ganz so gut, aber ein bisschen was “vom Land sehen” wollten wir eben doch. Die Garden Route lag nahe, ist sie doch eine der Hauptattraktionen für Südafrika-Touristen. Sie gilt außerdem als Rentner-Route und wir dachten: was für alte Leute machbar ist, geht auch mit Kindern!
Als die Planung losging befanden wir uns jedoch schnell in der Bredouille: wir wollten nicht ewig weit fahren und mögen es vor allem nicht touristisch. Der Addo National Park fiel also schon mal weg: zu weit! Und außerdem ist Xaver nicht mal vier und Quinn ein Baby, wir einigten uns darauf, dass dieser Trip in drei Jahren mehr Sinn macht. Im Addo war außerdem schon alles ausgebucht, was uns die Entscheidung erleichterte.
Auch andere Ziele wie Plettenberg Bay fielen raus. Zu touristisch. Und es war überall wirklich schwer, Unterkünfte zu finden, die schön waren UND Kinder akzeptierten. “Sorry, No Kids under 12” lasen wir am laufenden Band. Das ist dann wohl der Nachteil der Rentner-Route. Und wenn ihr auch mal eine Tour plant: bucht früher als wir!!
Am Ende haben wir es nur bis Knysna geschafft, also nur einen kleinen Teil der Garden Route gemacht, dafür war es selten touristisch, wir haben gefühlt viel vom Land und seinen Leuten gesehen und den Kindern hat es auch gefallen – doch der Reihe nach.
De Hoop Nature Reserve
Gestartet haben wir im De Hoop Nationalreservat. Der Weg dorthin ist holprig, von Kapstadt geht es über die N2, auf der viele Farmstalls zum Rast machen einladen. Das letzte Stück ist dann aber unbefestigt – wer einen Geländewagen fährt ist klar im Vorteil, unser klappriger Mietwagen hat ganz schön gelitten!
Im Reservat kann man im De Hoop Collection übernachten, schöne Zimmer und Cottages, ein gutes Restaurant mit sehr nettem Service (aber keiner Wickel-Möglichkeit) und Zebras und Strauße vor der Tür.
Wir haben es etwas aufregender gemacht und auf der privaten Verfheuwel Guestfarm bei Mattie übernachtet. Ist eher was für Abenteurer, war aber sehr interessant zu sehen, wie die alteingesessenen Farmer-Familien so leben. Und Xaver hatte den Spaß seines Lebens beim Rasen bewässern!
De Hoop ist auf jeden Fall eine Reise wert, wenn man wilde, unbewohnte Natur mag. Endlose Dünen, klare Seen, viele Tiere. Später im Jahr kann man wohl auch Wale beobachten, für Fans von besonderen Vögeln ist es auch ein Traum. Für uns war ein Tag dort aber ausreichend, mit den beiden Mäusen sind längere Spaziergänge und Wanderungen leider noch nicht drin. Wenn wir Rentner sind, kommen wir wieder und bleiben eine Woche, haha!
Wir verbrachten im Anschluss eine Nacht in Mossel Bay – dort beginnt dann auch die Garden Route offiziell. Mossel Bay ist hässlich und erinnert an Rimini, wir waren froh, dort wirklich nur zum Stop Over zu sein, um die Fahrtzeit zu verkürzen.
Knysna
Unser nächstes Ziel war Knysna, ein idyllisches Städtchen an einer Lagune. In Town und am Hafen fanden wir es auch ganz schön touristisch und artifiziell, aber Knysna bietet einfach so viel und ist perfekt gelegen, deshalb würde ich es unbedingt für einen Aufenthalt empfehlen.
Man ist in 20 Minuten im Knysna Elefant Park, der natürlich wesentlich weniger bietet als Addo, aber für Kinder absolut ausreicht. Wir haben außerdem eine Katamaran Fahrt in die Lagune gemacht, ich fand es wunderschön, Xaver super aufregend – auch das war also ein Winner. In Knysna und drumherum kann man auch sehr gut baden. Unsere Lieblingsbucht war Buffels Bay, hier kann man easy einen ganzen Tag verbringen. Der Sand ist fein, das Meer lädt bei Flut zum Baden ein, bei Ebbe können die Kids super spielen. In der Riverdeck Lodge auf dem Weg dorthin gibt es zudem überraschend gutes Mittagessen mit schöner Aussicht auf den Goukamma River und einen Spielplatz, und gegenüber den weltbesten Milk Tarte. In Knysna waren wir mehrmals im East Head Café, leider auch sehr touri, aber das Essen war ein Hit, die Aussicht auch und es gibt eine Kinderkarte sowie eine Spielecke!
Und wo haben wir geschlafen? Im Narnia Guesthouse! Das war eigentlich das einzige schöne Guesthouse in der Gegend, das kinderfreundlich war und wir haben uns dort soooo wohlgefühlt! Stella und Richard und ihre Mitarbeiter waren super nett, die Anlage ist ein Traum, die beiden haben einfach einen tollen Geschmack, ich würde ihnen ihr Haus auf der Stelle so wie es ist, abkaufen. Wir schliefen im Cottage mit zwei Schlafzimmern. Klein aber schnuckelig und wir haben während unserer Tour immer wieder festgestellt, dass zwei Schlafzimmer einfach komfortabler sind als 4-köpfige Familie. Es geht auch anders, aber so kann eben einer umziehen, wenn Quinn zum Beispiel nachts Alarm macht… Ein Reisebett für sie stand auch bereit und alles war unheimlich einladend und gut ausgestattet. Wer nur ein Kind hat, dem sei das Poolhaus empfohlen, es ist noch einen Tacken luxuriöser und der direkte Zugang zu diesem super schönen Pool ist natürlich auch nicht schlecht. Narnia ist also auf jeden jeden Fall ein Tipp, wir wären gerne noch länger geblieben!
Victoria Bay
Next Stop: Victoria Bay. Ein Surferstrand voller junger Leute, was wir als sehr erfrischend empfunden haben, nach all den alten Leuten in Knysna. Auch unsere Unterkunft weckte Erinnerungen, die Surfari Lodge ist einen Surfer-Unterkunft mit Dorms, einigen Doppel- und Familienzimmern und Gemeinschaftsküchen. Als wir noch Backpacker ohne Kinder waren, haben wir immer in solchen Unterkünften logiert! Jetzt schliefen wir mit unseren Sprösslingen im komfortablen Familienzimmer mit Riesen-Doppelbett, zwei Extra-Betten und großem Bad (ich glaube, es war die Honeymoon Suite!) und fühlten uns sehr wohl, obwohl wir die einzige Familie unter vielen Surfern waren. Die Anlage ist neu und weitläufig, die Aussicht ein Traum, vor der Tür gibt es ein Trampolin und man kann Surfbretter ausleihen. Die Jungs haben sich immerhin am BodyBoard probiert, was Xaver riesigen Spaß gemacht hat. Wir fuhren außerdem nach Wilderness (schöner Strand, tolle Natur aber ansonsten grauenvoll touristisch), und verbrachten einen halben Tag auf der Timberlake Farm. Dort hat Xaver zum ersten Mal auf einem Pferd gesessen – nicht etwa ein Pony, nein es war das größte Pferd im Stall!! Und wir haben im Zucchini sehr sehr gut Mittag gegessen. Die Burger sind ein Knaller und die Kinderkarte gibt hier endlich mal mehr als Pommes und Nudeln her. Kann ich also auch vollends empfehlen.
Garden Route Game Lodge
Von dort aus ging es weiter nach Albertina, wo uns der Höhepunkt unserer Tour erwartete: ich wollte unbedingt so etwas wie eine Safari machen, denn ich dachte: was soll das, dass Xaver in Afrika ist und keine Tiere sieht? Nun gab es ja schon Zebras in de Hoop und Elefanten in Knysna, aber die Garden Route Game Lodge war noch ein gutes Stück spannender. Klar, das ist keine echte Safari. Die meisten Tiere sind “importiert”, die Löwen jagen nicht (sind aber trotzdem nicht ungefährlich!) und so weiter. Man kann behaupten, dass es wie ein Zoo ist, fand ich aber überhaupt nicht! Für Xaver war es ein tolles Erlebnis und wir Erwachsenen hatten auch noch nie eine Giraffe, ein Nashorn oder einen Geparden aus der Nähe gesehen, wir fanden es also auch wirklich gut.
Um 17 Uhr startete die erste Tour. Mit Jeeps ging es durch das weitläufige Gelände. Unsere Rangerin war super, erzählte viel Interessantes über die Tiere und die Natur. Am meisten hat Xaver am Ende fast ein Riesen-Spinnennetz fasziniert, das sie uns gezeigt hat.
Nach dem Abendessen fiel der Bub glücklich ins Bett und stand ohne Murren um 6:30 wieder auf zur nächsten Tour, die noch Elefanten und einiges mehr bot. Außerdem ging’s noch zu den Reptilien – Xaver hat eine Schlange berührt und Krokodile bewundert.
Ich würde das nächste Mal zwei Nächte einplanen, die Unterkünfte sind geschmackvoll (das Essen dafür mittel aber das konnten wir verschmerzen), da lässt es sich schon gut aushalten. Außerdem wäre es dann nicht ganz so stressig, wir waren doch ganz schön platt nach dem Zwei-Tage-Programm.
Langdam in Koo
Zum Glück konnten wir uns bei unserem letzten Stopp einwandfrei erholen: Wir fuhren durchs Inland zurück, über die schöne Route 62, auf der begeisterten Autofahrern das Herz aufgeht. So beeindruckend! Unser Ziel: die Langdam Guestfarm in Koo, 40 km von Montagu. In Montagu machten wir noch Halt beim Supermarkt, denn in Langdam gibt es weit und breit NIX. Wir hatten etwas Bange, dass uns wahnsinnig langweilig werden würde, drei Tage und drei Nächte auf der Farm, doch dem war nicht so. Wir kamen einfach nur richtig gut runter.
Die Jungs angelten morgens, ich las. Dann planschten wir eine Runde im Pool, bevor es Mittagessen gab. Kurz zu den Schweinen und den Kühen und ein bisschen auf dem Spielplatz toben, Abendessen und ab ins Bett und wieder von vorne. Das Gelände ist weitläufig und zauberhaft, die Cottages sind simpel, aber charmant. Und Kirsten, Haiko und alle anderen unheimlich nett. Kirsten und Haiko haben Kapstadt verlassen, um die Langdam Farm zu übernehmen, sie war mal Grafik-Designerin und ist für das schöne Auftreten der Farm zuständig, auf der man übrigens auch heiraten kann. Auch sie hat einen fabelhaften Geschmack, das Farmhaus hat sie so nett gestaltet, dass ich sofort gedacht habe: Könnte ich mir irgendwie auch vorstellen, so ein Leben.
Ähemmm, naja. Am vierten Tag war dann auch genug mit Landleben, wir sehnten uns nach der Stadt und unseren Freunden. packten ein letztes Mal zusammen und jetzt… sind wir wieder in Kapstadt!
Resümee
Erst Mal: ein solcher Trip ist mit zwei Kindern absolut möglich, vor allem wenn sie so gute Autofahrer sind, wie unsere. Ich bin dennoch froh, dass wir nie länger als 3.5 Stunden gefahren sind, alles andere ist Stress. Pausen sind sowieso obligatorisch. Zur Not mal eine Nacht einlegen, um Strecken zu entzerren!
Abgesehen von diesen Stop-Over-Nächten würde ich aber überall mindestens zwei Nächte bleiben, wir fanden es immer am kuschligsten, wenn wir gleich drei Nächte hatten. Das viele Umziehen fand Xaver okay, Quinn eher nicht so. Überhaupt habe ich mal wieder festgestellt dass diese Art von Reisen für Babys und ganz kleine Kinder nicht ideal ist, Xaver fand es richtig spannend, fragte jeden Tag: wo schlafen wir heute? Aber Quinn hat definitiv am wenigsten von unserem Trip gehabt, sie wurde irgendwie fast immer nur mitgeschleppt, verbrachte viel Zeit in der Trage und schlief noch schlechter als sonst, sicher wegen der vielen Wechsel. Nicht weiter schlimm, aber es ist mir einfach aufgefallen.
Ansonsten waren wir auch irgendwann einfach sehr gut organisiert: unsere Unterkünfte waren fast ausschließlich Selbstversorger-Apartments, wir hatten also immer eine Tüte mit Öl, Salz, Pfeffer, Müsli und dem Notwendigsten dabei, auch eine kleine Brotbox mit Snacks und Obst war immer gepackt. Das Umziehen und Kofferpacken fiel uns von Mal zu Mal leichter und zwischendurch haben wir natürlich Wäsche gewaschen, Xaver hätte sonst nichts Sauberes mehr gehabt. Wenn man all den Orga-Kram auf sich nehmen will und gerne herumreist, kann ich diese Tour also auf jeden Fall empfehlen. Je älter die Kids, je besser.
Zurück in Kapstadt sind wir so froh darüber, das gemacht zu haben. Man merkt ja immer erst im Nachhinein, was man so mitgenommen hat und es war eine Menge. Wir sind richtig satt gerade, aufgetankt und auch erholt. Natürlich bleiben aber auch viele Gedanken: die Garden Route ist weiß. Wir haben wir fast nur Weiße getroffen und kennengelernt auf unserer Reise. Aber: jedes kleine Dorf hatte sein Township. Die traurigen Kontraste ziehen sich durchs ganze Land und das Elend ist kein städtisches Problem. Aber immerhin: wir hatten mit vielen Südafrikanern Kontakt und haben jetzt ein viel differenzierteres Bild von diesem Land, als noch vor zwei Wochen. Es gibt sicher noch soooo viel mehr zu entdecken, aber ein Anfang war es.
Es ist eben einfach so, wie ich Xaver zwischendurch erzählt habe, als er über ein kleines Heimweh klagte: Zuhause läuft nicht weg, alles wird gleich sein, nichts wird sich verändert haben, wenn wir wieder nach hause kommen. Nichts, außer WIR! Wir werden so viel gesehen haben, so viele Eindrücke mitgenommen haben, dass wir uns wundervoll anders fühlen werden. Reicher und voller und vielleicht auch glücklicher. So ist es jetzt schon, nach diesem kurzen Roadtrip, bei unserer Rückkehr nach Kapstadt… Reisen lohnt sich. Zumindest fühlt es sich für uns so an.
War einer von euch schon mal auf der Garden Route mit Familie unterwegs? Was waren eure Eindrücke? Hat jemand noch Fragen, Ergänzungen,…?