Drei Tage Kopenhagen mit Kleinkind!

Städtetrips sind ja oft per se schon mal ne Runde anstrengender als zum Beispiel eine Woche am Strand zu liegen. Gleichzeitig sind sie auch sehr inspirierend und aufregend. Aber geht ein Kurztrip in eine andere Stadt mit Kleinkind? Und kommen bei so einem Kurztrip auch wirklich alle auf ihre Kosten? Wir wollten es ausprobieren und sind für etwas mehr als drei Tage nach Kopenhagen geflogen. Los geht's…

Die Anreise

Wir holen unseren Sohn von der Kita ab und düsen sofort weiter Richtung BER. Drei Tage Kopenhagen und ich bin gespannt, was uns vor Ort als Familie erwartet. Aber erst Mal Flughafen, zum allersten Mal für das Kind – das ist natürlich schon ganz schön aufregend und deshalb haben wir uns auch genug Zeit genommen, damit sich wirklich alles, was er bis jetzt nur aus Büchern kennt, ganz genau angeguckt werden kann. Kurz danach sind wir in der Luft – und gefühlt 30 Minuten später auch schon wieder auf der Erde. Von Berlin nach Kopenhagen zu fliegen ist der perfekte erste Flug. Man kann übrigens natürlich auch mit Zug oder Bus anreisen, ist dann aber immer mindestens sieben Stunden unterwegs. Aus umwelttechnischen Gründen eine gute Option, wir waren aber so lange nicht geflogen, dass wir uns das jetzt mal “erlaubt” haben… Kurz nach der Landung sind wir dann auch schon beim ersten Highlight der dänischen Hauptstadt – die Metro! Die wird in Kopenhagen nämlich nicht durch einen Schaffner kontrolliert, sondern voll automatisch gefahren. Das heißt Front Row sitzen und Straßenbahnfahrer spielen. Für die Kids befindet sich sogar ein aufgeklebtes Kontroll- und Schaltbrett vor dem Fenster, damit das Rollenspiel sich noch echter anfühlt. Dieser große Spaß verfolgt uns die nächste drei Tage und WEHE!!! die guten Plätze in der Metro sind schon besetzt!

Glücklicherweise hat mein Freund Familie in Kopenhagen, sodass wir uns nicht um eine Unterkunft kümmern müssen und zusätzlich auch noch super zentral wohnen. Die Familie besteht unter anderem auch aus einem Kleinkind und zwei Jugendlichen und wir merken sofort, was es für ein Vorteil ist, wenn Spielzeug, Kinderstuhl, Hocker usw. in der Wohnung vorhanden sind. In unser Handgepäck haben lediglich zwei Bücher gepasst und da man ja doch immer mal wieder in der Wohnung abhängt, ist das Kind perfekt beschäftigt. Das wäre also auch ein Tipp für andere Städtetrips oder bei der Air BnB Auswahl – ein Kinderzimmer oder Spielzeug vor Ort. Etwas, vorüber wir vorher gar nicht nachgedacht hatten – und das Leben dann doch sehr viel einfacher macht. Außerdem haben wir uns für die Tage einen kleinen Buggy geliehen, der ins Handgepäck passt. Man läuft dann ja doch immer recht viel und falls die Erschöpfung zu groß ist, kann hier ein kleines Päusschen oder sogar ein Mittagsschlaf eingelegt werden.

Der erste Tag

Vorab haben wir uns ein paar Unternehmungen ausgesucht aber entscheiden uns dafür, die Tage ein wenig auf uns zukommen zu lassen. Go with the flow. Und so starten wir den ersten Tag mit einem kleinen Spaziergang in der Nachbarschaft. Wir wohnen in Vesterbro, ein sehr angesagtes und super schönes Viertel. Kann ich total empfehlen, sich hier eine Unterkunft zu suchen, da man total zentral wohnt, es trotzdem ruhig ist und viele schöne Lokale und kleine Läden das Straßenbild säumen. Das Stadtviertel, ganz in der Nähe des Bahnhofs, hatte früher einen richtig schlechten Ruf – schmuddelig, Sexshops und sogar einen „Baby Strich“ gab es dort. Aus dem finsteren Schlachter- und Rotlichtviertel ist aber schon lange ein beliebter Wohnort und Kunstviertel geworden. Ich würde da sofort hinziehen!

Nach einer Runde köstlicher dänischer Backwaren, landen wir auf einem riesigen, wunderschönen Spielplatz. Was zunächst aussieht wie der Hof einer Kita, entpuppt sich als absoluter Jackpot, denn in Kopenhagen sind Dreiräder, Roller und Co, sowie Buddelzeug für alle da. Aus dem angrenzenden kleinen Häuschen wird morgens alles rausgestellt und abends wieder gut weg gepackt. So haben alle was davon und man schleppt nicht, wie bei uns, so viel Kram mit sich. Das Leben kann so einfach sein. Mittags gibt es einen Snack auf die Hand und danach entscheiden wir uns bei strahlendem Sonnenschein für eine Bootstour. Am Hafen von Kopenhagen geht’s los und wir lassen uns eine Stunde, wortwörtlich, treiben. Wir entscheiden uns für die große Kanaltour, es gibt aber auch eine „Hop on, hop off“ Tour, falls man noch ein bisschen mehr sehen möchte. Auf dem Wasser bekommt man einen guten Überblick über die Stadt, sieht viele spannende Sehenswürdigkeiten, kann die Seele baumeln lassen und lernt dabei sogar noch was. Auch ein kurzer Besuch vorbei an der „kleinen Meerjungfrau“ darf natürlich nicht fehlen. Das Kind findet alles super spannend und als nach knapp einer Stunde die Aufmerksamkeistspanne etwas nachlässt, gibts ‘nen Müsliriegel. Das Kind ist happy und wir Eltern sowieso. Natürlich steht und fällt so eine Tour mit dem Wetter, aber diese Fahrt bekommt von mir 10 von 10 Punkten. Mehr Urlaubsgefühl geht nicht!
Danach gucken wir uns direkt am Hafen noch die wunderschönen bunten Häuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert an – hier ist zwar ganz schön was los, aber es fühlt sich trotzdem an, als würde man durch eine Postkarte laufen. Nach dem Ausflug gibt’s für alle einen typisch dänischen Hot Dog, die man hier fast an jeder Ecke findet. Die schmecken nicht nur gut, sondern sind auch gut für den Geldbeutel, wenn dieser mal eine kurze Pause braucht.

Perfekt für Shopping und den kleinen Hunger: Istedgade Straße in Vesterbro

Start für die Bootstour: Nyhavn Hafen

Der zweite Tag

Wir lassen den Tag entspannt beginnen und entschließen uns dann für einen Besuch auf dem Foodmarket „Reffen“. Am Wasser entlang laufen wir zu dem 60.000 Quadratmeter großem Gelände auf Refshaleøen, auf dem sich etliche Food- und Drinkstände befinden. 17 Nationen bieten hier kleine und große Snacks an, wir starten mit Tripple Fried Garlic Parmesan Fries und einer hausgemachten Limonade. Man kann sich gar nicht satt sehen an den bunten Ständen, die alle aussehen, als wären sie gerade zusammengezimmert worden. Ein bisschen so wie der Holzmarkt 25 in Berlin. Dazwischen Sand, eine kleiner Vintage Store, jede Menge Platz zum Spielen für die Kids, ein Skatepark für Groß und Klein und der Blick aufs Wasser. Hier haben wir ohne weiteres den halben Tag verbracht, sehr sehr lecker gegessen, beobachtet, gespielt, die Skatebahn mit Kreidesteinen angemalt und köstliche Waffeln gegessen. Super Ausflugsziel, bei dem alle auf ihre Kosten kommen. Danach gehts noch kurz in die Innenstadt – Lego-Laden für den kleinen, Hay Store für die Muddi – hier kommen wirklich alle auf ihre Kosten:-)

Am Abend essen wir im Kødbyen, dem altem Meatpacking District im Stadtteil Vesterbro. Nur zehn Gehminuten von unserem „Zuhause“. Auf dem ehemaligen Schlachthof-Gelände tummeln sich eine Vielzahl an Restaurants, Bars und Clubs und man kann hier gemütlich in den Abend starten – und morgens taumelnd das Gelände wieder verlassen. Also könnte man, wenn man ohne Kind unterwegs wäre:-). Hier verbindet sich Kunst und Kultur und die Optik der alten Fleischindustrie ist unschlagbar. Eindeutig der perfekte Ort, um den Abend ausklingen zu lassen und die Kids auf dem Gelände rumlaufen zu lassen.

Reffen: Refshalevej 167 Unit A, 1432 København

Fußgängerzone und Shoppingmeile: Strøget

Legoladen: Vimmelskaftet 37, 1161 København

Hay Store: Østergade 61, 2, 1100 København

Der dritte Tag

Natürlich konnten wir keinen Kopenhagen-Trip machen, ohne ins Tivoli zu gehen. Das Highlight haben wir uns bis zum Schluss aufbewahrt. Und zwar nicht nur für das Kind, sondern auch ich träume schon einige Jahre davon, dem zweitältesten Vergnügungspark Europas einen Besuch abzustatten. Es gibt ihn tatsächlich schon seit 1843. Anders als bei vielen solcher Parks, braucht es für das Tivoli keine lange Anreise, da es mitten in der Stadt, direkt neben dem Bahnhof liegt. In unserem Fall sind wir einfach zehn Minuten von unserer Wohnung hingelaufen. Das nimmt schon mal extrem viel Stress, spart Zeit und macht die Dinge (wie so oft in Kopenhagen) besonders einfach. Deshalb haben wir auch keine Eile, als wir auf dem Weg dorthin noch an einem Flohmarkt vorbei kommen und ich in Ruhe stöbere, während die Jungs sich noch kurz vor ein Café setzen. Heißer Tip: Flohmarkt in Kopenhagen ist ein Traum! Zwei Kleider und eine Tasche später geht’s dann weiter zu Fuß Richtung Tivoli. Es gibt verschiedene Preispakete für den Park. Man kann lediglich einen Eintritt von etwa 20 Euro zahlen und dann den Park als solchen genießen. Mit all seinen Restaurants, Bühnen (hier werden Konzerte und Theaterstücke aufgeführt), satt grünen Wiesen, bunten Blumen und sogar einigen Tieren. Oder man zahlt on top einen sogenannten „Ride Pass“, damit kann man dann alle Fahrgeschäfte nutzen, so oft man möchte. Natürlich gibt es für Erwachsene und Kinder noch mal unterschiedliche Preise. Wer sich Achterbahnen und Co aber erst mal von nahem angucken möchte, kann auch einfach kurz vor Einstieg einen „Einzelfahrschein“ kaufen und braucht nicht gleich einen kompletten Ride Pass. Wie eigentlich alles in Kopenhagen wird das ganz easy mit der Kreditkarte bezahlt und los geht die wilde Fahrt. Die unterschiedlichen Zahlmodelle sind super fair und auf alle Bedürfnisse ausgerichtet. Mit seinen etwas mehr als einem Meter Körpergröße, stehen meinem Sohn sechs Karusselle zur Auswahl – und die probieren wir selbstverständlich alle aus.

Das Besondere an dem Park ist diese unglaubliche Atmosphäre und die Optik. Das Tivoli hat nichts mit einem trashy Plastikpark zu tun, hier erinnert alles an eine längst vergangen Zeit, dazwischen Springbrunnen und Blumenbeete. Der Park hat bis 23 Uhr geöffnet und neben Konzerten und Lichtspielen, kann man hier in einem der 37 Restaurants wunderbar essen. Das haben wir dann auch gemacht und ganz entspannt und in aller Ruhe den Abend ausklingen lassen.

Flohmarkt, Sonntags – 1mal im Monat: Sønder Boulevard, Vesterbro

Tivoli: Vesterbrogade 3, 1630 København

Fazit:

Unbedingt machen! Ich hätte nicht gedacht, dass ein Städtetrip mit Kind so schön werden wird und hab das Gefühl, dass alle auf ihre Kosten gekommen sind. Nicht alles bis ins Detail zu planen, sondern nach Lust und Laune zu entscheiden, hat für uns am besten funktioniert – aber da ist sicherlich jede Family anders. Natürlich gibt es auch noch jeden Menge Museen und Kultur, die auch für Kinder total cool sind. Haben wir aber dieses Mal sein lassen und sparen uns das fürs nächste Mal auf, wenn das Wetter nicht so gut mitspielt.
Es hat auf jeden Fall wahnsinnig gut getan, ein paar Tage raus zu kommen und mal wieder über den Tellerrand zu schielen, wie den anderen Nationen so leben. Habe mir gleich eine Scheibe von der Gelassenheit dort abgeschnitten und mit nach Hause genommen. Und wenn es hier und da nicht ganz so teuer wäre, könnte ich mir sich sehr sehr gut vorstellen, in Kopenhagen zu leben. Zumindest haben wir beschloßen, dass Kopenhagen ein mal im Jahr nun ein festes Ritual wird – und ich freu mich schon neue Ecken in der gemütlichen Hauptstadt zu entdecken.
Hej hej! Bis zum nächsten Mal.