Warum Familienblogs so wichtig sind

Ich habe mich noch nie so intensiv kennengelernt, wie durch das erste Kind. Immer noch lerne ich so viel dazu, meine persönliche Entwicklung scheint mit Turbokraft voranzuschreiten, vieles siehe ich im Leben nun anders. Nicht nur Katharina fragt sich, wie wir jetzt arbeiten wollen oder findet ihre neue Heimat im Kind (was mir ähnlich geht). So ein Kind macht ganz schön viel mit einem. Und ich schätze, das geht den meisten Eltern da draußen genauso. Warum also das alles alleine durchmachen? Im Netz gibt es viele Seiten, die einen auf dem Weg begleiten können, und viele Menschen lesen sie.

Für die Menschen, die sie schreiben, und das regelmäßig, wird entweder das Hobby zur Arbeit oder, so wie bei uns, nach ein paar Jahren der Nebenjob zur Vollzeitbeschäftigung. Deshalb habe ich seit einer Weile angefangen, das Ganze nicht mehr Blog zu nennen in Gesprächen, stattdessen das etwas sperrige “Online-Magazin”, in der Hoffnung, man nimmt mich dann ernster (und irgendwie hat Little Years auch eher einen Magazin-Charakter). Wenn man etwas als Blog beschreibt, sind die Reaktion nämlich oft weniger enthusiastisch, ganz nach dem Motto: Kann ja jeder! Wenn man dann noch davon leben kann oder nebenbei die Unique Visitors nennt, kommt oft der total erstaunte Gesichtsausdruck, mit einem Hauch Neid, weil man ja irgendwie Glück gehabt haben muss. Dass dazu einfach viel Ausdauer und (unbezahlte) Arbeit steckt, sehen manche nicht. Aber ähnlich wie das Bloggen nicht als richtige Arbeit angesehen wird, werden viele Webseiten, Bücher und andere Medien zum Thema Eltern- oder Mutterschaft nicht ernst genommen. Im Falle von Webseiten höchstens von Firmen, die aus Werbezwecken die Reichweite kaufen wollen.

Oft kann ich dann bei diesen Smalltalk-Gesprächen, indem ich über das Mama-Bloggen spreche, ein gönnendes Lächeln erkennen (vorzüglich bei Männern), manchmal aber auch Desinteresse oder Unverständnis. Dass hinter vielen Seiten kluge Frauen (und Männer) sitzen, die eine wichtige Arbeit machen, sehen viele nicht. Nicht umsonst haben etwa Geborgen Wachsen oder Von Guten Eltern eine so große Leserschaft. Sie helfen, informieren, und unterhalten. Und das zu einem der wichtigsten Themen der Menschheit: Kinderbekommen und – haben.

Elternsein ist eine wichtige Aufgabe – Elternsein ist Arbeit

Wenn  jemand solche Seiten als Spielerei oder, im schlimmsten Fall, als unnützlichen Output gelangweilter Mütter abtut, dann tut er einem immer größer werdenden Medium nicht nur Unrecht, sondern spricht auch den vielen Lesern, Eltern, die Wichtigkeit des Kinderhaben und -erziehens ab.

Das Problem liegt also auch am mangelnden Respekt vor der Erziehungsarbeit der Eltern. Ich finde den Begriff Erziehungsarbeit zwar wenig romantisch, es klingt ein bisschen wie etwas Lästiges, aber ist es denn letztendlich nicht auch Arbeit? Ein Teil der Fürsorge-Arbeit (in den Diskursen oft als Care-Arbeit beschrieben)? Und Teil dieser Arbeit braucht Zeit. Das ist alles was man braucht, neben der Liebe natürlich, um eine gute Beziehung zum Kind aufzubauen und so auch gute Erziehungsarbeit zu leisten. Austausch, Anregung und Hilfestellungen und wie andere diese Zeit mit Kindern gestalten, finden wir im Netz. Und genau deshalb sind Familienblogs so wichtig: Wir sind weniger auf uns allein gestellt und lernen zu reflektieren. Was kann ich besser machen? Was mache ich anders als andere und warum? Was mache ich richtig gut? Wo bleibe ich bei der ganzen Sache? Wie kümmere ich mich gut um mich selbst? All diese Diskussionen und Anregungen sind viel Wert, sie helfen uns diese Aufgabe zu meistern. Auch wenn dort nicht nur Experten schreiben, sondern eben Mütter und Väter persönliche Dinge erzählen. Diese Geschichten helfen uns und können ermutigen.

Wir bekommen hier bei Little Years natürlich auch Kritik und maßen uns nicht an, irgendetwas besser zu wissen. Wir hören aber auch oft, wie sehr der ein oder andere Artikel jemanden geholfen hat. Was passiert, wenn man so etwas abwertet, beschreibt die Autorin Sarah Menkedick in der LATimes: “The result is not only the marginalization of motherhood as a literary topic but the real-life marginalization of mothers, obscuring the difficulties of childcare, the intensity of birth, the complexities of working and writing as a mother, and the profound ways having a baby changes a woman’s life, body and mind.” Und das fängt beim Kleinmachen der Familienblogs an und hört bei unterbezahlten Erzieher_innen auf. Elternsein ist Arbeit, belächelt man Elternblogs, belächelt man auch das so existenzielle Thema des Kindergroßziehens und alle anderen Themen, die damit zutun haben. Und man belächelt die Arbeit, die wir als Eltern leisten.

Aber dafür lohnt es sich einzustehen, immer wieder die Wichtigkeit zu betonen und diese Arbeit als Arbeit zu bezeichnen und sich nicht klein zu machen, indem man mit einem entschuldigenden Lächeln vom “Mutti-Blog” spricht. Gerade persönliche Geschichten bieten eine Identifikationsfläche, die wir alle ab und zu brauchen.