Das Zahlenspektakel: Na klar, Mädchen können Mathe!
Ich muss hier ein bisschen ausholen.
Ich war nie gut in Mathe. Also doch, am Anfang schon, aber dann kämpfte ich im Gymnasium bis zur 11. Klasse jedes Jahr um meine Vier. Ich tat mir schwer. Ich bekam keinen Zugang dazu. Das lag sicher auch an den Lehrer:innen, die genervt waren von begriffsstutzigen Schüler:innen; die Frontalunterricht machten ohne Rücksicht auf Verluste. Es lag aber sicher auch daran, dass mir irgendwie immer eingebläut wurde: „darin bist du nicht gut“. „Du kannst mit Worten umgehen, Sprache, aber Zahlen – nicht so deins“. Ich komme aus einer sehr weiblich geprägten Familie: eine dominante Großmutter, eine alleinerziehende Mutter, viele sehr präsente Tanten. Zahlen? Mathe? Finanzen? „Nein, das können wir nicht so gut, wir sind in anderen Dingen besser.“
Das prägt einen natürlich! Als ich etwa in der zehnten Klasse war, lernte ich eine Freundin kennen, deren Vater Ingenieur ist. Sie ist ein Einzelkind und ich hatte immer den Eindruck, dass ihr Vater sie sehr gefördert hat im mathematischen Denken. Sie war auch richtig gut. Und ich erinnere mich an mehrere Situationen, in denen sie mir bei den Hausaufgaben half und mir die Sachlage so klar und einfach und verständlich machte, dass es plötzlich ganz einfach war. Es machte sogar SPASS! Denn eigentlich ist das ja eine tolle Sache: man hat eine Aufgabe, einen Weg, ein Ergebnis. Wie befriedigend!
Als ich in der 12. Klasse Stochastik lernte, war ich plötzlich richtig gut in Mathe. Ich erinnere mich, dass ich mit 12 Punkten abgeschlossen habe – und vor allem daran, wieviel Spaß mir das machte. Meine Stochastik-Kenntnisse habe ich später im Studium viel gebraucht, unter anderem, um bei großen Prüfungen die Wahrscheinlichkeit auszurechnen, welcher Stoff abgefragt werden könnte. Das hat überraschend gut geklappt.
Überhaupt muss ich mittlerweile sagen: Ja, man braucht die meisten Dinge, die man in Mathematik lernt, nicht im Einzelnen im „echten Leben“. Oder nur sehr selten. Aber es macht etwas mit dem Gehirn, wenn man Mathematik verinnerlicht hat. Es hilft beim logischen Denken – vielleicht auch beim Blick auf die Welt. Also, lange Rede, kurzer Sinn: ich mag Mathe mittlerweile. Und freue mich, dass meinem Sohn das Rechnen bislang recht leichtfällt.
Nun wird meine Tochter dieses Jahr eingeschult. Und natürlich möchte ich unbedingt vermeiden, dass es ihr so geht wie mir. Sie soll Spaß an Zahlen haben, sie soll wissen, dass sie das ebenso gut kann, wie ihr Bruder – natürlich! Sie malt jetzt schon begeistert alle Zahlen auf (oft spiegelverkehrt, das machen einfach alle Kinder, es ist so wunderbar, wie ihr kleiner Kopf funktioniert!), sie zeigt total viel Interesse.
Bei mir leuchtet da sofort das „Fördern“!!!! Lämpchen auf. Und deshalb war ich sehr dankbar, das ZAHLENSPEKTAKEL von Beltz & Gelberg entdeckt zu haben. Es ist ganz neu herausgekommen und quasi ein spielerisches Wimmelbuch zum Thema Zahlen. Was lässt sich mit ihnen anstellen und wo benutzt man sie? Es werden Ziffern gesucht, es wird gezählt, geteilt und zusammengesetzt. Das alles auf modern illustrierten Seiten – es macht wirklich Spaß. Manche Seiten sind so richtig “wimmelig”, man kann ewig nach neuen Dingen suchen und sie entdecken. Und zwischendrin finden sich Zahlengedichte von Josef Guggenmos, so kommen auch Wort-Liebhaber:innen auf ihre Kosten. Es gibt sogar ein Backrezept! Betz und Gelberg wirbt mit dem Slogan „Ein sinnlicher Zugang zur Mathematik für alle Kinder ab 5 Jahren“ – und das kann ich wirklich unterschreiben. Dieses Buch ist wahrlich „sinnlich“.
Meine Tochter kann es noch nicht selbst lesen, aber ich finde es als Vorbereitung für die Schule super. Und kann mir sehr gut vorstellen, dass wir es immer wieder hervorholen, wenn sie dann in der Schule ist. Vielleicht, wenn sie mal „Mathe doof“ findet, oder auch einfach so, weil es Freude macht. Oder für das Rezept! Oder für die Wimmelbilder! Die machen ja sogar dem 8-jährigen noch Freude.
Für uns ist es jedenfalls ein super Einstieg in die Welt der Zahlen und es gefällt ihr so gut, dass ich mir gerade gar nicht vorstellen kann, dass sie Mathematik jemals nicht aufregend findet – aber wir werden sehen…