„Ciao Kakao!“ – Ich brauche ‘ne Beziehungspause von meinem Kind
Denn gerade gibt es deutlich mehr „Downs“, statt „Up’s“. Kennen wir natürlich schon, diese Phasen, schließlich leben wir seit 3,5 Jahren zusammen. Aber was neu ist, ist, dass mich diese Launen mit runter ziehen und ab an sogar zum Weinen bringen. Neulich musste ich feststellen: Wenn mein Freund so mit mir umgehen würde, dann hätte ich schon längst meine Sachen gepackt und wäre weg.
Hit me baby one more time
Klar, Wutanfälle sind ganz normal. Bin ich kein großer Fan von, aber weiß ich mittlerweile mit umzugehen. Meistens zumindest. Autonomiephase, auch ok, super wichtig, klar mach du mal alleine. Was allerdings neu ist, ist eine Art von emotionaler Erpressung. Das Einfordern von sofortiger Liebe und Kuscheleinheiten – um dann im nächsten Moment wieder „weggestoßen“ zu werden und eine „blöde Mama“ zu sein. Es ist ein Hin und Her, ein zu festes Kneifen aus Liebe, das dann schnell in Aggressionen übergeht. Dazu der Zustand zwischen „ich brauche keinen Mittagsschlaf mehr“ und völliger Müdigkeit. Wir durchleben also am Tag etwa 10-15 unterschiedliche Gefühlszustände. Und das obwohl unsere Kita momentan noch offen ist und wir uns sieben Stunden am Tag gar nicht sehen.
Ich freu mich jeden Tag wie verrückt, mein Kind nach der verdienten Pause, die wir hatten, wieder in die Arme zu schließen. Das tut er auch – aber nur, um 30 Sekunden später einen Ausraster par excellence an der Garderobe hinzulegen. Inklusive mich wegschieben, hauen, anschreien. Und ich? Fühle mich komplett machtlos. Ja, ich weiß. Kinder sind nach Kita kaputt und lassen ihre Gefühle dort raus, wo sie sich am Sichersten fühlen. Aber das wird mir gerade wirklich oft zu viel.
Das toxische Beziehungs-Deja vu
Mich erinnert das an die ein oder andere toxische Beziehung aus meiner Jugend. Ohne Rücksicht auf Verluste wurden die eigenen Bedürfnisse über die des Partners gestellt, es wurde tonnenweise Liebe eingefordert, die im nächsten Moment mit Füßen getreten wurde. Natürlich weiß ich, dass ein Dreijähriger keinen bösen Willen verfolgt und selbst völlig überwältigt von all seinen Gefühlen ist, aber gerade fällt es mir so wahnsinnig schwer, das alles nicht persönlich zu nehmen. Vielleicht liegt es daran, dass mein Freund gerade viel mehr arbeitet als sonst, und ich die Nummer eins für meinen Sohn im Alltag bin, wo wir doch sonst immer ein stabiles Dreier-Team waren.
Vielleicht liegt es auch daran, dass der Fokus gerade so sehr auf der Familie liegt und die mir sonst so wichtigen Ablenkungen außer Haus, schon sehr fehlen. Und mit Sicherheit hat es auch mit meiner eigenen Laune zu tun, wie gut ich ihn auffangen kann. Habe ich gerade PMS – dann ist der Geduldsfaden vergleichbar mit der Barilla Spaghetti Nummer Drei. Nämlich extra dünn. Es kam nicht selten vor in den letzten Monaten, dass ich in manchen Situationen einfach nicht mehr konnte. Nicht mehr weiter wusste und geheult habe wie ein Schlosshund. Ganz zum Erstaunen meines Sohnes, der mich mit großen Augen anstarrte und dann langsam seine Zimmertür schloss, wahrscheinlich, um sich die heulende Muddi nicht weiter angucken zu müssen. Dieses Gefühl von Traurigkeit und auch Wut und Ärger, zieht sich bei mir dann leider durch den ganzen Tag.
Und ich denke wieder: DAS sind Gefühle, die ich in der Art nur kenne, wenn ich Streit mit meinem Partner habe. Ein Gefühl, das so überwältigend ist, dass es schwer ist, da wieder raus zu finden und ein Lächeln aufzusetzen. Das Verrückte ist aber eben, dass nicht mein Freund mir schlechte Laune macht, sondern mein Sohn! Mit dem ich heute morgen noch eng umschlungen, kuschelnderweise im Bett lag und wir zusammen Quatsch gemacht haben. Wie in einer Beziehung ist die Fallhöhe einfach extrem hoch, wenn man einige Minuten später angebrüllt wird und das Gefühl vermittelt bekommt, alles falsch zu machen. Nun wundere ich mich auch nicht mehr über den Begriff „Threenager“, der passender wohl nicht sein könnte.
Das erste Jahr ist das schwierigste…pfffff….
Wir stecken also beide gerade in dem Prozess, unsere Gefühle unter Kontrolle zu bekommen. Ich muss lernen, das kindliche Verhalten nicht so persönlich zu nehmen und ruhig zu bleiben, wenn die Traurigkeit über den falschen Joghurt im Kühlschrank zum Drama wird. Ich muss mir Exit-Strategien suchen, damit seine Laune nicht zu meiner wird und mir den kompletten Tag verhagelt. Und vor allem muss ich Lösungen finden, um ihn in seiner Wut und Trauer zu begleiten und zu verstehen, dass da ein kleiner Mensch ist, der Hilfe braucht und sich wahrscheinlich selber gerade im Weg steht.
Alles nicht so einfach. Ich rolle innerlich immer noch mit den Augen, wenn ich daran zurück denke, dass mir damals, kurz nach der Geburt, alle gepredigt haben „das erste Jahr ist das schwerste, danach wird alles einfacher.“ Ich empfinde das komplett anders. Klar, ganz ganz viel wird einfacher, aber an den Tagen, an denen ich einen schlecht gelaunten Mitbewohner und „Partner“ in einem habe, würde ich am liebsten meine Sachen packen und gehen. Ciao Kakao. Ich brauche eine Beziehungspause!