Bulli-Tour mit Kind: Drei Wochen Frankreich

Montagmorgen nach einigen Tagen Dauerregen in Berlin: Die Sonne ist gerade aufgegangen und ich sitze in der Küche und plane, was wir in den kommenden Stunden auf gar keinen Fall vergessen und unbedingt mitnehmen müssen. Wir brechen heute gen Süden und Frankreich auf und zwar mit einem: Bulli.

Ich habe das noch nie getan. So alleine unterwegs mit Bus gen Südeuropa. Noch dazu mit einem, meinem Kind. Meine Eltern pflegten mit uns Kindern vor allem in den Pauschalurlaub zu reisen. In jenen Clubanlagen gab es rund um die Uhr Buffets und der Strand war auch nie weit entfernt, die Freiheit hingegen schon. Und so bin ich als Erwachsene wie wahrscheinlich so viele aufgebrochen, abseits dieses Familienhotel-Szenarios zu verreisen. Ich bin keineswegs so viel umhergezogen wie Isabel und Marie das hier immer mal wieder beschreiben und ich dann regelrecht laut staunend vor meinem Rechner sitze, wenn ich davon lese. Irgendwie schien in meinen 20ern immer alles wichtiger zu sein, als raus zu kommen: Uni, Volontariat, Job. Aber seitdem Julius da ist und ich mir meine Zeit als Selbstständige einrichten kann, wie ich will, sind die Pläne groß, was wir alles tun müssten – vor allem und ehe er kommendes Jahr eingeschult wird.

Dieses Jahr also, und nachdem wir vergangenes Jahr einfach viel mit dem Rad in Deutschland unterwegs waren, die Bulli-Tour in den Süden Frankreichs (und zurück über Italien in die Schweiz). Den Bus habe ich aus einem Impuls heraus bereits vor drei Monaten klargemacht. Über Ebay-Kleinanzeigen übrigens und privat, weil es schlichtweg ein wenig günstiger ist, als sich bei den professionellen Anbietern einzumieten (wenn es mit denen vielleicht etwas bequemer wäre – hat Isabel hier mal aufgeschrieben). Ein Low-budget-Trip wird die Angelegenheit natürlich trotzdem nicht.

Ohne großen Plan drauf losfahren

Wie ich hier so sitze, und Julius noch schläft (Ausnahmezustand um inzwischen 8 Uhr morgens!), kann ich noch gar nicht richtig begreifen, dass es gleich los geht. Die vergangenen Wochen waren unfassbar anstrengend und vollgestopft mit Projekten, die abgearbeitet werden wollten. Wie das häufig so ist kurz vorm Urlaub. Dementsprechend unschön sind die vergangenen Tage hier gelaufen: Viel Gemotze, schlechte Stimmung – so viel Stress, dass ich irgendwann nicht mehr glaubte, alles bis zur Abreise zu schaffen.

Und Tatsache: weil die Wochen so voll waren (gefühlt eigentlich die vergangenen Monate) bin ich auch nicht dazu gekommen, was ich mir eigentlich vorgenommen hatte: zu planen. Zumindest ein wenig die Strecke und auf welchen Campingplätzen man sich so einrichten könnte, weil Wildcampen entgegen meiner initialen verklärten Vorstellung im Nachbarland offenbar keine so gute Idee ist. Stattdessen habe ich so einen ADAC-Reiseführer fürs Campen (eine Empfehlung meiner Nachbarin) besorgt und mit dem in der Tasche fahren wir einfach auf gut Glück los. Geplant ist hier bislang nur sehr durchdacht, was wir an Kleidung mitnehmen: nicht viel. Stattdessen ein extra Zelt, falls uns die Nächte hinten im Bus zu eng werden.

Wir sind nämlich nicht alleine unterwegs: Mit an Bord ist eine Freundin, die sehr erprobt ist mit unserem Nachbarland, dort alle Jahre wieder ein paar Wochen verbringt und mit der ich vor ziemlich genau 10 Jahren schon einmal auf einem solchen Roadtrip los bin. Damals kamen wir vor allem in kleinen Hotels in Italien und an der Mittelmeerküste Frankreichs unter. Dieses Jahr steuern wir grob die Provence an, haben dann für eine Woche ein Haus in Nizza gemietet (in dem uns Freunde besuchen), ehe wir die Rückreise über Italien und die Schweiz fahren, um an letzterer Station das Kind für ein paar Tage an seinen Vater zu übergeben, der dort seit einiger Zeit lebt.

Die Wochen im Bus als Probe aufs Exempel

Die zwei Wochen Camping-Urlaub sind also Neuland und auch ein wenig die Probe aufs Exempel, ob so eine Bulli-Tour für mich und Julius funktioniert. Wenn dem nämlich so wäre, könnte ich mir fürs kommende Jahr auch größere und längere Touren allein mit ihm vorstellen. Am liebsten in Richtung Südosteuropa.

Ich schreibe zum Schluss unserer Tour definitiv ein Fazit für Littleyears, wie es war – über die Vor- und Nachteile einer solchen Bulli-Reise. In diesem Moment bin ich fest davon überzeugt, dass es ganz großartig wird. Allein wegen all der Landschaften, dem Meer, Frankreich an sich – aus der miefigen großen Stadt zu entfliehen. Wer uns zwischendurch begleiten will: ich werde wohl die eine oder andere Instagram-Story auf meinem Profil über unseren Trip drehen.

Und wenn ihr mögt und Orte, Camping-Plätze oder was auch immer in Frankreich zu empfehlen wisst: dann immer her damit!

*Das Foto oben ist übrigens nicht in Frankreich, sondern während einer Wanderung in der Ostschweiz entstanden.