Erste Anzeichen einer Schwangerschaft

Bin ich schwanger? Diese Frage, mit Herzklopfen gestellt, prägt die allerersten Tage der Schwangerschaft für fast alle Frauen. Überrascht oder ersehnt – sicher ertappt man sich bei genauer Selbstbeobachtung: War mir nicht heute morgen ein bisschen schlecht? Ich bin so müde … und habe solche Lust auf saure Gurken!

Es gibt eine ganze Reihe an Symptomen, die typischerweise in der frühen Schwangerschaft bei vielen Frauen auftauchen. Oft ist es das Zusammentreffen mehrerer dieser Symptome, die eine Schwangerschaft mehr und mehr wahrscheinlich werden lassen. „Früher“ war diese Kombination an Symptomen bis zum ersten sicheren Zeichen, den spürbaren Kindsbewegungen im 5. Monat (!), hinreichend (naja, und man hatte eben auch keine anderen diagnostischen Maßnahmen zur Verfügung), um die Diagnose „Guter Hoffnung!“ zu stellen.

Abgelöst „heutzutage“ werden diese vielen Fragezeichen schon sehr früh durch die herkömmlichen Schwangerschaftstests, die es für wenige Euros in jeder Drogerie gibt – amüsanterweise zunehmend im Zweierpack für ganz Ungeduldige. Diese Tests reagieren auf das spezifische Schwangerschaftshormon ßHCG im Urin. Schon etwa drei Tage vor dem Ausbleiben der erwarteten Regel kann der Test positiv sein – muss er aber nicht, dann kann man am nächsten Morgen gleich mit dem zweiten Stäbchen noch mal gucken…
Viele Frauen haben schon ab der tatsächlichen Konzeption das klare Gefühl: „Ich bin schwanger“. Sicher projiziert auch der Wunsch nach einer Schwangerschaft (oder die Sorge) hier und da mal so manches Symptom. Manchmal stimmt das Gefühl aber auch. Einige Frauen träumen etwas Konkretes, andere fühlen sich einfach „besonders“.

Wenn Du entweder keinen Test machen möchtest, oder gerade keinen zur Hand hast oder dich noch vor diesem Zeitraum befindest, und schon mal wissen möchtest, ob DAS nicht heißen kann: Ich bin schwanger! Hier folgt eine Liste der typischen Schwangerschaftsanzeichen:

Die Menstruation ist ausgeblieben

Bei Frauen, die sonst einen regelmäßigen Menstruationszyklus haben (+- 2 Tage) ist ein Ausbleiben der Regelblutung seit mehr als zwei Tagen über die Zeit allein schon ein ziemlich starker Hinweis auf eine Schwangerschaft. Und jeder Tag mehr macht es wahrscheinlicher.

Der Busen fühlt sich gespannt, prall und empfindlich an

Kennen viele Frauen als Prä-Mens-Symptom. Meist verringert sich das dann schon einen Tag vor oder mit dem Einsetzen der Regel und verschwindet dann ganz. Im Falle einer Schwangerschaft bleibt es bestehen (und wenn Du schwanger bist, ist dies erst der Anfang …). Auch die Brustwarzen verändern sich oft: Sie werden empfindlicher (selten angenehm!), sie werden dunkler und die Montgomery-Drüsen, diese kleinen, hellen Erhebungen auf den Brustwarzen, treten deutlicher hervor.

Du musst häufig pinkeln

Das Gefühl, ständig auf die Toilette zu müssen, möglicherweise auch am frühen Morgen oder nachts davon aufzuwachen – ein häufiges Symptom, schon in der ganz frühen Schwangerschaft. Während später das wachsende Baby und der Druck auf die Blase eine logische, „mechanische“ Erklärung dafür ist, liegt dies in den ersten Wochen einer Schwangerschaft am Progesteron, einem der Schwangerschaftshormone.

Diese drei Symptome in Kombination – mit einer hohen Wahrscheinlichkeit bist Du schwanger!

Diese weiteren Zeichen ergänzen das Bild und kommen ebenfalls sehr häufig vor:

Dir ist schlecht

Eines der tatsächlich unangenehmsten Schwangerschaftssymptome, etwa 70 % aller Frauen sind davon betroffen. Manche nur ein bisschen, andere leiden sehr darunter. Es erwischt einen meistens in Wellen, direkt nach dem Aufstehen ist es oft am Schlimmsten, dann nach einem kleinen Snack und einem warmen Tee geht es dann erstmal wieder besser, um dann – entweder bei bestimmten Gerüchen (Essen, Parfum, Zigaretten, U-Bahn-Mief) oder anderen Reizen (Gähnen, Zahnbürste im Mund) oder einfach so – wieder plötzlich und heftig aufzutauchen. Oft ist dieses Symptom auch verbunden mit Appetitlosigkeit (weder essen noch trinken fühlt sich attraktiv an) oder einem „komischen Geschmack im Mund“. Land in Sicht: Der Höhepunkt der Übelkeit ist etwa die 8. Schwangerschaftswoche, bis zur 14. SSW verschwindet die Übelkeit dann bei fast allen Frauen wieder völlig.

Deine Haut ist weich wie Samt

Das merkst Du vielleicht schon beim Blick in den Spiegel: Deine Gesichtszüge sehen unglaublich weich und entspannt aus. Und beim Drüberstreichen oder beim Eincremen spürst Du eine tolle Weichheit und Glattheit, oft auch schon ganz ganz früh, schon an den Tagen der ausbleibenden Regel. Der Schönmacher hier heißt Östrogen – und auch dieses Hormon steigt in der Schwangerschaft an. Um diese Östrogen-Wirkung weiß man auch schon lange: Manche unserer Großmütter cremten sich mit Cremes namens „Placentubex“ oder „Hormocenta“. Dreimal dürft Ihr raten, was da drin war (wirklich!).

Du bist soooo müde

Auch häufig: Du fühlst Dich, als hätte man den Stecker gezogen. Kaum aufgestanden, könntest Du Dich schon wieder hinlegen, am Wochenende ist das Tollste ein Mittagsschlaf und ansonsten schläfst Du spätestens beim Tatort-Vorspann ein. An Aktivitäten jeglicher Art ist nicht zu denken. Was Dein Körper Dir damit sagen will: „Hallo, Du bist schwanger. Bitte gönn Dir Ruhe“. Verantwortlich dafür ist das Progesteron. Die Dauermüdigkeit gibt sich nach ein paar Wochen wieder und wird nicht selten abgelöst durch unglaubliche Energiezustände. Manchmal gesellen sich auch Kreislaufbeschwerden wie Schwindel oder sogar Ohnmachtsattacken dazu (wird gern in alten Filmen wie „Sissi“ und Co. metaphorisch als „Wink mit dem Zaunpfahl“ verwendet).

Saure Gurken und so!

Klischeehaft weil häufig. Merkwürdige Gelüste oder auch schlichtweg Hungerattacken gibt’s in verschiedenen Ausprägungen in der frühen Schwangerschaft. Lust auf Saures (Gurken) und Scharfes (Thai-Essen, Pepperoni) sind in der Frühphase am häufigsten. Vielen Frauen läuft auch mehr „das Wasser im Mund zusammen“, ebenfalls ein typisches Symptom in diesem Kontext.

Veränderungen in der Scheide

Ein in alten gynäkologischen Lehrbüchern noch überall zu findendes Symptom: die livide Verfärbung der Schamlippen und der Scheide (livide heißt dunkler als sonst, bräunlich bis lila). Gleichzeitig fühlt sich die Oberfläche innen in der Scheide eher samtig-rauh als (sonst) glatt an.

Leichtes Ziehen im Bauch

…ein bisschen so, als würde die Menstruation „doch noch“ kommen. Schon jetzt wächst nämlich die Gebärmutter, sie wird gut durchblutet, die Mutterbänder dehnen sich. Es passiert eben „was im Bauch“, und das spürt man auch. Jetzt und in den nächsten Wochen, immer mal wieder, in unterschiedlichen Charakteristika.

Gewissheit

Als sicher nachgewiesene Schwangerschaft gilt dann endlich (tendenziell wartet man ja nicht auf die oben beschriebenen, spürbaren Kindsbewegungen erst in der Mitte der Schwangerschaft) das Ultraschallbild in der 6. – 7. Schwangerschaftswoche: Etwa zu diesem Zeitpunkt kann man das Baby, winzig klein noch, erkennen – und, noch viel wichtiger: das noch viel winzigere, schlagende Herzchen.

Ein Frauenarztbesuch vor diesem Zeitpunkt, sei es direkt nach dem Ausbleiben der Menstruation oder auch ein, zwei Wochen später, bringt also nicht so besonders viel! Natürlich will man ES am liebsten sofort wissen: Aber auch der fähigste und mit modernsten Geräten ausgestattete Arzt kann vor diesem Zeitpunkt erstmal nur das bestätigen, was du sowieso schon weisst: wahrscheinlich bist du schwanger – und die Wahrscheinlichkeit liegt bei etwa 80 %, dass du in neun Monaten ein Baby bekommen wirst.

Diese Sammlung an typischen Frühsymptomen einer Schwangerschaft wird von allen Frauen natürlich in sehr unterschiedlicher und individueller Art wahrgenommen. Und schon in dieser ganz frühen Phase ist dies ein schönes Beispiel für ein „Hinspüren“ und der bewussteren Selbstwahrnehmung, die eine Schwangerschaft mit sich bringt.

Für uns Hebammen sind diese Gefühle und Wahrnehmungen der Frauen wichtig und hilfreich, wir fragen danach und nehmen sie ernst. Sie sind eine wichtige „diagnostische“ Hilfe und, nicht zuletzt, bestärken wir die Frauen in diesen Gefühlswahrnehmungen. Sie sind wichtig in der Schwangerschaft, wichtig zum Gebären und auch wichtig fürs Muttersein. Man kann also mit dem „genauen Spüren“ gar nicht früh genug beginnen.

Und dann, wenn alles gut geht: Herzlich Willkommen in „Anderen Umständen“!

Dieser Artikel erschien bereits auf into-life.de