Was aus Kindern wird, die im Familienbett schlafen

Natürlich ist diese Überschrift etwas provokant gemeint. Was soll schon aus ihnen werden? Ganz normale Kinder natürlich! Und ich glaube auch, dass gewisse Ängste, die mit dem Familienbett zusammenhängen, in den letzten Jahren viel weniger geworden sind. Die Familien machen eher einfach, was für sie gut ist. Sie schlafen, wie sie wollen und so, dass alle möglichst viel Schlaf bekommen – das finde ich eine tolle Entwicklung. Als ich (vor 10 Jahren) zum ersten Mal Mutter wurde, wehte da definitiv noch ein anderer Wind.

Damals war das Ziel immer, die Kinder möglichst bald ins eigene Bett zu verfrachten und sie dazu zu bringen, dort schnell einzuschlafen und dann auch durchzuschlafen. Ihr könnt euch vorstellen, wie frustrierend das für viele Eltern war. Jede Nacht wanderten Familienmitglieder von Bett zu Bett – am Ende schlief(en) das Kind oder die Kinder meistens alles andere als alleine.

Ich weiß noch, dass mein Sohn mit etwa einem Jahr eine Phase hatte, in der er wunderbar in seinem Gitterbett geschlafen hat. Er hatte gerade sein eigenes Zimmer bekommen, es war Winter, er ging um 19 Uhr schlafen (auch das war easy: Pulle Milch, bisschen Händchenhalten, weg war er), und hielt meist bis etwa 5 Uhr in seinem Bett durch, dann holten wir ihn. War super.

Ich dachte: jetzt ist das Thema erledigt, top Schlaf-Baby, alles richtig gemacht.

Ha Ha Ha.

Es sollten noch viele Schlaf-Phasen kommen. Wir machten das Gitter vom Bett ab, damit er nachts zu uns kommen konnte, kauften verschiedene Schlafanzüge und -säcke, damit er warm blieb. Wir ließen ihn bei uns schlafen, wenn er das wollte, eine Zeit lang hat er abends EWIG gebraucht, um in den Schlaf zu finden, ich bin oft in dem kleinen Kinderbett vor ihm eingeschlafen. Der Schnuller wurde abgewöhnt, die Milch. Wir hatten schlechte und gute Schlaf-Phasen, alleine schlafen war eher nicht angesagt.

Dann kam die kleine Schwester, wir hatten in weiser Voraussicht ein 2×2 Meter Bett gekauft und während die Schwester brav in ihrem Design-Beistellbettchen schlummerte, war der große Bruder wieder fix ins Familienbett gezogen. Dann wünschte er sich aber ein Hochbett und damit (er muss knapp 4 Jahre alt gewesen sein) gab es erstmals Nächte, in denen er nicht zu uns kam. Sie waren jedoch selten!

Mit den Jahren wurden sie häufiger. Wir legten uns abends oft im Hochbett dazu (wie ich das gehasst habe, diese Kletterei!), einschlafen war immer noch nicht easy, aber machbar. Er kam nach wie vor in 80% der Nächte zu uns. Das änderte sich erst mit Schuleintritt. Und erst seit mein erstes Kind etwa 8 Jahre alt ist, schläft es 90% der Nächte von Anfang bis Ende im eigenen Bett durch. Die Einschlafbegleitung fiel letztes Jahr (also mit neun Jahren) weg. Das Kind liest nun selbst, will auch nicht mehr in den Schlaf gekuschelt werden. Und ich würde sagen, jetzt sind eher 95% der Nächte im eigenen Bett durchgeschlafen. Er kommt wirklich nur noch ganz ganz selten, wenn er schlecht träumt oder sowas. Soviel zu Kind eins.

Es ist ein ganz normales Kind geworden, das ganz normal schläft.

Er schläft regelmäßig bei Freunden und kann dort meist auch gut einschlafen. Er war schon eine ganze Woche auf Klassenfahrt, das Ein- und Durchschlafen ist kein Problem. Wir haben in den ersten Jahren durchaus Druck ausgeübt, was das “alleine schlafen” betrifft, haben das aber schnell aufgehört. Das Kind durfte immer zu uns. Wir haben uns immer abends dazugelegt. Ich glaube, dieses erste Kind empfindet Schlaf als etwas Schönes, es hat kein Problem damit. Es braucht aber immer noch viel davon und es ist wichtig, ihm das zuzugestehen. Nicht selten schläft er in den Ferien oder am Wochenende “bis in die Puppen”, also gerne mal bis 10 und mehr als 12 Stunden insgesamt.

Alles ganz normal also, denke ich, oder? Ein guter Schläfer, würde ich auch sagen. Und mittlerweile ist “Schlafen” bei uns wirklich GAR kein Thema mehr, einschlafen noch ganz ab und zu. Aber dann darf er eben länger lesen, ich mache noch mal eine Wärmflasche. Ich raste jedenfalls nicht mehr aus, weil ich Panik habe, dass das Kind nicht genug Schlaf bekommt, und auch nicht, weil ich so dringend meinen eigenen Feierabend brauche. Früher ist das durchaus mal passiert, muss ich zugeben…

Und das zweite Kind? Das ist, noch viel mehr als das erste, ein Familienbett-Kind. Die ersten Monate schlief sie brav im Beistellbett, das hat wirklich wunderbar geklappt. Dann wurde das aber zu klein (diese Betten SIND einfach zu klein), wir bauten das Gitterbett auf – keine Chance. Es folgten eineinhalb Jahre komplett bei uns im Bett. Dieses Kind kann stolz von sich behaupten, KEINE EINZIGE Nacht im Gitterbett geschlafen zu haben.

Sie hasste das Bett, sobald wir sie reinlegen wollten, ging der Protest los.

Als sie zwei war, bauten wir das Gitter ab und stellten das Bett unter das Hochbett vom Bruder. Und das war tatsächlich ein Durchbruch. Die Kleine wollte von da an im eigenen Bett einschlafen. Da sie sehr gut und schnell einschlief, war das perfekt für alle, nachts kam sie immer rüber, ganz leise, sie kuschelte sich ins Bett, manchmal habe ich das gar nicht mitbekommen, erst morgens entdeckte ich das Kind neben mir. So ist es ehrlich gesagt immer noch. Seit das Kind ein Schulkind ist, schläft sie etwa 50% der Nächte bis morgens im eigenen Bett, die anderen Nächte kommt sie rüber, kuschelt sich an, schläft weiter.

Bei diesem Kind gab es fast gar keinen “Schlafdruck”. Nie. Es gab irgendwann (sie war, wie gesagt, etwa zwei Jahre alt) ein eigenes Bett und wir formulierten immer den Wunsch, dass dieses auch genutzt wird. Das wollte sie aber auch. Eine Zeit lang gab es eine “Durchschlaf-Liste” am Kühlschrank, ich muss heute lachen, wie wenig Motivation das Kind (damals so 5 Jahre alt), hatte, diese mit Strichen zu bestücken. Geschenke als Belohnung? Interessierten sie nicht “Mir ist es wichtiger, bei euch zu sein, als einen Strich zu bekommen”, sagte sie mal. Alles klar!

Aber auch hier: alles normal. Beide Kinder können alleine einschlafen und machen das mittlerweile auch (Kind 1 immer, Kind 2 meist), beide schlafen unkompliziert woanders und wünschen sich das auch. Beide schlafen gut, würde ich sagen, ganz normal. Klar, wenn sie was beschäftigt, oder im Urlaub in der ersten Nacht, da ist es mal holprig. Sie träumen mal schlecht, oder wachen nachts auf und finden nicht in den Schlaf zurück. Das kennen wir ja auch von uns.

Wir waren nie 100% Familienbett, aber schon viel. Ich habe oft in einem der Kinderbetten geschlafen, weil das 2×2 Meter Bett mit 2 Kindern, die ja auch immer größer wurden, dann doch oft zu eng wurde. Ich persönlich glaube, es ist nicht schlecht, den Kindern schon auch zu vermitteln, dass es ein gutes Skill ist, alleine (ein-)schlafen zu können. Aber meine Erfahrung ist auch: man muss wirklich keinen Druck ausüben. Das passiert von ganz alleine. Im Nachhinein würde ich mir viel weniger Gedanken um das Thema Schlafen machen. Ich würde einfach pragmatisch das machen, womit alle Familienmitglieder am meisten Schlaf bekommen!

Was wird aus Kindern, die im Familienbett schlafen? Es werden ganz normale Kinder und gute Schläfer_innen daraus!

In diesem Sinne: Geruhsame Nacht ;)

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