Jetzt muss ich doch schon wieder meinen Schlaf-Senf dazugeben. Denn das Ganze war mal mein Lieblingsthema! Mittlerweile verstehe ich nicht mehr so ganz, wo das Problem liegt oder lag (auch bei mir selbst). Meistens feinden Mütter ja nur dann andere Mütter an, wenn sie mit ihrer eigenen Situation nicht so ganz glücklich sind und seit ich zufrieden (und ausgeschlafen!) bin, feinde ich nicht mehr, echt jetzt.
Die zwei Schlaf-Lager
Also. Es gibt Eltern, die nehmen das Kind ins Bett, andere lassen es im eigenen Bett schlafen. Soweit die Theorie. In der Praxis gibt es zwei Lager, die sich beizeiten anfeinden. Die einen halten den anderen vor asexuelle, ideologische, inkonsequente Aufopferer zu sein, die anderen halten den einen vor herzlose, egoistische, quälende Monster zu sein.
Dabei ist es doch ganz einfach. Jeder versucht, so viel Schlaf zu bekommen, wie er kann!
- Weder gehören Kinder nur ins eigene Bett, noch gehören sie automatisch ins Familienbett. Es gibt da einfach keine Regeln.
- Jedes Kind ist anders.
- Manche haben es gerne dunkel und alleine, andere wollen Mama-Wärme und Nachtlicht.
- Es gibt Kinder, die schlafen einfach irgendwann durch, es gibt auch welche, die dafür Jahre brauchen (oder noch als Erwachsene mehrmals jede Nacht aufwachen).
- Manche Kinder schlafen ruhig und selig, andere drehen sich 400 x im Kreis. Jede Nacht (meines!).
- Es stimmt weder, dass Kinder niemals alleine einschlafen können, noch dass sie es unbedingt lernen müssen. Manche machen das einfach so von selbst, andere brauchen lange viel Nähe, um einzuschlafen.
- Eltern sind auch anders: manche empfinden die Kinder als Eindringlinge, andere wollen sie einfach die ganze Nacht schmusen.
- Und dann verändert sich bei vielen die Bedürfnis-Lage auch noch andauernd. Mal stören die Kinder die Eltern total, manchmal ist es umgekehrt.
- Manche genießen die Kuscheleinheiten beim Einschlafen, andere nervts, wenn das immer so lange dauert.
- Die meisten Mamas schlafen wunderbar neben ihrem Baby, andere haben die ganze Nacht Panik, das Kind könnte unter der Decke sein (ich!).
- Viele stört es überhaupt nicht, noch lange nachts zu stillen, sie finden es sogar praktisch und schön. Andere wiederum sehr.
- Sehr viele Familien schlafen wunderbar in einem Bett, andere treten sich die ganze Nacht und sind dann nie ausgeschlafen.
- Bei vielen zieht auch der Papa aus (unseren haben wir noch nicht so weit bekommen!) und JA, auch diese Paare haben Sex.
Was ist also die Lösung? Die muss jeder für sich selbst finden. Ausprobieren, wie alle am meisten Schlaf bekommen. Und dann bei dieser Lösung bleiben. Gegebenenfalls ein größeres Bett besorgen. Oder eben immer wieder reagieren.
Desweiteren:
- Beide Parteien haben mehr oder weniger Sex, je nachdem, wie sie so drauf sind. Wenn man sich darauf einlässt, sind Kinder im Bett keine Sex-Killer (und NEIN, die Eltern machen das dann nicht neben den Kindern!). Ich kenne sogar viele Familienbettler, die deutlich mehr korpulieren, als die Getrennt-Schläfer.
- Wer sich aber jeden Abend wegen der Kinder im Bett streitet, der hat wahrscheinlich weniger Sex.
- Glückliche Familienbett-Schläfer gibt es mittlerweile viele, eventuelle Risiken sind weitestgehend widerlegt. Man muss sich schon fast was anhören, wenn man das nicht will (was natürlich auch Quatsch ist).
- Mütter, die sich damit wichtig machen, wie ach so sehr sie sich aufopfern, nerven (mehr als du! besser als du!). Aber sie sind wahrscheinlich auch unabhängig von diesem Thema nervig, deshalb können wir sie ignorieren.
- Eltern, die jammern, sollten was ändern. Ein größeres Bett anschaffen, zum Beispiel. Oder die Situation einfach akzeptieren.
- Das heißt nicht, dass man sich nicht aufopfern oder jammern darf. Aber bitte in Maßen!
ALLES KANN, NICHTS MUSS!
Ich bin übrigens (mal wieder) der absolute Hybrid. Ich habe ja auch schon Brei und Fingerfood gefüttert, gestillt und Pre-Milch gegeben, Gläschen und selbstgemachten Brei verfüttert, getragen und den Kinderwagen benutzt. Da ist es nur naheliegend, dass ich auch in Sachen Bett das eine und das andere super finde, je nach Tageslaune. Meinem Kind schadet diese ungerade Linie übrigens nicht. Glaube ich zumindest…
Als ich ganz frische Mama war, fand ich die Vorstellung, dass Xaver lange bei uns im Bett nächtigt, schlimm. Nein, das wollte ich auf keinen Fall. Er hätte ja dann komplett unser Leben übernommen, wenn sogar der heilige Schlafplatz nicht mehr unser ist!
Je älter er wird, desto mehr genieße ich es, wenn wir manchmal in einem Bett schlafen. Sobald der Papa aus dem Haus ist, machen wir das immer. Mit Papa klappt es nicht so gut, außer er ist krank. Papa sagte jüngst: “ach, ist ganz schön, wenn er krank ist, dann kuschelt er endlich mal die ganze Nacht”.
Der Sohnemann hatte ohnehin seine eigenen Pläne. Er kämpfte immer wieder um nächtliche Kuscheleinheiten und da unsere Erziehungsmethode – wenn wir denn eine haben – oft die ist, “den Weg des gernigsten Widerstandes” (siehe Maries Artikel) zu gehen, bekam er die auch. Dann gab es wieder Phasen, in denen er uns nachts so genervt hat (strampeln, drehen, treten, Kopfnüsse, aus dem Bett fallen), dass wir hart blieben und ihn nicht aus seinem Bettchen, das natürlich 1 cm neben unserem stand, nahmen. Ich möchte an dieser Stelle keine gemeinen Kommentare hören, ich glaube in keinster Weise, dass unser Verhalten etwas mit hartem Schlaftraining zu tun hatte, er war nie alleine und es geschah schlicht aus Selbstschutz! Und: wir haben gewonnen. Irgendwann schlief er im eigenen Bett, zumindest die halbe Nacht. Bis dann wieder die nächste Krankheits-Kuschel-Phase kam. Siehe oben.
Hybrid-Schlafleben. Aber alle sind meistens ausgeschlafen!
Unser Schlafleben änderte sich also andauernd. Und das Kind war sehr lange immer im oder sehr nah am Bett. Störte mich das? Nein. Ich versuchte einfach nur, so viel Schlaf wie möglich zu bekommen (siehe oben). Mal klappte das am besten, wenn Xaver sich erbarmte und einfach im eigenen Bett durchschlief. Mal klappte es besser, wenn er ab Mitte der Nacht bei uns war. Mal (oft) klappte es nicht.
Mittlerweile ist Xaver meistens in seinem Bett und in seinem Zimmer. Er schläft seit er ein paar Monate alt ist, fast immer alleine ein. Meistens schickt er uns sogar aus dem Zimmer. Im Moment (hoffentlich verschreie ich es jetzt nicht!) schläft er in acht von zehn Nächten durch. Ja, ich hatte sogar wirklich mittlerweile wieder ein paar Nächte, in denen ich abends ins Bett ging und morgens wieder aufwachte. Unglaublich, dieses Gefühl! Zugegebenermaßen würde ich noch besser schlafen, wenn mein schnarchender Freund auch in einem anderen Zimmer wäre, aber das ist ein anderes Thema. Trotzdem habe ich auch überhaupt nichts gegen das gemeinsam schlafen, wenn es denn funktioniert.
Es funktioniert übrigens meiner Meinung nach nur, wenn alle genug Platz haben. Und nachdem der mittlerweile gut alleine schlafende Sohn letzte Woche (denn er kränkelte) wieder drei Nächte in Folge bei uns war, bin ich nun auf der Suche nach einem größeren Bett. Nicht nur 1,80 oder 2 Meter, ich hätte gerne ein noch größeres. Denn wir wollen noch mehr Kinder und zeitweise werden sie immer wieder bei uns schlafen. Wir brauchen also Platz. Warum hat eigentlich noch niemand diese Marktlücke erkannt und fertigt schöne, große Betten an. Habt ihr Tipps?
Nachdem ich Familienbett also früher schlimm fand und mir jetzt eins anschaffen will. Nachdem ich mich eindringlich mit dem Thema befasst habe. Kann ich nur sagen:
Schlaft doch alle, wie ihr wollt! (und seid lieb zueinander)
In meinem Freundeskreis gibt es alles: Langzeit-Stiller, Familienbettler, Flaschenfütterer, Gläschen-Fütterer, BLW-Gläubiger, Schlaftrainierer. Die meisten machen von allem ein bisschen und sind einfach happy mit ihrem Weg. Und sie sind alle meine Freunde. Weils mir wurscht ist, wie jemand schläft, isst oder erzieht. Solange die Chemie stimmt und Kinder-haben und alles drum herum nicht fanatisch wird. Fanatismus ist gerade in dieser heutigen Zeit, auch beim Kinder-Haben total deplaziert.
PS: Auf dem Bild, das ist Xaver. In unserem Bett. Sein Blick sagt: “Die da, MEINE Bett”