Staying Home mit Julia Jessen

Auf der Suche nach einer neuen Leuchte fürs Kinderzimmer sind wir kürzlich über Julia Jessen und ihr Schneid Studio gestolpert. Die 34-jährige Designerin aus Lübeck hat nämlich unsere absolute Lieblingslampe gestaltet. Junit, so heißt die Leuchte, ist der beste Beweis dafür, dass simple Ideen große Wirkung haben können. Julia, selbst Mutter zweier Kinder, hat mit uns über ihr schönes Zuhause gesprochen – und uns die tollen Zimmer ihrer Kinder gezeigt.

Was macht ein schönes Zuhause für dich aus?

In erster Linie sollte mein Zuhause Ruhe ausstrahlen. Es sollte der Ort sein, an dem ich entspannen kann und mich geborgen fühle. Ich sehe übrigens auch an meinen Kindern, dass sie sich zu Hause wohlfühlen. Tilda (5) und Taavi (1)  rennen immer gleich zu ihrem Plätzen, wenn sie zur Türe rein kommen.

Das Tolle an den eigenen Vier Wänden ist, dass man die volle Kontrolle darüber hat. In diesen Zeiten hat man oft das Gefühl, dass man nicht mehr selbst entscheiden kann. Überall wird man mit Umwelteinflüssen konfrontiert, denen man eigentlich nicht ausgesetzt sein möchte. Zu Hause verzichten wir zum Beispiel weitestgehend auf Plastik, verwenden Kalkfarbe für die Wände und keine giftigen Lacke. Das gibt mir ein Gefühl von Sicherheit. Ich habe zu Hause das Gefühl, dass ich durchatmen kann und zur Ruhe komme. Wie in einer Oase.

Wie und wo lebst du?

Wir haben vor zwei Jahren ein Haus in Lübeck gekauft. Etwas außerhalb, am Stadtrand gelegen.
Es ist ein Haus aus den 1980er Jahren, das wir selbst saniert haben. Wir haben viele Wände rausgerissen, Tapeten und Teppichboden entfernt. Eigentlich haben wir  bis auf den schönen Marmorboden im Flur alles neu gemacht.

Welches Zimmer in eurem Haus ist für dich das wichtigste?

Das Meiste spielt sich bei uns im Erdgeschoss ab. Das ist ein großer Raum, komplett offen und sehr hell, der zentral ist für unser Leben. Es gibt einen breiten Flur mit einem alten Marmorboden. Und zwei Schiebetüren, die auf die Terrasse führen. Im Sommer kommt damit noch ein weiteres großes Zimmer dazu. 

Inwiefern hat sich euer Zuhause verändert, seit ihr Kinder habt?

In unserer alten Wohnung war das Wohnzimmer direkt neben dem Kinderzimmer, verbunden durch eine Flügeltür. Jetzt sind die Kinderzimmer oben, deshalb haben wir inzwischen ziemlich viele Spielgeräte im Wohnzimmer. Für die Kinder haben wir hier kleine Inseln geschaffen: Taavi hat ein großes Bodenkissen und einige Bücher. Tilda einen Schreibtisch mit ihren Mal- und Bastelsachen. Beide drehen dort ihre Runden mit ihren Holzautos …

Wie geht es euch seit Beginn der Pandemie mit eurer Wohnsituation? 

Wir haben riesiges Glück gehabt, dass wir das Haus noch vor Corona gefunden haben. Wir haben jetzt einen großen Garten. Und für die Kinder gibt es die Möglichkeit, im nahegelegenen Wald zu spielen. So haben wir nie das Gefühl, dass uns die Decke auf den Kopf fällt. Reisen wäre natürlich echt schön, aber da ich Taavi erst im November 2019 bekommen habe, hatten wir eh nicht geplant, große Reisen zu machen. 

Hat das Mutter-Werden deine Designs und deine Arbeit beeinflusst/verändert? 

Ich habe schon öfter darüber nachgedacht, wie es wäre, Dinge speziell für Kinder zu gestalten. Und ich hab da auch total Lust drauf.  Aber irgendwie möchte ich mich dann doch abgrenzen. Das Muttersein lege ich ganz gerne ab, wenn ich im Studio bin. Ich mache dann als “Julia ohne Kinder” einfach Dinge für mich und für Erwachsene. Man verändert sich so krass, wenn man Mutter wird und macht so Vieles für die Kinder. Umso schöner ist es, wenn ich mal wieder mein altes Ich leben kann. 

Wie würdest du den Stil von Schneid beschreiben? 

Extrovertiert, simpel, minimalistisch in der Form, aber trotzdem mutig. Als kleines Label muss man herausstechen, sonst wird man nicht wahrgenommen. Zum Glück liebe ich es, viele verschiedene Farben zu kombinieren, aufzufallen und anders zu sein. So war ich schon immer. In einer Stadt wie Lübeck fällt man dann natürlich schon auf. Aber so bin ich eben … (lacht).

Dein Mann Niklas ist gleichzeitig dein Geschäftspartner. Wie funktioniert das, wenn Privates und Berufliches so eng beieinander liegen? 

Wir unterstützen uns in unseren Ideen, aber es gibt natürlich auch Kritik und Verbesserungsvorschläge. Der ganze Gestaltungsprozess bringt irre viel Diskussions- und Konfliktpotential. Trotzdem ergänzen wir uns aufgrund unserer unterschiedlichen Backgrounds in unseren Fähigkeiten. Und wenn es um unternehmerische Entscheidungen geht, sind wir fast immer einer Meinung. 

Du hast die Leuchte “Junit” gestaltet – unseren Favorit fürs Kinderzimmer. Wie kamst du auf die Idee?  

Ich erinnere mich noch genau an den Moment, als ich die Idee hatte: Es war im Sommer 2015, ich  lag am Strand und dachte, ich möchte eine Leuchte mit einem Leuchtmittel gestalten, die aber noch spielerische Elemente hat. Ich war damals zwar schwanger, aber ich hatte noch nicht wirklich Spielsachen oder ein Kinderzimmer vor Augen. Vielleicht ist das unbewusst passiert. 

Und auch heute ist es so, dass wir zwar wissen, dass die Leuchte großes Potential hätte, explizit als Kinderzimmerleuchte verkauft zu werden. Aber wir wollen das nicht zu sehr einschränken. Die Lampe kann so variiert werden kann, dass sie überall passt. Wir hatten sie auch schon im Badezimmer hängen und aktuell hängt sie bei uns über dem Tresen in der Küche und funktioniert da auch wunderbar. Das Tolle ist: Man kann sie mit dem Konfigurator ganz schlicht gestalten und man kann auch total durchdrehen.

Worauf hast du bei der Einrichtung der Kinderzimmer wert gelegt?

Tilda hat ihr eigenes Zimmer, Taavi schläft noch bei uns. Es gibt aber noch ein zweites Zimmer, das beide nutzen. Mit einem großen Einbauschrank, Klettergerüst und Kinderküche. Bei Tilda ist es eher kuschelig. Sie ist gerade in der magischen Phase, spielt dann stundenlang mit ihrem Puppenhaus und schafft sich ihre eigenen Welten. Ihr Zimmer ist Lavendelfarben gestrichen. Dazu braune und gelbliche Akzente. Und ein altes Bauernbett, das wir auf Ebay Kleinanzeigen gefunden haben. Generell ist es eine Mischung aus alten Möbelstücken und modernen Elementen. Und dann hängt da natürlich auch eine Junit. 

Welche Tipps gibst du Eltern mit auf den Weg, wenn es um die Einrichtung des (ersten) Kinderzimmers geht?

Bevor man sich Inspirationen auf Pinterest holt, sollte man erstmal gucken: Wie alt ist das Kind, in welcher Phase befindet es sich, was ist das Kind für ein Typ. Und vor allem: Was würde ihm Spaß machen, was braucht es? Bei Tilda ist es eben der Schreibtisch mit ganz vielen Mal- und Bastelsachen. Bei Taavi ist es ein Haufen Bücher.

Was ein Kinderzimmer aber auf jeden Fall bieten sollte, ist ein gemütlicher Rückzugsort. Das habe ich im Laufe der Jahre gelernt. Also zum Beispiel ein Bodenkissen, vielleicht mit einem kleinen Dach darüber, zum Beispiel in Form eines Baldachins oder eines Spielhauses. Das funktioniert eigentlich immer. Generell finde ich, dass ein Kinderzimmer eine gewisse Ruhe ausstrahlen sollte. Weniger ist mehr. Kinder brauchen nicht viel, um sich entfalten und eigene Interessen entwickeln zu können.

Dieser Beitrag erschien zuerst im Motherletter – Social Magazine for Cool and Caring Moms.