Let’s talk about: Wird es einfacher? Aber ja!
“XY hat drei und sie sagt: es wird nicht besser.” erzählte sie mir. Da musste ich eingreifen.
Auch ich fand Mutter werden und Kinder haben nicht durchgehend supertoll – so wie ich wohl noch nie irgendwas in meinem Leben durchgehend supertoll fand. Und ich kann gut nachvollziehen, wie schwer diese ersten Wochen sein können. Das Leben ändert sich um 180 Grad, plötzlich ist da dieses Wesen, das einen gefühlt den ganzen Tag braucht. Und gerade wenn man ein Baby hat, das einen wirklich nonstop fordert – und wenig Unterstützung dazu, dann kann das wirklich hart sein. Was den Partner, sein Engagement und die berufliche Zukunft der beiden jungen Eltern angeht, konnte ich nur sagen: Kämpfen und Verhandeln und zwar immer wieder. Sobald sie sich fitter fühlt, soll sie mit ihrem Partner aushandeln, wer in Zukunft wieviel arbeiten kann und will – und das dann auch durchsetzen. Am besten, er nimmt noch ein paar Monate Elternzeit, während sie schon wieder einsteigt, nach wie vor, denke ich ja, dass Papazeit der beste Schritt in Richtung Gleichberechtigung ist…
Aber darauf will ich heute gar nicht heraus. Ich will heute einfach nur meine persönliche Erfahrung aufschreiben und die ist:
Es wird immer besser – und es wird auch einfacher!
Mein erstes Kind war kein leichtes Baby, aber irgendwann waren wir im Groove und ich war sehr glücklich und ausgeglichen. Mein erstes Kind war auch kein leichtes Kleinkind und das änderte sich natürlich auch nicht mit der Geburt der kleinen Schwester. Die übrigens auch kein einfaches Baby war. “Einfach” – was bedeutet das überhaupt? Na eben die, die viel schlafen, nachts quasi durchschlafen, sich selbst beruhigen, wenig schreien, eher ausgeglichen und zufrieden sind. Die man einfach so mitnehmen kann, fast so wie im Leben ohne Kind. So waren beide Kinder bei mir nicht.
Aber ich habe mir früh Schlupflöcher gesucht, um mal wieder nur “ich” zu sein. Teilweise habe ich mich aber auch einfach ergeben und akzeptiert: so ist das jetzt. Und bald wird es wieder anders sein. Wenn ich abends begraben unter zwei eingeschlafenen Kindern da lag und mich nicht bewegen konnte, dabei sehnte ich mich so sehr nach Zeit alleine. Wenn das eine Kind eingeschlafen war und das andere nahtlos Aufmerksamkeit einforderte. Wenn eben keine Zeit für Pausen war.
Jetzt sind meine Kinder fast vier und fast sieben. Und so viele Dinge sind so viel einfacher geworden. Beide essen alles, trinken alles, gehen auf die Toilette – außer Malblöcken muss ich nichts mehr mitschleppen. Beide sind soziale Wesen, sie verbringen auch mal einen Nachmittag bei Freunden, der Große übernachtet sogar regelmäßig auswärts. Ich bringe sie zu Kindergeburtstagen – und gehe wieder. Bei der Kleinen geht das noch nicht immer, aber immer öfter. Mein großes Kind WILL mich sogar oft ausdrücklich nicht mehr dabei haben. Er möchte seinen Alltag oft schon ganz selbstständig gestalten: alleine zur Schule gehen, nachmittags zu Freunden. Er verkriecht sich schon manchmal in seinem Zimmer, hört TKKG und will nicht gestört werden. Ich spüre gerade immer wieder, wie das bald sein wird. Wenn die Kinder einen weniger brauchen. Das ist irgendwie schmerzhaft, aber auch schön. Weil es ganz natürlich und ohne Druck oder Müssen passiert. Weil wir noch viel aushandeln (zum Beispiel, dass er bitte nicht das ganze Wochenende woanders schläft, damit wir uns auch noch sehen) und natürlich auch, weil er ab und zu doch noch so bedürftig ist, meine Hand hält, abends gekuschelt werden möchte, sein Herz ausschüttet oder sich anlehnt.
Aber es sind auch noch so viele andere Dinge, die einfacher geworden sind.
Wenn ich mit meinem Sohn etwas plane, weiß ich: er läuft genauso schnell wie ich. Ich muss keine extra Wegzeit einplanen. Das war, glaube ich, letztes Jahr noch nicht so, aber jetzt ist das kein Thema mehr. Auch die Kleine läuft schon fast immer flink mit uns mit. Einen Buggy benutzen wir nicht mehr, auch getragen will sie kaum noch werden. Beide Kinder laufen alleine die Treppen hoch. Ich kann Besorgungen machen mit ihnen – und muss am Ende nicht drei Mal laufen.
Beide Kinder machen meistens keinen Mittagsschlaf mehr, man muss sich also nicht mehr nach Schlafzeiten richten oder das einplanen. Und wenn die Kleine doch mal wegdöst – dann planen wir eben um oder legen sie dort, wo wir gerade sind, hin.
Beide Kinder können klar und deutlich sagen, was sie wollen und was nicht. Das führt natürlich auch zu Konflikten, weil sie logischerweise auch wissen, was sie wollen und was nicht. Aber es erleichtert auch so vieles!
Beide Kinder sind schon so selbstständig, so ganze, komplette Menschen mit allem, was dazu gehört: Charakter, Vorlieben, Macken, kleine Menschen mit Freunden, mit Bekannten, mit einem eigenen Netzwerk. Mit Beziehungen – zu uns, zu Freunden, zu Erzieher*innen und Lehrer*innen.
Ganze, kleine Menschen
Wir waren eben 9 Tage am Stück zusammen im Urlaub. Und natürlich muss man da immer noch die Bedürfnisse, Wünsche, Vorstellungen und Gefühle von vier Menschen zusammenbringen, mal flippt einer aus, mal ist einer enttäuscht, mal fühlt sich einer unfair behandelt. Das gehört dazu – und das wird wohl immer so bleiben. Aber beide Kinder können sich stundenlang im Zug selbst beschäftigen, beide Kinder schlafen nachts gut, beide Kinder gehen in Kurse oder Spielräume – ohne dass sie die ganze Zeit die Eltern brauchen. Wir reisen ohne Kinderwagen und mit wenig Gepäck. Beide putzen sich alleine die Zähne, gehen (meistens) selbstständig aufs Klo und ziehen sich selbst an.
Ich bin Skigefahren in diesem Urlaub, habe Bücher gelesen, war in der Sauna und jeden Abend im Restaurant. Es war ein richtiger Urlaub. Die Kinder waren entweder dabei, bei meinem Mann, mit neuen Freunden unterwegs, oder im Skikurs. Und ich dachte in diesem Urlaub oft: wie einfach jetzt alles ist. Wie groß sie schon sind. Im ersten Jahr mit beiden waren wir mehrere Monate in Südafrika und so schön wie das war: so anstrengend war es auch. Sie haben nachts schlecht geschlafen, tagsüber hatten wir nie Pause, einer war immer wach und brauchte uns. Sie haben damals beide eigentlich noch nichts alleine gemacht.
Jetzt ist das ganz anders. Und es ist schön so. Klar ist was dran, an dem Spruch: “Kleine Kinder, kleine Sorgen – große Kinder, große Sorgen”. Wenn mein Sohn mit einem Problem aus der Schule kommt, dann ist das schon essentieller als ein weinendes Baby. Dann mache ich mir auch mal richtig Gedanken, dann schmerzt und beschäftigt mich das richtig. Aber das kommt eben auch viel seltener vor. Und wenn ich zurückschaue, dann fand ich die Baby- und Kleinkindzeit viel anstrengender als alles, was jetzt ist.
Ich finde also: es wird einfacher. In ganz kleinen Schritten. Denn ehe man sich versieht, sind die Kleinen schon so groß.
Wie geht es euch da?