Nacktsein ist das Natürlichste der Welt und vor allem kleine Kinder sind unglaublich gerne ohne Kleidung unterwegs. Die meisten von uns kennen diese Erfahrung aus ihrer eigenen Kindheit. Und auch, wenn es so wichtig ist, dass Kinder ohne Scham und mit einem guten Körpergefühl aufwachsen, hat sich in den letzten Jahren der Umgang mit Nacktheit an öffentlichen Orten verändert…
Nackte Kinder in der Öffentlichkeit – Früher Yay, heute Nay
Einerseits: Alle Körper sind toll
Das Thema ist schwierig und komplex. Einerseits möchten wir vermutlich alle, dass unsere Kinder mit dem Wissen aufwachsen, dass ihre Körper wunderbar sind, es keinen Grund für Scham gibt und dass sie ganz alleine über ihren Körper bestimmen dürfen. Expert_innen sind sich zudem einig darüber, dass Nacktsein und ein unbekümmerter Umgang damit das Körpergefühl positiv stärkt. Und ein gutes Körpergefühl ist so wichtig. Es begleitet uns unser ganzes Leben.
Es ist toll, wenn Kinder ganz frei und unbeschwert einfach das machen können, was sie wollen. Zum Beispiel nackt auf dem Wasserspielplatz rumrennen oder sich am Strand im Sand wälzen.
Außerdem ist ganz klar: Nacktheit von Kindern darf nicht sexualisiert werden. Genauso wie Mädchen und Frauen sich nicht anders anziehen müssen, um sich zu vor sexuellen Übergriffen zu schützen. Ist es dann also eine Form von “Victim Blaming” wenn man Kindern das Nacktsein verbietet, anstatt die “Täter” zur Verantwortung zu ziehen? Es ist eigentlich unglaublich, dass die Verantwortung so verschoben wird und gesamtgesellschaftlich und politisch müssen wir auch dringend über das Thema reden. Victim Blaming darf nicht die Antwort sein. Trotzdem können wir so das Problem nicht zeitnah im privaten Bereich lösen. Wir Eltern müssen also persönlich einen individuellen Umgang damit finden.
Andererseits: Es gibt ein großes ABER.
Denn es ist ganz offensichtlich: in den letzten Jahren hat sich etwas verändert. Quasi jede_r hat ein Smartphone mit Kamera. Selbst an ruhigen, wenig besuchten Orten, könnten andere Menschen Fotos von nackten Kindern machen. Und es gibt leider zahlreiche Geschichten darüber, dass das auch passiert. Weshalb es inzwischen in Schwimmbädern auch schon ganz kleinen Kindern verboten ist, nackt zu sein. Das Fotografieren ist auch meist verboten! Jedoch – das Telefon ist schnell gezückt… Man weiß nie… Und natürlich konnte man Kinder auch früher nicht vor Blicken schützen – ein Foto im Internet hat aber ganz andere Konsequenzen.
In diesem Fall also lieber: „better safe than sorry“? Denn: wenn so etwas passiert, hat man nahezu keine Chance, es rückgängig zu machen. Meist wird man es nicht mal herausfinden.
Da es für das Körpergefühl so gut ist, sollten Kinder aber trotzdem die Möglichkeit bekommen, unbeschwert nackt zu sein, wenn sie es wollen. Zuhause, im eigenen Garten… überall da, wo die Kleinen vor fremden Blicken geschützt sind. So lernen und spüren sie “Mein Körper ist okay, so wie er ist – auch und gerade ohne Kleidung!”
Das Thema kindgerecht erklären
Wie können Kinder (vor allem kleinere) verstehen, dass sie an manchen Orten nackt sein dürfen, aber an anderen nicht? Ohne das Thema mit Scham zu besetzen oder Angst zu schüren?
Eine mögliche Erklärung kann sein, den Kindern zu erklären, dass es Körperteile gibt, die privat sind und bei denen jeder Mensch selbst entscheiden darf, wer sie sehen kann. Ist man aber in der Öffentlichkeit nackt, verliert man den Überblick, wer das alles sieht.
Eine weitere ist, Kindern die gesellschaftlichen Regeln zu erklären. “Man trägt an öffentlichen Orten Kleidung. Das ist so üblich.” Das ist für Kinder besser, als den eigenen Körper zu beschämen (“Das darf keiner sehen.”)
Als Eltern sind wir damit immer in einem gewissen Zwiespalt. Wo beginnt der Schutz der Kinder? Wo endet ihre Freiheit? Und wie kann ich beides berücksichtigen?
Wie geht es euch mit dem Thema? Wo dürfen eure Kinder nackt sein? Und wie erklärt ihr ihnen das?
Foto: Agung Pandit Wiguna