Alternative Wohnformen mit Kind
Wie oft ich hier abends zuhause sitze und eigentlich gerne noch irgendwohin wollen würde. Regelmäßig wäre es auch beruflich gut, abends und jenseits von 18 Uhr unterwegs sein zu können. Manchmal wäre es schlicht schön, wenn es noch andere Erwachsene auf einen Rotwein oder einen Film gäbe, die man nicht immer explizit einladen müsste. Ob ich dann immer die Energie hätte, wenn ich könnte: geschenkt. Aber allein wieder regelmäßig die Option zu haben, wäre toll.
Und so denke ich dieser Tage sehr angestrengt darüber nach, wie sich unsere Situation hier in den kommenden Jahren gestalten könnte – und was es dafür vielleicht auch zu initiieren gilt, um langfristig gut alleine klar zu kommen.
Es gibt da nämlich diese eine Idee, die schon eine ganze Weile in meinem Kopf rumwabert: nicht alleine zu wohnen – sondern in einer alternativen Wohnform.
Die Wohngemeinschaft
Ich habe mein halbes Leben in Wohngemeinschaften gelebt. Eigentlich, seitdem ich mit 16 Jahren bei meinen Eltern ausgezogen bin. Die erste eigene Wohnung habe ich wiederum erst bezogen, als Julius’ Geburt anstand. Da war ich 27. Diese zehn Jahre in WGs – ich hab sie sehr gemocht. Allein, weil ich es immer vorgezogen habe, in eine Wohnung zurückzukehren, in der weitere Menschen mit mir lebten, anstatt mich hinter den Türen einer eigenen kleinen Wohnung vor dem Leben der Anderen zu verbarrikadieren.
Nun habe ich die vergangenen Jahre nicht nur über diese Form des Zusammenlebens theoretisiert, es gab durchaus den einen oder anderen konkreten Moment, das Projekt anzuschieben. Ich habe einige Frauen getroffen, um herauszufinden, inwieweit eine Wohngemeinschaft vorstellbar wäre und dabei für mich vor allem eines herausgefunden:
Es muss vielleicht gar nicht unbedingt eine Wohnform sein, in der andere Eltern eine Rolle spielen. Klar, wäre toll, wenn wir in eine große WG mit mindestens einem weiteren Kind zögen. Das wäre bestimmt vor allem für Julius schön, wenn er ganz selbstverständlich sonntagmorgens jemanden hätte, mit dem er spielen könnte. Wir uns nicht erst mit anderen Kindern verabreden müssten. Oder es immer ein weiteres Kind am Frühstückstisch gäbe. Ich lade ohnehin super häufig für nachmittags Julius’ Kita-Freunde ein, weil zwei Kinder miteinander oft nicht mehr Aufwand bedeuten als eines, ich ganz im Gegenteil viele kleine Menschen um mich herum sehr schätze.
Ich könnte mir aber auch gut vorstellen, in einer WG zu leben, in der Julius das einzige Kind wäre – wenn die anderen Erwachsenen dem gegenüber offen wären und das Kind in der WG eher als Bereicherung denn als Störenfried begreifen würden.
Jedenfalls ist es aber und ganz offenbar noch nicht dazu gekommen. Ein paar Mal hat es einfach auf persönlicher Ebene nicht funktioniert. Das andere Mal musste die potenzielle Mitstreiterin zu schnell aus der gemeinsamen Wohnung mit ihrem Ex-Freund raus, als dass wir Zeit gehabt hätten, eine gemeinsame geeignete, also große Wohnung zu finden.
Der Untermieter als Babysitter
Würde ich in einer 3-Zimmer-Wohnung leben, hätte ich unterdessen wohl schon längst ausprobiert, einen Untermieter einziehen zu lassen, der keine oder nur wenig Miete bezahlt, dafür aber gelegentlich Babysitter spielt.
Die Bekannte einer Freundin macht das so und ihre Rechnung scheint aufzugehen. Sie wohnt seit einiger Zeit mit einer Studentin zusammen, knöpft der kaum Miete ab und kann stattdessen und seitdem abends auch mal wieder ausgehen, ohne einen Babysitter zu engagieren. Ich finde immer wieder, dass das ein richtig guter Deal ist – für beide Seiten (zumindest in einem Szenario, in der eine dementsprechend große Wohnung für nur eine Person auch bezahlbar wäre).
Aupair und andere ferne Utopien
Auch ein Aupair aufzunehmen, finde ich bei geeigneter Wohnsituation nicht abwegig. Erst kürzlich hat mir ein Bekannter davon erzählt und auch das schien eine gute Lösung zu sein. Wenn ich auch besser finden würde, langfristig mit Menschen zusammen zu wohnen, als Julius jedes Jahr aufs Neue mit wechselnden Aupairs zu konfrontieren.
In unserer aktuellen Konstellation will das alles jedenfalls noch nicht sein. Und manchmal denke ich ob des angespannten Wohnungsmarktes hier in Berlin: dann müssen wir eben doch raus aus der Stadt oder zumindest aus seinem Stadtkern. Darüber denke ich ohnehin häufig nach. Irgendwohin zu ziehen, wo es grüner und friedlicher ist. Letztlich steht mit Julius’ Einschulung kommendes Jahr ja auch nochmal ein großer Umbruch an und zumindst so lange will ich den Berliner Wohnungsmarkt noch einmal auf die Probe stellen. Vielleicht ergibt sie sich ja doch noch: die Wohngemeinschaft mit einer (oder mehreren) Familien.
Kennt ihr sonst noch alternative Wohnkonstrukte? Lebt ihr eventuelle sogar selbst in einem?
Foto: Christina Schumacher (aus unserem Porträt mit Esther van de Paal)