Let’s talk about: habt ihr die Familienplanung schon abgeschlossen?
Das liegt nicht unbedingt an der 40. Denn natürlich kann man auch noch mit 40 plus Mutter werden. Siehe Lina! Bloß möchte ich das nicht. Denn da ist wirklich kein Kinderwunsch mehr. Schon direkt nach Quinn Geburt wusste ich im Prinzip: das war’s. Die Schwangerschaft war beschwerlich gewesen (mir war über 6 Monate lang übel), die Geburt schön, Wochenbett und Babyzeit hatten es dann aber wieder in sich mit Stillproblemen und viel Geschrei. Ich war wirklich oft am Limit, habe unglaublich viel Kraft gebraucht. Als es nach einem Jahr wieder gut war, dachte ich kurz: vielleicht doch noch ein drittes? Dann aber nie wieder.
Seit fünf Jahren sehe ich Schwangere an und denke manchmal: sieht schön aus. Fast immer aber vor allem: zum Glück muss ich das nie wieder machen. Ich halte kleine Babies und denke: Süß. Riecht gut. Aber auch: zum Glück habe ich das nicht mehr. Ich sehe zweijährige Kinder und bekringel mich vor Lachen und Rührung, weil sie einfach so unendlich niedlich sind. Aber immer denke ich auch: Bin ich froh, dass das vorbei ist. Es war anstrengend.
Ich bin gerne Mutter und habe alle Stationen bisher voll genossen. Das Stillen, das Tragen, die Zeit, in der man mit dem Baby so eng verbunden ist. Die ersten Worte, die ersten Schritte. Diesen kleinen Menschen beim groß werden zuzusehen, ist und war so so schön. Aber eben auch anstrengend. Babies sind süß, aber sie brauchen einen permanent. Mir war das immer wieder auch zu viel. Kleinkinder sind so niedlich! Aber man kann wenig mit ihnen unternehmen und sie sind oft Full Time Jobs, weil sie sich noch nicht selbst beschäftigen können und weil sie auch einfach noch so wild und unwissend sind, dass man sie ganz viel beobachten muss. Ja, ich finde tatsächlich, es ist weniger anstrengend jetzt, mit zwei relativ großen Kindern. Natürlich gibt es in jedem Alter Herausforderungen, aber: Kein Schleppen mehr, keine Windeln mehr. Man kann so gut mit ihnen reden, wenn etwas ist (meistens jedenfalls). Man kann auf Reisen Erlebnisse teilen und sogar den Alltag besprechen. Man muss kein extra Essen mehr mitnehmen, auch keine Wechselwäsche, kein Reisebett, nicht mal einen großen Kindersitz. Keine Feuchttücher, kein Sandspielzeug. Man kann mit ihnen essen gehen, Radtouren machen, sie laufen so schnell, dass man keine extra Zeit einberechnen muss. Vor allem aber schlafen sie. Sie schlafen durch, meistens sogar in ihren Betten. Sie schlafen insgesamt weniger, kein Mittagsschlaf mehr, man hat weniger Zweisamkeit, aber ich bin tagsüber erholt. Ich kann sie ohne schlechte Gefühle bis nachmittags in Kita und Schule lassen, und weiss auch, dass ich danach keine emotionalen Scherben aufsammeln muss, weil ihnen das eigentlich zu viel war. Wenn sie Freund:innen da haben, kann ich sie alleine spielen lassen. Sie übernachten gerne und regelmäßig woanders. Sie lesen und spielen und hören Hörspiele, sie beschäftigen sich stellenweise richtig lange selbst. Das ist mir eben im Urlaub besonders aufgefallen: Manchmal waren die beiden stundenlang im Pool und ich habe gelesen. Sie haben Hörspiele gehört und ich habe gelesen. Ich habe drei Bücher gelesen! Die beiden sind fünf und acht und sie leben einfach beide schön langsam auch ihr eigenes Leben – und das ist total schön und angenehm.
Und doch bin ich gerade immer mal wieder wehmütig. Dass ich das nicht noch mal erleben werde. Ich möchte es nicht noch mal und bin dennoch traurig darüber. Komisch, oder? Ich sage immer: hätten wir früher mit dem Kinderkriegen angefangen, oder hätten wir unendliche Ressourcen, sowohl finanziell, als auch kräftemäßig, dann hätten wir sicher noch mehr Kinder bekommen. Weil es so schön ist, zu sehen, was da raus kommt. Weil es so aufregend ist und auch so sehr verbindet. Aber beides ist eben nicht der Fall. Wir sind nicht mehr jung, nicht unendlich belastbar und nicht reich.
Es gab vor kurzem diesen Moment, da hatte ich das Neugeborene einer Freundin auf dem Arm und mir schossen glatt die Tränen in die Augen. Dieses kleine Bündel! Ich habe mich an meine eigenen Bündel erinnert, an diese Wärme, diese süßen Geräusche. An diese unendlich krasse Nähe und Geborgenheit, die man empfindet, wenn man mit einem Baby stillend auf dem Bett liegt. Eine Nähe und Geborgenheit, die man vielleicht nie wieder im Leben in keiner anderen Situation erlebt. Da dachte ich kurz: vielleicht doch noch ein Nesthäkchen? Ein kleiner Nachzügler? Ich würde sicher noch mal sofort schwanger werden, da bin ich mir ziemlich sicher. Ich weiß, dass das ein Privileg ist. Viele wissen, es klappt eh nicht oder nur mit viel Hilfe. Andere haben keinen Partner oder sind unglücklich in ihrer Beziehung – haben aber dennoch einen Kinderwunsch. Das ist eine ganz andere Ausgangsposition.
In dieser Nacht kamen beide Kinder ins Bett – das passiert NIE. Ich schlief unruhig auf 10 cm und war entsprechend gerädert und schlecht drauf am nächsten Morgen. Wir alle waren mies drauf. Ich dachte: Hätte ich jetzt noch ein Baby, ich würde mich erschießen. Die 5 Minuten Kinderwunsch waren also schnell wieder vorbei. Und ich bin mir auch sicher, dass das richtig so ist. Wir würden uns übernehmen mit noch einem mehr. Wir sind jetzt schon so oft am Limit und genervt von der Organisiererei, dabei haben wir ja sogar einen Erwachsenen pro Kind. Wir bräuchten ein neues Auto, eine neue Wohnung, wir müssten auf viel verzichten, beruflich und privat – und das wollen wir nicht.
Demnächst wird hier auch eine endgültige Verhütungsmethode durchgeführt. Es wird keine Babies mehr geben mit diesem Mann, mit dem ich zwei wunderschöne Kinder bekommen habe. Das ist total gut und für uns genau richtig so. Ich erlaube mir dennoch, dieser “Kinderkriegen” Zeit hinterherzutrauern. Es geht etwas zu Ende. Und ich habe es einfach wirklich gerne gemacht, ich fand die letzten 9 Jahre, in denen ich meistens schwanger, stillend oder Kleinkind-Mama war wundervoll.
Ich tröste mich damit, dass meine beiden ja auch noch so so viele Schritte machen werden. Meine Tochter hat diesen Sommer Radfahren, Schwimmen und Schaukeln gelernt, ich bin so stolz auf sie. Nächstes Jahr wird sie eingeschult. Der Sohn wird immer gefestigter und reifer, er kümmert sich rührend um alle Kleinen und hilft sogar mittlerweile, die Spülmaschine auszuräumen. Auch bei ihm gibt es noch so viel zu begleiten, zu genießen und zu beobachten. Und ich freue mich auch, dass ich die Babies meiner Freund:innen noch mal miterleben darf. Dass ich Maries Kleinkind bestaunen und beobachten kann und ihr Baby auf dem Arm halten. Auch andere im Umfeld haben vor kurzem noch mal “nachgelegt” und ich finde das so schön, liebe es, diesen Kindern beim groß werden zuzusehen.
Alles gut also, wie es ist. Nie Nie Nie würde ich aber dennoch nie sagen. Vielleicht vielleicht. Das Leben spielt ja seine eigene Geschichte. Aber zu 99,9% kann ich sagen: das war‘s. Familienplanung ist abgeschlossen. Und das ist total gut so. Manche Kapitel sind dann eben auch einfach erzählt im Leben.
Wie geht es auch damit? Familienplanung abgeschlossen? Oder noch lange nicht?