Gründer-Mums: Daniela und Julia von Kaiserschlüpfer

Daniela Westberg-Heuer (links) und Julia Steinbach (rechts) haben sich in einer besonderen Situation kennengelernt: Julia lag nach ihrer zweiten Geburt (ein Kaiserschnitt) im Wochenbett und Daniela war ihre betreuende Hebamme. Aus dieser besonderen Verbindung entstand nicht nur eine Freundschaft, sondern auch ein Unternehmen. Wie, was, warum - und nebenbei haben die beiden ja auch noch insgesamt fünf Kinder! Das erzählen die beiden im Interview.

Wie kamt ihr zwei auf die Idee mit dem Kaiserschlüpfer?

Daniela: Die Idee ist in Julias Wochenbett “geboren“. Sie hatte bei der zweiten Geburt einen Kaiserschnitt und suchte vergebens nach einer Lösung, um die Naht zu schonen und vor Reibung zu schützen. Das war für uns einfach die Steilvorlage, ein ganz neues Produkt zu entwickeln, das es so noch nicht auf dem Markt gibt. Ich habe Julia als Hebamme in der Schwangerschaft und im Wochenbett betreut und wir waren uns von der ersten Sekunde an total sympathisch und haben uns schnell angefreundet. Ich fand die Idee gleich richtig gut. Gemeinsam haben wir dann gegrübelt, wie wir den Slip am besten umsetzen können. Und wir hatten so einen Spaß dabei und den haben wir auch heute noch, wir lachen sehr viel.

Eure Produkte sind ja schon ein bisschen besonders, wollt ihr mal erzählen, wie die verschiedenen „Kaiserschlüpfer“ funktionieren?

Julia: wir bieten den Frauen Wohlfühlslips für die Zeit der Schwangerschaft, nach der Spontangeburt, dem Kaiserschnitt, bei Endometriose, Regel- und Rückenschmerzen oder einfach als bequeme Shapewear. Wir haben mittlerweile sieben verschiedene Slips auf dem Markt. Unser erster Slip, der Kaiserschlüpfer, ist der ideale Slip für Frauen nach einem Kaiserschnitt. Er bietet durch das vorn in seine Tasche eingefügte Kühlpad Schutz und Kühlung für die frische Kaiserschnittnarbe. Zudem wird der Bauch angenehm gestützt. Das sehr flexible Material ist super angenehm und passt sich perfekt dem Körper an. Die Kaiserschnittnarbe sollte je nach Empfindlichkeit der Frau über mehrere Monate bis hin zu einem Jahr oder auch länger geschützt werden.

Du sagtest es bereits: Es gibt bei euch auch Produkte für Frauen, die mit Regelschmerzen oder Endometriose zu kämpfen haben. War das gleich mitgeplant oder eine Weiterentwicklung?

Daniela: Unsere Slips “Warme Tage“ und „Warme Tage Hipster“ bei Regelschmerzen und Endometriose funktionieren nach dem gleichen Prinzip wie der original Kaiserschlüpfer, nur mit Wärme. Die weiteren Slips waren nicht gleich geplant, aber die Ideen waren natürlich von Anfang an in unseren Köpfen. Somit haben wir relativ schnell die nächsten Slips entwickelt. Alle Slips sind aus der eigenen Not heraus entstanden, und Daniela wusste als Hebamme auch immer, auf was wir genau achten müssen. Auch unsere Rückenschmeichler haben ein Wärmepad, das sich in eine kleine Tasche im Bereich des unteren Rückens einlegen lässt. Dadurch wird die Rückenmuskulatur entspannt und die Schmerzen werden erträglicher. Diesen Slip gibt es auch für Schwangere. Und für unterwegs haben wir die „kleinen Helferlein“, die wiederverwendbaren Wärmepads to go, die sich per Knickplättchen erwärmen lassen und über zwei Stunden eine angenehme Wärmequelle bieten. Den Rückenschmeichler tragen wir zum Beispiel immer, wenn wir auf einer Messe lange stehen müssen.

Viele haben Ideen, doch es hapert an der Umsetzung. Habt ihr einen Tipp, wie man seine Ideen umsetzt?

Julia: Das Wichtigste ist der Ehrgeiz, sich nicht von der Umsetzung seiner Idee abhalten zu lassen, ein langer Atem und viel Geduld. Eine gute Prise Humor kann auch nicht schaden. Zu zweit ist es natürlich auch noch einmal leichter, weil man sich unterstützen und abstimmen kann. Es ist auch sehr wichtig, sich Hilfe zu holen, wenn man sich in gewissen Bereichen nicht auskennt. Alles allein schafft man nicht, aber dafür gibt es ja Experten. Wir haben ein für uns völlig neues Geschäft begonnen, da kann man nicht alles wissen. Finanziell muss man sich sehr einschränken, wir zahlen uns bis heute kein Gehalt aus, sondern investieren alles immer wieder in die Firma. Solche Zeiten muss man überbrücken können. Wir raten auch die Unterstützung der Gründerhilfe in Anspruch zu nehmen. Die können euch gleich sagen, ob eine Idee im Markt gut funktioniert oder eher nicht.

Wie lange hat es von der Idee bis zum Endprodukt gedauert und welche Hürden gab es?

Daniela: Die Zeit der Entwicklung hat eineinhalb Jahre gedauert. Glücklicherweise hatten wir keine wirklichen großen Hürden, über die wir springen mussten. Aber ein paar kleine schon. Wie organisiert man sich im Büro, wie werden die Aufgaben aufgeteilt, bringt man mehrere Produkte raus oder konzentriert man sich erst mal auf eins? Wie finanziert man das? Wie vermarktet man ein neues Produkt? Wir waren uns zum Glück immer sehr schnell einig. Wir haben unsere Ersparnisse zusammengekratzt, eine GbR gegründet und die Aufgaben verteilt.

Mit einer Freundin oder Bekannten zu gründen klingt immer sehr schön, kann aber auch ziemlich schwierig sein, oder? Zofft ihr euch manchmal und gibt es Verträge für den Fall der Fälle?

Julia: Ja, natürlich haben wir mehr Diskussionspotential, als in einer einfachen Freundschaft. Wir sehen uns jeden Tag über viele Stunden, tragen eine Menge Verantwortung und sind natürlich nicht immer einer Meinung. In solchen Fällen bekommen wir es immer gut hin zu diskutieren, ohne, dass es persönlich wird. Wir haben einen Vertrag miteinander, der uns absichert, wenn einer aussteigt, erkrankt etc. Ein Vertrag kommt von Vertragen, das war uns sehr wichtig, ebenso wichtig ist es, dass jeder seine Meinung äußern kann und jeder Partner gleichberechtigt ist.

Ihr seid beide Mütter. Wie bekommt ihr das mit der „Vereinbarkeit“ hin?

Julia: Es ist ein täglicher Spagat, jede von uns hat etwa fünf Stunden am Tag im Büro, die oft nicht reichen. Daniela hat drei Jungs im Alter von 7,9 und 12 und meine beiden Kinder sind 2 und 7 die haben alle unterschiedliche Bedürfnisse, auf dir wir natürlich so gut, wie möglich eingehen. Für den Nachmittag haben wir eine große Hilfe mit meinem Vater, der uns den Rücken freihält, sodass wir uns um unsere Kinder kümmern können. Er prüft, dass alle Bestellungen pünktlich rausgehen und kümmert sich, wenn etwas nicht rund läuft. Zudem hat er immer die Lagerbestände im Blick. Jedoch sind wir immer mit einem Ohr bei der Firma, das lässt sich nicht ganz ausblenden. Am Abend, wenn die Kinder im Bett sind, sitzen wir meistens wieder vor dem Rechner, um noch offene Punkte zu bearbeiten. Aber genau dafür bekommen wir ganz tolle Rückmeldungen von unseren Kundinnen. Wir beraten sie so gut und schnell wir können und das kommt super gut an.

Ein Unternehmen ist oft wie ein weiteres „Baby“, wie gehen eure Familien damit um?

Daniela: Wir haben das Glück, dass unsere Männer, Familien und Freunde voll hinter uns stehen und uns den Rücken stärken und freihalten. Unsere Männer waren von Anfang an total begeistert und unterstützen uns so gut sie können. Sie haben sich sogar mit auf die Messe Babywelt gestellt und mit uns gemeinsam die Kaiserschlüpfer vorgestellt und verkauft. Das haben sie so super gemacht, dass einige Frauen gar nicht von uns, sondern von den beiden beraten werden wollten. Unsere Männer sind sehr stolz auf uns. Sie haben viel Verständnis, aber ab und zu gibt es auch mal einen Rüffel, wenn wir zu spät noch arbeiten oder nur von der Firma sprechen. Unsere Kinder meckern auch manchmal ein wenig, aber auch die müssen lernen, dass das Arbeiten zum Leben dazu gehört.

Danke, ihr beiden!